- Mehr Firmenpleiten trotz aufhellender Konjunktur (A) - Popeye, 04.02.2004, 07:12
Mehr Firmenpleiten trotz aufhellender Konjunktur (A)
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Mehr Firmenpleiten trotz aufhellender Konjunktur
Dienstag 3 Februar, 2004 18:46 CET
Düsseldorf (Reuters) - Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland und Europa wird trotz der konjunkturellen Aufhellung wohl auch 2004 weiter zunehmen und damit den Rekordwert des Vorjahres übertreffen. Vor allem die geringe Eigenkapitalausstattung macht vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen zu schaffen.
"Die Konjunktursignale in Westeuropa stehen auf Grün, aber weder in Deutschland noch in Gesamteuropa lassen sich diese positiven Tendenzen auf die Entwicklung der Insolvenzen fortschreiben", stellte der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Helmut Rödl, am Dienstag in Düsseldorf fest."Von einer Trendwende zu sprechen, wäre verfrüht," sagte er mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland."Das Hauptproblem ist und bleibt die Arbeitslosigkeit." Zunehmend existenzbedrohend werde zudem die geringe Eigenkapitalquote vieler Firmen. Angesichts der künftigen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel II) werde dieses Problem noch an Schärfe gewinnen, warnte Rödl."Viele kleine und mittlere Unternehmen betrachten den Zugang zur Finanzierung als Problem."
Für 2004 erwartet die 1879 gegründete Wirtschaftsauskunftei in Europa eine weitere Zunahme der Firmeninsolvenzen um fünf Prozent auf rund 165.000 Fälle und der Gesamtinsolvenzen um zwölf Prozent auf 300.000 Fälle. In Deutschland rechnet sie mit einer Zunahme auf 40.000 bis 42.000 Unternehmenspleiten und auf 68.000 bis 70.000 private Insolvenzen.
URSPRĂśNGLICH BEFĂśRCHTETE CREDITREFORM NOCH MEHR PLEITEN
Nach Angaben von Creditreform erhöhte sich 2003 die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa um 3,9 Prozent auf 157.138. Im Jahr zuvor hatte es noch ein Anstieg um 10,7 Prozent gegeben."Trotz des Anspringens der Wirtschaft in vielen europäischen Ländern sieht es nach wie vor nicht nach einem Turn Around in Sachen Insolvenzentwicklung aus", stellte Rödl fest.
In Deutschland lag die Steigerungsrate über dem europäischen Durchschnitt: Die Zahl der Firmeninsolvenzen stieg um 5,5 Prozent auf 39.700. Ein Jahr zuvor hatte es aber noch 16,1 Prozent mehr Unternehmenszusammenbrüche gegeben. Zu den bekanntesten Pleiten gehörten die Traditionsfirmen Grundig und Wienerwald. Für Schlagzeilen sorgten aber auch die Ferienfluggesellschaft Aero Lloyd und die Beteiligungsgesellschaft Gold Zack.
Die Zahl der Insolvenzanmeldungen von Privatpersonen erhöhte sich in Deutschland um 28,7 Prozent auf 60.100. Die Gesamtschäden durch Insolvenzen summierten sich in Deutschland nach Angaben von Creditreform auf 40,5 (Vorjahr: 38,4) Milliarden Euro."Vor allem bei privaten Insolvenzen sehen die Gläubiger in der Regel keinen einzigen Euro mehr", beschrieb Rödl die Situation.
DREI PROZENT MEHR INSOLVENZEN IN EU-BEITRITTSLÄNDERN
Zum ersten Mal untersuchte Creditreform für das vergangene Jahr auch die Entwicklung in den Beitrittsländern der Europäischen Union. In den sieben untersuchten Ländern Polen, Tschechien, Litauen, Ungarn, Slowakei, Lettland und Slowenien nahm die Zahl der Firmenpleiten demnach um drei Prozent zu auf 21.478 Fälle. Allerdings dürfte die Dunkelziffer deutlich höher sein, da in den meisten osteuropäischen Ländern noch kein funktionierendes Insolvenzrecht existiere, hieß es.
Quelle: Reuters

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