- Nur 7% der Ostd. sagen, die Moral der Politiker sei besser als zu DDR-Zeiten - Sorrento, 25.02.2004, 10:25
- Ja, das stimmt! - Pulpo, 25.02.2004, 10:47
- Re: Ja, das stimmt! - saschmu, 25.02.2004, 15:27
- So wie ich das sehe. - Euklid, 25.02.2004, 11:14
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 11:52
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - Euklid, 25.02.2004, 12:09
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 13:16
- Re: So wie ich das sehe - Hmm??? - JoBar, 25.02.2004, 12:23
- Re: So wie ich das sehe - Hmm??? - JoBar - nereus, 25.02.2004, 13:26
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - Euklid, 25.02.2004, 12:09
- Es wird fast nur Verlierer geben [mvT] - Sascha, 25.02.2004, 12:25
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 11:52
- Alles sinnlose Schwarzmalerei - BRATMAUS, 25.02.2004, 11:21
- Ja, das stimmt! - Pulpo, 25.02.2004, 10:47
Nur 7% der Ostd. sagen, die Moral der Politiker sei besser als zu DDR-Zeiten
-->Studie: Die meisten Jugendlichen sehen keine Zukunft mehr im Osten
Leipzig. "Keine Zukunft im Osten!" - diesen Titel hat Peter Förster über seine Langzeitstudie gesetzt."Das ist nicht provokant gemeint. Das ist ein Fakt", erläutert der Leipziger Professor. Der Satz fasse die Gefühle junger Ostdeutscher im Jahr 13 nach der Wiedervereinigung zusammen. Seit 1987 befragt Förster Jahr für Jahr immer wieder dieselben Personen zu ihren politischen Befindlichkeiten. Die Befragungswelle aus dem vergangenen Jahr ist gerade ausgewertet. Auf 77 Seiten beschreibt der Sozialforscher nun, welche Ängste heute junge Menschen quälen, die zur Wendezeit 16 oder 17 Jahre alt waren.
[/b]Nur zwei von zehn Befragten sehen derzeit der Entwicklung in Ostdeutschland zuversichtlich entgegen, so kann man in der Studie nachlesen. 1995 waren es noch sechs von zehn. [/b]48 Prozent fühlen sich noch immer als Bürger zweiter Klasse, vor acht Jahren waren es mit 53 Prozent nur wenig mehr. 1996 meinten die Teilnehmer, dass es den Ostdeutschen im Jahr 2010 (Mittelwert aller Antworten) wirtschaftlich so gut gehen werde wie den Westdeutschen. Nun verlegen dieselben Personen das Datum auf 2020. Mit der"inneren Einheit" wird sogar erst 2025 gerechnet. Zwei von drei Befragten waren seit der Wende mindestens einmal arbeitslos. Jeder Vierte lebt heute im Westen, nur elf Prozent von ihnen denken an eine Rückkehr.
Die Jugendlichen aus 41 Schulen in den früheren Bezirken Leipzig und Karl-Marx-Stadt waren 14 Jahre alt, als Professor Förster, damals Abteilungsleiter im Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig, sie 1987 erstmals befragte. Kurz darauf kamen Wende und Wiedervereinigung -"aus Sicht eines Sozialforschers ein Glücksfall", so Förster. Denn nun wurde die Arbeit zur einzigen Langzeitstudie, die über zwei Gesellschaftssysteme hinweg ihre Teilnehmer befragte. 420 Menschen machen heute noch mit. Fördermittel kamen nach der Wende unter anderem von der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Heute hilft die Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziell.
Repräsentativ für die Bevölkerung im Osten ist die Befragung nicht, betont Förster. Und doch zeigt sie, wie sich die Befindlichkeiten der Generation der heute 30-Jährigen entwickelten. Am meisten überrascht habe ihn, wie langwierig der Wandel vom DDR-Bürger zum Bundesbürger verlaufe, erzählt der Forscher, der heute vom Ruhestand aus die Studie betreut. Etwa 13 Jahre nach dem Ende der DDR kreuzten bei der Frage"Als was fühlen Sie sich?" 83 Prozent"Bundesbürger" und 81 Prozent"DDR-Bürger" an (Mehrfachnennungen waren möglich). Dies habe nichts mit einer politischen Identifikation mit der DDR zu tun, beugt Förster Fehlinterpretationen vor.
Es handele sich um eine tiefe"lebensgeschichtliche Prägung", um Erinnerungen. 74 Prozent der Teilnehmer meinen, die DDR hatte gute und schlechte Seiten. Wiederhaben will den untergegangenen Staat jedoch fast niemand, auch wenn der Forscher eine"Sehnsucht" nach der sozialen Sicherheit von einst feststellte. Alarmierender sei, dass bei"Moral der herrschenden Politiker" nur sieben Prozent sagen, dass diese heute besser sei als zu DDR-Zeiten. Die Mehrheit sieht keinen Unterschied. Die Bereitschaft, sich selbst zu engagieren, tendiert gegen Null. Die Studie müsste die Politiker aufrütteln, zieht Förster sein Fazit.
Die Befragungen will der 72-jährige Forscher noch mindestens zehn Jahre fortsetzen. Gespräche mit der Uni Leipzig laufen bereits.
<ul> ~ Leipziger Volkszeitung</ul>

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