- The Daily Reckoning - Pao Mo Reloaded (Karim Rahemtulla) - Firmian, 12.02.2004, 21:16
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 12.02.2004, 21:18
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Rumpsteak und 53 verkaufte Bücher
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Diese Frage kam gestern beim Abendessen auf. Ich bin derzeit in
Madrid, und da aß ich gestern im"El Ampare", einem wunderbaren
Restaurant. Während ich ein köstliches Rumpsteak aß, das ich mit einem
teuren Rioja runterspülte, wandte sich das Gespräch der Politik zu.
Meine Gesprächspartner waren Spanier und Argentinier... aber die
amerikanische Politik ist fast überall ein unwiderstehliches
Gesprächsthema.
Jeder interessierte sich dafür, wie die zwei großen Parteien in den
USA die Rollen gewechselt haben. Der Hoffnungsträger der Demokraten,
John Kerry, wartet als Kriegsheld auf... mit Narben, die das
beweisen. Wo was George W. Bush, als auf ihren Held geschossen wurde,
wollen die Unterstützer von Kerry wissen?
Ich werde auf dieses Gespräch gleich zurückkommen, aber zunächst...
schaue ich mir die Welt des Geldes an. Vor einer Woche ist mein Buch
in Paris auf den Markt gekommen. Nun, laut dem Herausgeber wurden bis
jetzt 53 Exemplare verkauft. In Amerika war mein Buch wirklich ein Hit
- es schaffte es auf die Bestseller Liste (Wirtschaftsbücher) der New
York Times. Das überrascht mich; ich dachte nicht, dass so viele
Amerikaner etwas über den Ruin ihrer eigenen Wirtschaft lesen wollen
würden.
Im Gegensatz dazu hatte ich mir vorgesellt, dass die Käufer Schlange
stehen würden, um sich am Absinken Amerikas ergötzen zu können. Bis
jetzt war das nicht der Fall; die Rezensenten schreiben, dass ich weit
daneben liegen müsse."Jeder weiß, dass sich die USA in einer starken
Erholung befinden", sagen sie.
Ich hingegen betone: Diese Erholung ist ein Betrug! Aber bis jetzt
scheinen auch die französischen Medien - wie ihre amerikanischen
Gegenstücke - diese Gefahren nicht zu sehen.
Sie sagen, dass es eine merkwürdige US-Wirtschaftserholung sein mag,
aber sie sei immer noch gut genug.
Das Problem mit dieser Erholung ist, dass sie vorher nicht genug
Probleme hatte, von denen sie sich jetzt erholen könnte. Und jetzt, wo
keine zurückgestellten Konsumbedürfnisse befriedigt werden können
(weil sie nie zurückgestellt wurden!), geht ihr die Luft aus. Ohne
vorherigen ausreichenden Rückgang sollten die Aktienkurse keine Luft
mehr nach oben haben. Ohne einen dichten Nebel über der Wall
Street... hat die Sonne nichts, durch das sie hindurch brechen
könnte.
Die Unternehmensgewinne steigen, sagen diejenigen, die positiv denken.
Aber sie steigen aus denselben falschen Gründen, aus denen die
Erholung ein Betrug ist. Die Amerikaner finden keine neuen und besser
bezahlten Jobs. Stattdessen finden sie neue und teurere Häuser. Sie
überladen sich mit Hypotheken, sie kaufen immer mehr Waren aus Übersee
- auf Kredit, natürlich. Die amerikanischen Unternehmen stellen nicht
mehr Leute ein - denn sie produzieren nicht wirklich mehr. Sowohl das
Einstellen von neuen Arbeitern... als auch die Kosten dafür...
fallen außerhalb der US-Volkswirtschaft an. Die amerikanischen
Unternehmen haben den temporären Vorteil eines neuen Ausgabenbooms,
der durch Kredite hervorgerufen wurde, während sie gleichzeitig keine
steigenden Lohnkosten haben. Deshalb steigen die Unternehmensgewinne
derzeit, besonders die Gewinne, die durch die Finanzierung all dieser
Konsumausgaben entstehen.
Aber wie werden die Leute reich, liebe(r) Leser(in)? Nicht dadurch,
dass sie die Hypotheken auf ihre Häuser erhöhen, um die Dinge zu
kaufen, die sie haben wollen. Nein, sie werden reich, indem sie Dinge
herstellen, die andere Leute kaufen wollen. Die alten Tugenden...
Sparsamkeit, Disziplin, Nachsicht - das braucht man. Jetzt wie immer.
Ein Leser aus London hat mir letztens den moralistischen Ton meines
Buches vorgeworfen (mein Buch wird übrigens demnächst auch in
Deutschland erscheinen). Moderne Ã-konomen hassen die Idee, dass sie
sich aus einer Krise nicht herauspfuschen können. Natürlich könnten
sie heute die Lage verbessern. Aber nur dadurch, dass sie den Schaden,
den sie gestern angerichtet haben, wieder rückgängig machen würden.
Und hier ist Addison, mit mehr News:
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Donnerstag, 12. Februar 2004
Japanischer Hubschrauber, der Geld abwirft...
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Liebe(r) Leser(in), ich werde mit Ihnen ein kleines Geheimnis teilen.
Wie Sie wissen, reist Bill Bonner ziemlich viel herum. Und an machen
Tagen... wie soll ich sagen... verliert er dadurch den Bezug zum
Pariser Büro des Investor's Daily, wo er ja normalerweise arbeitet,
genau wie ich auch. Heute ist einer dieser Tage.
Sehen Sie, während er bei spanischem Essen über den schleppenden
Verkauf seines Buchs in Frankreich lamentiert, sieht es hier vor Ort
in Paris ganz anders aus. Denn unser Büro ist in Aufruhr. Die Verkäufe
des Buchs sind außergewöhnlich. Laut Amazon.fr ist sein Buch derzeit
das am ZWEITBESTEN bei Amazon.fr verkaufte Buch in Frankreich. Ich
versuchte, Bill telefonisch zu erreichen, um ihm das zu sagen - aber
ich hatte keinen Erfolg. Und deshalb wissen Sie, liebe(r) Leser(in),
es, bevor Bill Bonner die Nachricht erhält.
Natürlich hat das nichts mit dem Aktienmarkt oder der Wirtschaft zu
tun, aber ich dachte, dass sie diese Ironie vielleicht genießen
könnten... wie ich es getan habe.
Währenddessen sieht es so aus, als ob das schlimmste Szenario für die
US-Wirtschaft - steigende Arbeitslosigkeit und eine Dollarkrise - so
aussieht, als ob sich Alan Greenspan damit befassen müsste. Wie ich
bereits erwähnt hatte: Im Januar blieb die Zahl der Beschäftigten um
fast 50.000 hinter den Erwartungen der meisten Analysten zurück. Der
Dollar ist seit dem G7-Treffen und der unverständlichen
Pressemitteilung über dieses Treffen rund 2 Cent gefallen.
Und gestern äußerte sich Alan Greenspan -"Easy Al" - vor dem
US-Kongress zur Wirtschaftslage, und zur Entwicklung des Dollarkurses.
Ich will mich damit gar nicht näher beschäftigen - sondern lieber mit
einer klareren Diagnose, die kein Seemannsgarn spinnt. Und die hat
Peter Bernstein, Autor des Buches"The Power of Gold" geliefert. Er
sprach letzten Freitag vor Studenten... und er klang genauso wie ein
Leser des Investor's Daily.
Chidem Kurdas von HedgeWorld.com war bei diesem Vortrag, und er
schreibt: So, wie Bernstein es sieht, gewinnen die asiatischen
Volkswirtschaften, während die USA Arbeitsplätze verlieren. Hinzu
kommt, dass die asiatischen Bürger sparen und den Amerikanern Geld
leihen, die diese Kredite brauchen, um ihre exzessiven Ausgaben
finanzieren zu können. Mr. Bernstein stellte die langfristige
Lebensfähigkeit dieses 'wir kaufen und die finanzieren'-Arrangements
in Frage, und er identifizierte das wachsende US-Haushaltsdefizit als
den Hauptgrund für das internationale Ungleichgewicht."
"Ein weiteres Problem ist das zunehmende Ungleichgewicht bei den
amerikanischen Einkommen. Der jüngste Zuwachs bei der Profitabilität
(der Unternehmen) ging auf Kosten der Arbeiter (...), so Mr.
Bernstein, und er meint, dass die Leute gezwungen sind, zu
Schnäppchenjägern zu werden. Und deshalb sei Wal-Mart eine Ikone der
amerikanischen Volkswirtschaft geworden."
"Das worst-case Szenario von Bernstein beinhaltet eine steigende
Arbeitslosigkeit und eine Dollarkrise. Er weiß, dass solche Warnungen
in der Vergangenheit normalerweise überzogen waren, und deshalb
empfiehlt er durchaus das Halten von Aktien, für den Fall, dass seine
Prognose falsch ist. Aber gleichzeitig bereitet er sich auf das
Schlimmste vor."
"Er empfahl, den Teil des Vermögens, der nicht in Aktien investiert
ist, als Absicherung (...) zu sehen. Da Absicherungen teuer sind,
empfiehlt er, Instrumente wie Gold zu nutzen, die am meisten steigen
werden, wenn die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu wirtschaftlichen
Schocks führen würden. 'Eine solche Absicherung würde am meisten
bringen, wenn ich Recht habe', sagte Bernstein."
"Steckt Alan Greenspan auch hier der Spekulationsblase in China?"
fragt William Pesek von Bloomberg, ein Journalist, der in meiner
Achtung immer mehr steigt. Pesek vermutet - wie ich auch -, dass es
die Niedrigzinspolitik der Fed war, zusammen mit der"Geduld", die sie
hat, wenn es um einen Wechsel dieser Politik geht, die die Spekulation
mit asiatischen Vermögensanlagen anfeuerte. Und zwar so stark, dass
Chine es sich nicht leisten kann, die Bindung des chinesischen Yuan an
den Dollar aufzugeben..."
Mein Freund Richard Duncan meint, dass noch jemand anderes hinter
Greenspan steht. Seine Ansicht? Während alle Augen der Finanzpresse
auf die Ausgaben der Bush-Administration und die historisch niedrigen
amerikanischen Zinsen gerichtet sind, kommen die größten
Interventionen an den Märkten von Japan."Zufällig oder nicht ist es
Japan, das sich am meisten bemüht, aus dem Nichts Reichtum zu
schaffen..."
Duncan weiter:"Mitte 2003 veröffentlichten die Volkswirte der
amerikanischen Zentralbank eine Studie, die erklärte, warum die Fed
trotz Leitzinsen von 1 % ihr Pulver noch nicht verschossen hatte.
Diese Studie stellte fest, dass 'die Fed... wenn notwendig - wie aus
dem Lehrbuch - sogar frisch gedrucktes Geld aus einem Hubschrauber
abwerfen könnte, um die Wirtschaft zu stimulieren."
"Heute ist dieser Hubschrauber in der Luft. Aber merkwürdigerweise ist
es kein amerikanischer Hubschreiber, sondern ein japanischer. Soviel
ist klar. Was allerdings noch nicht klar ist, ist, wer sich auf dem
Pilotensitz niedergelassen hat."
Eine noch bessere Frage: Kann das überhaupt gesteuert werden?
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Donnerstag, 12. Februar 2004
Kerry versus Bush
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Madrid
***"Erst vor ein paar Wochen", so began ein Gesprächspartner beim
gestrigen Abendessen,"sah es so aus, als ob Bush den Wahlkampf schon
gewonnen hatte. Er lag weit vorne. Jetzt sieht es so aus, als ob es
doch noch einen richtigen Wahlkampf geben wird."
Ich bin in Bezug auf den US-Wahlkampf nicht ganz auf dem Laufenden.
Aber unserem gestrigen Gespräch konnte ich entnehmen, dass die Attacke
der Republikaner Biss hat. Sie haben versprochen, dass sie die
Defizite unter Kontrolle bringen werden.
Natürlich kümmern sich doch nur Republikaner um so Dinge wie
Haushaltsdefizite...
Aber die Angriffe auf die militärische Tapferkeit von Bush waren
scharf. Die Mühlen der poetischen Gerechtigkeit mahlen zwar langsam,
aber zuverlässig. Bush hat sich als kriegerischer Präsident
profilieren wollen."Bring 'em on", so verspottete er seine Feinde.
Und jetzt fragen die Demokraten nach seiner Vergangenheit während des
Vietnamkriegs.
Sie sagen: Während Bush sich bei der Nationalgarde oder am Strand von
Fort Lauderdale versteckte, tat unser Mann seine Pflicht.
Aber das ist so schön an der Politik. Keine Lüge ist so machtvoll,
dass jemand sich komplett damit umhüllen kann. Während John Kerry
seine Rolle im Krieg deutlich macht, gibt Robert MacNamara - dieser
Mann war einer der Köpfe hinter dem Krieg - zu, dass der ganze Krieg
ein Fehler war.
Die Kriege in Vietnam bzw. Indochina haben Millionen Menschenleben
gekostet. Neben den Vietnamesen selbst starben zuerst Franzosen, dann
Amerikaner. Ehrliche Bauernjungen zogen in den Krieg, mit gutem
Vertrauen auf schlechten Rat. Und es gab auch Universitätsabsolventen
unter ihnen. Während sie eigentlich auf das Weiße Haus zielten, trafen
sie vielleicht einen oder zwei vietnamesische Bauern.
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Donnerstag, 12. Februar 2004
Die neue"PAO MO"
von Karim Rahemtulla
("Pao Mo" = Chinesisch für"Spekulationsblase")
China wird derzeit überall als DIE Anlagemöglichkeit des Jahrhunderts
genannt. Glauben Sie das nicht pauschal. Meine Erfahrung sagt mir,
dass die einzigen Leute, die in China wirklich Geld machen werden, die
Chinesen sind... oder bestenfalls die, die reale, extensive Erfahrung
in China selbst haben.
Meine erste Reise nach China - vor ungefähr 10 Jahren - war ein
bezahlter Trip, da ich für eine Investmentgruppe aus Florida den
chinesischen Markt analysieren sollte. Sie wollten, dass ich und
einige andere Autoren die"China-Story" abdecken sollten. Ja, meine
Freunde, vor 10 Jahren war China wirklich noch eine richtige Story.
Das war vor der Asienkrise, und chinesische Gesellschaften gingen an
die Börse, mit Hilfe von zweifelhaften Geschäftstypen aus Hong Kong.
Hong Kong wurde einst wegen Schwarzhandel gegründet... und seitdem
hat sich nichts geändert. Es ist nur sauberer geworden, es stinkt
nicht mehr so, und jetzt kann man auf Englisch danke sagen, bevor man
ausgenommen wird.
Als mein Flugzeug in Cheng-Du in der Provinz Sichuan landete, da
bemerkte ich, dass es draußen ziemlich dunkel war. Es gab kein
einziges Licht. Wir landeten. Ich bemerkte, dass eine Gruppe von
japanischen Geschäftsleuten Probleme bekam. Ich schätze mal, dass alte
Erinnerungen in China nur schwer sterben.
Ein großer Mercedes holte uns ab und brachte uns in unser Hotel. Das
Hotel war wirklich das beste Hotel, in dem ich jemals war. Am nächsten
Morgen war ich bereit für die Stahlkocherei, die auf unserem Programm
stand. Die war zuerst staatlich gewesen, aber dann war sie
privatisiert worden, und damals gehörte sie einer Gesellschaft aus
Hong Kong. Ich habe nie soviele Fahrräder in einer Stadt gesehen. Und
nie so wenige Autos. Als wir durch die Straßen fuhren, war es
offensichtlich, dass China eine Menge mehr tun musste, um als ein Land
der Ersten Welt zu gelten. Überall um uns herum konnte man Armut
sehen.
Wir kamen zu der Stahlkocherei und wurden von einer großen Versammlung
der Beschäftigten begrüßt. Alle hatten ihre Sonntagskleidung an, und
sie lächelten. Sie konnten die Gewinne aus unseren Erste Welt-Kleidern
riechen. Wir wurden herumgeführt und vor den gefährlichen Maschinen
gewarnt. Offensichtlich hatten die Amputierten an diesem Tag frei
bekommen.
Ich kürze die Geschichte ab. Der Trip endete schlecht, auf mehrere
Arten. Ich fühlte mich so, als ob ich meine Zeit verschwendet hätte.
Ich kam zu der Schlußfolgerung, dass die Einzigen, die in China Geld
machen würden, Chinesen sind. Wenn man in China investieren will, dann
muss man sorgfältig und erfahren sein. China ist eins der wenigen
Länder, in denen ich lieber einem erfahrenen Fondsmanager folgen
würde, als selbst Einzeltitel auszuwählen.
Jetzt zurück ins Jahr 2004. Vor ein paar Wochen gab es eine
chinesische Neuemission, China Life. Im ersten Monat fiel der Kurs um
rund 30 %. Michael Vaupel vom Börsenbrief"Optionsschein-Profits"
hatte Recht, als er meinte, dass man auf diesen Titel einen
Put-Optionsschein kaufen sollte. Die Aktie fiel weiter, als bekannt
wurde, dass Untersuchungen begonnen wurden, da es bei der
Muttergesellschaft Unregelmäßigkeiten gegeben haben könnte. Ich frage
mich, ob der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft eine Rolex trägt?
Nächster Halt - Indien.

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