- M. Friedmann mit neuer TV-Sendung (150.000 Zuschauer) - Cichetteria, 04.03.2004, 22:53
- Re: M. Friedman- da´uh..ä..ht.....mi...nu....ei.... - Baldur der Ketzer, 04.03.2004, 23:19
- Re: Halali und Waidmannsheil!!! (owt) (o.Text) - bonjour, 05.03.2004, 00:04
- Re: M. Friedman- da´uh..ä..ht.....mi...nu....ei.... - Baldur der Ketzer, 04.03.2004, 23:19
M. Friedmann mit neuer TV-Sendung (150.000 Zuschauer)
--><font size=4">Zweifel? Welche Zweifel? </font>
Ein kleiner Pay-TV-Sender bietet Michel Friedman eine neue Plattform als Talkmaster. Es geht dabei um Recht und Ordnung - ausgerechnet
Das Fernsehstudio ist denkbar klein, notdürftig wurde der Hintergrund mit schwarzen Stoffbahnen abgedunkelt, an einer baumelt das Senderlogo"13. Street", davor stehen drei Stehpulte. Nach großer Fernsehwelt - die eigentlich nur als Hochglanzabzug des Alltagslebens funktioniert - sieht das nicht aus.
Auch werden gerade mal 150 000 Zuschauer einschalten, wenn von hier aus ab dem 15. März drei Menschen in einer Art Juristen-Talk miteinander über Recht und Gerechtigkeit diskutieren. Das alles hat etwas vom offenen Kanal, ist aber tatsächlich für Michel Friedman, der sich in dieser Kulisse den Fotografen stellt, zugleich Ort einer harten Landung und eines kleinen Neuanfangs.
Harte Landung? Gibt es nicht Tausende Fernsehjournalisten, die nicht vorbestraft sind, die sich nicht mit eingeschleusten Zwangsprostituierten aus Osteuropa zu Kokainpartys getroffen haben, die nicht"Paolo Pinkel" waren? Und die sich über eine eigene Sendung, auch wenn sie wie diese nur auf einem verschlüsselten Pay-TV-Sender zu sehen ist, freuen würden. Sie haben aber keine Chance, weil ihnen nicht die gleichen Fragen gestellt werden können wie Michel Friedman. Haben Sie Bärbel Schäfer heimlich geheiratet? Werden Sie das Grab von Jürgen Möllemann besuchen? Warum entschuldigen Sie sich nicht bei den Zwangsprostituierten? Brauchen Sie die Kameras zum Leben? Tod, Liebe, Drogen, Leidenschaft - so funktioniert das Fernsehen eben.
Friedman, der als äußeres Zeichen seiner Läuterung seine Haare zurückhaltender pomadisiert, weist manche der kritischen Fragen zu den Prostituierten brüsk als schon längst mehrfach beantwortet zurück, bei anderen wirft er gekonnt seine Büßer-Phrasendreschmaschine an und erzählt davon, wie froh er sei,"dass der Zug gegen die Wand gefahren sei", dass es aber doch bei jedem Dinge gebe, auf die man nicht stolz sein könne, zudem hoffe er darauf, dass ihm der Grundsatz"in dubio pro reo" zuerkannt werde. Als Mensch, nicht als Angeklagter.
Der Sender 13. Street, der sonst vor allem Krimiserien ausstrahlt, hat sich in dieser Frage längst entschieden."Im Zweifel für... Friedmans Talk" heißt das neue Format, das zwei Mal im Monat im Anschluss an die US-Serie"Law & Order" ausgestrahlt wird. Friedman diskutiert darin mit zwei Gästen 30 Minuten lang Themen, die so oder ähnlich zuvor auch in der Serie dargestellt wurden, etwa Sterbehilfe oder Terrorbekämpfung. Zum Auftakt kommt ausgerechnet Peter Scholl-Latour; es kann wohl keinen besseren Beweis dafür geben, dass das Fernsehen in diesem kleinen dunklen Studio nicht neu erfunden wird. Wenn sich hier einer neu erfindet, dann ist es der Moderator.
"Ich bin weicher geworden, in der Form, aber nicht im Inhalt", sagt er. Wer im Sport aus der Defensive herauswill, kann das entweder mit einem langen, gewagten Pass in den Angriff versuchen, der aber meistens beim Gegner landet. Friedman will versuchen, sich mit Kurzpässen wieder in die Offensive zu bringen. Pass 1: Eingeständnis und Reue, Pass 2: Resozialisierung durch öffentliche Partys, Pass 3: der Aufbau-Verlag beruft ihn zum Herausgeber für politische Bücher, Pass 4: Einladung bei Sabine Christiansen, Pass 5: diese kleine Fernseh-Talkshow im Bezahlfernsehen, die übrigens von der Christiansen-Produktionsfirma TV 21 hergestellt wird - ein medialer Doppelpass.
Warum er sich das alles antut, wird er gefragt. Er habe doch einen Beruf als Anwalt und als Herausgeber. So richtig versteht Friedman die Frage nicht. Wer tut sich hier etwas an? Mit der Annahme, ihn würden die Fragen der Journalisten nachhaltig stören, trifft man Friedman nicht. Er sieht seine neue Rolle längst professionell, findet sich damit ab,"dass von zehn Leuten jeder ein anderes Urteil über mein Image abgibt".
In einer der vorab aufgezeichneten Sendungen stellt Friedman eine große Frage:"Wo ist da die Würde des Menschen geblieben?" Es geht um die Leichenschau des Gunther von Hagens.
Nicht um Zwangsprostituierte.
v.Jörn Lauterbach/ Die Welt

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