- interessantes aus Inverstor´s Daily - ackid, 14.01.2004, 18:51
interessantes aus Inverstor´s Daily
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Mittwoch, 14. Januar 2004
Greenspan (über)interpretiert
von Jochen Steffens
Ich habe mal die Aussagen von Old Greeny"übersetzt". Diese Interpretation ist natürlich bewusst subjektiv und eindeutig überspitzt, also: bitte nicht ganz ernst nehmen.
Greenspan sagte, dass es aktuell wenig Hinweise für Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits gäbe. Das aktuelle Niveau sei noch finanzierbar.
Übersetzt heißt das: Amerika ist zuversichtlich, genug dummes ausländisches Kapital zu finden, dass dieses Leistungsbilanzdefizit bei einem schwächer werdenden Dollar mit Verlusten finanziert.
Weiter führte Greenspan aus, dass es keine bestimmte"Grenze" beim Leistungsbilanzdefizits gäbe, bei der es zu einer abrupten Anpassung der Währung kommen würde. Erfahrung anderer Länder seit den 80ern hätten gezeigt, dass das Leistungsbilanzdefizit in Prozent des BIP auch durchaus zweistellig werden kann, ohne dass es zu einer Korrektur komme.
Übersetzt heißt das: Wir können noch lange so weiter machen, erst wenn zweistellige Bereiche erreicht werden, sollten wir vorsichtig werden.
Dann wurde Greenspan etwas"arrogant". Die USA könne sich insgesamt sogar ein höheres Defizit erlauben, da der Dollar schließlich Weltreservewährung sei, so Greenspan.
Übersetzt: Die Welt kann es sich nicht erlauben, den Dollar abstürzen zu lassen. Deswegen wird sie alles tun, um das zu verhindern (z.B. Stützungskäufe der japanischen Notenbank) - gut für die Wirtschaft der USA. Dass dabei der Rest der Welt in konjunkturelle Gefahr gerät, scheint der FED offensichtlich egal zu sein.
Greenspan sagte: Die niedrige Inflationsrate in den USA sei zudem ein Hinweis, der gegen die Theorie des schwachen Dollars spricht.
Übersetzt: Solange die Deflation innerhalb Amerikas, die Inflationseinflüsse durch hohe Energie und Rohstoffpreise auffängt, braucht die FED die Zinsen nicht anzuheben. Anmerkung: Das ist sozusagen eine verdeckte Inflation. Der immense Preiskampf der durch die Überkapazitäten bei den Produkten verschiedener Firmen die Produkt-Preise faktisch sinken lässt (siehe Automobilbranche) verdeckt die von außen über den schwachen Dollar importierte Inflation der Rohstoff- und Energiepreise.
Dann hat Greenspan noch die Globalisierung gelobt (Schließlich ging es bei dem Treffen um das Thema Globalisierung, er muss ja der Einladung gerecht werden.) Etwas zynisch finde ich, dass er sie auch in Hinblick auf einen ganz bestimmten Effekt lobte: Durch das moderne Informations- und Kommunikationszeitalter werde der Horizont der Anleger erweitert, so dass Anlagen im Ausland weniger exotisch aber auch weniger gefährlich geworden seien.
Übersetzt: Das Internet und die modernen Kommunikationsmedien ermöglichen vielen der"dummen" Anlegern ihr Geld in Amerika anzulegen, die dazu früher nicht in der Lage waren. Das ist ein weiterer Grund warum Old Greeny zuversichtlich ist, dass sich Amerika diese Niedrigzinspolitik und die enorme Verschuldung leisten kann. Das Internet und die vielen Broker, über die man in auch in den USA realtime handeln kann, machen es möglich. Eine interessante Sichtweise der Dinge: Die"Erfindung" des Internets ermöglicht den USA eine höhere Verschuldung und eine riskantere monetäre Politik.
Dann befürwortete er noch eine flexible freie globale Weltwirtschaft.
Übersetzt: Wenn das Ausland dahinter kommt, dass Amerika sich gerade auf deren Kosten sanieren will, dann wird es eng für Amerika. Einige Länder könnten das so nicht mitmachen. Deswegen ist er wohl auch gegen eine Zinssenkung der EZB.
Wie gesagt, lesen Sie diesen Text mit einem schmunzelnden aber ernsten Lächeln...
Mittwoch, 14. Januar 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Heute wurde das Außenhandelsdefizit veröffentlicht. Der Dollarverfall scheint nun endlich Wirkung zu zeigen. Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 38,0 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Defizit in Höhe von 41,0 bis 42,0 Mrd. US-Dollar nach zuvor 41,6 Mrd. US-Dollar (revidiert von 41,8 Mrd.).
Wären die Arbeitsmarktdaten nicht so schlecht gewesen, würden die amerikanischen Märkte nun sicherlich deutlich fallen. Denn eine Zinssteigerung würde durch dieses bessere Ergebnis wieder in den Focus der Anleger rücken. Schließlich wirkt sich eine Zinssteigerung erst mit sechsmonatiger Verzögerung aus. Doch unter diesen Umständen wird diese Nachricht wohl erst einmal gefeiert werden.
Gleichzeitig sind zudem die Erzeugerpreise um 0,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,1 bis 0,2 % nach zuvor -0,3 %. Die Kernrate ist um 0,1 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Plus von 0,1 % nach bereits zuletzt -0,1 %.
Ist hier nun ein erstes Anzeichen für eine beginnende Inflation zu finden? Auch das würde zu fallenden Märkten führen, denn eine beginnende Inflation würde zwingend zu einer Zinssteigerung führen. Aber heute wird mehr auf die Zahlen von Intel, Yahoo und Apple, sowie das Beige Book geschaut.
Gruß Ackid

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