- Die sind vor nichts mehr fies: Ich nenne das schlicht üble Erpressung - Cichetteria, 31.01.2004, 22:25
- Ja ja, unsere Planwirtschaftler in den Ämtern... (owT) - LenzHannover, 01.02.2004, 01:28
- Ich finde das akzeptabel. - eesti, 01.02.2004, 11:46
Die sind vor nichts mehr fies: Ich nenne das schlicht üble Erpressung
-->Am Ex-Acker will auch die Kommune verdienen
Auf der Suche nach neuem Bauland legt manche Gemeinde bei landwirtschaftlichen Flächen die planerische Daumenschraube an
Düsseldorf - Die Bevölkerungszahl sinkt, Steuereinnahmen gehen zurück. Deshalb kämpfen immer mehr Gemeinwesen um jeden Bürger. Da werden Alteingesessene wie Neubürger mit Grundstückspreisen weit unter Marktwert zum Bleiben geködert. Und wer sein Land dazu nicht freigeben will, bekommt Zuckerbrot und Peitsche zu spüren. Mitunter aber kommen sich die cleveren Flächenmanager und Bebauungsplaner wenig nachbarschaftlich ins Gehege.
Alle 14 Tage erscheint in einer Zeitung am linken Niederrhein eine Anzeige mit dem Titel"Herzverpflanzung". Jungen Familien soll damit der Hausbau in Viersen schmackhaft gemacht werden. Die voll erschlossenen Baugrundstücke - eine halbe Autostunde von Düsseldorf entfernt - sind besonders günstig: 155 Euro kostet der Quadratmeter, gut 200 weniger als in der Landeshauptstadt."Die demografische Entwicklung in unserer Stadt verläuft ungünstig", beschreibt Andrea Ritter von der stadteigenen Grundstücks-Marketing-Gesellschaft den Hintergrund der Kampagne.
Um die nötigen Flächen zu bekommen, setzten die Stadtväter Eigentümern des bisherigen Ackerlandes im Stadtteil Dülken Daumenschrauben an. Willigten sie ein, konnten sie 35 Euro/qm kassieren. Bei einem Nein wanderte der Acker auf eine Warteliste und wird erst"irgendwann einmal" zu Bauland.
Ritter:"Vielleicht bekommt dann der Grundeigentümer mehr Geld, aber die Frage ist: wann. Die meisten Eigentümer haben sich jedoch auf den Deal eingelassen."
Auch in Rees erschloss die Stadt neues Bauland und sicherte sich auf besondere Weise ihren Anteil an der Mutation von Feld zu Bauland."Jahrzehnte hatte Rees nur Kosten von den Neuerschließungen - der Bauland-Mehrwert floss in die Tasche der Grundbesitzer", kritisiert Bauamtsleiterin Elke Strede. Nun müssen Grundeigentümer die Hälfte des künftigen Baulands an die Stadt abtreten. Die wiederum zahlt nur einen Bruchteil des Baulandpreises, aber eben deutlich mehr als den Ackerland-Preis."So überlegt sich jeder Bauer: Bleibe ich stur, bekomme ich nichts - oder mache ich mit."
Für ihren Doppelschlag - Platz für Wohnhäuser schaffen und an der Vergoldung von Ackerland partizipieren - bedienen sich Kommunen ihrer Planungshoheit. Denn mit der Ausweisung als Bauland wurde schon mancher brave Bauer quasi über Nacht zum Millionär."Mit subtilem Druck versuchen immer mehr Kommunen, neues Bauland zu gewinnen", beobachtet Jennifer Freckmann vom Forum Baulandmanagement die Szene.
Beispiel Bocholt. Andreas Nienaber von der Abteilung Flächenmanagement der Stadt:"Die Kommune muss eingreifen, um die Baupreise auf einem realistischen Niveau zu halten." So kostet der Bauplatz pro Quadratmeter etwa 50 Euro weniger als auf dem freien Markt. Landbesitzer, die sich dem kommunalen Bauwillen verschließen, haben das Nachsehen. Nienaber: Das Ganze sei"eine Kultur des Gebens und Nehmens".
"Forcierte Werbung um Bauwillige und Neubürger", nennt Martin Lehrer vom Städte- und Gemeindebund das. Doch ob den Herausforderungen des demografischen Wandels so begegnet werden kann, ist langfristig zweifelhaft. Wenn die Bevölkerung schrumpft, wird nicht mehr, eher weniger Bauland benötigt. Deshalb müssten vorhandene Bebauungspläne auf ihre Zukunftstauglichkeit hin überprüft werden, argumentiert Lehrer. Unterdessen kommen viele Kommunen einander in die Quere."Alle buhlen um die Gunst von Neubürgern", weiß Jürgen Rauer, Technischer Beigeordneter in Kleve - schließlich sind die Kommunaleinnahmen von der Zahl der Bürger abhängig. Doch wenn die Nachbargemeinde der nächste Konkurrent ist,"wird oft nach dem Sankt-Florians-Prinzip verfahren", befürchtet die Geografin Freckmann. Lehrer hält zwar die Fahne kommunaler Selbstverwaltung hoch, plädiert aber auch für"interkommunale Lösungen auf dem Verhandlungsweg". Doch, muss der Funktionär zugeben,"im Bereich Wohnbebauung funktioniert dies bisher noch nicht". Nom

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