- Artikel: Die Wähler haben gesprochen, jetzt haben die Anwälte das Wort. - Frank1, 16.11.2000, 15:18
Artikel: Die Wähler haben gesprochen, jetzt haben die Anwälte das Wort.
Nach der verwirrendsten Präsidentschaftswahl in der Geschichte der USA strömen Anwälte aus dem ganzen Land für die zahlreichen Verfahren nach Florida. Verschiedene Verfahren sind hängig.
US-Wählerin verlangt Fortsetzung der Handauszählung.
[sda/hep] - Auf Ebene des Bundesstaates Florida hat der republikanische Präsidentschaftskandidat George W. Bush den Obersten Gerichtshof des Staates angerufen, um einen Stopp der Handauszählung zu erreichen.
Die demokratische Partei von Vizepräsident Al Gore will ebenfalls vom Obersten Gerichtshof Floridas klären lassen, nach welchen Modalitäten manuelle Stimmauszählungen stattfinden dürfen.
Allein im Wahlbezirk Palm Beach laufen rund ein Dutzend Klagen. Mehrere Wähler haben die Gerichte angerufen, weil sie sich durch missverständlich gestaltete Stimmzettel in ihrem Wahlrecht beschnitten sehen. Viele Anhänger von Gore stimmten nach eigenen Angaben versehentlich für den Rechtsaussen Pat Buchanan, weil der Stimmzettel sie in die Irre führte.
Auf US-Ebene
Die republikanische Partei hat wegen des Streits in Florida das föderale Berufungsgericht in Atlanta im Bundesstaat Georgia angerufen. Sie will ein vorangegangenes Urteil eines Gerichts in Miami aufheben lassen, das die Handauszählung nicht ausdrücklich verboten hatte.
Drei Wähler sind ebenfalls vor das gleiche Gericht in Atlanta gezogen. Sie sehen die manuelle Neuauszählung als verfassungswidrig an.
Haltung der Wahlkreise
Der Bezirk Palm Beach setzte die Handauszählung von 462‘000 Stimmen bis mindestens heute Nachmittag (Ortszeit) aus. Die Verantwortlichen wollen die Gerichtsentscheidungen abwarten.
Der Bezirk Broward kündigte am Mittwochabend (Ortszeit) an, er wolle 580‘000 Stimmzettel noch einmal neu auszählen. Dies könnte bis zum 20. November dauern.
Der Bezirk Miami Dade hat nach einigem Hin und Her auf eine Handauszählung seiner 620‘000 Stimmzettel verzichtet. Gleichzeitig forderte er den Bundesstaat Florida auf, ihm eine Frist von 48 Stunden zu gewähren, um noch die endgültigen Stimmergebnisse nachmelden zu können.
Topanwälte auf beiden Seiten
Die Liste der Anwälte, die für die Präsidentschaftskandidaten Al Gore und George W. Bush arbeiten, liest sich dabei wie ein “Who is Who” der Branche. Für Gore sind beauftragt:
David Boies: Er ist einer der prominentesten Anwälte der USA. Der 59-Jährige führte für die amerikanische Regierung im Frühjahr das Kartellverfahren gegen Microsoft und zwang dabei den Software- Riesen in die Knie.
Kendall Coffey: Er hatte im Kampf um den kubanischen Flüchtlingsjungen Elián auf Seiten der Verwandten in Miami gegen Justizministerin Janet Reno gestritten.
Zu den weiteren Staranwälten auf Seiten der Demokraten zählen der 59-jährige Lawrence Tribe, der im Fall eines Gore-Sieges als einer der Kandidaten für den Obersten Gerichtshof gilt, und Kendall Coffey. Ebenfalls auf Seiten der Demokraten steht Alan Dershowitz, der unter anderem O.J. Simpson vertreten hatte.
Für Bush sind beauftragt:
Theodore Olson: Der 60-Jährige ist ein enger Freund des durch den Lewinsky-Skandal berühmt gewordenen Sonderermittlers Kenneth Starr. Die Republikaner verpflichteten zudem den Wahlrechtsexperten Benjamin Ginsberg.
Um die Anwälte, die bis zu 500 Dollar pro Stunde verlangen, bezahlen zu können, haben beide Parteien bereits früh neue Spendensammlungen begonnen - entweder an Versammlungen oder via Internet mit dringenden E-Mail-Aufrufen.
Wow, 500 Dollar pro Stunde!!! Ein Wahnsinn, aber eben typisch USA.
Gru$$
Frank
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