- Nicht zu glauben: Der russische BĂŒrger hortet Dollar - BRATMAUS, 10.02.2004, 08:07
- Fehler bei den Goldreserven - eesti, 10.02.2004, 12:34
Nicht zu glauben: Der russische BĂŒrger hortet Dollar
-->Keine Frage des Glaubens
Starker Rubel als AushÀngeschild des Wirtschaftswachstums
MDZ 03-02-2004
Dana Ritzmann
SpĂ€testens seit die Russen per Fernsehshow demonstrierten, wie raffiniert sie sind, wenn es ums Verstecken von Geld geht, ist es ein offenes Geheimnis, dass man hierzulande seine Ersparnisse nach wie vor am liebsten in Dollarform im Sparstrumpf hĂŒtet, statt sie auf die Bank zu tragen. Ein VerlustgeschĂ€ft, wie der ehemalige Finanzexperte Michail Sadornow auf einer Pressekonferenz von RIA-Nowosti herausstrich.
Dana Ritzmann
Wer noch immer seine Dollarnoten âunterm Kopfkissenâ aufbewahrt, so Sadornow, der habe im vergangenen Jahr etwa â17 Prozent seiner Ersparnisseâ verloren. Die Bevölkerung mĂŒsse endlich von dem Irrglauben abkommen, dass die einst so starke US-WĂ€hrung das beste Mittel zum Sparen wĂ€re, erklĂ€rte der Duma-Abgeordnete. Und es scheint sich rumzusprechen. So hĂ€tten die Russen, nach Angaben des Politikers, von Februar bis Juni des vergangenen Jahres die beachtliche Summe von fĂŒnf Milliarden Dollar an die Banken verkauft, wĂ€hrend man im November und Dezember einen riesigen Zuwachs an Rubel-Einzahlungen beobachten konnte. Doch wies Sadornow auch darauf hin, dass es die Leute keineswegs eilig haben, ihre Dollar in Rubel umzutauschen, weil sie einen möglichen Einbruch der nationalen WĂ€hrung fĂŒrchten. Ein âsolches Szenario kann man ausschlieĂenâ, zeigte sich der Duma-Finanzexperte fĂŒr das Jahr 2004 allerdings optimistisch und lieferte als ErklĂ€rung das stetige Wachstum der russischen Wirtschaft.
Keine WĂ€hrung der Welt sei vor Kursschwankungen sicher und das sollte jeder bedenken, der sein Geld in Form von auslĂ€ndischer Valuta aufbewahrt. Sogar die russischen Finanzexperten wĂŒrden lĂ€ngst in Rubel rechnen. So kamen direkt zu Beginn dieses Jahres positive Signale vom Finanzmarkt - die Anleger glauben an die StĂ€rkung des Rubels und investieren in russische Wertpapiere.
Nach Angaben des Wirtschafts- und Handelsministeriums betrug 2003 die reale Aufwertung des Rubels gegenĂŒber dem Dollar 18,9 Prozent. In einer von dem Ministerium gemeinsam mit dem Finanzministerium, dem staatlichen Statistikkomitee und der Zentralbank erstellten Studie wird der Gesamtanstieg des realen effektiven Rubelkurses mit 5,3 Prozent angegeben. Die Aufwertung gegenĂŒber dem Euro betrĂ€gt laut dieser Untersuchung 1,3 Prozent.
FĂŒr 2004 wird der Anstieg des realen effektiven Rubelkurses mit drei bis sieben Prozent prognostiziert. Sadornow meint, dass es dabei nicht bleiben wird: âDas Potenzial des realen Wachstums ist noch nicht erschöpft und macht zehn bis 15 Prozent aus.â
Doch was der einen Freud, ist der anderen Leid. Mit Sicherheit, so Sadornow, habe die Bevölkerung am meisten miese gemacht. Aber auch Unternehmen hĂ€tten Verluste aufgrund der StĂ€rkung des Rubels hinzunehmen. Am schlechtesten sei es fĂŒr die Betriebe, die mit Importen aus der Dollar-Zone, besonders aus China und Japan, konkurrieren - wie die Autoindustrie und die pharmazeutische Industrie. Doch die Bilanzen des vergangenen Jahres zeigten, so Sadornow, âdass die Ăngste anlĂ€sslich der StĂ€rkung des Rubels ĂŒbertrieben warenâ.
((Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seien im Zusammenhang mit dem Erstarken des Rubels seit 1999 die relativen Kosten der einheimischen Produzenten nicht im selben MaĂe gestiegen, unter anderem wegen der zurĂŒckhaltenden Regierungspolitik hinsichtlich der Regulierung der Preise und Tarife fĂŒr Waren und Dienstleistungen natĂŒrlicher Monopole. Deshalb behielten die russischen Betriebe noch genĂŒgend Spielraum fĂŒr die preisliche KonkurrenzfĂ€higkeit, stellte die Behörde fest. Insgesamt habe sich der Anteil der Importe am Gesamtumsatz des Einzelhandelsumsatzes erhöht, so das Ergebnis der Studie des Statistikkomitees, der Zentralbank und der Ministerien. Die GrĂŒnde dafĂŒr sind im Zusammenhang mit der Aufwertung des Rubels und dem Anstieg des Realeinkommens die zögerliche Reaktion der russischen Industrie auf die steigende Nachfrage.))
Auch fĂŒr den Export, wie gemeinhin angenommen, sei ein im Vergleich zum Dollar stĂ€rkerer Rubel nicht gefĂ€hrlich. âNatĂŒrlich wird man im Export Verluste hinnehmen mĂŒssen, wenn man den Dollarerlös in Rubel umrechnetâ, erklĂ€rte Sadornow. âAber der russische Export besteht zu 85 Prozent aus Rohstoffen - und die RentabilitĂ€t dieses GeschĂ€ftes ist, egal wie, riesig.â
Zudem betonte Sadornow, dass sich im vergangenen Jahr eine âgrundlegende Ănderung in der Zahlungsbilanzâ vollzogen habe und dass aufgrund dessen die âStĂ€rkung des Kurses nicht mehr nur vom Ă-lpreis abhĂ€ngtâ. FĂŒr die StabilitĂ€t der russischen WĂ€hrung sprĂ€che auĂerdem die RĂŒcklage in Form von Goldreserven im Wert von fast 79 Milliarden Dollar und in Form des StabilitĂ€tsfonds mit einem Umfang von 3,5 Milliarden Dollar.
Quelle: Deutsche Zeitung in Moskau

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