- Finis Germaniae: Willkommen im Wohlstandskeller der EU - Helmut, 22.02.2004, 12:34
- Ist halt wie beim Fussball;-) - Surabaya Johnny, 22.02.2004, 16:27
Finis Germaniae: Willkommen im Wohlstandskeller der EU
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ARMES DEUTSCHLAND
Willkommen im Wohlstandskeller der EU
Viele Jahrzehnte gehörte Deutschland zu den reichsten Nationen Europas. Das war einmal. Nach aktuellen Schätzungen ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2003 unter den Schnitt der EU gerutscht - zum ersten Mal.
London/Berlin - Nach Berechnungen des britischen Wirtschaftsmagazins"The Economist" lag das Pro-Kopf-BIP Deutschlands im vergangenen Jahr um 1,0 Prozent unter dem Durchschnitt aller EU-Nationen. Der Niedergang der deutschen Wirtschaftskraft sei"alarmierend", befindet das Blatt in einem Leitartikel.
Tatsächlich lag Deutschland noch Ende der achtziger Jahre beim BIP pro Kopf rund 20 Prozent über dem Schnitt der Europäischen Union. Inzwischen aber sei das Pro-Kopf-BIP nur noch in vier der 15 EU-Nationen niedriger als in Deutschland. Im Durchschnitt ärmer sind jetzt nur noch Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. In Irland, das lange Zeit das Armenhaus Westeuropas war, liege das Pro-Kopf-BIP inzwischen 20 Prozent über dem deutschen Wert, sagte Pam Woodall, die Autorin des"Economist"-Artikels. Im Jahr 2002 habe Deutschland immerhin noch exakt im Mittelfeld der EU gelegen.
Ein Teil dieses deutschen Niederganges sei zwar auf die Effekte der Wiedervereinigung zurückzuführen, sagte sie. Wegen des relativ geringeren Wohlstandes im Osten ist der Durchschnitt des BIP in Gesamtdeutschland 1990 auf einen Schlag deutlich gesunken. Im Jahr der Wiedervereinigung habe das Pro-Kopf-BIP aber immer noch um neun Prozent über dem EU-Schnitt gelegen.
Deutschland verdeckt die Erfolge der EU
Seither sei Deutschland mit einem durchschnittlichen jährlichen BIP-Wachstum von 1,4 Prozent die Volkswirtschaft in der EU gewesen, die am langsamsten gewachsen sei. Deutschland sei sogar zu großen Teilen für das schlechte Image der EU-Wirtschaft verantwortlich, schreibt das Blatt weiter. Der Rest der EU sei gar nicht"sklerotisch", wie oft angenommen werde. In den anderen EU-Ländern sei die Wirtschaft ebenso dynamisch oder sogar dynamischer als in den USA, die als weltweiter Wachstumsmotor gelten.
Die Kapitalrendite amerikanischer Konzerne etwa sei zwar im Schnitt doppelt so hoch wie die deutscher Konkurrenten, so der"Economist", der sich hier auf eine neue Studie von Goldman Sachs beruft. In der EU außerhalb Deutschlands sei die durchschnittliche Kapitalrendite aber sogar höher als in den Vereinigten Staaten. Ein ähnliches Beispiel: In der EU außerhalb Deutschlands sei das BIP im vergangenen Jahrzehnt um 2,3 Prozent pro Jahr gewachsen - das liege ebenfalls über dem US-Schnitt.
Aus Sicht des liberalen Magazines sind die Zahlen ein weiterer Beleg dafür, dass Deutschland seine Lohnnebenkosten senken und die Steuerlast reduzieren müsse. Auch sei eine Verschlankung des"übertrieben großzügigen Wohlfahrtsstaates" geboten. Eine Trendwende zum besseren in Deutschland sei noch nicht abzusehen - erst einmal würde sich die Lage weiter verschlechtern.
Einen schwachen Trost gibt es für Deutschland: Mit der Osterweiterung im Mai werden neue Länder in die EU aufgenommen, die statistisch gesehen noch ärmer sind. Damit rückt Deutschland in der BIP-Rangfolge wieder auf - und liegt wieder oberhalb des EU-Durchschnitts.
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