- The Daily Reckoning - Stupid And Horrible (Mogambo Guru) - Firmian, 03.02.2004, 21:39
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 03.02.2004, 21:40
- Danke! Gruss (owT) - Tofir, 04.02.2004, 00:29
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 03.02.2004, 21:40
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->US-Jobs... ab nach Indien!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Wir sind von Betrug umgeben. Versunken darin. Gesättigt damit.
Versumpft... durchnässt... er tropft aus unseren Nasen und unseren
Ohren. Wir ertrinken darin.
Die USA haben einen Schein-Boom genossen, und danach gab es einen
Pseudo-Abschwung... und jetzt sind wir mitten drin in einer angeblich
realen Wirtschaftserholung - aber es gibt immer noch nicht mehr Jobs.
Wenn die Zahl der Jobs so gestiegen wäre, wie sie es normalerweise
nach einer Rezession tut, dann müsste es heute in den USA schon 7,7
Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geben, so Stephen Roach. Und die
Washington Post schreibt, dass eine"Rekordzahl an Menschen dabei ist,
Arbeitslosenunterstützung zu beziehen."
Es gibt verfügbare Jobs, fügt die Detroit Free Press hinzu, aber diese
haben nicht dieselbe Qualität wie die, die abgebaut worden waren.
Während gut bezahlte, anspruchsvolle Jobs im Produzierenden Gewerbe
verschwinden, werden sie durch neue Stellen im"Service-Sektor"
ersetzt - normalerweise zu niedrigeren Löhnen. Addison wird dazu im
nächsten Artikel mehr schreiben...
Natürlich ist nichts falsch daran, wenn neue Jobs im
Dienstleistungssektor geschaffen werden. Aber die besten
Dienstleistungsjobs - zum Beispiel im Bereich der Software-Entwicklung
- scheinen nach Indien zu gehen. Ich beschäftige mich derzeit mit
diesem Thema, und habe dazu einen Artikel in der Business Week
gefunden. Die US-Firma GE Capital Services hat mittlerweile 16.000
Arbeiter in Indien. IBM Global Services 10.000. Und Oracle 6.000.
Die Business Week schreibt:"Während die Einstellungen in Indien
explodieren, hat sich die Arbeitslosenquote unter amerikanischen
Software-Entwicklern in 3 Jahren mehr als verdoppelt, auf 4,6 %."
Die Jobs der Fabrikarbeiter gehen nach China. Und jetzt nimmt Indien
die besten der Jobs aus dem Dienstleistungssektor. Und genauso wie
China für weltweit fallende Löhne und Güterpreise sorgt, so bedroht
Indien die hohen Gehälter in der Informatikbranche. Und es bedroht die
hohen Preise in diesem Bereich. Das Pro-Kopf-Einkommen in Indien liegt
bei weniger als 1,50 Euro pro Tag. 500 Millionen Inder leben von
weniger als 1 Euro pro Tag. Es gibt jede Menge Platz in Indien für
Unternehmen aus der ganzen Welt, die ihre Kosten senken wollen, indem
sie einen Teil ihrer Produktion nach Indien verlagern.
Wie viel von diesem"Outsourcing" den durchschnittlichen Amerikaner
betreffen wird, ist unbekannt. Vor 200 Jahren hatte der
durchschnittliche Amerikaner oder Europäer einen Lebensstandard, der
gegenüber dem in China oder Indien nicht deutlich überlegen war. Wäre
es so unwahrscheinlich, dass die Natur den Gleichstand herstellt...
bevor sie dann leicht die andere Seite hervorhebt?
Jetzt zu Addison mit mehr News und Einsichten:
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Dienstag, 3. Februar 2004
Erholung oder Rezession?
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Ein starker Eröffnungsmonat spricht oft für ein starkes Gesamtjahr -
das zeigt die Marktgeschichte. Aber da ich mir gerade die
durchwachsenen Quartalszahlen der Unternehmen angesehen habe, würde
ich meine Aussichten für den Rest des Jahres als lauwarm bezeichnen.
Letzte Woche habe ich die Parallelen zwischen dem spekulativen Markt
von 2003 und dem von 1999 beschrieben. Der Bullenmarkt von 1999 ist
erst 4 Jahre her - und wie schnell die Leute vergessen.
Wie ist die Lage heute: Auf der einen Seite haben wir den steigenden
Aktienmarkt, den gleichzeitigen"Vermögenseffekt" (die Leute werden
reicher durch steigende Kurse), und die Zahlen zum
US-Wirtschaftswachstum im 4. Quartal, die"enttäuschend" und
"schwächer als erwartet" sind. Aber dennoch bei völlig unglaublichen
4 % liegen. Im Gesamtjahr soll die US-Wirtschaft um 3,1 % gewachsen
sein.
Es sieht so aus, als ob die Entwicklung dahin läuft, wo Politiker und
Ã-konomen sie haben wollen... Richtung"Erholung".
Auf der anderen Seite haben wir noch kaum neue Jobs. Und wir haben
eine US-Wirtschaft, die zu 70 % davon abhängt, dass sich die
amerikanischen Konsumenten weiter verschulden, um ihren Konsum erhöhen
zu können. Seit 2001 haben fast 2,5 Millionen Menschen ihren
Arbeitsplatz verloren. Die Zahl der Arbeiter, die"aus
wirtschaftlichen Gründen Teilzeit arbeiten", ist in den letzten 4
Monaten der Marke von 5 Millionen gefährlich nahe gekommen.
Und trotz der weit verbreiteten Ansicht, dass neue Jobs bevorstehen,
ist das durchschnittliche Gehalt, das ein(e) Arbeiter(in) erwarten
kann, seit 2001 von 44.570 Dollar auf 35.410 Dollar gesunken (Quelle:
Bureau of Labor Statistics). Die Gehälter sind also in 3 Jahren um
durchschnittlich 10.000 Dollar pro Jahr gesunken... wenn das keine
"Deflation" ist, was dann? Mein Freund Greg Weldon meint dazu:"Die
verfügbaren Einkommen sind im vierten Quartal gegenüber dem dritten
Quartal um 99 % eingebrochen - von sagenhaften 160 Milliarden (was den
Steuerersenkungen zu verdanken war) auf magere 1,7 Milliarden Dollar."
Nun, vielleicht werden wir es anstalle einer"Erholung" mit einer
"Rezession" zu tun bekommen.
Aber noch immer gibt es keine eindeutigen Anzeichen für die eine oder
die andere Seite. Deshalb warte ich. Und wundere mich. Was könnte die
Entscheidung bringen? Vielleicht steigende Zinsen?
"Das letzte Mal, dass die Zinsen in den USA so niedrig waren, war in
den späten 1950ern", schreibt Porter Stansberry von Pirate Investor.
"Damals war der Dollar noch durch Gold gedeckt. Und die Leute hatten
keine Angst, zu sparen. Die Ersparnisse von Konsumenten, Unternehmen
und Regierung zusammen betrugen 12 % des Bruttoinlandsproduktes. Also
wenn jemand Geld leihen wollte, dann war jede Menge Geld verfügbar."
"Wie viel Kapital ist heute in der US-Wirtschaft verfügbar?" könnte
man sich da fragen.
"Nun", antwortet Stansberry,"im dritten Quartal des letzten Jahres
liehen sich die US-Unternehmen 49 Milliarden Dollar. Sie sparten
überhaupt nichts. Und die US-Regierung sparte natürlich auch keinen
einzigen Cent - im Gegenteil. Sie hatte im letzten Jahr sicherlich ein
Defizit von mindestens 300 Milliarden Dollar. Und auch die Konsumenten
leihen sich Geld, im letzten Jahr waren es 700 Milliarden Dollar. Also
leihen sich alle Geld! Alle! Keiner spart."
"1959 betrug die Gesamtverschuldung der gesamten Nation ungefähr 56,8
Milliarden Dollar, und die Wirtschaftsleistung lag bei 507 Milliarden
Dollar (die Schulden lagen also bei 11 % des Bruttoinlandsproduktes).
Es blieb sogar Geld übrig, um es dem Ausland zu leihen. Das hat sich
geändert. Alleine 2003 verschuldeten sich die USA um 1,3 Billionen
Dollar. Und dieses Geld kam nicht aus dem Inland - es kam aus dem
Ausland. Und darauf kann man sich nicht verlassen. Die Ausländer sind
sehr sensibel gegenüber dem fallenden Dollarkurs."
Was bedeuten alle diese Schulden? Die Antwort ist: Vielleicht
steigende Zinsen. Wie bald - diese Einschätzung bleibt jedem selbst
überlassen. Porter Stansberry rechnet mit Ende März.
Die Hypothekenzinsen haben sich bereits von ihren Mehrjahrestiefs
erholt. Wird die Fed die Leitzinsen erhöhen... in einem Wahljahr?
Wenn man bedenkt, dass sich der Dollar letzte Woche etwas erholte, als
die Fed nur einen einzigen Satz in ihrer Presseerklärung änderte, dann
hat sie vielleicht keine Wahl...
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Dienstag, 3. Februar 2004
Selbstgemachte Probleme
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Im letzten Jahr gaben die Japaner 187 Milliarden Dollar aus, um
den Dollar oben zu halten. Im Januar 2004 alleine waren es 67
Milliarden Dollar. Ich weiß nicht, wie lange die japanischen
Zentralbanker weiterhin Illusionen nachhängen können... aber wenn
ihnen das Geld oder die Illusionen ausgehen, liebe(r) Leser(in), dann
sollte man lieber keine Dollar besitzen.
*** Der Goldpreis notiert um die Marke von 400 Dollar. Kaufen!
*** Die Verbesserungsvorschläge für die Welt sind normalerweise
falsch. In einer Generation geht der Welt die Energie aus... in einer
anderen hat sie zuviel. Die Welt sei überbevölkert, sagte man in den
1960ern; heute scheint es nicht genug junge Leute zu geben, um die
Sozialversicherungssysteme zu stützen. Einmal soll es zu viele Juden
gegeben haben... zu viele Hottentotten... zu viele Papisten; dann
wiederum sollen das Problem Rassismus, Sexismus oder religiöse
Neigungen sein.
Fast immer verschwindet das"Problem" mit der nächsten Generation...
um dann mit einem entgegen gesetztem Problem ersetzt zu werden. Oder
einem, das noch dümmer oder tödlicher ist.
Der Materialismus beherrscht diesen Planeten... oh nein! Oder müssen
wir die Produktion erhöhen, um die Alten zu unterstützen? Die Erde
überhitzt sich... oder kühlt sie ab? Wir wissen es nicht, aber lasst
uns sofort etwas unternehmen.
Wie einer Menschenmenge in Panik auf einer Fähre droht der gesamten
menschliche Rasse das Kentern und Untergehen... nicht wegen
wirklicher Probleme, sondern nur deshalb, weil sie dazu tendiert, mit
ihren Sorgen des Tages über Bord zu gehen.
*** Diese glücklichen Gedanken kamen mir in den Sinn, als ich die
aktuelle Ausgabe des Economist las. Zuerst lese ich natürlich immer
die Nachrufe, denn die sind die einzige ehrliche Information in den
heutigen Medien. Wenn ein Mann tot ist, dann gibt es daran nichts zu
rütteln. Oder keine Lügen. Man kann die Zinsen senken, Gesetze
beschließen - der arme Mann wird sich trotzdem nicht mehr bewegen.
Und auf Seite 73 des Economist ist eine Todesnachricht: Ernest Hendon
ist gestorben, im Alter von 96 Jahren. Wer das war? Er war das
Forschungsobjekt einer Forschungsstudie zu Syphilis. Es begann im Jahr
1932, als eine Gruppe von Forschern entschied, ihn zu beobachten. Sie
warteten darauf, dass er sterben würde, um ihn aufzuschneiden und die
Auswirkungen der Syphilis auf seinen Körper zu untersuchen. Aber statt
des Kranken starben alle Forscher - er überlebte sie alle.
Diese Forscher taten so, als ob sie seine Krankheit behandeln
würden... aber in Wahrheit warteten sie nur. Jahrzehnte später gaben
die Gerichte vor, dass sie dieses Verhalten wieder gutmachen wollten.
Rechtsanwälte machten eine Menge Geld, und Hendon bekam einen Scheck
über 37.500 Dollar, außerdem lebenslange kostenlose ärztliche
Behandlung. Als Kompensation für die schlechten Dinge, die ihm ja
eigentlich gar nichts angetan hatten.
Die Klage gegen die Forschungsanstalt enthielt übrigens auch den Punkt
"Rassismus". Denn diese Anstalt ist eine"schwarze" Institution, die
vor mehr als einem Jahrhundert von George Washington Carver errichtet
wurde. Viele der Krankenschwestern, die an der Studie beteiligt waren,
waren schwarz.
Das waren keine Rassisten und Rassistinnen; sie waren
Opportunisten... wie der Rest von uns... sie wollten Vorteile aus
einer Gelegenheit ziehen, um ein bisschen Geld zu machen, ihre Namen
in die Zeitungen zu bekommen und vielleicht etwas zu lernen.
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Dienstag, 3. Februar 2004
Die Phillips-Kurve
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich hatte in den letzten Wochen ein Porträt von Alan Greenspan
begonnen, das ich demnächst fortsetzen werde. Jetzt bin ich noch ein
wenig bei der Vorgeschichte - denn die ist notwendig, um auch
Greenspan voll verstehen zu können. Ich beginne in seinem Geburtsjahr:
Im Geburtsjahr von Alan Greenspan veröffentlichte Irving Fisher seinen
berühmten Artikel"Die statistische Beziehung zwischen
Arbeitslosigkeit und Inflation". Der Artikel beschreibt das, was
später als"Theorie der Phillips-Kurve" weithin bekannt wurde, nämlich
eine Funktion, die zu zeigen vorgibt, dass eine kleine Portion
Inflation gar nicht so schlecht ist; offensichtlich kann die dazu
dienen, die Beschäftigung zu erhöhen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die
Fed-Gouverneure die zentrale Formel ihrer Zentralbankaufgabe in den
Zwanziger Jahren bereits abgesteckt: Zinssenkungen zum Anheizen der
Wirtschaft, Zinserhöhungen zur Abkühlung. Solange die Inflation nicht
aus dem Ruder lief, glaubte jeder daran, dass niedrigere Zinsen gut
zur Anregung eines gesunden Wirtschaftsbooms wären.
Im Jahr nach Greenspans Geburt durchschritt die Fed eine entscheidende
Episode ihrer Geschichte - eine Episode, die einen Meilenstein für den
Rest des Jahrhunderts gesetzt hat. Im Juli 1927 veranstaltete
Schatzsekretär Ogden Mills ein Treffen in seinem Haus auf Long Island.
Er hatte die mächtigsten Geldlenker dieser Zeit geladen - die Chefs
der Zentralbanken aus England, Frankreich, den Vereinigten Staaten und
Deutschland. Anwesend waren Benjamin Strong (Fed), Montagu Norman
(Bank von England) und Hjalmar Schacht (Deutsche Reichsbank). Emile
Moreau, Chef der französischen Notenbank, der Reisen fast genauso
hasste wie seinen englischen Amtskollegen, schickte einen Vertreter,
Charles Rist. Das aktuelle Problem war das Gold. Genauer gesagt
bestand das Problem im Run auf die englischen Goldreserven, der durch
Normans Preisverzerrungen des britischen Pfunds ausgelöst worden war.
Die Bank von England hatte den Preis des britischen Pfunds nach dem
Ersten Weltkrieg zu hoch angesetzt und damit England in eine
wirtschaftliche Krise manövriert. Der Lösungsvorschlag war, die
Kreditvergaben an England in einer konzertierten Aktion zu erhöhen.
Strong (Fed) war ein persönlicher Freund von Norman; zwischen Schacht
und Norman bestanden ebenfalls freundschaftliche Bindungen. Nur die
Franzosen verursachten Probleme - damals genauso wie 44 Jahre später.
Frankreich drohte, seine Kreditvergaben an die Bank von England
zurückzurufen und damit den Bestand von Englands Goldreserven noch
stärker unter Druck zu bringen.
Strong entschied schließlich, den auf dem Pfund lastenden Druck durch
eine Senkung der US-Zinsen abzubauen und den Franzosen parallel den
Zugang zu US-Gold zu ermöglichen. Tatsächlich wollte er, wie er Rist
vergnügt wissen ließ, den Aktienmärkten einen kleinen Dämpfer
versetzen.

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