- Misshandelter Berufsschüler - Der wirtschaftliche Skandal... - LenzHannover, 10.02.2004, 15:45
- Re: Misshandelter Berufsschüler - Der wirtschaftliche Skandal... - orwell, 10.02.2004, 18:02
- Nachtrag: Inzw. ist der 5 in Haft und tw. wieder braunes Gesülze! - LenzHannover, 10.02.2004, 20:45
- Re: @Tempranillo: Zuwanderung und die Erziehungsqualitaet... - Tassie Devil, 11.02.2004, 09:56
- Re: Misshandelter Berufsschüler - Der wirtschaftliche Skandal... - orwell, 10.02.2004, 18:02
Misshandelter Berufsschüler - Der wirtschaftliche Skandal...
--><font color=#FF0000>wie üblich im kleingedruckten.
Für Kitas/Schulen usw. ist zuwenig Geld vorhanden, da, wo es wichtig wäre, jedem Kind unabhängig vom Elternhaus eine halbwegs brauchbare Chance zu geben.
Diese Schüler, welche es i.d.Regel nicht zu einem Hauptschulanschluß geschafft haben"lernen" in einer Klasse mit nur 12 Schülern und mit Berufsschuhllehren, die auf Gymnasiumlevel bezahlt werden (A13 aufwärts).
Laut Foto: edles relativ neues Gemäuer, viel Platz davor [img][/img] </font>
HAZ 7-2-2004
„Dann fingen sie an, mich zu schlagen“
Misshandelter Berufsschüler berichtet über monatelanges Martyrium
Barnten „Stört es, wenn ich rauche?“, fragt der 17-Jährige höflich und steckt sich eine Zigarette an. Schwarzes T-Shirt, schwarze Hose, so sitzt er zu Hause bei seiner Mutter in Barnten (Kreis Hildesheim) auf dem Sofa, die Vorhänge sind zugezogen. Zögernd, in kurzen Sätzen berichtet er, was ihm widerfahren ist: in der Klasse 3B, im Materialraum und auf dem Schulklo der Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim. Nicht, dass er in der Berufsschule von Anfang an gelitten hätte. Er kam im Sommer 2003 mit gutem Abschlusszeugnis von der Hauptschule Nordstemmen, wurde deshalb ins Berufsgrundbildungsjahr eingestuft. „Ich hätte zwar gerne Elektrotechnik gemacht“, sagt Dieter. Doch die Siemensschule bildet keine Elektrotechniker aus. Also landete er in einer Metallklasse - und scheiterte.
Dieter schüttelt den Kopf und sagt: „Metall lag mir echt nicht.“ Im BGJ schleppte er sich bis zu den Herbstferien durch. Dann wurde er zurückgestuft ins Berufsvorbereitungsjahr, zu den schwächeren Schülern - direkt in die 3B, eine zusammengeschweißte Clique. Deutschrussen gaben den Ton an.
Dieter war anders. In sich gekehrt, vorsichtig, ein guter Schüler. Er wurde zum Außenseiter: „Der harte Kern, der kannte sich halt schon.“ Und der „harte Kern“ begnügte sich nicht mit blöden Sprüchen. „Zwei Wochen nach den Herbstferien haben sie angefangen, mich zu schlagen“, erinnert sich Dieter. Knuffe an den Kopf, Boxhiebe an den Oberarm, ständig Tritte, die er in den Klassenräumen, auf den Gängen und auf dem Pausenhof einstecken musste. „Das konnte man öfter gut sehen“, sagt Dieter über die tägliche Gewalt, die er bald kaum noch bemerkenswert fand. Und die auch keiner seiner Lehrer bemerkt haben will.
Seine elf Mitschüler hielten dicht, auch Tim, der sich als Einziger nicht an dem stillen, schlanken Jungen aus Barnten vergriff. Der Rest schlug zu. Manchmal mit Eisenteilen, bis Dieters Körper von blauen Flecken übersät war. All das passierte im so genannten Unterricht. Sein Lehrer saß allein am Schreibtisch im Werkraum, während Dieter nebenan im Materiallager misshandelt wurde, bis zu 20 Minuten lang. Die Gruppe sollte Metall holen oder zuschneiden - der Lehrer ging nicht mit. „Er hat einfach immer nur am Tisch gesessen.“
Nach den Weihnachtsferien erreichte die Quälerei dann eine neue Dimension. Einer der Mitschüler zog eine Digitalkamera aus der Tasche, Dieter musste sich ausziehen, Zigaretten essen. Noch immer machte die Klasse mit. „Ich will doch nicht der Dieter sein“ - so rechtfertigten die Gruppenmitglieder ihr Mittun und Schweigen.
Doch auch Dieter schwieg. Kurz vor Weihnachten hatten ihn die Peiniger schließlich in der Schultoilette übel zusammengeschlagen. Danach brauchten sie nur noch mit dem Wort „Klo“ zu drohen, und schon spurte ihr Opfer.
Einmal sprach ein Sportlehrer den Jungen an, als er den Eindruck hatte, dieser werde gepiesackt. „Ich prügele mich öfter mal“, sagte Dieter. Zu Hause das gleiche Bild. Seine allein erziehende, berufstätige Mutter blieb ahnungslos, auch sein älterer Bruder merkte nichts. Dieter hörte seine Heavy-Metal-Musik, spielte am Computer. Er redete auch: über den Führerschein, die Kumpels im Nordstemmer Jugendzentrum. Nur nicht über die Folter.
Die Mutter ist den Tränen nah. „Er hat sich doch normal benommen“, sagt sie. Seit vor knapp zwei Wochen alles herauskam, macht sie sich Vorwürfe, fragt sich, warum ihr nichts auffiel. „Vielleicht, weil er so stark sein wollte? Oder weil er alles verdrängt hat?“ Ihr Sohn kann ihr noch keine Antwort geben. Gefragt nach den Gründen für sein Schweigen sagt er immer wieder: „Ich weiß es nicht. Angst wahrscheinlich.“
Und jetzt ist eine neue Angst da. Seit vier Tagen hat Dieter das Haus nicht mehr verlassen, weil Fotografen und Kameraleute auf der Straße lauern. Eine große Boulevardzeitung hat Blumen geschickt, ihr Mitgefühl ausgedrückt - und trotzdem Szenen aus den Foltervideos abgedruckt. Dieters Mutter sah Filmsequenzen im Fernsehen: „Warum machen die das?“
Manchmal fühlt die Frau sich allein gelassen, wenn sie merkt, dass sich alle Welt um die Täter und um die Schule kümmert, wenn sie hört, dass zum Beispiel der Schulrat und der Kultusminister die Schule besucht haben. „Hier hat sich von denen bislang noch keiner gemeldet und mit uns über Dieters Zukunft geredet.“ Wie die aussehen soll? „Ich möchte die Schule beenden, vielleicht meinen Realschulabschluss machen“, sagt der 17-Jährige, der noch immer darauf hofft, einmal Elektrotechniker zu werden. Im Moment hat er aber nur einen Wunsch: „Endlich mal wieder raus und abends zu meinen Kumpels nach Nordstemmen.“
Nach dem Gespräch mit dieser Zeitung sind Dieter und seine Familie auf unbestimmte Zeit verreist. Er werde keine weiteren Interviews mehr zu dem Thema geben, teilte der 17-Jährige mit.
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