- Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Taktiker, 06.02.2004, 23:39
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 06:57
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Boyplunger, 07.02.2004, 10:36
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 12:43
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Boyplunger, 07.02.2004, 15:15
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 17:06
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Boyplunger, 08.02.2004, 00:53
- @Popeye: Echte Versicherungen bietet die Privatwirtschaft ja nun auch nicht an, - LenzHannover, 08.02.2004, 14:46
- Re: @Popeye: Echte Versicherungen bietet die Privatwirtschaft ja nun auch nicht an, - Popeye, 09.02.2004, 13:48
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 17:06
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Boyplunger, 07.02.2004, 15:15
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 12:43
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Boyplunger, 07.02.2004, 10:36
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - kizkalesi, 07.02.2004, 10:37
- Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh - Popeye, 07.02.2004, 06:57
Re: Rezension von Hoppes Demokratiezerhackstückung - Florian Felix Weyh
-->Hi Popeye!
>Das Buch ist provokativ und steht in den Schlußfolgerungen in der Tradition von Robert Nozicks 'Anarchy, State, and Utopia (1974) und paßt nahtlos in den Themenkreis, der hier im Forum im Zusammenhang mit @dottores Macht-Thesen diskutiert wurde.
Ich würde noch viel weiter gehen und sehe das Buch von Hoppe direkt in der Tradition der Puritaner. Die Vorstellungen der Puritaner sind ja nun seit gut 400 Jahre bekannt. Ich fasse sie mal kurz zusammen:
- Armut, und nicht etwa Reichtum ist eine Sünde, denn Armut ist ein Zeichen von schlechtem Charakter, Reichtum dagegen ein Zeichen göttlicher Gnade.
- Es sollte keinen Herrscher auf der Welt geben außer Gott und kein Recht außer Gottes Wort.
- Es sollte keine Unterscheidungen zwischen den Menschen geben, außer in der Gnade Gottes (um die zu erlangen - siehe oben)
Mit dem ersten Punkt wurde der ganze „Sozialklimbim“ erschlagen, denn es ist ja nur Recht und Billig die Verbesserung des schlechten Charakters zu verlangen.
Bei Hoppe liest es sich in etwa so: Es gibt Leute mit einer großen und einer kleiner Zeitpräferenz. Die Leute mit großer Zeitpräferenz (also alle, die jeden Monat zusehen müssen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen können) sind nichts weiter als dem Augenblick verhafteter Pöbel, die Jungs mit der kleinen Zeitpräferenz hingegen(Bob hat dafür den feinen Ausdruck „leisure class“ geprägt) haben den Weitblick, den man zum Fällen von verantwortlichen Entscheidungen braucht.
Der zweite Punkt richtete sich direkt gegen den König. Der (englische) König war seinerzeit sowohl weltlicher, als auch, als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, kirchliches Oberhaupt Englands. Den entgültigen Showdown zwischen König und Puritanern verlor Karl I. um sagen wir mal gute 35 cm. Immerhin soll die Axt scharf und der Scharfrichter erfahren genug gewesen sein, um Haupt und Rumpf in einem Schlag zu trennen, es hätte also schlimmer kommen können.
Kurz nach dem Königsmord erschien ein Buch von John Gauden mit dem Titel „Eikon Basilike“ in dem Karl als jemand beschrieben wurde, der versuchte England gegen eine gnadenlose Oligarchie zu verteidigen. Dieses Buch erreichte innehalb eines Jahres 36 Auflagen und wurde in 5 Sprachen übersetzt, es traf also den Nerv der Zeit.
Bei Hoppe liest man von der Abschaffung des Staates und der Errichtung einer natürlichen Ordnung, bei der Männer mit einer „natürlichen Autorität“ (siehe Punkt 1 und 3), die Aufgrund ihres großen Besitzes die größte Verantwortung und den größten Weitblick mitbringen, das Heft in die Hand nehmen. Jede Form von Besteuerung ist für diesen Mann ein staatlich legitimierter, mit Androhung von Waffengewalt durchgesetzter Raub. Wenn man die Thesen Hoppes weiterspinnt, dann könnte man auch verlangen, den großen Besitz komplett steuerfrei zu stellen und die einzig notwendige Ausgabe in seiner natürlichen Ordnung, nämlich der Aufrechterhaltung derselben, durch die Besteuerung des Pöbels aufzubringen, denn zum einen trägt der seine, über die Erhaltung der bloßen Subsistenz hinausgehende Mittel ja doch nur ins Bordel, Kneipe bzw. Pferderennbahn und zum andern braucht man die Mittel ja ausschließlich dazu, den Abschaum in Schach zu halten, denn der Besitzende ist ja über jeden moralischen Zweifel erhaben.
Ich will an dieser Stelle gar nicht darüber lamentieren, wie die großen Besitztümer zusammengetragen wurden und gebe nur ein paar Literaturempfehlungen.
- Gustavus Myers „Geschichte der großen amerikanischen Vermögen“
-Morus „Wie sie groß und reich wurden
Kevin Phillips „Wealth And Democracy“ (ein Buch aus jüngerer Zeit)
>Eine solch unsachliche und thematisch eingeschränkte Besprechung hat es nicht verdient.
Vielleicht fühlte sich da jemand betroffen..."Unproduktive Schmarotzer, Gammler und Kriminelle"..., naja, solche Bemerkungen führen auch nicht weiter.
Ganz besonders hervorheben möchte ich die Meinung Hoppes zur Arbeitslosigkeit. Diese ist für Hoppe lediglich eine „unerwünschte Verhaltensweise“. Auch wenn ich einen Job habe, fühle ich mich davon „betroffen“ und sogar mehr als das. Ich empfinde Äußerungen dieser Art als ein Schlag ins Gesicht.
>Ich jedenfalls kann die Lektüre von Hoppes Buch uneingeschränkt empfehlen.
Das kann ich ohne jede Einschränkung unterschreiben. Man sollte immer wissen, woher der Wind weht.
Gruß

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