- von Olof Palme zu Anna Lindh - orwell, 07.02.2004, 21:09
von Olof Palme zu Anna Lindh
-->Warum starb Anna Lindh wirklich?
Was verbindet den Tod der schwedischen AuĂenministerin mit der Ermordung von Olof Palme und Graf Bernadotte?
Die ganze Welt war geschockt, als die schwedische AuĂenministerin Anna Lindh am 10.09.2003 in einem Stockholmer Kaufhaus erstochen wurde. Die Medien und politischen Beobachter brachten den Mord sehr schnell mit âNeo-Nazis' in Verbindung. Allgemein geht man heute noch davon aus, daĂ die europafeindliche Haltung eines Euro-Gegners hinter dem Attentat steckt. Denn nur wenige Tage spĂ€ter, am 14. September, stimmten die Schweden darĂŒber ab, ob der Euro die neue LandeswĂ€hrung wird - und entschieden sich dagegen. WĂ€hrend der ganzen Euro-Kampagne hatten die BefĂŒrworter mit Anna Lindhs Gesicht fĂŒr den Euro geworben. Aber ist das wirklich ein ausreichender Grund, um eine Politikerin zu töten? Anna Lindh war sehr beliebt und galt als aufgehender Stern innerhalb der sozialistischen Regierungspartei. Seit 1998 war sie AuĂenministerin; viele sahen in der 46jĂ€hrigen zweifachen Mutter die nĂ€chste Premierministerin von Schweden. In vielen LĂ€ndern achtete man Anna Lindh als engagierte KĂ€mpferin fĂŒr die Benachteiligten in der Welt. Sie machte sich fĂŒr den Dialog zwischen den reichen Industriestaaten und der Dritten Welt stark und setzte sich fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit der Kurden und PalĂ€stinenser ein.
Keinen Hehl machte Anna Lindh aus ihrem Abscheu vor Ariel Scharon und seiner Regierungspolitik in Israel. Scharon sei ein"Wahnsinniger", mit dem man keinen Dialog fĂŒhren könne, sagte Lindh im Oktober 2001. Ihr politischer Standpunkt war klar:"Die israelischen Siedlungen in der West Bank mĂŒssen gerĂ€umt werden; es muĂ einen palĂ€stinensischen Staat geben; Israel muĂ die besetzten Gebiete im Gazastreifen und in der West Bank rĂ€umen, alle Exekutionen auĂerhalb seines Territoriums unterlassen und die Angriffe auf PalĂ€stinenser stoppen. All dies sollte sofort geschehen."
Zwei Jahre spĂ€ter hat Israel noch immer nicht das Geringste von diesen Forderungen erfĂŒllt. Deshalb sagte die AuĂenministerin im schwedischen Fernsehen, sie persönlich werde keine Produkte und FrĂŒchte aus Israel mehr kaufen. Im Mai 2002 setzte sich Anna Lindh öffentlich zum Ziel,"daĂ die israelischen BĂŒrger sich gegen die MilitĂ€rpolitik Scharons stellen werden. Israels Regierung hat einen Weg eingeschlagen, mit dem das Land Gefahr lĂ€uft, sich aus der Staatengemeinschaft heraus zu manövrieren."
DaĂ die USA vor Israels Politik kuschen, konnte Anna Lindh nicht verstehen. Bushs ablehnende Haltung gegenĂŒber Arafat sei"sowohl unangebracht wie dumm". Damit wĂŒrde Bush"Sharons Gewalt belohnen" und"dem ganzen FriedensprozeĂ widersprechen. Diese amerikanische Politik kann nur zu einem regelrechten Krieg im Nahen Osten fĂŒhren." Solch offene Kritik an den zionistischen RĂ€nkespielen im Nahen Osten kommen höchst selten ĂŒber die Lippen eines westlichen Politikers, geschweige denn eines Kabinettmitgliedes.
In Zeiten, wo die israelische Regierung es offen zur Politik erklĂ€rt hat, feindliche AnfĂŒhrer sogar auĂerhalb von Israel zu liquidieren, könnten Politikerworte wie die von Lindh gefĂ€hrlich werden - denn wer sagt uns, daĂ man in Tel Aviv bloĂ Hamas-FĂŒhrer als Gefahr fĂŒr den israelischen Staat einstuft?
Anna Lindh war die treibende Kraft hinter der Entscheidung der EU, dem palĂ€stinensischen PrĂ€sidenten Yassir Arafat gegenĂŒber eine andere Politik einzuschlagen als die USA. AuĂerdem forderte die schwedische AuĂenministerin am 3. April 2002 die EuropĂ€ische Union auf, sĂ€mtliche Beziehungen zu Israel aus Protest gegen die israelische Besatzungspolitik abzubrechen.
"Schweden hat einen gröĂeren EinfluĂ auf die palĂ€stinensische Geschichte ausgeĂŒbt als gröĂere oder nĂ€her gelegene MĂ€chte in der Welt", schrieb die palĂ€stinensische UnterhĂ€ndlerin Hanan Aschrawi nach dem Tod von Lindh. Seit der GrĂŒndung von Israel vor 55 Jahren hatte sich das skandinavische Land um diplomatische Lösungen in Nahost bemĂŒht. Im selben Zeitraum wurden mit Anna Lindh drei schwedische Spitzenpolitiker ermordet, die alle eines gemeinsam hatten: sie traten offen dem Zionismus entgegen.
Graf Bernadotte und Jerusalem
1948 schickte die UNO den schwedischen Grafen Folke Bernadotte nach PalĂ€stina, um dafĂŒr zu sorgen, daĂ der am 29. November 1947 unterzeichnete Teilungsvertrag reibungslos umgesetzt werden konnte, der sowohl Juden als auch PalĂ€stinensern einen unabhĂ€ngigen Staat zusicherte.
Es kam jedoch schnell zum Krieg zwischen arabischen und zionistischen VerbĂ€nden, kaum daĂ der Staat Israel offiziell gegrĂŒndet worden war. Graf Bernadotte konnte zwar einen Waffenstillstand aushandeln, doch extremistische Zionisten verurteilten ihn zum Tode. Er wollte nĂ€mlich Jerusalem unter jordanische Herrschaft stellen, da PalĂ€stinenser und Zionisten sich um die Vorherrschaft in der Stadt stritten.
"Wir planen die Ermordung von Bernadotte und jedem anderen UNO-Beobachter, der nach Jerusalem kommt", erzĂ€hlten zwei Mitglieder der berĂŒchtigten âStern-Bande' am 24. Juli 1948 einem Kolumnisten der âNew York Times'. Als der Journalist sie nach dem Grund fragte, antworteten die zionistischen Terroristen,"ihre Organisation sei fest dazu entschlossen, ganz Jerusalem fĂŒr den israelischen Staat in Besitz zu nehmen. Hierbei werde man keine Einmischung durch niemanden dulden."
Wenig spĂ€ter wurde Graf Bernadotte nahe Jerusalem von drei Mitgliedern der âStern Bande' auf offener Strasse erschossen. Die beiden AnfĂŒhrer dieser Terror-Organisation waren Yitzhak Shamir und Menachem Begin - die spĂ€ter beide MinisterprĂ€sidenten von Israel werden sollten.
Olof Palme und die PLO
Die Mörder von Graf Folke Bernadotte hatte man ebensowenig zur Rechenschaft gezogen wie der oder die Mörder von Olof Palme. Der schwedische MinisterprĂ€sident war 1986 von Unbekannten in Stockholm erschossen worden, als er mit seiner Frau von einem Kinobesuch heimkehrte. Palme hatte sich nicht nur fĂŒr die weltweite Anerkennung der PLO als politische Vertretung der PalĂ€stinenser eingesetzt, sondern er trat auch fĂŒr ein Ende der israelischen Okkupation in den seit 1967 besetzten Gebieten ein. Deshalb forderte er eine bedingungslose Umsetzung der entsprechenden UNO-Resolutionen gegen Israel.
Die ermordete schwedische Aussenministerin Anna Lindh,
1985 an einer Parteiversammlung mit Olof Palme.
Ulf Dahlsten, der 1986 Palmes persönlicher SekretĂ€r war, hielt Anna Lindh fĂŒr die seit Olof Palme wichtigste politische Figur in Schweden, und dessen politische Erbin - in Geheimdienstkreisen munkelt man sogar, daĂ Anna Lindh die leibliche Tochter von Palme gewesen war. Jetzt sind beide tot. Doch die israelischen Siedlungen bestehen noch immer.
Quelle: ZeitenSchrift

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