- Inflation kein Thema! In Europa doch aber Risiko von Desinflation zur Deflation - kizkalesi, 07.02.2004, 09:57
- historisch gesehen waren die Zinsätze nie so hoch wie heute - Ricardo, 07.02.2004, 15:48
historisch gesehen waren die Zinsätze nie so hoch wie heute
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in Relation natürlich, wie sollte man auch sonst auf den Gedanken kommen es könne sich um Deflation bzw. Inflation handeln. Doch wohl nicht durch Messung einiger Preisindikatoren aus dem Kosumbereich oder der Lebenshaltung allgemein. Der Eigenzins der Wirtschaftssubjekte bzw. -objekte (die Möglichkeit alle am Wirtschaftsprozess beteiligten überhaupt einen Überschuss zu erzielen) liegt weit unterhalb des Geldzinses. Der Autor spricht ja selbst die Kapazitätsfreizetzung an. Bei selbständiger Tätigkeit wie unselbständiger. Der Marktwert dieser am Wirtschaftsprozess beteiligten dürfte wohl gesunken sein (=das ist auch ein Preis). Egal ob sie überhaupt noch am Wirtschaftprozess beteiligt sind oder nicht. Womit sich auch die Bemessungsgrundlage für die Vergabe neuer Kredite veringert haben dürfte. Bei schon vorhandener Überschuldung dürfte das Fass übervoll sein, was ein Blick auf die Insolvenzen bestätigt. Kredite gibt`s nicht weil sie zu teuer sind, und wenn der Prozess anhält dürfte ein weiteres Absinken des Geldzinses die Schere weiter öffnen. Der Geldzins steigt in Relation zum Eigenzins.
Grüsse
Ricardo
>Hier zu Lande sieht es ebenfalls nicht nach einer Beschleunigung der Inflation aus, ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit importiert Euroland, ähnlich wie Japan, Deflation. Die Importpreise sind im vergangenen Jahr um etwa 4,5 Prozent gesunken. Zwar liegt die Inflation bei den Verbraucherpreisen noch bei zwei Prozent, also knapp über dem Ziel der Europäischen Zentralbank.
>Das ist aber ganz wesentlich darauf zurückzuführen, dass der Staat angesichts leerer Kassen immer mehr darauf verfällt, sich Einnahmen über höhere indirekte Steuern und Gebühren zu verschaffen. Rechnet man diese Effekte heraus, läge die Inflationsrate in der Währungsunion kaum über ein Prozent, in Deutschland kaum über 0,5 Prozent. Es gibt keine Inflationsmentalität mehr. Abzulesen ist das beispielsweise daran, dass die deutschen Gewerkschaften mit einer Forderung von nur vier Prozent in die Lohnrunde ziehen.
>Noch nie waren sie so bescheiden. Wenn schließlich zwei Prozent herauskommen, werden sie sich freuen
>In diesem Umfeld ist der Kampf gegen die Inflation zunehmend ein Scheingefecht. Er ist nämlich schon gewonnen. Der Hauptgrund für die niedrige Geldentwertung besteht darin, dass es sowohl am Arbeitsmarkt als auch in der Produktion allgemein große ungenutzte Kapazitäten gibt, wodurch - vorläufig jedenfalls - es möglich ist, eine Zunahme der Nachfrage ohne Neueinstellungen und Investitionen zu befriedigen. Auch ohne Preiserhöhungen lassen sich nämlich die Gewinne steigern. In den USA versucht immerhin der Staat, die Lücke durch eine aggressive Geld- und Finanzpolitik zu füllen. Im Euroland gilt das als Tabubruch. Daher ist das Risiko nirgends so groß als hier, dass eines Tages aus der Disinflation Deflation wird und nur der sich glücklich schätzen kann, der über einen großen Bestand an festverzinslichen Anleihen verfügt. Dieter Wermuth
>Der Autor war Jahrzehnte Europa-Chefvolkswirt verschiedener japanischer Grossbanken. Jetzt ist er Partner bei Wermuth Asset Management

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