- Nur 7% der Ostd. sagen, die Moral der Politiker sei besser als zu DDR-Zeiten - Sorrento, 25.02.2004, 10:25
- Ja, das stimmt! - Pulpo, 25.02.2004, 10:47
- Re: Ja, das stimmt! - saschmu, 25.02.2004, 15:27
- So wie ich das sehe. - Euklid, 25.02.2004, 11:14
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 11:52
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - Euklid, 25.02.2004, 12:09
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 13:16
- Re: So wie ich das sehe - Hmm??? - JoBar, 25.02.2004, 12:23
- Re: So wie ich das sehe - Hmm??? - JoBar - nereus, 25.02.2004, 13:26
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - Euklid, 25.02.2004, 12:09
- Es wird fast nur Verlierer geben [mvT] - Sascha, 25.02.2004, 12:25
- Re: So wie ich das sehe - Euklid - nereus, 25.02.2004, 11:52
- Alles sinnlose Schwarzmalerei - BRATMAUS, 25.02.2004, 11:21
- Ja, das stimmt! - Pulpo, 25.02.2004, 10:47
Es wird fast nur Verlierer geben [mvT]
-->Hallo Euklid
Ich glaube nicht, daß es wirklich"Verlierer" oder"Gewinner" in großer Zahl geben wird. Ich glaube, daß es bis auf einige ganz wenige Ausnahmen nur Verlierer geben wird. Die Sache ist ganz einfach so, daß alle Generationen dran glauben müssen. Die Rentner die jetzt in Rente sind bekommen genauso ihre Rente gekürzt wie diejenigen die ein paar Jahre bis eine Dekade vor der Rente stehen. Die Mittdreißiger erwischt es im Moment ebenso. Gerade letzte Woche titelte der Focus mit diesem Thema. Die Mitdreißiger sind diejenigen die ohne große Sorgen als erste Generation in Wohlstand aufwachsen durfte und nun mit den Problemen einen sinkenden Wohlstandsniveaus zu kämpfen hat. Bitter deswegen weil der Mensch m.E. ein Gewohnheitswesen ist. Wer als Kind arm aufgewachsen ist kennt es nicht anders und lernt damit zufrieden zu sein. Wer als Kind jedoch im großen Wohlstand aufwächst, später hart arbeiten muß und sieht wie es jedes Jahr trotz höherer Anstrengungen schwieriger wird der hat die psychologische Seite gegen sich. Es geht vielen Menschen derzeit so. Ich denke in Zukunft werden diejenigen zufriedener sein die nicht in einer Traumwelt lebten, bescheiden aufwuchsen oder trotz Wohlstandsjugend bescheiden wurden oder geblieben sind oder sich - statt NUR zu jammern - damit beginnen sich mit der Situation abzufinden und sich damit zu arrangieren. Sehen wir es so: Vor uns gab es zigtausende Jahre ein Leben das beschwerlicher, härter und zugleich wesentlich bescheidener war als heute. Natürlich können wir uns heute nicht mit den Neandertalern der Steinzeit vergleichen. Das macht ja auch keinen Sinn. Aber es reicht wenn wir 100 oder 150 Jahre zurückgehen. Ich glaube da geht es uns doch immer noch ziemlich - wenn nicht gar EXTREM - gut. Und haben wir wirklich geglaubt, daß es immer nur bergauf geht. Es ging zweieinhalb Jahrzehnte pausenlos aufwärts nach dem Krieg. Die Arbeitszeiten sanken, die Arbeitsschutzgesetze und der Sozialstaat wurden erweitert. Als es vorbei war hat man angefangen etwas zu halten was auf Dauer nicht zu halten sein wird... und zwar diesen Wohlstand den wir hatten, damals Anfang der 70er. Das war eine illusorische Arbeitswelt in der die Leute alle gut bezahlt wurden. Das war eine Illusion weil ein derartiger Mangel an Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt etwas eher außergewöhnliches ist. Selbst die schlechtesten und faulsten bekamen damals ja nen Job, Aufstiegsmöglichkeiten und gutes Geld. Ich denke es war eine Illusion. Sowas ist zumindest auf Dauer nicht finanzierbar. Man hat es versucht indem man begonnen hat Schulden zu machen. Doch langsam aber sicher bemerkt man, daß es einfach eine Grenze gibt. Es ist Schluß und wir bewegen uns vielleicht in diesem Abschwung nur wieder auf eine Normalität zu.
Fast alle Menschen träumen von einem schöneren, besseren, leichteren Leben mit mehr Freizeit, mehr Möglichkeiten, mehr Geld, weniger Stress am Arbeitsplatz, von lockerem Betriebsklima. Vieles davon verspürten die Menschen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bis zu diesen Jahren Ende der 60er/Anfang der 70er. Es ging ja bergauf. Und das in fast ALLEN Belangen die das Leben betrafen.
Um an den Text am Anfang anzuknüpfen. Rentner, Rentneranwärter, Mitdreißiger,... auch die Kids und Jugendlichen von heute werden die Verlierer sein. Sie trifft es psychologisch ganz gewaltig weil die Schere zwischen der von den Eltern ermöglichten Traumwelt/Traumjungend und der harten Realität nach der Kindheit/Jugendzeit immer größer geworden ist. D.h. die Möglichkeiten, das Taschengeld, die Freiheiten der Jugendlichen u.v.m. sind immer höher/größer geworden. Der Effekt: Man gewöhnt sich daran. Die Realitäten haben sich in die andere Richtung entwickelt in den letzten Jahren. Die Arbeitslosigkeit steigt und fast alle jungen Leute können sich (selbst wenn sie Arbeit haben) lange nicht mehr das Leben leisten wie sie es noch während ihrer Ausbildung konnten. Die Folgen sind gravierend. Immer mehr Jugendliche stürzen sich in Schulden und machen es ähnlich wie unser Staat. Sie versuchen eine Art Illusion aufrechtzuerhalten. So weiterzuleben wie bisher. In der Hoffnung, daß es vielleicht anytime wieder besser wid. Jugendliche haben heute soviel Kaufkraft wie NIE eine Generation vor ihnen. Gleichzeitig gab es bei weitem nie so derart viele Jugendliche die verschuldet oder gar bis über beide Ohren ÜBERschuldet sind, sich aufgeben, in Lethargie versinken, nicht wahr haben wollen wie"böse" die Welt u.a. auch zu ihnen sein kann. Wie kann es sein. Ganz einfach. Der Bruch zwischen Jugend und späterem Leben nach Auszug von zuhause wird immer gewaltiger. Auf der einen Seite das Leben mit 500 Euro oder mehr Ausbildungsvergütung netto die man im Monat auf den Kopf hauen kann plus bezahlten Führerschein und oft noch das erste Auto von den parents und dann noch von der Omi ein paar Euros. Ein Leben das schön und abwechslungsreich ist wie nie zuvor.
Und danach?
Schwierige Arbeitsmarktbedingungen, schlechtes Bildungsniveau in Deutschland für das Jugendliche ja direkt auch nicht unbedingt was können, immer mehr befristete Arbeitsverträge und viele bekommen heute noch nicht mal Kredit von der Bank für erste wichtige Anschaffungen. Studenten die fertig sind und nicht sofort einen Arbeitsplatz finden (teils 250 bis 300 Bewerber pro Stelle und noch mehr) können dann zum Sozialamt gehen oder ihre Elter anpumpen und sich nach einem Leben zwischen Abifeier und Discothek mit einigem Recht fragen: Was geschieht hier eigentlich?
Naja um auf das Ausgangsthema zurückzukommen. Es wird schwieriger werden für fast alle Personenkreise. Selbst für Kranke, Behinderte und alte Menschen wird vieles schwieriger werden. Aber auch für die Kids, die Jugend, die jungen Erwachsenen, die Mittdreißiger, die älteren Arbeitnehmer die man zum alten Eisen zählt obwohl sie oft erfahrene alte Hasen sind, die Rentner, die Beamten. Alle werden herangezogen.
Fazit: Es wird fast nur Verlierer geben. Aber vielleicht werden viele dieser Verlierer doch noch zu Gewinnern wenn sie sich mit der Situaton arrangieren, das beste drauß machen, den Kopf nicht in den Sand stecken und die andere Dinge des Lebens kennenlernen. Nicht alles was Spaß macht und schön ist muß Geld kosten. Zwischenmenschliche Beziehungen und das Werteverständnis und dergleichen könnten wieder aufleben.
Viele Grüße,
Sascha

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