- The Daily Reckoning - Flight To Garbage (Marc Faber) - Firmian, 31.01.2004, 00:40
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 31.01.2004, 00:42
- Danke - wie immer sehr interessant! Gruss und schönes Wochenende wünscht - Tofir, 31.01.2004, 00:55
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 31.01.2004, 00:42
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Niemand weiß irgendwas
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Niemand weiß irgendwas", sagt man in Hollywood. Denn niemand kann
prognostizieren, welcher Film ein Hit werden wird... und welcher ein
Flopp.
Aber die Leute wissen in Bezug auf Politik, Finanzen, Investments oder
Volkswirtschaftslehre noch weniger.
Die Ã-konomen geben vor, dass sie das Bruttosozialprodukt des nächsten
Jahres kennen würden... oder dass sie die Rentenverpflichtungen in 20
Jahren schätzen könnten. Aber sie können einem noch nicht einmal den
Ã-lpreis von morgen nennen... oder den von nächster Woche... von dem
in 5 Jahren ganz zu schweigen.
Bei welchem Zinssatz kann man sich ein Haus leisten... wann ist die
Schmerzgrenze beim Benzinpreis erreicht? Niemand kann das sagen. Und
ohne diese kritischen Komponenten ist der Rest der Zukunft so
mysteriös wie eine Wahlkampfrede von George Bush.
Die heutigen Ã-konomen wissen von allem weniger als Null. Denn was sie
über die Gegenwart denken, ist so falsch und schmeichelnd wie die
Versprechungen eines Verführers.
Alle Zahlen, mit denen ein Ã-konom heute umgeht, sind nämlich durch den
Dollar verzerrt. Was ist ein Dollar? Das kann keiner sagen. 1971
brauchte man 41 Dollar, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Heute braucht
man 10 Mal so viele - obwohl sich das Gold seit 1980 in einem
Bärenmarkt befand und sich immer noch nicht davon erholt hat.
Den einen Tag kann ein Mann sich ein paar Dollar nehmen und eine Aktie
kaufen; am nächsten Tag braucht er dafür schon doppelt so viele
Dollar. Komischerweise fühlt er sich dann reicher... auch dann, wenn
sich die Kaufkraft dieser Dollar halbiert hat!
Wenn die Dollarpreise von Waschmaschinen oder Doughnuts steigen, dann
werden die Konsumenten aktiv. Sie fordern die Fed auf, dass sie gegen
die Inflation"etwas tut", da diese die Familienbudgets belastet. Aber
wenn die Immobilienpreise steigen, dann sind die Leute hoch erfreut.
Je weniger Haus sie für ihre Dollar bekommen... desto lieber gehen
sie dieses Geschäft ein.
Wenn der Dollar eine Geliebte wäre, dann wäre er der Grund für
Herzbeschwerden. Denn er ist unberechenbar, unzuverlässig, unsicher
und wankelmütig. Dennoch können die Leute davon nicht genug bekommen.
Auch wenn sie gewarnt werden: Diese Geliebte hat eine fragwürdige
Vergangenheit... sie wird die Herzen brechen und die Geldbörsen
stehlen. Dennoch wird sie in die Häuser und Herzen eingeladen, ohne
Fragen.
Der Dollar hat Konsumenten, Investoren und Zentralbankern überall auf
der Welt den Kopf verdreht. Und überall, wo er hingeht, macht er eine
Szene: Die ausländischen Nationen erzielen im Handel mit den USA
Überschüsse... und haben deshalb jede Menge Dollar. Die geraten dann
in ihr Bankensystem. Und so wird die amerikanische Fed die Zentralbank
der gesamten Welt. So ist z.B. die chinesische Geldmenge (M2) im
Dezember um 20 % gewachsen - zum großen Teil wegen der zugeflossenen
Dollar. Ist es da ein Wunder, dass China einen Boom genießt? Besteht
ein Zweifel daran, wie das alles enden wird?
Jeder Idiot wird bald von seinem Geld getrennt, so sage ich. Aber
bevor sie sich trennen, werden sie zuerst irgendwohin eingeladen. Und
derzeit werden die Amerikaner und ihre Dollar überall hin eingeladen.
Niemand weiß irgendwas... aber was soll's? Genießen Sie die guten
Zeiten!
Jetzt zu Addison Wiggin:
----------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 29. Januar 2004
Die guten Zeiten sind zurück!
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Juchhu! Das amerikanische Verbrauchervertrauen ist diesen Monat auf
das höchste Niveau seit Juli 2002 gestiegen. Damals stand der Dollar
zwar auch noch deutlich höher - aber ignorieren Sie das. Der Index des
Verbrauchervertrauens stieg im Januar auf 96,8 Zähler, nach 91,7
Punkten im Dezember. Währenddessen meinen die Ã-konomen, dass die
US-Wirtschaft in diesem Jahr um 4,6 % wachsen könnte. Und die Zahl der
wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist letzte Woche auf
344.500 gefallen - das ist das niedrigste Niveau seit Februar 2001.
Die guten Zeiten sind zurück! Aber auf einmal sieht der Markt das
anders. Plötzlich fallen Dow Jones und Nasdaq. Und der Dollar weiß
derzeit nicht so recht, was er machen soll.
Und gegen alle Naturgesetze (wie zum Beispiel die Schwerkraft) steigen
die US-Immobilienpreise weiter. Im Dezember stiegen die Umsätze mit
bereits existierenden Häusern um fast 7 %. Und für das gesamte Jahr
wurde ein Rekordwert verbucht. 2003 wechselten 6 Millionen Häuser den
Besitzer, und die Preise stiegen um 7,5 %.
"Die Nachfrage nach Häusern ist robust", so Dan Denning von Strategic
Investment, der für mich den Immobilienmarkt im Auge behält. Er
schreibt:"All das ist ziemlich überzeugend, wenn man nicht genauer
hinsieht: Die Nachfrage nach Häusern ist stark. Das Angebot kann da
kaum mithalten. Die Immobilienpreise steigen, und die Zinsen sind
niedrig. Der Boom wird weitergehen, angetrieben durch neue Käufer,
Hypotheken zu niedrigen Zinsen und durch die Demographie (besonders
die geburtenstarke Generation der Babyboomer, die sich Zweithäuser
kaufen)."
"Aber unter der Oberfläche", so Dan Denning weiter,"liegt die
wirtschaftliche Realität: Die Aktivität am Immobilienmarkt ist so
stark, weil das Geld so billig ist. Das hängt alles von den niedrigen
Zinssätzen ab. Der Boom am Immobilienmarkt wird von einer Kreditblase
angefacht... und die neuesten Käufer sind die größten Kreditrisiken.
Mit anderen Worten, wenn man sich nur die Angebotsseite ansehen würde,
dann wäre man davon überzeugt, dass alles gut ist. Aber je näher man
sich die Nachfrage ansieht, desto mehr sieht man, dass sie künstlich
stimuliert wird und jetzt immer riskantere Hypotheken vergeben werden.
Das kann nicht für immer andauern."
----------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 29. Januar 2004
Indien!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Mein alter Freund Marc Faber meint zu Indien:"In Indien
verbessert sich die geopolitische Situation. Indien und Pakistan
beginnen, über einen Frieden für Kaschmir zu verhandeln. In den
letzten zwei Jahren gab es in Indien mehr Privatisierungen als in den
vorigen 30 Jahren zusammengenommen. Der indische Aktienmarkt war
zuletzt sehr stark. Wir könnten einige Gewinnmitnahmen an den Emerging
Markets haben, die die Kurse locker 30 % fallen lassen könnten. Wenn
man nicht bereit ist, das zu akzeptieren, dann sollte man solche
Aktien nicht anfassen. Langfristig ist in Indien der Immobilienmarkt
am interessantesten."
*** Ach, Indien! Mein französischer Freund Michel ist davon überzeugt,
dass Indien und nicht China die Zukunft repräsentiert. Ich habe
begonnen, mich in meiner präzisen Art mit diesem Thema zu
beschäftigen. Ich habe mir eine Ausgabe von"India Today" besorgt, um
zu sehen, was in Indien so vor sich geht. Soweit ich das sehe, steht
Indien eine wichtige Wahl bevor. Die Kandidaten fürs Präsidentenamt
sind Atal Behari Vajpayee, ein alternder Konservativer, der wage für
den freien Markt eintritt, und eine jüngere, ungefähr
sozialdemokratische Frau, die in Italien geboren wurde und mit Rajiv
Gandhi verheiratet war, als dieser im Jahr 1984 ermordet wurde. Im
Moment scheint Vajpayee einen Vorteil zu haben. Die Wirtschaft boomt.
Aber Sonia Gandhi kann ihre Familienverbindung vorweisen. Die Politik
ihres ehemaligen Ehemanns brachte Indien zwar viele Probleme... aber
die Massen sind in Indien genauso ignorant wie in den USA.
***"Heute finden sich die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften
der Welt im Fernen Osten, wo auch die Hälfte der weltweiten
Ersparnisse anfallen. Der Ferne Osten ist die Treibkraft für die
Expansion des Welthandels, und zwei Drittel der weltweiten
Währungsreserven lagern in den Zentralbanken des Fernen Ostens",
schreibt mein alter Freund Martin Spring.
"Und das ist nur der Anfang. Heute befindet sich nur eine der größten
Volkswirtschaften der Welt in Asien. Aber bis zur Mitte des
Jahrhunderts werden sich dort drei oder vier befinden."
"Die Investmentbank Goldman Sachs hat vor kurzem prognostiziert, dass
China die USA (...) im Jahr 2040 als größte Volkswirtschaft der Welt
überholen werden. Indien sollte dann an dritter Stelle stehen..."
"Bis zur Mitte des Jahrhunderts sollten die Chinesen einen
Lebensstandard haben, der dem heutigen amerikanischen Lebensstandard
entspricht. Die Inder sollten dann ein Äquivalent des heutigen
italienischen Lebensstandards haben."
Mehr dazu demnächst...
----------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 29. Januar 2004
Die sagenhafte Geschichte des Alan Greenspan, Teil 3
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Das System von"Bretton Woods" brach am 15. August 1971 zusammen. Zu
diesem Zeitpunkt hatte Richard Nixon bemerkt, dass die Schlangen vor
den Goldschaltern in den USA immer länger wurden. Erst Ausländer und
daraufhin auch die US-Amerikaner hatten das Vertrauen in den US$
verloren und kauften stattdessen Gold. Nach und nach wurde Amerika so
seiner Gold-Reserven entledigt. Der einfachste Weg, dieses Problem zu
lösen, schien damals, das Gold-Fenster in den Banken ganz einfach zu
schließen, und damit die Ära Bretton-Woods gleichzeitig auf einen
Schlag zu beenden.
Natürlich war das Ganze nicht so einfach. Nachdem es Ausländern nicht
mehr möglich war, ihre Papier-US$ in Gold zu tauschen, verkauften die
ihre US$ am Devisenmarkt und trieben damit den US$-Kurs in den Keller.
Billige US$ verteuerten die US-Importe. Jeder - nicht nur Ausländer,
sondern auch US-Amerikaner - wollte sich so schnell wie möglich von
der sich schnell weiter entwertenden Währung trennen. Die Folge war
ein rasanter Anstieg der US-Konsumentenpreise. Jeder, der US$ gespart
hatte oder sein Einkommen in US$ bezog, musste Verluste hinnehmen.
Das war Raub - doch wer kümmerte sich darum? Die meisten Leute machten
sich gar nicht die Mühe, darüber nachzudenken. In Maerika hatten
geldpolitische Themen mit Ausnahme der berühmt gewordenen Rede William
Jenning Bryans"Die Last des Goldes" im Juli 1896 wenig
Anziehungskraft. Bryan hatte bemängelt, dass"hartes Geld" (also eine
goldgedeckte Währung) es Bauern und Arbeitern schwer mache, ihre
Schulden loszuwerden. Diese armen Kreaturen mussten ihre Schulden
tatsächlich zurückzahlen!
Bryan hätte die Währungsordnung, die auf den Zusammenbruch von
Bretton-Woods folgte, sehr geschätzt, denn aus ihr waren sämtliche
Spuren des Goldes getilgt worden. Seit 1971 bis zum Ende des
Jahrhunderts und darüber hinaus stand es Regierungen frei, ihre
Währungen bis an die Erträglichkeitsgrenzen zu inflationieren. Im
weltweiten System der"managed currencies" hat der Internationale
Währungsfonds die Golddeckung nicht nur für unnötig, sondern sogar für
unerwünscht erklärt. Der Grund: Die Fexibilität einzelner Länder bei
Behandlung wirtschaftlicher Herausforderungen wird eingeschränkt.
Dennoch - Gold hat sich durch die Geschichte als verlässliches
Fundament von Geldsystemen bewährt. Byzantinische Goldmünzen
beispielsweise waren acht Jahrhunderte lang in Gebrauch und behielten
ihren Wert, während Könige und Königreiche aufstiegen und untergingen.
Gold funktionierte ganz offensichtlich aus folgenden Gründen: Es war
selten; es war fungibel und es war einschmelzbar. Während der Planet
Erde sein Gold nur zögerlich hergibt und jede einzelne Unze
verhätschelt, kann Papiergeld in Fabriken hergestellt werden. Ein
Feuer oder ein Vermögen - beides kann mit Papiergeld angefacht werden.
Dagegen hat jede Unze Gold, die jemals - selbst zu Zeiten des Krösus -
geschürft wurde, Wert und Nützlichkeit bis zum Zeitpunkt von Alan
Greenspans Geburt stets bewahrt.
Papiergeld dagegen hat nie lange Bestand gehabt. Sammler können ihre
Wände mit vielen ungedeckten Papiergeldscheinen tapezieren, das seinen
Wert verloren hat. Früher oder später ging es immer schief. Die
Geschichte liefert keine Gegenbeweise. Zum Zeitpunkt von Alan
Greenspans Geburt war Gold noch ein wichtiger Baustein des
internationalen Währungssystems. Eine Unze Gold kostete damals 20,63
US$. Die gleiche Unze Gold hätte zwölf Jahre zuvor für 19 US$ gekauft
werden können - auf diesem Niveau war der Goldpreis fast zweihundert
Jahre lang fixiert gewesen. Gold hatte als Währungsanker für den US$
funktioniert, solange es niemandem nötig erschienen war, nach seinem
Preis zu fragen. Der Preis vagabundierte einfach nicht herum. Und 1926
- also dreizehn Jahre nach der Gründung des Federal Reserve Systems,
dessen erklärtes Ziel es war, den Wert des US$ zu erhalten - hätte es
da irgendjemanden gegeben, der an der US$-Stärke auch nur irgendeinen
Zweifel gehegt hätte?

gesamter Thread: