- The Daily Reckoning - Caution Ahead (John Mauldin) - Firmian, 16.01.2004, 20:02
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 16.01.2004, 20:05
- Re: Dt. Fassung - Danke! (owT) - Tofir, 16.01.2004, 21:27
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 16.01.2004, 20:05
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Wie treffen Wähler ihre Entscheidung?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Untersuchen sie sorgfältig die Argumente, die Logik der Aussagen und
Versprechungen der Bewerber? Oder geben sie ihre Stimme demjenigen,
der ihnen die Hand schüttelt... der das sagt, was sie hören wollen?
Werden die Wähler durch Rationalität oder durch Gefühl bewegt?
Wahrscheinlich kennen Sie meine Antwort. Ein Mann mag ein seriöser
Steinmetz oder Buchhalter sein. Er mag Tag für Tag zur Arbeit fahren
und die meiste Zeit über das Richtige tun. Er ist für seine Nachbarn
keine Bedrohung, und er wird auf internationalen Flügen keine
Flugzeugentführungen begehen. Aber sobald man ihn vor eine Wahlurne
stellt, dann verliert er sofort alle seine verlässlichen Referenzen.
Seine Erfahrung zählt nichts mehr. Er kann die Themen oder Argumente -
"neues Steuersystem","sichere Renten","Frieden im Mittleren Osten" -
nicht beurteilen... für ihn sind das alles leere Slogans und
Klischees.
Alles, was ihn führen kann, ist das Lächeln der Politiker... das
"Gefühl", dass die Dinge gut oder schlecht laufen... und das Raten,
welcher Humbug den geringsten Schaden anrichten wird.
Kurzfristig sind die Aktienmärkte eine gigantische"Wahlmaschine", so
Warren Buffett. Die Investoren geben ihr Geld genauso unüberlegt wie
ihre Stimme ab - basierend auf nichts mehr als auf vagen Stimmungen
und Gefühlen. Wenn sie sich bullish fühlen, dann kaufen sie. Wenn sie
auf der Bärenseite stehen, dann verkaufen sie.
In Märkten wie in der Politik werden die Massenstimmungen von den
Massenmedien geformt und fokussiert. Deshalb denken Millionen von
Menschen zur gleichen Zeit fast das Gleiche. Wie kann man solche
Massenstimmungen messen? Dazu verweise ich auf den letzten Artikel im
heutigen Investor's Daily.
Jetzt aber zunächst zu Eric Fry... mit mehr News:
Freitag, 16. Januar 2004
Greenspan und Bernanke zufrieden
von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street
Die Liquidität ist es, die derzeit laut Kommentatoren bei CNBC den
Aktienmarkt nach oben treibt. Aber ist die Liquidität, die die Fed
anbietet, wirklich der Hauptgrund für die steigenden Aktienkurse?
Wie auch immer - derzeit sind es eine Kombination aus guten News und
hoffnungsvollen Gerüchten, die die Käufe motivieren. So hat sich das
US-Handelsbilanzdefizit im November auf 38 Milliarden Dollar
verringert."Die Lücke im November war die kleinste seit 13 Monaten",
so Bloomberg,"und sie kam nach einem Defizit von 41,6 Milliarden
Dollar einen Monat früher... das Handelsdefizit mit China verringerte
sich von 13,6 Milliarden Dollar auf 10,8 Milliarden."
Das führte zu einer Rally beim Dollar und zu einem Selloff beim Gold,
während die Aktien stiegen. Der Greenback stieg deutlich, aktuell
steht der Euro wieder bei rund 1,25. Und der Goldpreis ist wieder
unter der Marke von 410 Dollar je Feinunze.
Und an der Wall Street machten bereits vor Bekanntgabe der Intel- und
Yahoo-Zahlen Gerüchte die Runde, dass die Zahlen"die Erwartungen
schlagen würden." Der überraschende Rückgang des Handelsbilanzdefizits
scheint - derzeit - Greenspans"Heilung durch Abwertung" Recht zu
geben. Seit 2 Jahren reden Greenspan und seine Mitarbeiter den Dollar
niedriger, während sie drohen, unbegrenzte Dollarmengen zu drucken,
wenn der Dollar sich weigern sollte, zu fallen. Und seit 2 Jahren
versichert der Fed-Vorsitzende den Amerikanern, dass die Abwertung des
Dollar die Wirtschaft beflügeln und das Handelsbilanzdefizit
verringern würde. Leider hat sich in den letzten zwei Jahren die
Wirtschaft meistens nur so durchgewurschtelt, und das
Handelsbilanzdefizit explodierte. Und es schien immer größer zu
werden... bis zu den jüngsten Zahlen.
Das amerikanische Handelsbilanzdefizit verbesserte sich insgesamt, da
das amerikanische Defizit im Handel mit allen größeren Handelspartnern
kleiner wurde. Das Defizit mit der Europäischen Union verringerte sich
im November von 8,7 Milliarden Dollar auf 7,4 Milliarden Dollar. Und
auch die Defizite mit Kanada, Mexiko und Japan verringerten sich - bei
China hatte ich das oben bereits erwähnt.
Aber Greenspan gibt sich damit nicht zufrieden. Am Dienstag sprach er
ja in Berlin vor der Deutschen Bundesbank, wo er den"produktiven"
Wachstumspfad der US-Wirtschaft in höchsten Tönen pries und den
starken Einbruch des Dollar mit einem Schulterzucken als unwichtig
abtat.
Und der Fed-Gouverneur machte da weiter, wo Greenspan aufgehört hatte.
Eine Dollarkrise sei"extrem unwahrscheinlich", so Bernanke."Ein
unkontrollierter Rückgang ist unwahrscheinlich, weil niemand daran ein
Interesse hat, auch die Japaner nicht." Interessante Theorie... wenn
ich mich richtig erinnere, dann hatte auch niemand am Aktiencrash von
1929 ein Interesse, und dennoch schaffte der es irgendwie, zu
erscheinen.
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Freitag, 16. Januar 2004
Hoher Ã-lpreis dank schwachem Dollar
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
***"Der Ã-lpreis steht bei 34,31 Dollar", beginnt der King Report.
"Ein 'Experte' bei CNBC und sein Gast warfen den hohen Preis der OPEC
und dem China-Boom vor. James May, Vorstandsvorsitzender von Air
Transport Association, warnte, dass der fallende Dollar ein Faktor
sei. Langfristige Leser wissen, dass wir regelmäßig feststellen, dass
historisch gesehen ein fallender Dollar zu stark steigenden Ã-lpreisen
geführt hat. US-Bürger und die Wall Street mögen die Wunder der
Dollarabwertung immer noch preisen, aber diejenigen im Ausland, deren
Einnamen in Dollar anfallen - besonders die OPEC -, sind nicht so
leichtgläubig..."
"Bitte erinnern Sie sich, dass Anfang 2003, wo der Dollar schon fiel,
Russland und Saddam Hussein die Ã-lverkäufe von Dollar auf Euro
umstellen wollten."
***"Die (amerikanischen) Konsumenten sind mit steigenden
Energiekosten konfrontiert", so eine Schlagzeile. Die Kernrate der
Inflation sinkt, so die Fed, aber die Konsumenten merken das wegen der
steigenden Energiekosten nicht. Außerdem steigen die Kosten für
Wohnen, da die Immobilienpreise weiter steigen. So konnte ich
vorgestern lesen, dass die Preise für Einfamilienhäuser in Los Angeles
in den letzten 12 Monaten um 23 % zugelegt haben. Und das bei
stagnierenden oder sogar fallenden Einkommen der Leute.
*** Die Franzosen sind schon ein lustiges Volk. Sie wissen, dass ich
seit ein paar Jahren zusammen mit meiner Familie in Frankreich lebe
und arbeite. Je länger wir unter den Franzosen leben und ihre Art
kennen lernen... desto lustiger sind sie. Letzte Nacht ging meine
Frau Elizabeth zu einem Treffen, bei dem eine"Rallye" geplant wurde.
Eine Rallye ist hier in Frankreich ein ziemlich formaler,
strukturierter Versuch, das soziale Leben der Teenager zu
kontrollieren.
Elizabeth berichtete:
"Das war merkwürdig. Da müssen ungefähr 30 Mütter... und ein
Vater... gewesen sein. Das war in einem Haus in Boulogne. Weißt Du,
das Haus war ziemlich klein, aber es war so vollgepackt mit
Familienerbstücken... das man sich noch nicht einmal umdrehen konnte.
Das Treffen war im Erdgeschoss... und selbst da starrten uns
Gesichter auf alten Porträtbildern an.
"Die ganze Idee ist es, den Kids ein passendes soziales Umfeld zu
geben, und sie davon abzuhalten, sich mit den falschen Leuten
abzugeben. Mit ein bisschen Glück finden sie dann sogar jemanden aus
einer guten Familie, den sie heiraten können, so dass dann auch ihre
Kinder an solchen Rallyes teilnehmen können. Henry (unser Sohn) würde
da gut reinpassen. Er ist so wettbewerbsfähig... und so französisch."
"Es geht um soziale Aktivitäten. Eine Mutter unternimmt mit einer
Gruppe von 60 Teenagern eine Fahrradtour durch den parc de St. Cloud.
Kannst Du Dir das vorstellen? Die muss verrückt sein. Eine andere
nimmt die Teenager zum Bowlen mit. Ich arbeite mit einer Frau
zusammen, die ich bereits kenne, um eine Party abzuhalten, bei der wir
den Teenagern das Tanzen beibringen wollen."
"Du meinst, so was wie französischen Rock?" so meine Frage.
"Ja."
"Aber Du weißt doch nicht, wie man zu französischem Rock tanzt."
"Nein, Dummkopf, wir bringen denen nicht das eigentliche Tanzen bei.
Das macht die Gesellschaft, die das alles organisiert. Das ist alles
so kompliziert und schwierig, dass wir uns da auf professionelle Hilfe
verlassen. Die bringen den Kindern das Tanzen bei. Wir sind nur für
die Party verantwortlich."
*** Zum Schluß noch eine gute Nachricht. Meine Tochter Maria, die als
Model arbeitet, wurde gestern 18. So, als ob es ein
Geburtstagsgeschenk gewesen wäre, erhielt sie einen Tag vorher einen
Vertrag, für Lancel-Handtaschen zu posieren. Wenn alles gut geht, dann
werden sie ihr Bild bald überall in Europa sehen können.
"Daddy", sagte sie mir am Vorabend ihres Geburtstages,"ich weiß dass
ich oft schlechte Laune habe... aber ich wollte Dir sagen, wie sehr
ich Dich zu schätzen weiß."
Ich hob vom Boden ab... und habe ihn immer noch nicht wieder berührt.
Stay tuned.
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Freitag, 16. Januar 2004
Das Messen von Massenstimmungen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Wie kann man Massenstimmungen messen? Nun, wir können die Stimmung der
Allgemeinheit dadurch beurteilen, indem wir uns ein paar breit
gefasste Indikatoren ansehen. 1974 kaufte ein Investor eine Aktie
dann, wenn sie jedes Jahr ungefähr 15 % von dem, was er für sie
bezahlt hatte, verdiente. Ein Vierteljahrhundert später war er bereit,
dieselbe Aktie zu kaufen, wenn sie pro Jahr nur 3 % seines Einsatzes
verdiente.
Ein anderer Weg, die Stimmung der Allgemeinheit zu messen, ist der
Vergleich des Goldpreises mit dem Preis für alle Aktien des Dow Jones.
Es gibt keinen Grund dafür, dass der Kleinanleger zu bestimmten Zeiten
Gold gegenüber Aktien bevorzugt und zu anderen Zeiten nicht - außer
dem Grund, dass sich seine Stimmung geändert hat. Manchmal ist er
hoffnungsvoll, optimistisch, positiv, aktiv... und manchmal nicht.
Wenn er sich gut in Bezug auf die Zukunft fühlt... dann bevorzugt er
Aktien, denn die repräsentieren Wachstum, Technologie, Geschäfte,
Gewinne und all die guten Dinge, die er kommen sieht. Wenn er hingegen
ängstlich ist, dann verkauft er die Aktien und kauft Gold."Nur für
alle Fälle", sagt er sich. Die Aktien könnten morgen nichts mehr wert
sein. Das Gold wird ganz bestimmt auch weiterhin da sein.
Laut Ian McAvity konnte man im Jahr 1900 mit 5 Feinunzen Gold einmal
den Dow Jones kaufen (das heißt, von den 30 enthaltenen Aktien jeweils
eine). Der Goldhandel wurde in den USA von Franklin Roosevelt
verboten, aber 1968 wieder aufgenommen. Da war das Verhältnis nicht
mehr bei 5 zu 1, sondern bei 8 zu 1. Heute steht es fast bei 25 zu 1.
Die Massenstimmungen kann man auch an den Schulden messen. Wenn sich
die Leute positiv und offen fühlen, dann sind sie bereit, sich für
ihre Projekte zu verschulden, da sie zuversichtlich sind, dass sich
die Dinge gut entwickeln werden. Wenn sie sich hingegen pessimistisch
fühlen, dann zahlen sie ihre Schulden zurück, kürzen ihre Ausgaben und
warten ab, bis sich die Lage verbessert.
Wie fühlen sich die Amerikaner heute? Das Verhältnis aller Schulden
(Unternehmen, private und öffentliche Haushalte) zum BIP lag in den
ersten 8 Dekaden des letzten Jahrhunderts in den USA immer bei einem
Wert zwischen 1,0 und 1,6. Heute ist der Wert mehr als doppelt so
hoch... das ist ein neuer Rekord.
Niemals zuvor waren die Amerikaner so zuversichtlich... so
optimistisch... so aktiv... so verrückt! Sie leihen sich mehr als je
zuvor, und sie gehen so schnell wie nie zuvor Pleite. Sie geben mehr
aus... auch wenn sie weniger verdienen. Sie kaufen Aktien in der
Hoffnung, dass diese steigen werden... obwohl die Aktien bereits auf
völlig überteuerte Höhen gestiegen sind. Und ihr Präsident hat ihnen
das größte Haushaltsdefizit der Geschichte beschert... und die
ambitionierteste Außenpolitik. Er ist nicht damit zufrieden, dass er
die Flagge in Babylon aufstellen kann - er will sogar nach dem Mars
greifen! Ich kann es kaum erwarten...

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