- The Daily Reckoning - Signs Of A Hurricane (Marc Faber) - Firmian, 19.02.2004, 19:01
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 19.02.2004, 19:03
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->7 kleine Schritte zur Krise
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Oh là là , ich bin froh, dass ich bereits vor einer Woche Gold gekauft
habe. Da konnte man noch zu Preisen von 400 Dollar je Feinunze
einsteigen. Ich machte mir damals Gedanken darüber, dass es vielleicht
das letzte Mal in meinem Leben sein würde, dass ich einen so tiefen
Goldpreis sehen würde. Heute frage ich mich, ob die Goldverkäufer
jemals 400 Papierdollar im Austausch für eine Feinunze Gold
akzeptieren werden.
Bill Fleckenstein hat"7 kleine Schritte zur Krise" identifiziert:
- Schritt 1. Niemand bemerkt die Tatsache - oder misst ihr Wichtigkeit
bei -, dass der Dollar fällt. - Schritt 2. Die Leute bemerken es
irgendwann doch, aber sie kümmern sich nicht drum, oder sie halten die
Dollarschwäche sogar für etwas Gutes. - Schritt 3. Die Zentralbanken
wissen jetzt, dass sie ein Problem haben, aber die Zentralbanken
denken, dass der Markt ihnen immer noch gehorcht. Das wird er auch,
eine Zeitlang. (Diese Stufe haben wir mit dem letzten G7-Treffen
erreicht). - Schritt 4. Der Dollar setzt seinen Rückgang fort. Die
Devisenmärkte lassen sich durch"verbale Interventionen" der
Finanzminister nicht mehr beeindrucken. -Schritt 5. Die Finanzminister
werden dazu gezwungen, zu handeln. Wenn Sie handeln, dann wird der
Markt das tun, was sie wollen - aber nur für eine Zeitlang. - Schritt
6. Die Minister werden noch mehr handeln, aber das wird nicht genug
sein, und die Devisenmärkte werden nicht tun, was die Minister wollen.
- Schritt 7. Schließlich haben wir eine ausgewachsene Krise, und das
wird das Ende des Spiels sein.
Die Amerikaner erwarten von ihrem Dollar Stabilität. Nicht, dass er
seinen Wert behält... aber er sollte wenigstens voraussehbar an Wert
verlieren. Deshalb schwitzen sie nicht, als der Dollar fiel; sie
begrüßten es sogar. Eine stetige Inflationsrate und Vollbeschäftigung
machten es für sich leichter, über ihre Verhältnisse zu leben; sie
konnten sich verschulden... zuversichtlich, dass die Inflation ihre
Schuldenlast erleichtern würde.
Aber jetzt verliert der Dollar auf eine neue und andere Art an Wert -
während auch die Preise bei Wal-Mart sinken. Die Amerikaner wissen
nicht, was sie davon halten sollten. Sie setzen weiter darauf, dass
sie ihre Schulden nicht wirklich zurückzahlen müssen... während die
Konsumentenpreise sinken und gut bezahlte Jobs selten werden - wie in
Japan vor 10 Jahren.
Ich weiß nicht, was passieren wird... aber, bevor alles vorüber ist,
könnte ich mir vorstellen, dass die armen Kleinanleger sich wünschen
werden, dass sie zu Kursen unter 400 Dollar Gold gekauft hätten. Mein
Kollege Addison Wiggin ist, wie ich höre, in Urlaub. Auf dem Land, in
Frankreich. Deshalb geht es direkt weiter mit einem Artikel von mir:
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Donnerstag, 19. Februar 2004
Sternenhimmel
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Die japanische Volkswirtschaft wächst derzeit mit einer aufs Jahr
hochgerechneten Wachstumsrate von 7 % - das ist schneller als je zuvor
seit Beginn des japanischen Abschwungs im Jahr 1990. Ist das jetzt
eine reale Erholung? Vielleicht.
*** Die"finanzielle Wirtschaft" (im Gegensatz zur realen
Volkswirtschaft) ist"schrecklich überbewertet", so Dan Ferris:"Nach
11 Monaten Bullenmarkt werden die Schnäppchen knapp."
Selbst Warren Buffett, der König des"Value Investing", kann an den
US-Börsen nichts mehr finden, in das man investieren sollte. Nur ein
einziges Mal war das bei ihm schon einmal der Fall gewesen:"
"1968", so Dan Ferris,"gewann der Fonds von Warren Buffett 40
Millionen Dollar, oder 59 % (...). Nach einem solchen Jahr würde ein
heutiger Fondsmanager eine ganzseitige Anzeige im Wall Street Journal
schalten. Er würde mit seinen Ergebnissen prahlen... und versuchen,
mehr Kapital zu erhalten... wodurch er mehr Gebühren erhalten würde."
"Nicht so Warren Buffet. Er ließ wissen, dass eine solche Performance
'wie eine Ausnahme behandelt' werden sollte, wie eine
Jahrhundertflut."
"Das ist der Unterschied zwischen Value-Investoren und allen anderen.
Alle anderen lieben Aktien, wenn diese steigen. Sie kaufen mehr, und
fühlen sich plötzlich wie Finanzgenies. Value-Investoren hingegen
nehmen ihre Gewinne mit und warten darauf, dass die Aktien wieder
billig werden."
"Und genau das tun die großen Value-Investoren unserer Zeit im
Moment."
*** Wie angenehm. Nach Monaten im kalten, grauen Europa... lag ich
gestern Nacht am Pool (ich bin derzeit in Nicaragua) und bewunderte
den Sternenhimmel.
"Ich wusste nicht, dass es so viele Sterne gibt", sagte mein Sohn
Henry. Es gab blaue und rote Sterne. Kleine, die man kaum erkennen
konnte, und große, die hell leuchteten. Ich brauchte noch nicht einmal
meine Lesebrille, um die zu erkennen.
Aber warum sage ich Ihnen das, liebe(r) Leser(in)? Vielleicht haben
Sie selbst schon einmal einen solchen Sternenhimmel gesehen. Dennoch -
als ich letzte Nacht gen Himmel sah, da fühlte ich mich so, als ob ich
diesen Anblick vergessen hatte. Die Sterne müssen die ganze Zeit da
gewesen sein... aber mir war es nicht aufgefallen. Stattdessen füllte
ich meine Tage und meinen Kopf mit dem Punktestand des Dow Jones, mit
Schlagzeilen, Hausarbeit und Fahrten zum Bäcker. Ich vergaß, dass wir
unter Sternen leben.
"Ist das der große Wagen? Das muss doch der Mars sein... oder die
Venus?" Mein Sohn stellte mir fragen, die ich nicht beantworten
konnte. Deshalb wechselte ich schnell das Gesprächsthema:
"Schau mal, da hinten... das ist die Milchstraße", sagte ich
zuversichtlich."Und einige dieser Sterne sind tot. Sie sind so weit
entfernt, dass es Millionen Jahre brauchen kann, bis ihr Licht uns
erreicht. Also ist das, was Du siehst, vielleicht ein Stern, der schon
vor einer Million Jahre verglüht ist."
"Das war dann ja bevor ich überhaupt geboren wurde", so mein zweiter
Sohn Edward, der 10 Jahre alt ist.
"Moment Mal, Dad", sagte Henry."Wenn man vor einer Million Jahre an
den Himmel gesehen hätte, dann hätte man nicht das gesehen, was man
jetzt sieht. Man hätte gesehen, wie die Sterne damals dann noch eine
Million Jahre früher ausgesehen hätten. Vielleicht hätte man nichts
gesehen, weil die Sterne noch gar nicht geboren worden waren. Man kann
nur das sehen, was man im Hier und Jetzt sieht. Also das, was man
sieht, ist, wie die Sterne hier und jetzt aussehen... und nicht das,
wie sie vor einer Million Jahre ausgesehen haben. Richtig?"
"Henry, hast Du kein Buch, das Du lesen kannst?"
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Donnerstag, 19. Februar 2004
Die vernünftigste Frau der Welt, Teil 1
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich denke, also bin ich", sagte René Descartes. Und weil alles,
worauf ich mich verlassen kann, auf meinem eigenen Denken beruht,
könnte Ayn Rand Decartes hinzufügen, werde ich auf der Basis meines
vernünftigen Eigeninteresses selbst entscheiden, was für mich sinnvoll
ist und was nicht.
Ayn Rand hat sich in der Geschichte der Philosophie ihren ganz eigenen
Platz geschaffen. In den späten 1950ern, während der 1960er und bis in
die 1970er hinein haben sich Tausende von intelligenten, aber sozial
unbeholfenen jungen Menschen durch ihre Bücher gefressen. Die Titel
ihrer englischsprachigen Bücher:"The Fountainhead" und"Atlas
Shrugged". Die Leser glaubten, dabei auf eine tiefe Wahrheit gestoßen
zu sein. Rand vertritt die Ansicht, dass man die Kraft seiner Vernunft
auf dem Weg der Entschlüsselung des richtigen ethischen Handelns
benützen solle - statt auf Eltern, Pfarrer, Politiker, Polizisten,
Nachbarn, Liebhaber, Freunde oder Lehrer zu hören.
Rands"Objektivität" begeisterte die Rationalisten mehr als alles
Andere. Raum für Instinkte oder althergebrachte Wahrheiten blieb da
keiner mehr, genauso wenig wie für Brauchtum oder Erfahrung. Optimal
für junge Menschen und mit ihrem scharfen, aber zerklüfteten
Vorstellungen, beschwingend auf der Suche nach einer Sinngebung. Denn
plötzlich konnten sie glauben, wirklich frei zu sein, um zu tun was
sie wirklich wollten und hinzugehen, wohin sie wollten. Die einzige
Begrenzung: Die Pferdestärken ihrer eigenen Vorstellungskraft.
Rand versammelte in ihrem New Yorker Appartement ein intellektuelles
Kollektiv. Als Gruppe, die dem Glauben an die Vernunft zur obersten
Maxime ihres Denken und Handelns erhob, wurde ein seltsam anmutender
Verhaltenskodex installiert: Jeder, der nicht mit den Ansichten Rands
konform ging, wurde ausgebootet. Zum Beispiel der
Wirtschaftswissenschaftler Murray Rothbard. Er wurde zur persona non
grata erklärt, nachdem er sich mit Rands Haltung zur Rolle des Staates
in der Ã-konomie nicht einverstanden erklärt hatte. Rothbard sah, in
seinem Verständnis als Anarchist, für den Staat überhaupt keine
tragfähige Rolle. Rand dagegen vertrat die Ansicht, der Staat solle
sich auf Aufgaben wie Landesverteidigung, Rechtsprechung und
Wahrnehmung polizeilicher Aktivitäten beschränken.
Nachdem die Häretiker und Ungläubigen aus dem Zirkel entfernt worden
waren, bestand unter den verbleibenden Mitgliedern des"Kollektivs"
absolute Übereinstimmung - wen wundert es? Jeder glaubte, sich in
Gesellschaft der absolut vernünftigsten Frau zu befinden, die je das
Licht der Welt erblickt hatte. Diese Prototypen von Liberalen
schützten die Vernunft mehr als alles andere; soweit jedenfalls das
offizielle Bekenntnis. Wie konnten sie ihre mit Vernunft getränkte
Göttin jemals herausfordern?
Zu diesem kopflastigen Liberalismus der Madame Rand stieß Alan
Greenspan irgendwann in den 1950ern dazu. Er rückte sehr schnell in
die Rolle von Rands persönlichem Schoßhund. Alan und Ayn schienen ihre
eigene, ganz spezielle Verknüpfung gefunden zu haben, meinten
Beobachter. In der kleinen Gruppe von"Gläubigen" wurden Alan mehr
Freiheiten gewährt als allen anderen.

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