- The Daily Reckoning - The Asian Bubble (Doug Casey) - Firmian, 05.02.2004, 18:23
- Dt. Fassung - Firmian, 05.02.2004, 18:26
- Re: Danke! Besonders für die deutsche Ausgabe! ;-) (owT) - Mr. Smith, 06.02.2004, 14:36
- Dt. Fassung - Firmian, 05.02.2004, 18:26
Dt. Fassung
-->Der Tornado des Reichtums
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Diese fröhliche Stimmung in Manhattan... ist das eine normale
Stimmung während eines Bullenmarktes, oder ist da eine psychologische
Behandlung notwendig?
Die Amerikaner sind natürlich in Bezug auf fast alles"bullish".
Nichts kann schief gehen, glauben sie - zumindest nicht vor den
Wahlen.
Ich habe gesagt, dass sie Illusionen nachhängen. Ich zitiere mich
selbst:"Sie glauben daran, dass Dinge, die wahrscheinlich nicht
einmal eine einzige Minute wahr sein könnten, für immer andauern
werden." Sie können nicht einen einzigen Dollar sparen... und dennoch
wollen sie die ganze Welt retten.
Und jetzt liefert ein Professor der Psychiatrie, Bandy Xenobia Lee von
der Universität Yale, die medizinische Ausdrucksweise für dieses
Phänomen. Als er vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos sprach, da
verlas Mr. Lee die medizinische Standardbeschreibung für"narzitische
Personalitätsstörungen". Der Patient:
- hält sich selbst für sehr wichtig, d.h. er übertreibt Leistungen und
Talente, und er erwartet, als überlegen erkannt zu werden, ohne
entsprechende Leistungen
- ist voreingenommen mit Fantasien von unbegrenztem Erfolg, Macht,
Brillanz
- benötigt exzessive Bewunderung
- hat Anspruchsdenken, besonders unvernünftige Erwartungen von
besonders zuvorkommender Behandlung oder automatischer Zustimmung mit
seinen Erwartungen
- zeigt arrogantes, hochmütiges Verhalten oder Benehmen
Die Amerikaner denken, dass sie reich werden. Wie wir im Investor's
Daily berichtet haben, stiegen die persönlichen Einkommen der
Amerikaner im Dezember nur um magere 0,2 %. Die Ausgaben stiegen
hingegen doppelt so schnell.
Dismal.com berichtet, dass die amerikanischen Löhne und Gehälter im
Dezember das erste Mal seit 14 Monaten GESUNKEN sind. Die Reallöhne
stagnieren schon seit Jahren. Für bestimmte Gruppen, besonders Männer,
die in Fabriken arbeiten, fallen die Löhne seit Jahrzehnten.
Was die Amerikaner dazu veranlasst, zu denken, sie seien besser dran -
das sind die steigenden Immobilienpreise. Die Verkaufspreise für ein
Einfamilienhaus sind im letzten Jahr um ca. 7 % gestiegen - und damit
doppelt so schnell wie das Bruttoinlandsprodukt. Die Zahl der Verkäufe
steigt im zweistelligen Prozentbereich.
Je länger ein Trend läuft, desto mehr Leute glauben, dass er unendlich
sei. Die Immobilienpreise sind in den USA in den letzten 4 Jahrzehnten
nicht ein einziges Jahr gefallen. Und die Leute glauben mittlerweile,
dass die Immobilienpreise nur steigen können - deshalb sehen sie kaum
ein Risiko, wenn sie sich ein Haus kaufen. Egal, zu welchem Preis.
Niedrigere Zinsen haben es ihnen ermöglicht, mehr Haus für die gleiche
monatliche Zahlung zu kaufen. Gott behüte, dass die Zinsen steigen!
Aber die Zinsen steigen wieder... und die Immobilienpreise fallen.
Und manchmal fallend die Immobilienpreise sogar, wenn die Zinsen
fallen, wie das in Japan der Fall war. Irgendwas muss passieren. Wenn
sich die"Wirtschaftserholung" als real herausstellt, dann wird die
Wirtschaft abheben, und die Zinsen werden steigen. Wenn die Erholung
hingegen scheitert - wovon ich ausgehe -, dann wird sich die
Wirtschaftslage abschwächen und die Immobilienpreise werden
wahrscheinlich fallen, genau wie die Aktienkurse. Im ersten Fall
werden sich die Amerikaner ihre Hypotheken nicht mehr leisten
können... im zweiten Fall werden sie sie nicht länger wollen.
Aber die Selbst-Illusion der Amerikaner scheint Tag für Tag zu
wachsen.
Der Bau von Wohnhäusern (ein Konsumgut) steigt derzeit gewaltig -
alleine letzten Dezember betrug das Plus 14 %. Dabei hat die
Bauaktivität im Industrie- und Dienstleistungssektor um 3 %
abgenommen.
General Electric (GE) verdiente früher einmal mit dem Verkauf von
Autos sein Geld. Heute kommt die Hälfte der Gewinne von General
Electric aus der Finanzabteilung von General Electric, so der
Fondsmanager Bill Gross. Der Prozentsatz der GE-Gewinne, der mit
Finanzaktivitäten verdient wird, ist explodiert.
Die US-Wirtschaft ist eine"Finanzen-basierte" Volkswirtschaft
geworden, so die Schlussfolgerung von Gross. Was passiert mit so einer
Volkswirtschaft? Sie braucht mehr und billigeres Geld, um die Illusion
von Wachstum und Reichtum aufrechterhalten zu können. Aber irgendwann
werden die Kosten für das Finanzieren einer"Finanzen basierten"
Volkswirtschaft zu groß... und alles bricht zusammen wie ein
Kartenhaus.
Freeman Tilden beschrieb das Ende einer"Finanzen-basierten"
Volkswirtschaft in seinem 1935 erschienen Buch"A World in Debt", zu
Deutsch:"Eine Welt in Schulden".
Ich zitiere daraus:"... 1927 und 1928, als die Welt auf dem Papier
ein Tornado des Reichtums war... sagte ich, dass dies bereits oft
vorher passiert war; und dass ein solcher Ballon auch immer
ausnahmslos angestochen worden war, und eine Deflation folgte; und
dass die unausweichliche Strafe für einen Boom ein Crash sei; und dass
jede politische Partei, die zum Zeitpunkt der Krise an der Macht sein
würde, das Objekt von Abscheu und Verachtung sein würde; und dass die
desillusionierte Bevölkerung sich jahrelang selbst bemitleiden würde,
und dass sie das leichte Opfer von jedem Hochstapler und jeder
Hochstaplerei werden würden..."
5. Februar 2004... und der Tornado ist noch immer da...
Addison, was gibt es sonst Neues?
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Donnerstag, 5. Februar 2004
Soros gegen Bush
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
Wie wir uns selbst unsere Illusionen schaffen. Eine Schlagzeile in der
Washington Post sagt:"Die Ausgaben überflügeln die Einkommen." Ich
habe den Artikel weiter gelesen, weil ich dachte, dass der Artikel
erklärt, wie schlecht dies sei. Aber unser Niveau des"sich selbst
etwas Vormachen" ist schon so hoch, dass ich feststellen musste, dass
die Redakteure dieses Artikels diese Schlagzeile als positiv ansahen.
Geld ausgeben - ich muss mich daran erinnern - ist das, was die
US-Wirtschaft am Laufen erhält... und damit auch die Weltwirtschaft.
"Die persönlichen Ausgaben stagnierten im September und im Oktober",
so die Washington Post,"was einige Ã-konomen befürchten ließ, dass die
Konsumenten, die die Wirtschaft seit der Rezession (die keine war)
wachsen ließen, vielleicht etwas zurückstecken würden, wegen des
schwächlichen Arbeitsplatzwachstums in den letzten Monaten." Nun,
genau damit hätte man rechnen können...
.. aber die vorgestrigen Zahlen zu den Konsumausgaben (Quelle: US
Commerce Department) haben diese düsteren Befürchtungen verringert.
Die Konsumausgaben wuchsen in der weihnachtlichen Shopping-Saison um
'rasante' 0,5 %, was doppelt so viel war wie der Einkommenszuwachs in
diesem Zeitraum. Ich Dummkopf dachte, dass dies Anlass für Sorge sein
könnte. Aber die Washington Post meint, dass das"ein weiteres Zeichen
dafür ist, dass die Shopper weiterhin der wirtschaftlichen Expansion
Treibstoff hinzufügen." Es wird nicht erwähnt, woher sie denn das Geld
zum Konsum haben. Aber wir wissen es, oder? (Hinweis: Das gesuchte
Wort beginnt mit"Sch", endet mit"den" und hat ein"ul" in der
Mitte).
Der Bericht zu den Konsumausgaben"zeigt die verwundbare Stelle dieser
Erholung", so Mark Vitner von der Wachovia Economics Group in der
Washington Post."Steuersenkungen und niedrige Hypothekenzinsen
wirkten sich 2003 positiv aus... aber die Erholung wird ernsthafte
Probleme bekommen, wenn sich die Zahl der Arbeitsplätze nicht bald
erhöht."
Es scheint so, dass auch die Konsumentenpreise fallen. Zumindest für
Leute, die nichts essen. Denn das US-Handelsministerium teilte mit,
dass die Konsumentenpreise so langsam wie noch nie seit Beginn der
Messungen vor 44 Jahren gestiegen sind - wenn man Lebensmittel- und
Energiepreise außen vor lässt. In jedem der letzten drei Monate ist
die Jahresrate der Inflation zurückgegangen.
Der Dollar ist gegenüber dem Yen auf ein neues 3-Jahres-Tief gefallen,
gegenüber dem Euro tut sich derzeit nicht so viel. Man bekommt für
einen Euro weiterhin 1 1/4 Dollar.
Der Goldpreis lungert derzeit rund um die Marke von 400 Dollar. Vor
dem morgigen G7-Treffen werden wir wahrscheinlich weder beim Dollar
noch beim Gold eine größere Bewegung sehen. Chuck Butler,
Devisenhändler der Everbank, meint, dass es bei diesem Treffen
hauptsächlich um Wechselkurse - Euro, Dollar, Yen und Yuan - gehen
wird. Er meint:"Ich werde die Euros kaufen, die sie verkaufen
wollen."
Und was ist mit George Soros? Newsmax.com meint, dass er eine
"Oktober-Überraschung" für George W. Bush bereithält, wenn er kurz vor
der Wahl einen Dollarcrash inszenieren wird, ähnlich wie er 1992 das
britische Pfund abstürzen ließ.
"Der Hass des in Ungarn geborenen Soros auf Präsident Bush ist kein
Geheimnis", so Jon Dougherty. Seine fanatischen Überzeugungen seien so
stark, so Soros gegenüber der Washington Post, dass er sein ganzes
Vermögen opfern würde,"wenn ihm jemand garantieren könne", dass dies
zur Niederlage von Bush führen würde. Das wichtige Wort dabei ist
"garantieren". (Natürlich war das alles neu für mich, aber was weiß
ich schon von den geheimen Leidenschafen von Soros?)
Auf der anderen Seite"sollten Investoren auf George Soros hören",
schreibt William Pesek von Bloomberg zu diesem Thema."Nicht deshalb,
weil er ein einflussreicher Markt-Guru ist. Nicht deshalb, weil er
1992 vom Absturz des britischen Pfunds so profitierte. Nicht deshalb,
weil der malaysische Staatschef Mahathir Mohamad ihm 1997 vorwarf, er
würde gegen den Ringgit spekulieren (wobei er ihn einen"Trottel"
nannte). Soros Warnungen über die größte Volkswirtschaft der Welt und
ihre Dynamik sind wichtig, weil sie viele Fakten auf ihrer Seite
haben."
Pesek weiter:"In den USA machen das Leistungsbilanz- und das
Haushaltsdefizit den Investoren Angst, und sie fragen sich, ob die
weltweit größte Volkswirtschaft zu stark über ihre Verhältnisse lebt,
und ob der Tag der Abrechnung nahe ist."
Ich hätte das selbst nicht besser sagen können...
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Donnerstag, 5. Februar 2004
Yin und Yang
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
***"Der indischen Wirtschaft"ging es nie besser". Laut BBC hat das
der indische Finanzminister gesagt, ein gewisser Herr Singh. Seit
Indien zahlreiche Regierungskontrollen abgeschafft und Staatsbetriebe
verkauft hat - ein Prozess, der vor ungefähr 10 Jahren begann -, boomt
das Geschäft. Der Senex - der Aktienindex der Börse Mumbai (ehemals
Bombay) - ist in den letzten 12 Monaten um fast 100 % gestiegen. Es
wird erwartet, dass das Wirtschaftswachstum dieses Jahr bei 8 % liegen
wird.
***"Wissen Sie, was eine 'Erfahrung' ist?" fragt ein Leser des
Investor's Daily.
"Eine 'Erfahrung' ist das, was man bekommt, wenn man nicht das
bekommt, was man will."
"Und wenn man Geld und Frauen mit einbezieht, dann ist es angemessen,
zu erwähnen, dass dann, wenn ein Mann mit Geld eine Frau mit Erfahrung
trifft, normalerweise der Mann die 'Erfahrung' erhält, und die Frau
das Geld."
*** Ohje... ich habe"Yin" und"Yang" verwechselt.
Ein Leser aus Singapur schreibt:
"Sie haben 'Yin' benutzt, um etwas Positives zu beschreiben, und
'Yang' für das Negative."
"Die chinesische Bedeutung für 'Yin' lautet 'dunkel, schlecht,
grausam, und so weiter... alles Negative..."
"Die chinesische Bedeutung für 'Yang' lautet 'hell, erfreulich,
freundlich, und so weiter... alles Positive..."
"Also Yin Yang = Schlechtes Gut (nicht gutes Schlecht)."
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Donnerstag, 5. Februar 2004
Die asiatische Spekulationsblase
von Doug Casey
Die asiatischen Länder sind derzeit die Lieblinge der Finanzpresse.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht das Potenzial dieser Staaten gelobt
wird. Aber wenn Sie mich fragen - dann sehen wir dort eine
Spekulationsblase.
Ich versuche nicht, nur aus Prinzip gegen etwas zu sein, das die
meisten Leute als"sichere Sache" ansehen. Obwohl die Tatsache, dass
jeder irgendein Investment mag, schon Grund genug dafür ist, sich
selbst auf die Gegenseite zu stellen. Ich bin grundsätzlich ein großer
Bulle, was China betrifft. Aber man sollte in einer Krise kaufen - und
nicht dann, wenn es so aussieht, als ob die Spitze eines Booms
erreicht ist.
Ich habe ziemlich viel Zeit in China verbracht, und meine Zeit in
Hongkong zähle ich noch gar nicht mit. Keine Frage - das 21.
Jahrhundert wird China gehören, so wie ein großer Teil des 20.
Jahrhunderts den USA gehörte. Europa wird Hausangestellte für die
Chinesen liefern. Aber ich sehe keinen direkten und sicheren Weg, wie
man sich diesen Megatrends zunutze machen kann.
Es steht oft in der Presse, dass der Yuan unterbewertet ist. Das ist
mittlerweile allgemein akzeptiert, von Politikern bis hin zu
Finanzberatern. Ich bin mir da nicht so sicher, wenn ich mir die
Immobilienpreise in Peking und Shanghai ansehe. Und die chinesische
Geldmenge wächst offiziell mit 20 % pro Jahr.
Das kann funktionieren, aber den Yuan nur deshalb zu halten, weil man
auf eine Aufwertung hofft, scheint mir nur eine mittelmäßige Wette zu
sein. Und ganz bestimmt dann, wenn man Yuan in einer chinesischen Bank
hält - denn viele von denen sind insolvent. Das ist der Grund, warum
die chinesische Regierung vor kurzem 2 große Banken mit 45 Milliarden
Dollar unterstützt hat.
Die chinesische Regierung berichtet, dass sie Ende 2003
Devisenreserven von 403 Milliarden Dollar hielt. Das ist ein Anstieg
von 117 Milliarden Dollar gegenüber Ende 2002. Es ist unklar, in
welcher Form dieses Geld gehalten wird, aber die große Mehrheit des
Betrags wird wahrscheinlich auch in Dollar und nicht in anderen
Devisen gehalten werden. Wahrscheinlich haben die Chinesen Dollar in
der Form von US-Staatsanleihen gegen Yuan gekauft, um ihre Exporte
ausweiten zu können. Vielleicht. Schließlich scheinen die USA einen
bodenlosen Appetit auf sowohl ausländisches Kapital als auch
ausländische Waren zu haben. Aber wenn ich ein chinesischer
Zentralbanker wäre, dann würde ich mir ziemlich blöd vorkommen, wenn
ich nur Dollar halten würde - besonders deshalb, weil diese in den
letzten Jahren gegenüber stärkeren Währungen ein Drittel an Wert
verloren haben. Ich würde Papier durch Gold ersetzen. Das spricht
übrigens für einen steigenden Goldpreis.
Aber die chinesischen Aktien... die sind schon sehr stark gestiegen,
und derzeit macht ein Einstieg da meiner Meinung nach keinen Sinn. Die
Banken haben riesige Beträge an faulen Krediten, die Geldmenge
explodiert, und der krasse Bau-Boom hat im Land zu gigantischen
Ungleichgewichten geführt. Man weiß nicht, wie sich das alles auf
einzelne Unternehmen auswirken wird. Aber wahrscheinlich nicht gut.
Ich würde derzeit keine chinesischen Aktien kaufen.

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