- The Daily Reckoning - The Value Of Catastrophe (Dan Ferris) - Firmian, 21.01.2004, 19:12
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 21.01.2004, 19:14
- Re: Dt. Fassung vom Investor-Verlag / Tippfehler.... - - Elli -, 21.01.2004, 19:50
- Danke - wie immer interessant und so bequem lesbar! Gruss (owT) - Tofir, 21.01.2004, 21:10
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 21.01.2004, 19:14
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Gesprächsrunde bei"Money Week" - Teil 1
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich habe einen Freund, der einen Schlaganfall hatte. Als er sich
davon erholte, veränderte sich auch sine Persönlichkeit. Er war vorher
ein sehr pessimistischer Investor. Aber der Schlaganfall beschädigte
den Teil seines Gehirns, der die Negativität ermunterte - so sagte er.
So wurde er ein Optimist... und jetzt hat er sehr viel Geld in
Biotech-Aktien investiert."
Ich war Teilnehmer der monatlichen Gesprächsrunde am"runden Tisch"
des Magazins"Money Week". Nun, der Tisch war eigentlich nicht rund;
er war rechteckig. Und die Gruppe hatte bereits genug getrunken, so
dass die Diskussion einige gefährliche Ecken bekam, obwohl sie auch
einige richtige Winkel hatte.
"Ha... ich wusste es", erklärte der auch eingeladene Londoner
Korrespondent des Investor's Daily, Sean Corrigan."Man muss
gehirngeschädigt sein, um zu diesen Kursen an solche spekulativen
Aktien zu glauben."
Natürlich waren Technologieaktien in den letzten 12 Monaten die besten
Performer. Und als die Teilnehmer der Gesprächsrunde ihre Empfehlungen
abgeben sollten, da nannte Tom Bulford, der Herausgeber eines
britischen Börsenbriefes, eine Aktie, die sich wie ein Technologiewert
anhörte:"Invox", schlug er vor."Ich weiß nicht, was die machen...
aber die Zahlen sind fantastisch."
Jeder hat eine Meinung, natürlich. Woher - ob aus einem selbst oder
aus den Sternen - weiß ich nicht.
"Ich kriege das einfach nicht aus meinem Kopf heraus", sagte ein
anwesender Hedgefonds-Manager."Von November 1929 bis Juni 1939
stiegen die Kurse der amerikanischen Aktien um 50 %. Leute wie Jesse
Livermore, der einer der größten jemals lebenden Investoren war,...
stiegen frühzeitig aus, um den Kollaps von Oktober 1929 zu vermeiden.
Aber die länger als erwartet dauernde Rally vernichtete ihn (...) und
er pustete sich das Gehirn weg. Und danach ging der Bärenmarkt los,
und die Aktien verloren 80 %. Alles, das so stark fällt, ist dazu
prädestiniert, sich um 50 % bis 100 % zu erholen... aber das alles
hat keinen Informationsgehalt... ich weiß nicht, was ich davon halten
soll... aber da ich Schotte bin... sollte ich deprimiert sein."
Sean Corrigan meinte:"Amerika spielt ein Spiel mit hohem Einsatz. Sie
haben das gesamte Land mit Schulden überladen. Und nur durch eine
Inflation können sie diese Schulden leicht wieder loswerden. Die Fed
hat keine moralischen Bedenken. Bernanke hat versprochen, dass es eine
Inflation geben wird. Das werden sie tun..."
"Ja, eine Inflation wird kommen. Und lang laufende US-Anleihen müssten
derzeit der größte Verkauf überhaupt sein", fügte Brian Durrant,
Herausgeber eines britischen Börsenbriefes, hinzu.
"Aber ich denke nicht, dass etwas Ernstes vor den amerikanischen
Präsidentschaftswahlen passieren wird", antwortete Dan Denning."Wir
könnten sogar noch einen Rückgang der langfristigen Zinsen sehen...
auf 3 %. Was würde das bedeuten? Eine neue Runde von
Hypothekenerhöhungen... noch mehr mit Schulden gefütterter, von
Konsum getriebener Boom. Trotz des Verfalls des Dollars steigen die
Lebenshaltungskosten in Amerika nicht. Es gibt Platz für weitere
Zinssenkungen. Die Fed wird die Leitzinsen vor der Wahl definitiv
nicht erhöhen. Das Einzige, was vorher zu steigenden Zinsen führen
könnte, wäre ein plötzlich steigender Ã-lpreis. Haben Sie die Zeitungen
vom Montag gelesen? Dr. Mahathir Mohamad, der ehemalige
Premierminister von Malaysia, hielt in Saudi Arabien eine Rede, in der
er die Araber dazu aufforderte, ihre Ã-lverkäufe in Gold abzurechnen!
Er ist ein Provokateur... und vielleicht ein bisschen verrückt...
aber das ist eine Idee, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird."
Mehr zu unseren Gesprächen am"runden Tisch" von Money Week weiter
unten... aber zunächst einmal zu Eric Fry an der Wall Street:
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Mittwoch, 21. Januar 2004
Mögen die Spekulationsblasen niemals platzen!
von unserem Korrespondenten Eric Fry in der Betonwüste, die besser
unter dem Namen"Manhattan" bekannt ist
Die neue Woche begann ruhig - am Montag blieben die US-Börsen wegen
des Feiertags"Martin Luther King Day" geschlossen. Der Dollar
beendete am Montag übrigens seine temporäre Erholung. Was mir
aufgefallen ist. Die Bank of Japan hat auch während der
zwischenzeitlichen Dollar-Erholung weiter Dollar gegen Yen gekauft.
Natürlich sind die Dollarkäufe der japanischen Zentralbank nicht so
überraschend. Sie kauft Dollar, so wie ein US-Kongressabgeordneter
Stimmen kauft. Was überraschender ist, ist die Tatsache, dass auch die
brasilianische Zentralbank versucht, den Dollar durch Käufe steigen zu
lassen. Ja, es stimmt; vor ungefähr zwei Wochen begann die
brasilianische Zentralbank, das erste Mal seit 5 Jahren mit
Dollarkäufen, weil sie der Rally der brasilianischen Währung ("Real")
entgegenwirken wollte, die nämlich das auf den Exporten basierende
Wirtschaftswachstum Brasiliens bedroht.
Brasilien hatte im Jahr 1994 das Umtauschverhältnis zwischen Dollar
und Real auf 1 zu 1 fixiert. Dieses Verhältnis wurde fast 5 Jahre
beibehalten. Aber dann konnte es nicht mehr gehalten werden, und
Anfang 1999 brach der Real aus. Er verlor sofort die Hälfte seines
Wertes, und bis Ende 2002 hatte er gegenüber dem Dollar 75 % verloren.
In diesen Jahren intervenierte die brasilianische Zentralbank von Zeit
zu Zeit, um den Real zu stützen. Die Idee, Reals zu verkaufen, um den
Druck auf den Real zu erhöhen, wäre da undenkbar gewesen.
Allerdings hat die ehemals schwächliche brasilianische Währung seitdem
eine heroische Performance hingelegt. In den letzten anderthalb Jahren
ist der Real gegenüber dem Dollar um 40 % und gegenüber dem Euro um
14 % gestiegen. Ich bezweifle, dass der Real die nächste
Weltreservewährung werden wird. Aber ich frage mich, wann der Dollar
der nächste Real werden wird...
Aber das langfristige Schicksal wird keinen Einfluss auf den heutigen
Handelstag an der Wall Street haben. Die Händler werden heute auf
ihren Bloomberg-Monitoren scheinbar gute News lesen: Die US-Wirtschaft
zeigt Zeichen der Stärke, und die Technologieunternehmen präsentieren
wieder einmal Gewinne, die die Erwartungen schlagen. Die Zinsen stehen
immer noch auf dem tiefsten Stand seit 2 Generationen. Und da die
Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen auf 4 % gefallen ist, brummt
auch der Hypothekenmarkt wieder richtig.
Die Nachfrage nach neuen Hypotheken ist in der Woche, die am 9. Januar
endete, um 17 % gestiegen, so die Mortgage Bankers Association. Das
sind die guten News... aber bevor Sie loslaufen, um die Aktien von
US-Hypothekenbanken zu ordern, sollten Sie wissen, dass das jüngste
Volumen der Hypothekenanträge immer noch fast 80 % unter dem
Rekordwert von Mai 2003 liegt.
Der Chart der Hypothekenvergabe in den letzten 8 Monaten sieht dem
Nasdaq-Chart nach dem Topp vom März 2000 bemerkenswert ähnlich...
gibt es irgendeine fundamentale Ähnlichkeit zwischen beiden Indizes,
oder ist es nur Zufall?
War der Boom bei der Hypothekenvergabe auch eine Spekulationsblase?
Falls ja, kann aus der die Luft rausgehen, genauso wie es bei der
Nasdaq-Spekulationsblase der Fall war? Ich bin skeptisch. Auf der
anderen Seite sind Spekulationsblasen und Nach-Spekulationsblasen in
der Greenspan-Wirtschaft so normal wie korrupte Fondsmanager. In der
Tat: Sogar die US-Volkswirtschaft selbst - oder zumindest ihr
Finanzteil - scheint leichter als Luft zu sein.
Mögen die Spekulationsblasen niemals platzen.
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Mittwoch, 21. Januar 2004
Gesprächsrunde bei"Money Week" - Teil 2
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London:
***"Das ist die große Frage", versuchte Brian Durrant
zusammenzufassen."Ist der Bullenmarkt bei den Anleihen vorbei oder
nicht?"
Ich hatte das nicht gesagt - ich wollte die Konversation nicht stören
-, aber ich schätze, dass er noch nicht vorbei ist. Was nicht
bedeutet, dass ich jemandem raten würde, auf eine Fortsetzung dieses
Bullenmarktes bei Anleihen zu setzen.
"Ich kann meinen Investoren keine US-Staatsanleihen empfehlen", sagte
Andrew Vaughn, Investmentberater für den Zürich Club."Die sind
einfach zu riskant. Man findet keine guten Gründe, die ein Halten von
US-Staatsanleihen rechtfertigen."
"Ich sehe nicht, was das Problem ist", konterte Tom Bulford."Ich wäre
überrascht, wenn der Dollar dieses Jahr noch weiter fallen würde. Die
Leute machen sich über diese gesamtwirtschaftlichen Dinge keine
Sorgen. Sie wollen einfach nur wissen, ob sie genug Geld für ihre
monatlichen Zahlungsverpflichtungen haben. Das ist auch der Grund,
warum die Armut in Großbritannien dieses Jahr steigen wird. Solange
Geld verfügbar ist, werden die Leute kein Problem sehen."
Das Depot von Tom Bulford, das aus kleinen britischen Aktien besteht,
stieg im letzten Jahr"um mehr als 50 %", so teilte er uns mit. Ein
anderer warnte hingegen:"Es gibt TV-Shows über Leute, die ihren Job
aufgegeben haben, um in Immobilien zu investieren. Das muss eine
Spekulationsblase sein..."
"Und in den USA beträgt die Höhe der gesamten Schulden jetzt 350 % der
Wirtschaftsleistung... und die Finanzwirtschaft ist 4 Mal so groß wie
die reale Wirtschaft. Das ist die reale Spekulationsblase... und (der
Fed-Gouverneur) Ben Bernanke versucht, sie weiter zu füttern."
"Aber das Paradox von Bernanke ist das: Wenn er die Inflation, die er
will, bekommt, dann steigen auch die Zinsen... vielleicht auf 7 %
oder 7,5 %. Aber die reale Wirtschaft wird mit so hohen Zinssätzen
Probleme haben."
"Das ist richtig", stimmte Denning zu."Greenspan hielt vor kurzem
eine Rede, in der er die Finanzwirtschaft lobte. Alle diese Derivative
ermöglichen den USA laut seiner Ansicht sogar noch höhere Defizite.
Denn die Märkte könnten die Schulden verkaufen. Aber zu wem? Und zu
welchem Preis? Die Hausbesitzer in den USA haben bereits jetzt
Probleme mit ihren Hypothekenzahlungen - und das trotz der niedrigsten
Zinssätze seit einem halben Jahrhundert. Wenn die Zinsen und damit die
Hypothekenzahlungen in den USA steigen - dann wird die reale
Wirtschaft zerstört."
*** Als Hugh Hendry nach seiner aktuellen Empfehlung gefragt wurde,
antwortete er:
"Kaffee. Man sollte Kaffee kaufen. Der befindet sich seit 20 Jahren in
einem Bärenmarkt. Aber versuchen Sie nicht, Kaffeebohnen zu kaufen.
Kaufen Sie Kaffee."
"Mit oder ohne Koffein?" fragte ich.
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Mittwoch, 21. Januar 2004
Von jemandem, der über seine Verhältnisse lebte
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Das ist eine gemeine, unstete Welt, in der wir leben. Ich sage das
beileidsvoll für meinen Freund Conrad Black. Er ist nicht gestorben,
aber ruiniert und derzeit in den USA und Großbritannien in den
Schlagzeilen. Ich sage"Freund", aber eigentlich habe ich nur einmal
mit ihm zu Mittag gegessen, vor ein paar Jahren. Aber dennoch gefielen
mir sein Witz und seine Gelehrsamkeit. Conrad mag Geschichte - so wie
ich. Vor kurzem schrieb er ein Geschichtsbuch über seinen Helden,
Franklin Roosevelt. Und dennoch mochte ich ihn.
Aber armer Conrad. Die Zeitungen waren gegen ihn. Conrad besaß die
Chicago Sun-Times. Aber sein"Medien-Imperium liegt in Trümmern", so
die New York Times. Es gab niemals viele Leute auf diesem Planeten,
die es sich leisten konnten, so wie Lord and Lady Black zu leben,
teilt uns die Presse mit. Zu schade, dass sich das auch die beiden
nicht leisten konnten.
Conrad ist ein großer Mann - und ein kleiner. In seinem Haus in Palm
Beach hat er für 2,5 Millionen Dollar einen Springbrunnen installieren
lassen. In Toronto hat er ein Modell der Kupferkuppel des St.
Petersdoms bauen lassen. Dass er über seine Verhältnisse zu leben
schien, trennt ihn von wenigen Nordamerikanern. Er unterschied sich
nur in seiner Extravaganz von fast allen von ihnen.

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