- ausnahmsweise Börse: Börsen am Scheideweg - Analysen - wheely, 17.02.2004, 14:26
ausnahmsweise Börse: Börsen am Scheideweg - Analysen
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Börsen am Scheideweg?
Der vergangene Freitag der 13. brachte einige negative Überraschungen, die das Zeug dazu haben, den monatelangen Aufwärtstrend an den Weltbörsen vorerst zu beenden:
Überraschend schwach waren etwa die Zahlen zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan ausgefallen: 93,1 Zähler wurden gemeldet, während Analysten 103 Punkte (Januar: 103,8) erwartet hatten. Den Verbrauchern in den USA steht angesichts rekordverdächtiger Verschuldung der Sinn offenbar immer weniger nach weiterem Konsum auf Pump. Dass mit einer solchen Entwicklung keinesfalls zu spaßen wäre, zeigt die Abbildung unten: Im vergangenen Jahr haben die Verbraucher mit ihren Ausgaben mehr als 2,5 Prozent zum gesamten Wirtschaftswachstum in den USA beigetragen. Sollte der unterste Balken markant schrumpfen, bliebe vom viel gepriesenen Aufschwung in den USA nicht mehr viel übrig.
Weit größeres Gewicht hatte aber die Nachricht, wonach das Außenhandelsdefizit in den USA im Dezember um weitere 10,8 Prozent auf 42,48 Milliarden US-Dollar geklettert ist. Das kräftige Wirtschaftswachstum führte einerseits zwar zu Importen in Rekordhöhe, gleichzeitig verringerten sich jedoch die Exporte. Das verwundert insofern, als die Dollarschwäche eigentlich den gegenteiligen Effekt haben müsste. Für das Gesamtjahr wurden Rekorddefizite gegenüber China, der EU und Mexiko gemeldet.
Der Euro/Dollar-Kurs machte daraufhin das, was man von der Einheitswährung bei solcher Nachrichtenlage erwarten konnte: Er nahm das Allzeithoch von 1,2899 vom Januar ins Visier - was auch dem Goldpreis umgehend Auftrieb gab.
Recht interessant ist aus antizyklischer Sicht in diesem Zusammenhang die aktuelle Umfrage der Kollegen von boerse.de. Mehr als zwei Drittel der Leser sind der Meinung, der Goldpreis werde jetzt wieder Richtung 300 US-Dollar je Feinunze tendieren.
Was ist das nächste Kursziel im Gold?
500 Dollar 27.24 % 386 Stimmen
300 Dollar 72.76 % 1031 Stimmen
Da sich die Cashquote der Aktienfonds in den USA derzeit ohnehin auf niedrigem Niveau bewegt (Abbildung unten), könnte die Luft für weitere Kurssteigerungen nach den Daten vom Freitag zunehmend dünn werden.
Dass die Börsen eine Verschnaufpause dringend nötig hätten, verdeutlicht ein Blick auf folgenden Chart. Zu beachten ist insbesondere die untere blaue Kurve. Sie zeigt, dass sich derzeit an der New Yorker Aktienbörse ungewöhnlich viele Titel oberhalb ihres gleitenden 200-Tage-Durchschnitts befinden. Seit 1987 war die Zahl der Unternehmen die oberhalb dieser wichtigen langfristigen Trendlinie notierten noch nie so groß wie heute: 90 Prozent!
Die Abbildung zeigt allerdings auch, dass derartige Hochpunkte nie von langer Dauer sind und dass es von hier aus für den Indikator auf mittlere Sicht nur eine Richtung geben kann: Abwärts. Keine guten Vorzeichen also für die breiten Märkte.
Für antizyklisch vorgehende Anleger bedeutet dies zweierlei: Zum einen dürfte es sinnvoll sein, die Cash-Bestände in den kommenden Wochen auszubauen. Daneben wird es wieder zunehmend wichtiger, auf Unternehmen zu setzen, die ihren Ausverkauf bereits hinter sich haben.
Welche Sektoren hierbei eine Rolle spielen könnten, kann man der folgenden Übersicht entnehmen: Die Sektoren mit der höchsten Gewichtung im S&P500 sind logischerweise identisch mit denjenigen Branchen, die auch in den Portfolios der meisten Fondsgesellschaften am höchsten gewichtet sind. Die Bereiche mit der niedrigsten Gewichtung dagegen sind die Stiefkinder der Börse. Hier sollten sich Antizykliker in den kommenden Monaten verstärkt umsehen.
S&P 500
Sektor Gewichtung in %
Financial 20.7
Info Tech 17.7
Health Care 13.3
Consumer Discretionary 11.3
Consumer Staples 11.0
Industrials 10.9
Energy 5.8
Telecom Services 3.5
Materials 3.0
Utilities 2.8
Das Thema Rohstoffe (raw materials) ist zur Zeit ja in aller Munde. Man könnte glauben, hier sei schon bald das Ende der Party erreicht. Kurzfristig mag dies richtig sein. Auf längere Sicht präsentiert sich ein anderes Bild:
Die Rohstoffpreise haben einen 20-jährigen Bärenmarkt hinter sich. Nach Berechnungen der Vermögensverwalter von AXA Investment liegt der inflationsbereinigte CRB Rohstoffindex derzeit rund 80 Prozent (!) unter seinem Hoch aus dem Jahr 1976. Vermutlich stehen wir heute also erst am Anfang eines langfristigen Aufschwungs, der durchaus zehn Jahre oder länger dauern könnte. Die wirtschaftliche Dynamik, die notwendig ist, um die Rohstoffmärkte zu beflügeln, wird vor allem aus Asien kommen.
Im Energiesektor könnten sich langfristig orientierte Anleger einige der folgenden Unternehmen einmal näher ansehen:
INTEGRATED OILS
Gesellschaft KGV Div % Kurs/Buchwert Kurs/Umsatz
Amerada Hess 11.0x 2.0% 1.1x 0.4
ChevronTexaco 12.2x 3.4% 2.6x 0.8
ConocoPhillips 9.6x 2.6% 1.4x 0.5
Exxon Mobil 15.9x 2.5% 3.2x 1.2
Marathon Oil 9.8x 3.1% 1.8x 0.3
Occidental Petroleum 10.4x 2.4% 2.3x 1.8
NATURAL GAS
Gesellschaft KGV Div % Kurs/Buchwert Kurs/Umsatz
Apache 10.5x 0.6% 1.9x 3.0
Anadarko Petroleum 9.6x 1.1% 1.6x 2.5
Burlington Resources 9.7x 1.1% 2.2x 2.5
EOG Resources 13.6x 0.4% 2.7x 3.0
Devon Energy 7.7x 0.4% 1.3x 2.0
Quelle: Bloomberg
Zum Abschluss der Blick auf einige Charts. Die Darstellung unten macht deutlich, dass der Dow Jones Transport-Index (mittlere Grafik), traditionell ein Frühindikator für den breiten Markt, deutliche Schwächesignale zeigt. Dagegen notiert der Dow Jones Index (oben) noch in der Nähe des wichtigen Widerstandes bei 10.700 Zählern. Die Energieversorger (unten) können dem Tempo des breiten Marktes schon geraume Zeit nicht mehr folgen.
Wie bedeutend die 10.700 Zähler beim Dow Jones sind, verdeutlicht der Blick auf die längerfristige Entwicklung des Weltleitindex: Exakt in diesem Bereich verläuft der übergeordnete Abwärtstrend, der seit Anfang 2000 gültig ist.
Dass andere wichtige Indizes in den USA derzeit ebenfalls vor zentralen Marken stehen, ist angesichts der kritischen Situation beim Dow Jones keine Überraschung:
Eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der längerfristigen technischen Situation kommt dem eingangs schon einmal erwähnten gleitenden 200-Tage-Durchschnitt zu. In den oben abgebildeten Charts ist dieser Durchschnitt jeweils rot markiert.
Es fällt auf, dass alle wichtigen Indizes derzeit oberhalb ihres längerfristigen Durchschnitts notieren und damit einen Bullenmarkt signalisieren. Doch so einfach ist die Sache nicht: Trotz der nun schon monatelang anhaltenden Aufholjagd an den Weltbörsen sind die gleitenden 200-Tage-Linien immer noch abwärts gerichtet.
Welche zentrale Rolle die 200-Tage-Linie in einem zermürbenden Bärenmarkt spielt, zeigt das Beispiel Japans. Während der vergangenen 14 Jahre ist es dem Nikkei225 nicht gelungen, diesen wichtigsten aller langfristigen technischen Widerstände dauerhaft zu überwinden.
<ul> ~ da stehts..</ul>

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