- The Daily Reckoning - At Least Don't Buy Bonds... (Porter Stansberry) - Firmian, 23.01.2004, 19:48
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 23.01.2004, 19:50
- Re: Dt. Fassung - Danke und Gruss zum Wochenende (owT) - Tofir, 23.01.2004, 20:22
- Das war wieder vom feinsten.Danke Firmian für diese Highlights - Euklid, 23.01.2004, 20:58
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 23.01.2004, 19:50
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Tritt in den Hintern!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Die Amerikaner steigen mit den Aufgaben der Geschichte", sagte
Präsident Bush in seiner Rede zur Lage der Nation vom Dienstag.
Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber wenn ich an die Lage der
amerikanischen Nation denke, dann kommt mir Wort"phantasierend" in
den Sinn.
Der Präsident meint, dass sich die Nation im Krieg befindet - in einem
Krieg, der notwendigerweise große Opfer vom amerikanischen Volk
verlangt. Gegen wen sich die Nation im Krieg befindet, ist ein Thema
großer Verwirrung. Wo ist der Feind? Wieviele Divisionen hat er?
Welche Waffen hat er? Was ist seine Kriegsstrategie... was sind seine
Kriegsziele? Warum hat sich dieser Feind dazu entschlossen, gegen die
USA in den Krieg zu ziehen? Wieviel wird dieser Krieg kosten? Wie kann
er beendet werden?
Niemand scheint das zu wissen. Und kaum jemand stellt überhaupt diese
Fragen.
Der arme Paul O'Neill. Der ehemalige US-Finanzminister scheint
wirklich überrascht zu sein, dass die Bush-Administration nur deshalb
auf ihn sauer ist, weil er"die Wahrheit gesagt hat".
Die Wahrheit, die er sagte, war, dass der Präsident kaum eine Ahnung
von dem hatte, was er tat... und dass niemand im Weißen Haus ein
Interesse an den offenen Fragen hatte, aus denen Ahnungen hätten
erwachsen können.
Aber die Wahrheit scheint das Letzte zu sein, das die Amerikaner
wollen.
"Reagan bewies, dass Defizite egal sind", erklärte Dick Cheney,
während er halluzinierte. Und so wurden die Staatsausgaben mit der
gleichen halsbrecherischen Weise gesteigert, wie der Krieg gegen den
Terror verfolgt wurde.
Bis jetzt scheint es"funktioniert zu haben", was bedeutet, dass die
Amerikaner immer tiefer in die Schuldenfalle gelockt worden sind.
Eines Tages werden sie das fast sicher bereuen - aber dieser Tag
könnte erst lange nach der nächsten Wahl eintreten. Also, wen kümmert
das jetzt schon?
Die Zahl der Hausneubauten liegt in den USA auf einem 20-Jahreshoch.
Die bestehenden Hypotheken werden stark erhöht. Die Immobilienpreise
steigen. Der Dow Jones notiert über 10.000 Punkten. Die Amerikaner
schulden dem AUsland mehr Geld, als dies je bei einem Volk der Fall
war. Aber zumindest derzeit können sie ihre monatlichen
Zahlungsverpflichtungen noch erbringen.
Einer der größten Trends unserer Zeit ist der Eintritt von Millionen
von Menschen in den Weltarbeitsmarkt. Vor ein paar Jahren waren die
chinesischen Bauern keine Bedrohung für die Fabrikarbeiter in
Milwaukee... und auch die pakistanischen Ingenieure bedrohten die
IT-Arbeiter in Chicago nicht ernsthaft. Jetzt führt dieser große
Anstieg des Proletariats zu niedrigeren Löhnen in den USA.
Die amerikanische Mittelklasse kann nicht glauben, dass sie dadurch
ruiniert wird. Die gesamten amerikanischen Schulden sind höher als
jemals zuvor in der Geschichte - sie liegen bei 350 % der
Wirtschaftsleistung. Die Realeinkommen stagnieren oder fallen...
während Millionen Chinesen und Inder bereitstehen, um die gleiche
Arbeit für ein Zehntel des Lohns zu erledigen. Jedes Jahr wandert
ungefähr 1 % des gesamten amerikanischen Vermögens in ausländische
Hände. Und dennoch glauben die Amerikaner weiterhin, dass sie etwas
Besonderes sind... dass sie vielleicht ein Geschenk von Gott selbst
erhalten haben... das ihnen das Recht gibt, Fortschritt ohne Sparen
zu haben, Reichtum ohne Investitionen, und Löhne, die 1000 % über dem
Lohnniveau der Dritten Welt liegen.
Vielleicht gibt es kein Problem. Ein Delirium dauert nicht ewig. Aber
was ist schon von Dauer? Irgendwann hat der Patient das Delirium
überstanden... oder stirbt. Präsident Bush zeigt keine Anzeichen
dafür, dass er das Fieber abschüttelt. Auch bei den Wählern sucht man
ergebnislos nach solchen Anzeichen. Sie scheinen alle glücklich damit
zu sein, auf der Straße des Ruins weiterzufahren, bis diese zu Ende
ist. Die Amerikaner steigen nicht mit den Aufgaben der Geschichte.
Stattdessen steigt die Geschichte, und sie gibt den Amerikanern einen
Tritt in ihren"derrière", wie der Franzose sagt.
Während ich darauf warte... hier ist Eric mit den News von der Wall
Street:
Freitag, 23. Januar 2004
Rally am US-Anleihenmarkt - kaum bemerkt
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
JP Morgan präsentierte ein Quartalsergebnis, das"die Erwartungen
schlug." Das zog auch die anderen Bankaktien mit nach oben - und der
BKX-Index der amerikanischen Bankaktien steht auf Allzeithoch.
Ziemlich schön, oder? Der BKX steigt auf Allzeithoch, obwohl der
Gesamtmarkt noch deutlich unter seinen Allzeithochs notiert. Dabei
sind die langfristigen Zinsen seit letztem Juni um 1 Prozentpunkt
gestiegen, und die Hypothekenaktivität liegt derzeit 80 % unter ihrem
Wert vom letzten Mai. Schaut der Markt da schon in die Zukunft, und
sieht er einen neuen Boom im Finanzsektor... oder verliert er einfach
seinen Kopf? Ich traue dieser Rally der Bankaktien nicht, aber mir
würde es nicht im Traum einfallen, mich dieser Rally
entgegenzustellen. Obwohl ich ein angeborenes Misstrauen gegen Aktien
auf Allzeithoch habe, habe ich auch gelernt, ihr Recht auf eine Serie
von noch höheren Allzeithochs zu respektieren... auch wenn sie es
nicht verdienen.
Während die Bankaktien heiß laufen, blieben die Halbleiteraktien
zuletzt so kalt wie der Hudson River. (Und der ist wirklich kalt...
ich konnte auf dem Hudson River gestern Eisschollen treiben sehen...
wenn es noch ein paar Tage so kalt bleibt, dann werde ich zu Fuß von
Manhattan nach New Jersey wandern können, über den Fluss.) Der
Halbleiterindex SOXX verlor alleine vorgestern 2,6 %, nachdem Motorola
ein Quartalsergebnis"unter den Erwartungen" vermeldet hatte.
Doch es gibt auch Positives zu berichten, wie CBSMarketwatch bemerkte:
"Positiv für die Halbleitertitel sind die Auftragseingänge für
Computerchips, die im Dezember stark stiegen, was der sechste
monatliche Anstieg in Folge war, während eine weitere
Schlüsselkennzahl - das Verhältnis von Auftrageingängen zu
Auslieferungen - den dritten Monat in Folge über dem Wert von 1,0
blieb."
Der Dollar ist derzeit die kälteste aller Anlageklassen. Auch die
jüngste Rede von US-Präsident Bush konnte ihn nicht unterstützen.
Offensichtlich konnte die Bush-Doktrin von Steuersenkungen kombiniert
mit Ausgabenerhöhungen den Dollar nicht erwärmen.
Mysteriöserweise hat die Aussicht auf steigende US-Haushaltsdefizite
zu steigenden Kursen bei den US-Staatsanleihen geführt. Die Rendite
der 10-jährigen T-Bonds fiel am Mittwoch auf 4,02 %.
Die robuste Rally am Aktienmarkt hat das Interesse von den steigenden
Anleihenkursen abgelenkt. Aber die Anleihen genießen eine eigene Rally
- trotz des fallenden Dollars, des riesigen US-Leistungsbilanzdefizits
und des sich vergrößernden US-Haushaltsdefizits.
Sollten Sie Ihre US-Anleihen, wenn Sie noch welche haben, in diese
steigenden Kurse hinein verkaufen?"Ja", sagt Bill Gross, Manager des
PIMCO-Rentenfonds.
"Bill Gross bekommt pro Jahr mehr als 40 Millionen Dollar für das
Managen des größten Rentenfonds der Welt", erklärte mir mein Kollege
Steve Sjuggerud."Der Rentenfonds von Gross hat ein Volumen von 350
Milliarden Dollar (Milliarden!). Sie nennen ihn (...) den Warren
Buffett der Anleihen. Aus gutem Grund... Seit dem Auflegen seines
Rentenfonds im Jahre 1987 hat Bill Gross 95 % der konkurrierenden
Rentenfonds in der Performance übertreffen können."
Ich würde da Mr. Gross nicht widersprechen. Im Gegenteil, auch ich bin
der Ansicht, dass US-Staatsanleihen der sicherste Verkauf westlich des
Atlantiks sind. Bill Bonner sieht das ein bisschen anders. Aber ich
habe mir meine Meinung gebildet. Die wird durch Aussagen wie die von
William Poole, Präsident der Fed of St. Louis, noch gestützt:"Die
Ausländer kauften in den 1980er für durchschnittlich 155 Milliarden
Dollar pro Jahr US-Vermögensanlagen. Seit dem Jahr 2000 hat sich der
ausländische Besitz von US-Vermögensanlagen um 833 Milliarden Dollar
pro Jahr erhöht - mehr als eine Verfünffachung (...). Im Jahr 2000
kauften die Ausländer für über 1 Billion Dollar US-Vermögensanlagen.
Und Ende 2002 hielten sie insgesamt mehr als 9 Billionen Dollar in
solchen Anlagen; darunter 300 Milliarden Dollar in Cash, was deutlich
mehr Bargeld ist, was alle Amerikaner zusammen besitzen.""In den
letzten 6 Quartalen hat die US-Regierung 345 Milliarden an neuen
Anleihen herausgegeben. Die Netto-Bestände der Ausländer an
US-Anleihen haben sich im gleichen Zeitraum um 304 Milliarden Dollar
erhöht. Die Ausländer müssen alle unsere neuen Schulden kaufen, weil
unsere Wirtschaft fast keine Ersparnisse produziert."
Der Finanzanalyst Porter Stansberry anwortet auf die Kommentare von
Poole:"Das erinnnert mich daran, was Alan Greenspan diesen Monat in
Deutschland gesagt hat, als er auf die wachsende Auslandsverschuldung
der USA angesprochen wurde: 'Am Ende wird die Begrenzung für die Größe
der tolerierbaren US-Ungleichgewichte auf der globalen Bühne der
Widerwillen der ausländischen Staatsbürger sein, zusätzliche (...)
Forderungen gegen die US-Bürger aufzubauen.'"
Stansberry weiter:"Und der Fed-Gouverneur Ben Bernanke meint, dass
die steigenden Rohstoffpreise kein Indikator für eine zukünftige
Inflation, sondern stattdessen der Beweis für eine 'sich verstärkende
wirtschaftliche Aktivität' seien."
Mein Fazit: Die Rally bei den US-Anleihen könnte noch ein wenig weiter
laufen - auch wenn die US-Anleihen das nicht verdienen.
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Freitag, 23. Januar 2004
Der Unterschied zwischen einem Optimisten und einem Pessimisten
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
***"Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung", sagen meine
Schweizer Freunde.
"Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Optimisten und einem
Pessimisten?" fragt mich ein Leser.
"Der Optimist denkt, dass wir in der Besten aller möglichen Welten
leben."
"Der Pessimist fürchtet, dass der Optimist Recht hat."
***"Ich fand es interessant, dass Sie einige Sätze von George Orwell
über Frauen und Geld zitiert haben", schreibt mir ein Leser. (Orwell
hatte zynisch beschrieben, wie sich Frauen nicht über das
Geldverdienen, sondern über das Geldausgeben Sorgen machen).
"Zufälligerweise habe ich in der London Times etwas gelesen, das
übersetzt so lautet:"... Volkswirte glauben, dass Frauen anfälliger
sind gegenüber dem Zeigen von Reichtum."

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