- The Daily Reckoning - Fueling The Street (John Myers) - Firmian, 28.02.2004, 11:21
- Dt. Fassung - Firmian, 28.02.2004, 11:30
Dt. Fassung
-->Das wird der Tag sein, an dem man kaufen sollte!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Welcher Gott würde eine Welt erschaffen, die so einfach wäre, dass wir
Menschen sie verstehen könnten? Ich stelle diese Frage nur, um mein
eigenes Denken zu testen. Meine Vorgehensweise ist vergleichbar mit
dem Anzünden eines Feuerzeugs in der Nähe einer Gasleitung: Ich suche
nach Löchern und springe zurück, wenn ich sie finde.
Ich denke, dass ein großer, 50 Jahre alter, auf den Dollar zentrierter
Kreditboom in den USA beginnt, sich aufzulösen. Die amerikanischen
Vermögenswerte beginnen gerade einen größeren Bärenmarkt. Bevor der
vorüber ist, wird sich das Schuldenniveau halbiert haben (vom
derzeitigen Niveau aus gesehen). Die Aktien werden dann weniger als
die Hälfte der heutigen Kurse kosten. Risiko-Anleihen werden wertlos
sein. Und die amerikanischen Arbeiter - zumindest die, die einen Job
finden können - werden relativ zum Rest der Welt deutlich weniger
verdienen, als sie es jetzt tun. Gold, das Metall der Anti-Illusionen,
sollte hingegen einen neuen Bullenmarkt erleben. Aber was weiß ich
schon?
Stellen Sie sich eine Welt vor, die so eindeutig, offensichtlich und
transparent wäre... und so vorhersehbar... dass jeder Idiot sagen
könnte, was passieren wird.
Sie sehen das Problem, oder, liebe(r) Leser(in)? Jeder würde die
ertragreichsten Vermögensanlagen früher kaufen wollen; statt
beispielsweise abzuwarten, bis seine Aktien eingebrochen sind, würde
ein Investor vor dem Einbruch verkaufen... und wenn sich alle so
verhalten, dann wird der Crash früher stattfinden, als er sonst
stattgefunden hätte, da alle früher verkauft haben. Gottes Plan wäre
ruiniert... korrumpiert von sterblichen Einfaltspinseln... zerstört
durch seine eigenen trotteligen Kreaturen. Gott wäre dann kein Gott
nur. Sondern nur eine weitere inkompetente Gottheit.
Aber was wäre, wenn dieser große Zusammenbruch ein Teil des Plans
wäre?
Oh, dieses große Puzzle... es scheint kein Ende für Unfug und subtile
Komplexität zu geben.
Ein Beispiel: Am Dienstag sagte Alan Greenspan den Amerikanern, dass
sie sich keine Sorgen zu machen bräuchten. Zugegeben, sie hätten keine
Ersparnisse... und die Aussichten am Arbeitsmarkt seien nicht so
heiß. Aber kein Grund zur Sorge - denn sie würden dank den steigenden
Immobilienpreisen reicher.
Aber was wäre, wenn sich der Preis von jedem Haus in Amerika über
Nacht plötzlich verdoppeln würde? Wären dann alle auch nur um einen
Cent reicher? Natürlich nicht. Die Hausbesitzer könnten DENKEN, dass
sie reicher geworden sind... und viele neue Häuslebauer würden dann
für ihre Hypotheken doppelt so viel zahlen müssen. Die Leute torkeln
von einer Illusion in die nächste. Wenn immer mehr Leute sich an die
derzeit am meisten verbreitete Illusion halten, dann setzen sie
dadurch ihre eigene Zerstörung in Gang... wie Passagiere, die alle
auf die gleiche Seite eines leckgeschlagenen Bootes wechseln, dieses
Boot bald zum kentern bringen.
Die Amerikaner scheinen zu denken, dass sie keine Ersparnisse
brauchen. Fast jedes Investment ist im Wert gestiegen, und zwar
stärker als die Kosten des Geldes (die Zinsen). Fast jeden Tag, und
auf fast jede Weise... werden die Dinge immer besser.
Aber die Dividendenrenditen liegen unter 2 %. Die Renditen, die man
mit Immobilien erzielen kann, liegen nicht viel höher. Die
Anleihenrenditen sind so niedrig wie seit den 1950ern nicht mehr - und
sie fallen weiter, da die Kurse der Anleihen steigen. Was bleibt da
noch übrig zum Investieren? Selbst die Emerging Markets sind in den
Himmel gestiegen. In ihrer Illusion, dass alle Kurse für immer weiter
steigen, haben die Investoren bereits alles nach oben getrieben. Da
ist die Luft dünn geworden.
Und unter der Illusion, dass sie ihre Schulden niemals wirklich
zurückzahlen müssen, haben die Amerikaner sich soviel Geld geliehen,
dass sie damit praktisch das Ende des Kreditbooms garantieren. Die
Individuen, Banken und Unternehmen - und selbst die Zentralbanken -
haben sich soviel geliehen, dass sie es selbst zu den derzeitigen
niedrigen Zinssätzen schwer haben werden, die Zins- und
Tilgungszahlungen erbringen zu können. Und dennoch leihen sie sich
weiter munter Geld. Bald werden sie zum Ende des Spiels gelangen...
wo sich nicht mehr fähig sein werden, sich einen einzigen zusätzlichen
Cent zu leihen.
Und dann - was wird dann mit dem Kreditboom passieren, wenn es keine
neuen Kredite mehr gibt? Stellen Sie sich eine Welt vor, in der die
Amerikaner ihre Schulden zurückzahlen müssen - anstatt neue Schulden
aufzunehmen. Stelen Sie sich einen Präsidenten vor, der dem Kongress
vorschlägt, eine halbe Billion Dollar Schulden zurückzuzahlen...
anstatt die Schulden um diesen Betrag zu erhöhen. Stellen Sie sich
vor, dass der Anteil der gesamten Schulden am Bruttoinlandsprodukt von
derzeit über 300 % auf 150 % zurückfällt, wie es in den 1950ern der
Fall war. Stellen Sie sich vor, dass die Amerikaner zu der Einsicht
gelangen werden, dass sie ihre Schulden immer zurückzahlen werden...
Dieser Tag, liebe(r) Leser(in), wird der Tag sein, an dem man kaufen
sollte!
Bis dahin sagt uns jetzt Addison Wiggin, was die Kleinanleger in New
York denken:
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Donnerstag, 26. Februar 2004
Verrat bei der Fed!
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
Einerseits hat man die Kleinanleger, die unterinvestiert sind, die
Angst vor dem Bärenmarkt hatten, und die ihr Geld noch nicht wieder in
Aktien investiert haben", so ein Analyst gegenüber USAToday gestern.
"Die kaufen heute."
"Dann hat man aber auch die, die jetzt Gewinne mitnehmen, weil sie
schon eine Zeitlang im Markt sind und große Gewinne gemacht haben,
besonders mit Nasdaq-Aktien. Die machen sich über eine größere
Korrektur Sorgen, und sie sichern ihre Gewinne."
Zu den Wirtschaftsnews: Der Index des Verbrauchervertrauens
(Conference Board) ist vorgestern volle 5 Punkte unter den Erwartungen
reingekommen. Bei 87,3 Punkten... nachdem im Januar noch 96,8
erreicht worden waren. Und die Erwartungs-Komponente liegt bei 92,9.
Meine Einschätzung dazu? Die Konsumenten werden ein bisschen skeptisch
in Bezug auf die Versicherung der Fed, dass sich die Lage am
Arbeitsmarkt verbessert...
Aber was ist das? Einer der Fed-Gouverneure begeht Verrat! Edward
Gramlich sagte gegenüber Anleihenhändlern, dass"fiskalische Strenge
ein guter Ansatz ist, um simultan mit Haushalts- und
Handelsbilanzdefiziten klarzukommen."
"Das sind schlechte News", so John Berry von Bloomberg."Wie es Alan
Greenspan schon letzte Woche gesagt hat - in diesem Land gibt es keine
Wählerschaft, die für einen ausgeglichenen Haushalt ist."
Übrigens: Die aktuelle Dollar-Erholung ist kein Trendwechsel. Sie ist
das klassische Beispiel von einem"short squeeze" - zu viele sind auf
dem falschen Fuß erwischt worden, was zu selbstverstärkenden Effekten
führt, da viele Stoppmarken ausgelöst wurden. Langsam sollte alles
"geklärt" sein, und die Investoren können wieder Trades auf Grundlage
dessen machen, was der Dollar tut. Hm... was ich machen würde? Ich
würde wieder auf einen fallenden Dollar setzen!
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Donnerstag, 26. Februar 2004
Immobilienpreise in Nicaragua
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Nicaragua...
*** Die Amerikaner haben im letzten Monat 47 Millionen Dollar in
Aktienfonds gesteckt - der Boom geht weiter!
***"Ja, ich dachte, dass die Immobilienpreise in dieser Gegend
steigen würden", antwortete ich meiner Frau.
"Nun, warum hast Du dann keine Immobilien gekauft?"
"Hmmm... Investoren sollten nicht auf der Basis von dem, was sie
denken, das passieren wird, investieren", antwortete ich,"sondern auf
der Basis von dem, was passieren sollte..."
Ich war dabei, zu beschrieben, wie Investoren sich positionieren
sollten... und zwar nicht anhand ihrer eigenen schwachen Einschätzung
von dem, was passieren wird, sondern anhand von dem, was passieren
sollte. Eine gute Aktie, die günstig bewertet ist, sollte steigen.
Eine schlechte Aktie mit hohem Kurs sollte fallen. (Die Küste in
Nicaragua war so schön, die sollte einfach teurer sein, dachte ich
mir... aber ich ließ dieses Argument aus, denn das schien meiner
Entschuldigung zu widersprechen). Eine Person kann erwarten, dass eine
Aktie steigen wird... und dennoch dagegen wetten. Oder man kann
denken, dass die Immobilienpreise weiter steigen werden... und
dennoch nicht kaufen wollen.
Aber ich wurde unterbrochen.
"Oh... fand nicht damit an", sagte meine bessere Hälfte.
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Donnerstag, 26. Februar 2004
Die vernünftigste Frau der Welt und Alan Greenspan
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich hatte vor kurzem hier im Investor's Daily über"die vernünftigste
Frau der Welt" geschrieben - und es wird Sie vielleicht überraschen,
dass Alan Greenspan ihren Weg gekreuzt hat. Und zwar in der
Intellektuellen-Gruppe des"Kollektivs", die von Ayn Rand gegründet
worden war. Zu diesem kopflastigen Liberalismus der Madame Rand stieß
Alan Greenspan irgendwann in den 1950ern dazu. Er rückte sehr schnell
in die Rolle von Rands persönlichem Schoßhund. Alan und Ayn schienen
ihre eigene, ganz spezielle Verknüpfung gefunden zu haben, meinten
Beobachter. In der kleinen Gruppe von"Gläubigen" wurden Alan mehr
Freiheiten gewährt als allen anderen.
Ohne die Fesseln irgendwelcher Konventionen und Traditionen hatten die
Mitglieder des"Kollektivs" wesentlich mehr Freiheiten, zu denken was
sie wollten, als andere - egal wie absurd diese gedanklichen Entwürfe
auch sein mochten. Rand zum Beispiel hasste Bärte und misstraute
Nichtrauchern. Als kleine russische Jüdin bewunderte sie große blonde
Männer als heroische Gestalten; für sie waren das Männer wie sie"sein
konnten und sein sollten". Einen von ihnen, Frank O'Connor, heiratete
sie eine Woche nach ihrer ersten Begegnung in Hollywood. Ein anderer,
Nathaniel Branden, 25 Jahre jünger als sie selbst, wurde mit Wissen
und Zustimmung ihres Gatten ihr Liebhaber. In der Welt rationaler
Eigeninteressen können sich Menschen von fast allem selbst überzeugen
- selbst davon, dass außerehelicher Verkehr und betrogene Ehemänner
akzeptabel sind. Die Anspannung jedoch, die mit der Härte dieses
Denkens einherging, hat viele von ihren Anhängern fast gebrochen -
auch O'Connor... und auch Brandens Frau.
Warum sollte Branden mit der Frau, die er so bewunderte, nicht
schlafen? Rand hatte die Entschuldigung bereits formuliert - in der
"Tugend des Eigennutzes"."Der Mensch ist das vernünftige Tier",
lautete ihre Devise. Er hat im Gegensatz zu Kaninchen und Gänsen die
Fähigkeit zu denken. Ein rational handelnder Mensch ist in der Lage,
herauszufinden, was ihn glücklich machen wird. Er wird seine Launen
und Marotten der Vernunft unterordnen, glaubte Rand. Viele Leser
fragten sich daraufhin, ob sie einem solchen rationalen Menschen denn
schon jemals begegnet seien.
Rationalität bietet keinen Schutzwall gegen Absurdität - das ist immer
wieder bewiesen worden. Selbst die aufgeräumtesten Menschen lassen
sich beeindrucken und verführen. Auf der Suche nach dem persönlichen
Glück kaufen sie Technologie-Aktien, die mit dem 200fachen ihrer
Gewinne bewertet werden, und begeben sich in die Gesellschaft von
irgendjemand Dahergelaufenem, um einen vermeintlich besseren Platz auf
dieser Welt zu finden. So waren die Anhänger von Rands rationalem
Egoismus in der Lage, ohne jeglichen Hintergedanken eine Menge
Selbstbetrug zu betreiben.
In den 1970ern hatte Alan Greenspan endlich etwas gefunden, was er
wirklich wollte. Seine Karriere als Musiker bei der Henry Jerome Band
hatte er bereits Jahre zuvor an den Nagel gehängt und sich in der
Folge an den Vorlieben seines Vaters orientiert - und das waren
ökonomische Prognosen. Wie gut auch immer seine Prognosen zu diesem
Zeitpunkt gewesen sein mögen - als wesentlich durchschlagskräftiger
stellte sich dann aber seine Fähigkeit heraus, bei wichtigen Leuten
Eindruck zu schinden. Am 4. September 1974 schwor der Atheist
Greenspan seinen Talmud-Eid. Später legte der liberale Greenspan
seinen Treueschwur gegenüber der Regierung der Vereinigten Staaten in
seiner Rolle als Vorsitzender des Kommission zur wirtschaftlichen
Beratung des Präsidenten in ökonomischen Fragen ab. Ayn Rand und Rose
Greenspan, Alans Mutter, schauten auf - und waren stolz.

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