- Hilfe, Hilfe! Wer kann Russisch? - Tempranillo, 30.01.2004, 14:47
- Online- Übersetzter (spartanisch) - eesti, 30.01.2004, 14:59
- Re: Online- Übersetzter (spartanisch) - manolo, 30.01.2004, 15:28
- Re: Online- Übersetzter (spartanisch) - eesti, 30.01.2004, 16:13
- Re: Online- Übersetzter (spartanisch) - manolo, 30.01.2004, 15:28
- Re: Hilfe, Hilfe! Wer kann Russisch? - manolo, 30.01.2004, 15:03
- Re:"Kaganowitsch, ein Held unserer Zeit und des Großen Vaterländischen Krieges" - Tempranillo, 30.01.2004, 16:13
- Also, das war ja wohl nix! - mguder, 30.01.2004, 21:23
- Re: Auch Teilerfolge sind Erfolge - Tempranillo, 30.01.2004, 23:34
- Re: Also, das war ja wohl nix! - JeFra, 04.02.2004, 07:04
- Re: Also, das war ja wohl nix! - Euklid, 04.02.2004, 07:12
- Re: Die seelischen Abgründe der Modelleisenbahner - Tempranillo, 04.02.2004, 20:21
- Re: Die seelischen Abgründe der Modelleisenbahner - Euklid, 04.02.2004, 20:50
- Re: Die seelischen Abgründe der Modelleisenbahner - Tempranillo, 04.02.2004, 20:21
- @Tempranillo: Berman, Firin, Frenkel, Kogan, Rapoport, Schuk - JeFra, 04.02.2004, 08:17
- Re: JeFra, man müßte Sie zum"Helden der Recherche" ernennen. Danke!!! (owT) - Tempranillo, 04.02.2004, 11:17
- Re: Also, das war ja wohl nix! - doppelknoten, 04.02.2004, 12:34
- Re: Also, das war ja wohl nix! - Euklid, 04.02.2004, 07:12
- Online- Übersetzter (spartanisch) - eesti, 30.01.2004, 14:59
Re: Also, das war ja wohl nix!
-->Die Diskussion ist ja schon einige Tage alt, aber von mir erst gestern bemerkt worden. Ich will zu Ihrem Einwand
1.Sind auf der Seite nicht"Die größten 33 Juden" dargestellt, sondern dort steht schlicht und ergreifend: Prominente Juden.
nicht schweigen. An der von mir angegebenen Stelle steht Wydajuschtschijesja Ewrei, und das Adjektiv ist der Nominativ Plural des Superlatives zu wydajuschtschij, was das Langenscheidt-Schulwörterbuch (und auch ein Wörterbuch aus DDR-Zeiten in meinem Besitz) als `hervorragend, bedeutend' übersetzt. Ich habe damals aus Zeitmangel ohne Wörterbuch und sinngemäß übersetzt, aber eine Übersetzung dieses Titels als `Die größten Juden' ist wohl sinngemäß richtig. Wenn sie die Liste der 33 Personen durchgehen, kann man sich schwer gegen den Eindruck wehren, daß es nur um Leute geht, die die Betreiber der Webseite als im positiven Sinne bedeutend ansehen. Jedenfalls habe ich Personen, die auch für die meisten Juden zwielichtig sind, nicht unter den 33 gefunden. Also beispielsweise Lepke Buchhalter oder Uri Geller oder Sitchin, die wahrscheinlich alle bekannter sind als Kaganowitsch. Es kann also nicht um die berühmtesten und die berüchtigtsten Juden gehen, sondern um die Juden, die sich nach Ansicht der Betreiber der Webseite besonders verdient um die jüdische Sache gemacht haben. Übrigens wird Kaganowitsch im ersten Absatz des zitierten Textes auch noch mal ausdrücklich als wydajuschtschij tituliert:
Im heutigen Rußland erinnern sich die Forscher nicht so häufig an Lasar Kaganowitsch: Es gibt keine bekannten Abhandlungen, an die man sich auf der Suche nach Fakten über das Leben dieses zwar verhaßten, aber zweifellos herausragenden [ wydajuschtschij, J. F.] Menschen wenden kann. Am 22. Juni können wir jedoch nicht anders als Lasar Kaganowitschs als eines Helden des Großen Vaterländischen Krieges gedenken, der er ohne jeden Zweifel war.
Was Sie als zweiten Einwand bringen
2.Wird im Text sehr wohl auf die Verbrechen Kaganowitschs hingewiesen.
stimmt teilweise, aber die schwerwiegende Mitverantwortung für die Kulakenvernichtung wird verschwiegen. Statt dessen wird betont, daß Kaganowitsch auch jüdische Bauwerke vernichtet hat und nicht viel gegen die Liquidierung von Juden getan hat. Auf jeden Fall hält diese Tatsache die jüdischen Betreiber der von mir zitierten Webseite nicht davon ab, Kaganowitsch als einen ihrer Besten zu betrachten. Für mich deutet das darauf hin, daß ihm von 1937 bis zum Tod Stalins weitgehend die Hände gebunden waren. Daß er nichts für seinen Bruder tun konnte, erklärt sich wohl einfach daraus, daß Stalin den Zeitpunkt für diesen Schlag sehr geschickt gewählt hat, sehen Sie sich nur mal das Todesdatum von Michail Moiseewitsch genauer an. Und diese Kurzbiographie betont jedenfalls ausdrücklich die Beteiligung Kaganowitschs an der Niederschlagung der antijüdischen Maßnahmen nach dem Tode Stalins. Diese Überlegungen klären meiner Meinung nach, warum den Autoren von www.jewish.ru die Verdienste Kaganowitschs um die jüdische Sache wichtiger erscheinen als seine Unterlassungen. Auf jeden Fall kommen Sie nicht an der Tatsache vorbei, daß er unter den 33 genannt wird.
Sicher ist dafür auch die Rolle ein Motiv, die Kaganowitsch im Großen Vaterländischen Krieg gespielt hat, wie sie ja selber schreiben:
Was positiv hervorgehoben wird, ist seine Rolle im 2.Weltkrieg, als er für den Eisenbahnbau zuständig war.
Ich will die entsprechende Stelle mal genauer übersetzen, damit uns die Natur dieser Verdienste klarer wird. An einigen Stellen rate ich etwas bei der Übersetzung, aber besser als ein Übersetzungsprogramm glaube ich allemal zu sein:
Der Beginn der 30iger Jahre war die Zeit der größten Machtfülle Kaganowitschs. In den Jahren 1932-1934 waren viele Briefe aus den Behörden an »die Genossen J. W. Stalin und L. M. Kaganowitsch« adressiert. Damals begann man auch, eine grundlegende Umgestaltung Moskaus [ Eine bodenlose Frechheit! Es geht um die mutwillige Vernichtung der Kulturschätze Moskaus., J. F. ] durchzuführen. Als »Führer« oder »Leiter« der Moskauer Bolschewiki wurde Kaganowitsch einer der Organisatoren dieser Arbeit. Allerdings begann Stalin Mitte der 30iger Jahre, ihn in die Wirtschaftstätigkeit zu versetzen. 1935 wurde Kaganowitsch der
Volkskommisar der Verkehrsverbindungen.
Es ist wohlbekannt, daß das Jahr 1941 für die Sowjetunion eine ernsthafte Prüfung war. Die gewaltige Verantwortung für das Leben von Millionen Menschen lag auf den Schultern der Führer des Landes. Unbestritten ist, daß der Krieg mit Hitlerdeutschland eine schwierige Zeit für alle Sowjetführer war. In der Zeit des Krieges lag auf dem Volkskommisar der Verkehrsverbindungen Kaganowitsch eine große Verantwortung für das reibungslose Funktionieren der Eisenbahn. Kaganowitsch gehörte nicht zu den ersten Mitgliedern des Staatlichen Verteidigungskomitees, aber wurde bald zusammen mit Bulganin, Mikojan und Wosnesenskij aufgenommen.
Die Eisenbahnen, auch so schon überlastet, mußten nun den Umfang der Militärtransporte und der Evakuierung vieler tausender Betriebe in den östlichen Teil des Landes übernehmen. In den Jahren 1941-45 bewältigten die Eisenbahner 80% aller Transportaufgaben. Außerdem bauten sie [ in Wahrheit wohl die Gulag-Insassen, J. F. ] in dieser Zeit 115000 km neuer Eisenbahnverbindungen. Und in der Kriegszeit wurde in Moskau der Bau der U-Bahn, wohl des Hauptwerkes Kaganowitschs, nicht eingestellt.
Die Eisenbahnen wurden mit den unwahrscheinlichen Schwierigkeiten der Kriegsjahre fertig, alle Transporte wurden ohne Gefährdung gewissenhaft durchgeführt, streng nach Fahrplan. Und das war ohne Zweifel das Verdienst Kaganowitschs. Im September 1943 wurde ihm das Abzeichen »Held der Sozialistischen Arbeit« verliehen. Dieselbe Auszeichnung erhielten noch 127 Eisenbahner und Eisenbahbauer.
Selbstverständlich wäre der Eiserne Volkskomissar nicht eisern gewesen, wenn er nicht in seiner Behörde die unbarmherzigste Disziplin eingeführt hätte. Für vermutete Übertretungen konnten die Mitarbeiter der Eisenbahn sehr ernsten Strafen bis zur Erschießung unterzogen werden. Daneben erwähnen die Biographen Kaganowitschs, daß er sowohl für die Eisenbahn als auch für ihre Arbeiter viel Gutes getan habe. »Lasar hat eine solche Ordnung eingeführt, das konnte die Eisenbahn bis jetzt nicht zerstören,« sagte in den 70iger Jahren ein
pensionierter Eisenbahner.
1942 wurde Kaganowitsch auch Mitglied des Kriegsrates der Nordkaukasischen Front. In Wahrheit fuhr er fort, hauptsächlich in Moskau zu arbeiten und war an der Front nur Besucher. Als die Deutschen 1942 die Südfront durchbrachen und schnell in Richtung Kaukasus und Wolga vordrangen, flog Kaganowitsch mit einer Sondermission an die Front: Im würde übertragen, die Arbeit der Militärstaatsanwaltschaft und der Militärgerichte in Ordnung zu bringen. In diesen Monaten bezahlten nicht wenige Kommandeure und Komissare der Roten
Armee für Mißerfolge und Fehlschläge mit ihrem Leben, für die die Verantwortung vor allem bei der höheren Kommandoebene lag.
Sie sehen vielleicht in Kaganowitsch den hart arbeitenden Verkehrsminister, aber ich sehe ihn in erster Linie als Genickschußkomissar. Um dies zu begründen, zitiere ich aus einer anderen jüdischen Webseite einige Anekdoten über die Tätigkeit Kaganowitschs nach seiner Entmachtung:
Der Argwohn des neuen Leiters [ des Asbestkombinates, J. F. ] nahm pathologische Züge an. Das quälte die Leute bis zur Erschöpfung. Sitzungen, Komissionen ohne Ende, 5-6mal am Tag, zu jeder beliebigen Frage. Um einen routinemäßigen Erlaß über den Trust aufzuschreiben und herauszugeben, wurde eine ganze Gruppe Spezialisten hinzugezogen. In Swerdlowsk verstanden sie schnell, was Sache war, und hörten in solchen Fällen auf, Inspektoren in den Trust zu schicken, indem sie korrekterweise urteilten: Das ist eine Grille, das Syndrom der verlorenen Macht.
Einmal hat Kaganowitsch die Experten des Trusts gänzlich erschüttert, indem er fragte, ob Asbest ins Mendeleewsche Periodensystem der Elemente eingetragen sei. Sie antworteten ihm: Asbest ist eine komplexe chemische Verbindung... In seinem Ärger schrie der ehemalige Volkskomissar Stalins irgendetwas Unverständliches, nicht gewohnt, daß man ihn der Unkenntnis elementarer Dinge überführt.
So bildete sich bei den Asbestarbeitern im Stillen die feste Überzeugung: Kaganowitsch leidet an der »Diplomatenkrankheit«: Der Inkompetenz.
Da er die Produktion nicht kannte, suchte der stalinistische Volkskomissar naturgemäß eine »Nische« für seine Tätigkeit. Und er fand sie auch.
So berichtet Aleksander Egorov, ehemaliger Leiter der technischen Abteilung
des Trusts:
Von unserem Geschäft, der Aufarbeitung des Rohstoffes, hatte er keine Ahnung, kannte nicht die Arbeitsgesetzgebung der Branche, aber kommandierte trotzdem. Natürlich war damals bei uns vieles unvollkommen, die Technik veraltet, und so weiter. So daß es auch Zwischenfälle gab....
In solchen Fällen hat dann Kaganowitsch per Erlaß festgestellt, wer schuld war. Mit dem Schreiben solcher und ähnlich absurder Erlasse hat er die verbleibenden 4 Jahre bis zur Pensionierung über die Runden gebracht. Ich meine, es gibt keinen Grund für die Annahme, daß Kaganowitsch (mit seiner Ausbildung als Schuster) 1935 über das Eisenbahnwesen bessere Kenntnisse besessen hat als 1957 über die Asbestproduktion. Sicher wird er in den Jahren bis 1941 einiges darüber gelernt haben, aber was sind schon angelesene Kenntnisse gegen tatsächlich Arbeit bei der Bahn. Ich glaube, die Funktion Kaganowitschs als Verkehrsminister 1941-45 wird wohl in der Entscheidung einiger Prioritäten, vor allem aber im Ausüben von Druck bestanden haben. Wobei der Druck vor allem durch Abschreckung, also durch das Erschießen von Ungehorsamen oder Unfähigen oder von Leuten, die Kaganowitsch für ungehorsam oder unfähig gehalten hat, realisiert wurde. Das ist jetzt zugegeben Spekulation, aber daß diese Art des Regierens einen erheblichen Aspekt der Tätigkeit Kaganowitschs als Minister ausgemacht hat, wird ja selbst von www.jewish.ru nicht abgestritten. Die eigentlichen Helden des Tansportwesen im Großen Vaterländischen Krieg sind also die Eisenbahner gewesen, die um ihr Leben bangend unter diesem Minister arbeiten mußten. Einige von ihnen werden auch den Orden `Held der sozialistischen Arbeit' bekommen haben, es sind ja über 100 davon an die Eisenbahner verteilt worden. Aber www.jewish.ru interessiert sich nicht für diese Leute, denn es sind ja weitgehend Russen gewesen und keine Juden.
Eine Auseinandersetzung mit dem Leid, das Kaganowitsch über Nichtjuden gebracht hat, über seine Verachtung für die russische Kultur (`Saderjom podol matuschke-Rossii' als Kommentar zur Sprengung der Erlöserkirche darf man wohl so bezeichnen) als Tatmotiv, über die Frage, in wieweit derartige Vorfälle überhaupt erst den Antisemitismus in Rußland und auch in Deutschland produziert haben, fehlt auf dieser Webseite völlig. Daß die Sprengung der Erlöserkirche, nach dem offen bekundeten Selbstverständnis Kaganowitschs eine Vergwaltigung der russischen Nation, als `grundlegende Umgestaltung Moskaus' tituliert wird, ist eine bodenlose Frechheit. Sie werden diese Quelle zu Recht als etwas zwielichtig ansehen, aber ich kann auf die Schnelle keine andere Beschreibung der wohlbekannten Fakten über diese Kirche in deutscher Sprache finden:
Er befahl die Zerstörung der großartigen und grandiosen Christus-Erlöser-Kirche in Moskau, die zu Ehren des Krieges des russischen Volkes gegen Napoleons Armeen im Jahre 1812 gebaut worden war. Diese Kirche, die von den begabtesten Künstlern des Landes ausgemalt worden ist, war ein unschätzbares historisches Denkmal und sozusagen das"Herz", nicht nur von Moskau, sondern von ganz Rußland, vergleichbar mit der Notre-Dame in Paris. Die Kirche, die"auf Ewigkeiten" gebaut wurde, konnte nur sehr schwer zerstört werden. Nur mit Hilfe von Sprengladungen gelang es nach vielen Anstrengungen, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen und diese Materialstücke zum Bau der"Metro" zu verwenden. Diese Zerstörung war ABSOLUT NICHT NOTWENDIG; genauso sinnlos war die Ermordung der elf Menschen im Keller des Hauses Ipatjew in Jekaterinenburg. An Stelle der Kirche entstand ein Freibad - und sonst nichts! Die Kirche war ausschließlich deshalb zerstört worden, weil sie das SYMBOL des untergegangenen christlichen Imperiums darstellte, in welchem die Chazaren die Macht ergriffen hatten.
Eine Aufarbeitung dieser Aspekte der jüdischen Vergangenheit fehlt auch auf www.sem40.ru, denn es geht nicht um Kaganowitsch als Chaos-Kombinatsdirektor, sondern um den Massenmörder und Kulturfrevler Kaganowitsch.
MfG
JeFra

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