- The Daily Reckoning - Bargains? Off With Their Heads (Mogambo Guru) - Firmian, 17.02.2004, 21:37
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 17.02.2004, 21:39
- Düstere Aussichten für die Amis... Gruss und Danke (owT) - Tofir, 17.02.2004, 21:59
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 17.02.2004, 21:39
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Japan und die USA
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Was diesmal wirklich anders ist", begann der Fondsmanager James
Ferguson bei einem gemeinsamen Dinner letzte Woche,"ist, dass sich
die Leute dieses Mal das erste Mal seit vielen, vielen Jahren große
Geldbeträge leihen, die sie zurückzahlen müssen..."
Die Amerikaner betreiben das"Schuldenmachen und Geldausgeben" schon
seit langer Zeit. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sie sich
immer mehr daran gewöhnt... und sie haben die gesamte amerikanische
Volkswirtschaft graduell transformiert. Von einer, die Dinge
produziert, zu einer, die Dinge konsumiert. Das zeigt sich daran, dass
Wal-Mart den Autoproduzenten General Motors als größten amerikanischen
Arbeitgeber abgelöst hat.
Die US-Konsumenten machten immer mehr Schulden, und sie dachten, dass
sie niemals wirklich dafür aufkommen müssten. Die Inflation war schon
so lange ein Teil des Lebens geworden... wer konnte sich da
vorstellen, dass das eines Tages anders werden würde?
Aber die Inflationsraten sind in den USA in den letzten 20 Jahren
gefallen... und jetzt drohen sie damit, auf unter Null zu fallen.
"Es ist genau wie im Japan des Jahres 1994", so Ferguson weiter.
Japan! Aha... ich hatte vergessen, dass ich selbst diesen Vergleich
angestellt hatte. Ich hatte schon vor mehreren Jahren bemerkt, dass
die US-Wirtschaft dem Weg Japans folgt... mit einer Zeitverzögerung
von 10 Jahren. In den späten 1990ern stiegen die US-Aktien - genau wie
in Japan ein Jahrzehnt zuvor - auf Spekulationsblasenniveau. Dann
platzte die Blase, Anfang 2000... genauso wie sie in Japan im Januar
1990 geplatzt war.
Aber in Japan fielen die Aktienkurse nicht direkt. Und auch nicht die
gesamte Wirtschaft. Kurse und Wirtschaft hüpften noch einmal
zurück... und zögerten dann. 1994 sah es so aus, als ob das
Schlimmste vorüber wäre. Aber das war es nicht. Es hatte erst
begonnen... wo die Inflationsraten unter Null fielen - obwohl sich
auch die kurzfristigen Zinssätze nahe Null befanden.
Die japanischen Schuldner mussten das Geld zurückzahlen... mit
Bargeld, das sogar noch mehr wert war, als das Geld, das sie sich
geliehen hatten. Das war der Deflation zu verdanken.
Natürlich ist Japan nicht Amerika. Die Japaner hatten immer noch
Ersparnisse... und eine positive Handelsbilanz. Das ist beides in den
USA nicht der Fall. In den USA liegt die Sparrate bei fast Null. Und
das amerikanische Außenhandelsdefizit hat sich zuletzt weiter
vergrößert - trotz des starken Dollareinbruchs.
Die Japaner bezahlten ihre Schulden. Die Amerikaner werden das nicht
können. Wann sich die USA in Bezug auf dieses Detail anders als Japan
entwickeln werden, das weiß ich nicht. Aber wir werden es
herausfinden.
In der Zwischenzeit frage ich mich, ob de 14 Jahre dauernde Abschwung
Japans jetzt vielleicht endlich zu einem Ende gekommen ist.
"Kaufen Sie die Aktie Paramount Bed", schlug mir Ferguson vor."Das
ist eine kleine japanische Gesellschaft, deren Aktie auf einem
20-Jahres-Tief steht."
Jetzt zu unserem Mann in New York, Eric Fry:
----------------------------------------------------------------------
Dienstag, 17. Februar 2004
Kartenhaus oder Garten Eden?
von unserem Korrespondenten Eric Fry in Lower Manhattan
Verlieren die amerikanischen Konsumenten die Nerven? Oder werden sie
stärker? Oder werden sie langsam immun gegen diesen Virus"confidencus
Americanus", der normalerweise vernünftige Menschen dazu führt, dass
sie Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben,
kaufen?
Die Beweislage ist eindeutig. Einerseits haben die Amerikaner im
Januar für satte 40 Milliarden Dollar Anteile an Aktienfonds gekauft -
ein Produkt, das sie ganz bestimmt nicht brauchen -, während sie
weiterhin ihre Bank- und Kreditkartenschulden erhöht haben.
Andererseits ist das Konsumentenvertrauen im Februar laut der
Universität Michigan gefallen. Der Wert für Februar fiel auf 93,1
Zähler, nach 103,8 Punkten im Januar.
Anfang letzter Woche pries Alan Greenspan die US-Wirtschaft... und
implizit lobte er die Arbeit des Fed-Vorsitzenden (der ja
zufälligerweise Alan Greenspan heißt). Die Investoren antworteten auf
diese Selbst-Beweihräucherung von Greenspan damit, dass sie die
Aktienkurse auf neue 32-Monats-Hochs stiegen ließen. Und dennoch
sackte das Verbrauchervertrauen so durch. Der Dollar ist wieder
gefallen. Und der Goldpreis steigt wieder.
Wenn man Alan Greenspan glaubt, dann befindet sich die US-Wirtschaft
in einem gesamtwirtschaftlichen Garten Eden - einem Paradies, das so
gesegnet ist, dass die Investoren kein Wissen über Gut und Böse haben
müssen. Selbst scheinbar böse Missetaten - wie ein
Handelsbilanzdefizit von 500 Milliarden Dollar und ein fallender
Dollar - sind für die Einwohner von diesem Paradies von keiner
Konsequenz. Sicherlich - die Amerikaner haben ein massives
Leistungsbilanzdefizit, aber das wird doch wohl zu keinem Schaden
führen. Sicherlich wäre es klug, das Haushaltsdefizit zu verringern,
aber warum sollte man sich wegen solchen kleineren Problemchen zu
große Sorgen machen? Und sicherlich fällt der Dollar schneller als der
Satan in den feurigen Abgrund, aber dieses Phänomen ist doch
eigentlich eine gute Sache, was der amerikanischen Wirtschaft sogar
gut tun wird.
Denn der Fed-Vorsitzende sagt, dass der"graduelle" Rückgang des
Dollarwertes bis jetzt bei der Erleichterung der Bürde des
Handelsbilanzdefizits hilfreich gewesen war."An den US-Kapitalmärkten
waren bis jetzt keine negativen materiellen Nebeneffekte sichtbar",
gurrt er verführerisch.
Kurz gesagt: Die einschmeichelnde Botschaft von Greenspan ist, dass
man keine Angst haben muss... alles ist gut.
Comstock Partners stimmen mit dem Fed-Vorsitzenden nicht überein."Wir
glauben immer noch", so Comstock,"dass die wirtschaftliche Erholung
nicht nachhaltig ist, da die monetären und fiskalischen Autoritäten
sehr nah daran sind, alle ihre Munition aufgebraucht zu haben, ohne
Ergebnisse im wichtigen Sektor Arbeitsmarkt, und die Konsumenten
stecken bis zum Hals in Schulden... Zusätzlich zu den fehlenden
Lohnsteigerungen, den wenigen Neueinstellungen (...) ist die
Wirtschaft jetzt Rekord-Konsumentenschulden, einer niedrigen Sparrate
und einem Rekordwert von persönlichen Pleiten konfrontiert, zu einer
Zeit, in der weitere Stimulierungen durch Fiskal- und Geldpolitik
nicht möglich sind."
Und weiter."Die Fed versucht, uns mit sorgfältig ausgewählten Worten
zu sagen, dass die Wirtschaft stark sei... während sie gleichzeitig
versucht, den Dollarverfall in erträglichen Bahnen zu halten. Die Fed
weiß, dass die wirtschaftliche Erholung nicht selbst tragend ist, also
versucht sie, die Aktien- und Immobilienmärkte aufgepumpt zu lassen,
um den Konsumenten die Illusion von Papierreichtum zu geben, wenn
schon Jobs und Arbeitseinkommen fehlen. Unserer Ansicht nach muss
dieses Kartenhaus einfach zusammenbrechen."
Ok, also vielleicht wird dieses Kartenhaus nicht zusammenbrechen...
aber es wird auch nicht in den Himmel wachsen. Solche Fantasien
existieren nur im Garten Eden, den Alan Greenspan beschreibt.
----------------------------------------------------------------------
Dienstag, 17. Februar 2004
Kein Kriegsheld zu sein - ist das wirklich so schlimm?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Lateinamerika
***"Die Welt hat zuviel in technologische Spielereien investiert",
sagte ein anderer Dinner-Gast letzte Woche, der Londoner Fondsmanager
Jonathan Allum."Aber sie hat zuwenig in Infrastruktur investiert -
besonders in Asien."
"Verkaufen Sie Technologieaktien. Kaufen Sie Kohle in Australien...
grundlegende Rohstoffe, Infrastruktur", so sein Fazit.
*** Während sich der Goldpreis stabil über der Marke von 400 Dollar
hält und zuletzt nicht allzu viel getan hat, steigen Kupfer, Zink,
Blei und andere Rohstoffe weiter an.
"Das macht Sinn", meint dazu Michael Vaupel von
"Optionsschein-Profits"."Die chinesische Wirtschaft boomt weiterhin,
und damit explodiert auch der chinesische Bedarf an Rohstoffen. Diese
werden von den Chinesen zu einem großen Teil auf dem Weltmarkt
eingekauft, was die Preise anziehen lässt."
*** Und mein alter Freund Byron King schreibt mir:
"Zum Thema George W. Bush... der ja kein Kriegsheld mit einer Brust
voller Orden ist... nun vielleicht kann man das auch anders sehen.
Benito Mussolini war ein Kriegsheld, der in Caporetto schwer verwundet
wurde und den italienischen Orden 'Medaglia d'Oro' erhielt. Adolf
Hitler bekam das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Hermann Göring erhielt
den Orden"Pour le Mérite" für seine Flugleistungen. Und haben diese
Leute irgendetwas aus ihren Kriegserfahrungen gelernt? Zum Beispiel
davon, dass sie sehen konnten, wie andere Menschen furchtbare Tode
starben? Sehen Sie sich an, was passierte, als diese Kriegshelden
Politiker mit wirklicher Macht wurden."
----------------------------------------------------------------------
Dienstag, 17. Februar 2004
Ein Brief an Alan Greenspan
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** In den USA beschäftigen sich auch links stehende Politiker mit der
Wirtschaftslage und mit dem Meister des Universums, Alan Greenspan
höchstpersönlich. So der Abgeordnete Bernie Sanders aus dem
US-Bundesstaat Vermont von den"Independent Democratic Socialists":
"Wal-Mart hat General Motors als größten Arbeitgeber abgelöst, mit
über 1 Million Angestellten, und die Arbeiter bei Wal-Mart verdienen
kein Mitteklasse-Gehalt, sondern Hungerlöhne von 13.861 Dollar pro
Jahr - ein Gehalt, das unter der Armutsgrenze liegt. Währenddessen
sind 4 der 10 reichsten Amerikaner Verwandte von Sam Walton, dem
Gründer von Wal-Markt, und ihr Vermögen liegt bei über 100 Milliarden
Dollar. Dank den Steuersenkungen von Bush, die Sie (damit ist Alan
Greenspan gemeint) unterstützt haben, wird die Steuerlast der
Walton-Familie um 145 Millionen Dollar reduziert werden."
"Im letzten Jahr schlugen Sie (Alan Greenspan) diesem Komitee vor,
dass die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe nicht
wichtig sei. Sie sagten: 'Ist es wichtig für eine Volkswirtschaft, ein
produzierendes Gewerbe zu haben? Es gibt einen großen Disput zu diesem
Thema... Wenn man keine Probleme mit dem Zugang zu im Ausland
produzierten Gütern hat, dann denke ich, dass man argumentieren kann,
dass es nicht wirklich wichtig ist, ob man diese Güter selbst
produziert oder nicht.' Mit anderen Worten: Wenn wir (die Amerikaner)
Güter von China kaufen können - wo die Arbeiter Hungerlöhne bekommen,
damit sie dieselben Güter produzieren, die die Amerikaner für 20
Dollar pro Stunde herstellen können -, dann ist es egal. Zur Hölle mit
den amerikanischen Arbeitern. Zur Hölle mit der Mittelklasse. Wenn die
Unternehmen in China Arbeitskräfte für einen Stundenlohn von weniger
als einem Dollar einstellen können, dann brauchen wir in den USA keine
Mittelklasse-Produktion. Lasst sie bei Wal-Mart für Hungerlöhne und
ohne Sozialleistungen arbeiten."
"Fed-Vorsitzender Greenspan, seit sie diese Kommentare im Juli 2003
gemacht haben, sind in den USA weitere 146.000 Jobs im produzierenden
Sektor abgebaut worden. Es scheint mir, dass sie genauso wenig wie
Jeffrey Immelt, Vorstandsvorsitzender von General Electric (GE), den
amerikanischen Arbeiter mögen. Denn der sagte: 'Wenn ich zu
GE-Managern spreche, dann spreche ich von China, China, China, China,
China. Da muss man einfach sein. Man muss die Art, wie die Leute
darüber sprechen, ändern, und wie man die Leute dahin bekommt. Ich bin
vernarrt in China... das Auslagern von Betriebsteilen nach China wird
auf Werte über 5 Milliarden Dollar steigen. Jede heutige Diskussion
muss sich um das Thema China zentrieren. Die Kostenbasis dort ist
extrem attraktiv."
"Die Unterstützer des unbegrenzten Freihandels, wie Sie selbst, haben
uns gesagt, dass man sich wegen des möglichen Verlustes von
Industriearbeitsplätzen keine Sorgen machen brauche. Diese Jobs würden
durch hochwertige IT-Jobs mit höherer Bezahlung ersetzt, und die
entlassenen Industriearbeiter müssten einfach weitergebildet werden.
Wieder falsch, Mr. Greenspan. In den letzten drei Jahren sind in den
USA über 540.000 IT-Jobs abgebaut worden, denn diese Jobs wurden in
Niedriglohnländer wie Indien oder China verlagert. Und nach einer
aktuellen Schule der Haas School of Business sind 14 Millionen höher
bezahlte Jobs in den USA -11 % der gesamten amerikanischen
Arbeitsplätze - in Gefahr, ins Ausland verlegt zu werden. (...) Und
laut dem volkswirtschaftlichen Berater von Bush, N. Gregory Mankiw,
ist 'Outsourcing nur ein neuer Weg des internationalen Handels. Heute
sind mehr Dinge handelbar als in der Vergangenheit. Und das ist gut
so.'"
"Mr. Greenspan, meine Frage an Sie lautet: Stimmen Sie mit Präsident
Bush und dem Vorsitzenden seiner Wirtschaftsberater überein, dass e
seine gute Sache für die US-Wirtschaft ist, die amerikanische
Produktion und hoch bezahlte Jobs ins Ausland zu verlagern?"
"Mr. Greenspan, während immer mehr Amerikaner immer länger für immer
niedrigere Löhne arbeiten und ihre Jobs an die ausländischen billigen
Arbeitskräfte verlieren, nutzen diese Menschen gleichzeitig ihre
Dispo-Kredite immer stärker aus, um ihre Rechnungen zu bezahlen und um
Essen auf den Tisch bringen zu können. Das hat zu einem Rekordwert von
2 Billionen (!) Dollar Konsumentenschulden geführt, und dieser Wert
hat sich in weniger als einer Dekade mehr als verdoppelt. Außerdem zur
Rekordzahl von 1,6 Millionen Pleiten, ein Zuwachs von 125 % gegenüber
1989.
Obwohl die US-Zentralbank die Leitzinsen auf 1 % gesenkt hat, den
niedrigsten Wert seit 1958, und die Hypothekenzinsen im letzten Jahr
auf ein 45-Jahres-Tief gefallen sind, sind die durchschnittlichen
Zinsen für Kreditkartenschulden seit 2001 gestiegen, auf 16,4 %.
Tatsache: Während die Fed die Zinsen gesenkt hat, haben die
Kreditkartenherausgeber die Zinsen erhöht, was zu obszönen Gewinnen
führte. Der Abstand zwischen den Kreditkartenzinsen und den Leitzinsen
ist derzeit auf dem höchsten Niveau seit fast 20 Jahren."
"Mr. Greenspan, vor kurzem haben Sie das Argument vorgebracht, dass
der Rekordwert von 2 Billionen Dollar Konsumentenschulden wegen der
niedrigen Zinssätze 'kein signifikanter Grund für Sorge' sei. Aber da
die Zinsen für Kreditkartenschulden bei über 16 % liegen, und einige
Konsumenten sogar über 25 % zahlen, und die Kreditkartenfirmen durch
Gebühren für Zahlungsverzögerungen den Rekordwert von 7,3 Milliarden
Dollar eingenommen haben - wie werden da die Mittelklasse-Amerikaner
jemals dazu fähig sein, ihre Kreditkartenrechnungen bezahlen zu
können? Was wird passieren, wenn die Leitzinsen steigen? Wird das
nicht das Rückgrat der amerikanischen Mittelklasse brechen?"

gesamter Thread: