- Statt US-Dominanz Allianz EU-Rußland? - RK, 09.02.2004, 18:27
- Re: Statt US-Dominanz Allianz EU-Rußland? - RK, 09.02.2004, 18:33
- Schon dumm, wenn man sich aufs Gesetz beruft. - RetterderMatrix, 09.02.2004, 18:39
- So ist das ja nun auch wieder nicht - RK, 09.02.2004, 19:06
- Schon dumm, wenn man sich aufs Gesetz beruft. - RetterderMatrix, 09.02.2004, 18:39
- Re: Statt US-Dominanz Allianz EU-Rußland? - RK, 09.02.2004, 18:33
Statt US-Dominanz Allianz EU-Rußland?
-->http://www.jungewelt.de/2004/02-09/014.php
09.02.2004
Interview
Interview: Jürgen Elsässer
Statt US-Dominanz Allianz EU-Rußland?
jW sprach mit Oberstleutnant Jürgen Rose
* Oberstleutnant Jürgen Rose war bis 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bundeswehruniversität München und ist derzeit beim Wehrbereichskommando in München tätig. In diesem Gespräch vertritt er ausschließlich seine private Meinung
F: »Den Bruch riskieren«, den Bruch mit den USA nämlich, forderten Sie kürzlich in einem Zeitungsbeitrag. Äußert sich da ein enttäuschter Anhänger der SPD bzw. der Grünen oder ein konservativer Amerika-Kritiker?
Ersteres ist richtig. Ich habe mich schon 1999 beim Krieg gegen Jugoslawien sehr kritisch gegen die Regierungspolitik gewandt.
F: Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, daß mit der deutschen Militärpolitik etwas schiefläuft?
Schon in den 80er Jahren, als es um die Stationierung neuer Atomraketen ging. Als ich mich dann Anfang der 90er in der FAZ und der Neuen Zürcher Zeitung für die Abschaffung der Wehrpflicht aussprach, traf mich der Bannstrahl der Bundeswehrführung. Man hat immer wieder versucht, Disziplinarmittel gegen mich anzuwenden, aber immer ohne Erfolg. Seither bemüht man sich, meine Äußerungen zu ignorieren.
F: Schröder sprach vom »deutschen Weg«. Ist das auch Ihre Vision?
Das war ein Lapsus. In der Sache, der Abstinenz beim Irak-Krieg, hatte Schröder recht. Aber das Reden vom »deutschen Weg« war zumindest sehr mißverständlich. Einerseits gegen das einseitige Vorgehen der USA zu opponieren und das Gewaltmonopol des Weltsicherheitsrates zu verteidigen, andererseits zu erklären, unter gar keinen Umständen und auch nicht unter einem UN-Mandat aktiv werden zu wollen - das ging nicht zusammen.
F: Wenn Berlin mit Washington bricht - was wäre die Alternative?
Eine vertiefte Europäische Union wäre angesichts ihres großen Wirtschaftspotenzials und auch bei einem äußerst moderat dimensionierten Verteidigungsarsenal eine Alternative, zumal dann, wenn sie sich auf eine strategische Allianz mit der Russischen Föderation stützen könnte.
F: Also raus aus der NATO?
Die traditionelle NATO mit ihrer US-Dominanz ist wirklich obsolet. Was allenfalls denkbar wäre, ist eine neue NATO mit einem amerikanischen und einem europäischen Pfeiler, in der sich die Partner auf Augenhöhe begegnen. Fraglich ist, ob die USA daran überhaupt Interesse hätten.
F: Allianz mit Rußland - trotz Tschetschenien?
Es geht nicht um eine politische oder gar militärische Achse, sondern um wirtschaftliche Kooperation zum beiderseitigen Vorteil. West- und Mitteleuropa brauchen aus Rußland zuvörderst Rohstoffe, Ã-l und Erdgas. Die Russische Föderation benötigt im Gegenzug Kapital und Technologie für die Modernisierung des Landes und dürfte daher einem Assoziierungsvertrag mit der EU durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen - vielleicht der Beginn einer »wunderbaren Freundschaft«. Würde die EU privilegierte Beziehungen zu den Ã-llieferstaaten Iran, Irak und Libyen aufbauen sowie eine strategische Partnerschaft mit Rußland eingehen, könnte dies den Anfang vom Ende des Imperium Americanum einläuten. Die Tage für den exklusiven Status des US-Dollars als Weltleitwährung wären gezählt, der Euro käme als funktionales Äquivalent in dessen Position, so daß ein jähes Abschwellen des Kapitalstroms in Richtung USA - derzeit liegt er bei anderthalb Milliarden Dollar pro Tag - unvermeidlich wäre. Damit gerieten die USA als weltgrößter Schuldner in eine prekäre ökonomische Abhängigkeit von ihren Gläubigern in Europa und Asien.
F: Sehr gefährlich erscheint mir Ihre Idee, daß die EU in angrenzenden Regionen eigene Militärpotentiale positioniert, also auch Besatzungsmacht wird.
Die Europäer müssen mit den USA Hase und Igel spielen: Wenn das Pentagon Truppen in einer Region von vitalem Interesse für die Europäische Union stationieren will, sind die unsrigen schon da. Es geht also um die Verhinderung einer US-Besatzung, und genau nicht um die Durchführung einer eigenen. Das heißt: Jede Aktivität in diese Richtung braucht ein UN-Mandat und die ausdrückliche Unterstützung durch den Staat, in dem die EU-Einheiten aktiv werden sollen.

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