- Vergewaltigungen im Irak - Größter Sex-Skandal aller Zeiten erschüttert US-Army! - RK, 26.02.2004, 19:49
Vergewaltigungen im Irak - Größter Sex-Skandal aller Zeiten erschüttert US-Army!
-->SPIEGEL ONLINE - 26. Februar 2004, 18:08
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,288087,00.html
Vergewaltigungen im Irak
Sex-Skandal erschüttert US-Army
Der wohl größte Missbrauchs-Skandal ihrer Geschichte erschüttert die US-Armee. In den letzten 18 Monaten wurden in Irak, Kuweit und Afghanistan 112 Fälle von sexuellen Übergriffen auf Soldatinnen gemeldet. Den Einsatzkräften komme fern der Heimat der Sinn für Recht und Gesetz abhanden, so Politiker und Anwälte.
Washington - Von den 112 Fällen wurden 86 aus dem Bereich der Armee gemeldet, zwölf aus der Marine und acht bei der Luftwaffe, berichtet die US-Tageszeitung"New York Times". Sechs Fälle registrierte das Marine Corps. Aus Militärkreisen hieß es, ein Großteil der Fälle werde untersucht, teilweise seien bereits disziplinarische Maßnahmen eingeleitet worden.
Die Anzeigen der Soldatinnen beziehen sich nicht nur auf die Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe selbst: Nach dem Missbrauch erhielten sie unzureichende medizinische Hilfe, die Vorfälle würden ungenügend untersucht, berichtete eine Anwältin der Opfer, Christine Hansen."Am meisten fürchten sie aber Racheaktionen von Kollegen", so Hansen."Wer petzt, ist noch viel schlimmer dran."
Nach Ansicht von Senatoren und der Anwältin ist es kein Zufall, dass sich der Missbrauch gerade da ereignet, wo Ärzte und Polizei nicht schnell zu erreichen sind."Die Täter fühlen sich sicher, deshalb fehlt ihnen jeglicher Gerechtigkeitssinn", so Hansen.
In der amerikanischen Presse wird bereits vom größten Militär-Sexskandal der Geschichte gesprochen. Die Anschuldigungen überträfen sogar die so genannten"Tailhook"- und"Drill-Sergeant"-Skandale, die Anfang der neunziger Jahre für Aufsehen sorgten.
1991 war die US-Navy in die Schlagzeilen geraten, nachdem bekannt wurde, dass Marineflieger bei den jährlichen Treffen der"Tailhook"-Vereinigung unter den Augen ihrer Generäle abwechselnd Pornos anschauten und Soldatinnen in"Spießrutenläufen" die Kleider vom Leib rissen. Beim zweiten Skandal fünf Jahre später wurden mehrere Ausbilder wegen Vergewaltigung und Missbrauch ihrer Soldatinnen angeklagt. Das Gericht sprach alle Sergeants schuldig, die Höchststrafe lag damals bei 25 Jahren Gefängnis.
"Ungeheuerliche Gewalt in den eigenen Reihen"
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld versprach eine schnelle Aufklärung der Affäre. Ein von ihm eingesetzter Untersuchungsausschuss soll die Umstände der sexuellen Übergriffe klären und außerdem der Frage nachgehen, wie die Armee mit Opfern sexueller Gewalt umgeht. Bei einer Anhörung vor dem Senat mussten gestern bereits mehrere Vier-Sterne-Generäle und Führungskräfte aus dem Pentagon zu den schweren Vorwürfen Stellung nehmen.
Vor allem weibliche Abgeordnete zeigten sich während der Anhörung entsetzt."Im Krieg gibt es immer Verluste", sagte die republikanische Senatorin Susan Collins."Aber normalerweise werden die vom Feind verursacht und kommen nicht von unvorstellbarer Gewalt aus den eigenen Reihen."
Der demokratische Senator Ben Nelson äußerte die Befürchtung, dass das Problem im Pentagon nicht ernst genug genommen würde."Ich kann bei der militärischen Führung keine angemessene Empörung erkennen", so Nelson.
Ein Militärsprecher versicherte jedoch, die Fälle würden mit der nötigen Aufmerksamkeit untersucht. Spätestens am 30. April muss das Pentagon seinen Untersuchungsbericht der Ã-ffentlichkeit vorstellen.
Julia Maria Bönisch

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