- OT Holocaust Exaggerated Says Gibson's Dad (2.) - CRASH_GURU, 01.03.2004, 07:55
- Re: KZ Struthof, Elsass; neue Untersuchung - zani, 01.03.2004, 08:22
- Re: KZ Struthof, Elsass; neue Untersuchung - bonjour, 01.03.2004, 12:41
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Re: KZ Struthof, Elsass; neue Untersuchung
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BASLER ZEITUNG
letzte Änderung: 01.03.04 8:02
Konzentrationslager im Elsass historisch untersucht
Strassburg. AFP/BaZ. Rund 52'000 Gefangene, fast 20'000 Tote, Deportationen nach Dachau und Buchenwald, grausame medizinische Experimente: Fast 63 Jahre nach der Eröffnung des Konzentrationslagers Struthof im Elsass erhellt nun erstmals eine Forschungsarbeit das Schicksal der Häftlinge, die dort unter menschenunwürdigen Umständen leben und oft sterben mussten.
Neun Jahre lang hat der Strassburger Geschichtslehrer Robert Steegmann in mühsamer Kleinarbeit Dokumente für die erste Doktorarbeit über das einzige KZ auf französischem Boden zusammengetragen. Das Ergebnis seiner Nachforschungen füllt sieben Bände und korrigiert eine Reihe von bisherigen Informationen über das Lager, das westlich von Strassburg bei der Ortschaft Natzwiller liegt.
"Ein KZ, das ist vor allem das Schicksal von Menschen", fasst der 50-Jährige seinen Forschungsansatz zusammen. Um mehr über die Inhaftierten zu erfahren, durchstöberte er Archive in Frankreich, den USA, Israel, Russland und vor allem Deutschland. Fündig wurde der Historiker vor allem beim Berliner Bundesarchiv, dem Forschungszentrum des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes in Arolsen bei Kassel sowie bei der Zentralstelle für Landesjustizverwaltung in Ludwigsburg.
Insgesamt trug er die Matrikel von rund 49'000 Insassen des Lagers Struthof zusammen, die Auskunft über Namen, Herkunft, Beruf, den Grund für die Internierung und gegebenenfalls über die Todesursache geben. So wurde die bislang vermutete Häftingszahl von 45'000 nach oben korrigiert - und erstmals eine Liste erstellt, die den Häftlingen des KZ Struthof eine Identität verleiht. Demnach bildeten Polen mit 35 und Russen mit 25 Prozent das Gros der Inhaftierten. Etwa 20 Prozent waren Juden, ein Zehntel Sinti und Roma.
Todesrate von 40 Prozent
Im Gegensatz zu Vernichtungslagern wie Auschwitz war der Struthof vor allem ein Lager für politische Gefangene - auch deutsche Kommunisten und Sozialisten waren dort inhaftiert oder Elsässer, die sich weigerten, in der Wehrmacht zu dienen. Das Lager war vor allem wegen seiner harten Lebensbedingungen berüchtigt: Die Gefangenen mussten im Struthof selbst oder in einer der rund 70 Aussenstellen ("Kommandos") bis zur Erschöpfung schuften - in Steinbrüchen etwa, Munitionsfabriken oder beim Strassenbau. Mangelhafte Ernährung, verheerende hygienische Bedingungen und das raue Klima der Vogesen taten ihr übriges: Rund 20'000 Menschen starben in dem KZ, viele an Krankheiten.
"Mit einer Todesrate von 40 Prozent war der Struthof eines der mörderischsten KZ's, abgesehen von den Vernichtungslagern", betont Steegmann. Eine Gaskammer und ein Hinrichtungspfosten erinnern in dem Lager, das heute eine Gedenkstätte ist, aber daran, dass nicht nur Krankheiten die Insassen bedrohten. Mehrere hundert Gefangene fielen Experimenten mit Kampfgas und Typhus-Erregern zum Opfer.
Besonders grausam war das Schicksal von 86 jüdischen Frauen und Männern, die eigens aus Auschwitz herangeschafft wurden. An ihnen experimentierte der deutsche Nazi-Arzt August Hirth, der eine anatomische Sammlung über die"jüdisch-bolschewistische Rasse" schaffen wollte. Die Opfer wurden anschliessend vergast.
Die Spuren von rund 3000 weiteren Gefangenen sind hingegen für immer verloren: Sie wurden noch nach Januar 1945 in das damals von Hitler-Deutschland annektierte Elsass gebracht und mussten in mehreren"Kommandos" des KZ praktisch bis zum Kriegsende schuften. Angesichts des sich allmählich abzeichnenden Endes des Nazi-Regimes machte sich freilich niemand mehr die Mühe, sie noch zu registrieren.
Steegmanns umfangreiche Dokumentation über das"KZ Struthof-Natzweiler" soll demnächst einer breiten Ã-ffentlichkeit zugänglich gemacht werden - sie wird dem"Europäischen Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers" zur Verfügung gestellt, das derzeit neben dem ehemaligen KZ errichtet wird und im kommenden Jahr eröffnet werden soll.
<ul> ~ Struthof</ul>

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