- The Daily Reckoning - Increasingly Wicked Inflation (Christopher Mayer) - Firmian, 20.02.2004, 20:27
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 20.02.2004, 20:28
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->25 Feinunzen Gold für die 30 Aktien des Dow Jones
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich mag den Investor's Daily..." so schrieb mir ein freundlicher
Leser,"... allerdings muss ich die Frage stellen, wann der große
Einbruch stattfinden wird?"
"Jeder normale Leser würde nach einigen Monaten 'Investor's Daily'
seinen Regenschirm aufspannen, sein Traden einstellen, sich auf eine
defensive Position zurückziehen und in eine Höhle umziehen."
"Und in der Zwischenzeit hätte er eine große Bullenrally verpasst."
"Deshalb trade ich in der Zwischenzeit das, was gerade passiert, und
nicht das, was passieren sollte. Und es wäre eine gute Idee für Bill
Bonner & Co., eine solche Vorgehensweise zu ermutigen - in ihren
ansonsten exzellenten Botschaften."
Natürlich sollten Fische schwimmen, Vögel fliegen... und Trader das
traden, was GERADE passiert.
Aber wir vom Investor's Daily haben weder Schuppen noch Flügel. Ich
habe keine sichere Antwort auf die Frage. Und wenn ich denken würde,
dass ich meinen Lesern helfen könnte, erfolgreich zu traden... nun,
dann würde ich dafür Geld verlangen.
Nein, mein Ziel hier ist es nur, herauszufinden und zu beschreiben,
was passiert. Ich will es wissen, zum Teil weil ich neugierig bin, zum
Teil weil ich gierig bin, und zum Teil aus dem Grund, dass ich einfach
nach Unterhaltung suche.
Was passiert wirklich, frage ich mich? Was bedeutet das? Warum
passiert das? Was SOLLTEN wir damit anfangen?
Ich gehe einen Schritt zurück, um mir das Gesamtbild besser ansehen zu
können. Und Sie können von mir kaum verlangen, dass ich aus dieser
Entfernung einen guten, schnellen Trade sehen kann!
Es ist jetzt schon 4 Jahre her, seit das dritte Jahrtausend und der
große Abschwung begonnen haben. Die Aktienkurse begannen Anfang 2000
allgemein zu fallen... 10 Jahre nach dem Beginn des japanischen
Abschwungs. In Japan waren 14 Jahre notwendig, um den Optimismus und
die hohen Bewertungen der Aktien verschwinden zu lassen. Aktien- und
Immobilieninvestoren verloren 70 %... 80 %... 90 % ihres Geldes.
In den USA und Deutschland mussten die Käufer von Technologieaktien
(Stichworte"Nasdaq" und"Neuer Markt") ähnlich hohe Verluste
hinnehmen. Aber zumindest in den USA blieben die Investoren weiterhin
sehr zuversichtlich. Viele hatten auch nicht wirklich Geld verloren,
da nur die Gewinne wieder aufgefressen worden waren und die Kurse
wieder da standen, wo sie einige Jahre vorher gestartet waren. Und die
amerikanischen Kleinanleger waren sich sicher, dass Aktien
"langfristig eine sichere Sache" sind.
Und dann kam die Fed zu Hilfe, mit tonnenweise Bargeld. Das verteilte
sie in Manhattan - und wenn man als Investor aus dem Fenster sprang,
dann fiel man direkt hinein und kam nicht zu Schaden. Dann konnte man
aufstehen, den Staub abklopfen, und sich mit noch mehr Selbstvertrauen
als vorher weiter selbst ruinieren. Diese Leute hielten sich in der
Folge nicht nur für Genies - sondern auch für Überlebende. Sie
dachten, dass sie sogar einen Bärenmarkt relativ erfolgreich hinter
sich gebracht hätten.
Als der Bullenmarkt an der Wall Street begann, da konnte man für den
Preis einer einzigen Feinunze Gold alle 30 Aktien des Dow Jones
kaufen. Als der Bullenmarkt sein Topp erreicht hatte, da brauchte man
dafür schon über 30 Feinunzen Gold. In den letzten 4 Jahren hat sich
diese Zahl verringert... aber nur leicht... auf 25.
Und während ich unter dem Sternenhimmel Nicaraguas sitze... denke ich
darüber nach. Wenn das Verhältnis 1 zu 1 - das wir vor 20 Jahren
hatten - wieder erreicht würde,... dann müsste der Goldpreis dazu um
den Faktor 25 steigen, oder die Aktienkurse müssten um 96 %
zurückgehen. Ich weiß nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein
bisschen von beidem der Fall sein wird. Und eines düsteren Tages,
irgendwann in der Zukunft, wird der Dow Jones vielleicht bei 2.500
Punkten stehen... und vielleicht wird eine Feinunze Gold dann genauso
viel kosten.
Vor 4 Jahren begann etwas Großes. Die USA hatten in den vorigen 25
Jahren einen riesigen Kreditberg aufgetürmt. Seitdem ging es bergab.
Irgendwie, irgendwann... werden es die USA durch das Tal der Tränen,
das noch vor ihnen liegt, hindurch geschafft haben. Und wenn man sich
in der Vergangenheit im Tal der Tränen befand, dann war es bei den
Investoren oft der Fall, dass sie nur einstellige
Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei Aktien akzeptieren wollten. Warum sollte
das nicht wieder der Fall sein? Und einst dachten die Investoren im
Tal der Tränen auch, dass alle 30 im Dow Jones enthaltenen Aktien -
die Aktien der führenden US-Unternehmen - nicht mehr wert seien als
der Preis einer einzigen Feinunze Gold. Warum sollten Sie das nicht
wieder denken?
Die Arbeit, die der große Abschwung zu verrichten hat, ist noch lange
nicht beendet - so meine Ansicht. Und ja, man kann die derzeitige
Rally an den Börsen traden, das heißt, man kann auch mit steigenden
Kursen Geld verdienen. Aber man sollte nicht vergessen, gelegentlich
einen Schritt zurückzutreten und sich das große Bild anzusehen.
Andererseits könnte man vergessen, wer man ist... und was man tut.
Warum sollten die Aktien relativ gesehen zum Gold heute 25 Mal mehr
wert sein als 1980, so könnte man sich fragen? Weder bei den Aktien
noch beim Gold ist der innere Wert gestiegen. Für das Gold haben sich
keine wichtigen neuen Verwendungsmöglichkeiten ergeben. Und es ist
auch kein neuer Vorteil entdeckt worden, der sich aus dem Halten von
Aktien ergibt. Aktionäre leben nicht notwendigerweise länger oder
wiegen weniger. Die Leute genießen ihre Anzüge und Kleider nicht mehr
als vorher. Und der durchschnittliche Käufer von Gold ist heute auch
nicht intelligenter als vor 20 Jahren. Wir sind immer noch dieselbe
Rasse... dieselben Leute... mit denselben Herzen und Ängsten. Wir
leben immer noch auf demselben Planeten... und unter denselben
Sternen...
.. und wir erleiden dieselben Abschwünge... genau wie in Japan.
Jetzt zu Dan Denning:
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Freitag, 20. Februar 2004
Mr. Greenspan, werden Sie nüchtern!
von Dan Denning
In den letzten beiden Tagen wurden einige wichtige
US-Wirtschaftszahlen veröffentlicht. So ist die Zahl der beginnenden
Hausneubauten im Januar gegenüber dem Rekordwert vom Dezember um 8 %
gefallen... aber vielleicht ist das einfach ein saisonales Phänomen.
Laut der Vereinigung der Hypothekenbanker ist der Kaufindex, ein
Maßstab für Anträge auf neue Hypotheken, um 2,9 % gestiegen. Aber
gleichzeitig fiel der Housing Index, ein Maßstab für die Stimmung der
Häuslebauer, von 69 auf 65 Punkte.
Geht der Boom bei den Hausneubauten zu Ende? Ist die Spekulationsblase
bei den Hypotheken kurz davor, zu platzen? Ein Monat macht noch keinen
Trend, aber zumindest kommen sowohl die Hausneubauten als auch die
Zahl der Käufe von ihren Rekordwerten zurück. Wir beginnen, Anzeichen
dafür zu sehen, dass sich die zinssensitive Nachfrage verlangsamt,
während sich das Angebot an Häusern erhöht. Wie Scott Winningham,
Volkswirt bei Stone and McCarthy Research in einem Reuters-Artikel
sagte:"Es gibt eine wachsende Divergenz zwischen den Verkäufen von
neuen Häusern (...) und den Verkäufen von Häusern, die sich bereits
auf dem Markt befinden."
Natürlich wird die Hypothekenaktivität durch steigende Zinsen negative
beeinflusst. Und an der Zinsfront müssen erst einmal die Nachrichten
verdaut werden, dass die Schulden der US-Regierung das erste Mal in
der Geschichte der amerikanischen Republik auf über 7 Billionen Dollar
gestiegen sind!
Die Anleihenkurse haben auf diese News noch nicht reagiert. Aber die
offensichtliche Frage ist: Werden die steigenden Staatsschulden die
Fed dazu zwingen, den Dollar schließlich doch zu verteidigen, indem
sie die Zinsen erhöht, bevor sie es eigentlich will? Schließlich sind
7 Billionen Dollar eine ziemlich große Summe... obwohl das
US-Finanzministerium offiziell mitgeteilt hat, dass"daran nichts
Besonderes sei". Aber laut dem Kongressabgeordneten Baron Hill aus
Indiana"ist es einfach unmoralisch, Staatsschulden von über 7
Billionen Dollar zu haben, von denen unsere Kinder und Enkelkinder für
die Rückzahlung jedes einzelnen Cents verantwortlich sein werden."
Der Dollar hat sich gerade ein bisschen gegenüber dem Euro erholt.
Aber das Feuerwerk hat gerade erst begonnen, und ein großer
Dollareinbruch kann kurz bevorstehen. Otmar Issing, der Chefvolkswirt
der Europäischen Zentralbank, hat vorgestern im Wall Street Journal
einen Seitenhieb gegen Alan Greenspan abgegeben:"... Wir haben
wiederholt Situationen erlebt, in denen es die Marktteilnehmer
gewinnbringender fanden, einem Trend zu folgen, als gegen diesen Trend
zu setzen, auch wenn ihre eigene Ansicht war, dass diese Entwicklung
nicht nachhaltig war. Es ist bemerkenswert, dass im Nachhinein, z.B.
nach dem Platzen einer Spekulationsblase, fast jeder zuzustimmen
scheint, dass eine 'Spekulationsblase' geplatzt ist. Ist es dann nicht
schwierig, zu akzeptieren, dass es völlig unmöglich sein sollte,
irgendeine Einschätzung ex ante (vorher) zu treffen? Sollte es nicht
die Rolle der Zentralbanken sein, Bedenken in angemessener Form zu
kommunizieren und dabei zu versuchen, zu einer besseren Einschätzung
der Kursentwicklungen beizutragen?"
Was damit gemeint ist:"Hey Mr. Greenspan, werden Sie nüchtern, Ihnen
klebt da eine Spekulationsblase an ihren Händen." Es scheint oft so zu
sein, dass eine eigene starke Währung Zentralbanker rhetorisch
arroganter macht. Aber Issing hat Recht. Er hat seine US-Kollegen
kritisiert:"Man sollte nicht übersehen, dass die außergewöhnlichen
Preissteigerungen bei Aktien und Immobilien mit einer starken Zunahme
der Geldmenge und/oder von Krediten zusammenfielen. So wie eine
Konsumentenpreisinflation oft als eine Situation beschrieben wird, in
der 'zuviel Geld auf zu wenig Güter trifft', so könnte eine Inflation
auf der Ebene von Vermögensanlagen ähnlich charakterisiert werden, als
'zuviel Geld, das auf zu wenige Vermögensanlagen trifft.'"
Die Fed beginnt, das zu ernten, was sie im monetären Wirbelsturm
geerntet hat. Und der Dollar wird das Hauptopfer sein (allerdings
nicht das einzige). Am meisten profitieren werden
Devisen-Spekulanten... und natürlich das Gold. Wie Thomas Donlan
diese Woche im Barron's Magazin schrieb:"Wenn der Dollar fällt, dann
ist das ein Zeichen dafür, dass bei uns (in den USA) etwas falsch
läuft. Wie jeder Argentinier mittlerweile weiß, mahlen die Mühlen der
Märkte langsam, aber gut. Und derzeit drohen die Märkte, den Dollar zu
Pulver zu zermahlen."
Genießen Sie die Pause... solange sie anhält.
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Freitag, 20. Februar 2004
Ist das Fortschritt, oder was!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Nicaragua
*** Der Goldpreis steht bei Kursen um 410 Euro... und das sind immer
noch Schnäppchenpreise. Aber ich bin alarmiert von der Zahl der Leute,
die denken, dass der Dollar Kurs auf einen stetigen Rückgang genommen
hat. Selbst die größeren Medien - TIME und die Business Week -
sprechen über einen kontinuierlichen Verfall des Dollars. Das kann nur
zwei Dinge bedeuten. Wenn alle einen solchen moderaten,
kontinuierlichen Rückgang erwarten, dann muss der Dollar sie also
eigentlich überraschen. Indem er entweder eine wichtige Rally
hinlegt... oder indem er richtig kollabiert.
*** Ah, Paradies! Ich bin gerade in Nicaragua... ich habe diesen
Platz vor 5 Jahren oder so entdeckt. Ich lag damals in meinem neu
gekauften Ferienhaus... ohne Telefon... ohne Fernsehen... ohne
Internet... Was für eine Freude es war, am einsamen Strand spazieren
zu gehen... und dann ein Buch zu lesen...
Aber dann entschloss ich mich zusammen mit der Eigentümergemeinschaft
dieser Wohnanlage widerwillig dazu, den Platz zu entwickeln... es
wurde gebaut: Ein Clubhaus, Tennisplätze... Schwimmbecken...
Pferdeställe. Alles sehr schön, aber das mussten wir auch erst mal
tun! Und deshalb verbringe ich meine Urlaubsage jetzt in Meetings - wo
wir die Dinge besprechen, die getan werden müssen. Es gibt jetzt eine
Telefonleitung... TV... und Internet. Und das Neueste: Eine
drahtlose Internetverbindung. So kann ich jetzt an meinem Laptop
arbeiten, egal wo ich bin - selbst am Strand. Jetzt gibt es keinen
Platz mehr - zumindest nicht auf diesem grünen Teil von Gottes Erde -,
an dem ein Mensch dieser Technik entkommen kann.
Seit ich hier bin, habe ich kaum meine Familie gesehen... ich habe
kaum den Sand unter meinen Füßen gespürt, oder die Sonne auf meinem
Rücken... aber ich habe eine Menge Arbeit erledigt. Ist das
Fortschritt... oder was!
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Freitag, 20. Februar 2004
Indien
von Karim Rahemtulla
Ich habe vor 1997 niemals Indien - mein Heimatland - besucht, und ich
hatte dieser Region auch nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die
Inder, die ich kannte, hatte das Land ohnehin verlassen, wegen
besserer Möglichkeiten im Ausland. Aber Mitte der 1990er war Asien ein
Modethema geworden, und so entschloss ich mich, eine Reise dorthin zu
unternehmen, um die Lage in Indien und anderen Teilen Asiens selbst
unter die Lupe zu nehmen.
Nachdem ich spät in der Nacht in Delhi angekommen war, ging ich am
nächsten Tag durch die Stadt. Ich trug neue weiße Turnschuhe, die ich
mir nur für diese Reise gekauft hatte. Ich erhielt schnell einen
ersten Eindruck vom indischen Kapitalismus. Ein Schuhputzer kam auf
mich zu und sagte mir, dass meine Schuhe geputzt werden sollten. Ich
trug Shorts und ein Polohemd - ich denke, man konnte mich auf einen
Kilometer Entfernung als Touristen identifizieren. Ich wusste, dass
meine Turnschuhe neu waren. Ich sagte deshalb"Nein" und ging weiter.
Er war hartnäckig, und schließlich sah ich mir meine Schuhe doch
an... und irgendetwas Stinkendes war auf meinen Schuhen verteilt. Es
gab wenig Kühe in den Straßen, also wusste ich, dass ich nicht in die
Hinterlassenschaft einer Kuh getreten war. Ich weiß bis heute, dass
dieser kleine Junge meine Schuhe absichtlich dreckig gemacht hat, um
sie reinigen zu können.
"Ok. Dann reinige mir die Schuhe." Er brauchte ungefähr 20 Sekunden,
um aus seiner Box eine Mischung herauszuholen, die meine Schuhe wenig
später wie neu aussehen ließ. (Ich frage mich, ob Procter & Gamble
ihre Formeln auf den Straßen von Delhi gewinnen). Sein Preis: 3
Dollar. Ich gab ihm 5 und sagte ihm, dass er mich bei meinem
Spaziergang begleiten solle. Er tat das, während er Kraftausdrücke in
Hindi in meine Richtung abgab. Ich denke, dass in einem Land, in dem
80 % der Bevölkerung (zumindest 1 Milliarde von 1,3 Milliarden
Einwohnern) arm sind, die Kunst, aus Nichts etwas zu machen,
perfektioniert worden ist!
Lassen Sie mich eine Minute abschweifen. Ich bin nicht dagegen, in
Indien, China oder Asien allgemein zu investieren. Sie haben
vielleicht in den letzten Wochen meine derzeit eher skeptischen
Kommentare in Bezug auf China im Investor's Daily gelesen. Ich bin nur
dagegen, dass jemand in einem Land investiert, von dem er keine Ahnung
hat. Es gibt in diesen Ländern zu viele"ich auch"-Investments, die
wie Pilze aus dem Boden schießen, weil der gesamte Markt eine goldene
Investmentstory sein soll. Und da gibt es viele Nachahmer, die davon
profitieren wollen.

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