- Frage zu"Menschenmärkten" - dottore, 08.03.2004, 16:52
- Re: Frage zu"Menschenmärkten" - XERXES, 08.03.2004, 17:11
- Hierzu als einstieg - XERXES, 08.03.2004, 17:14
- Film: evtl. KinderkreuzzĂĽge 1212 (mL) - Zandow, 08.03.2004, 17:21
- Hi dottore - LeCoquinus, 08.03.2004, 19:40
- Re: Hi dottore - dottore, 09.03.2004, 15:27
- Re: Hi dottore - LeCoquinus, 09.03.2004, 17:04
- Re: Hi dottore - dottore, 09.03.2004, 15:27
- Re: Frage zu"Menschenmärkten" - Diogenes, 08.03.2004, 20:16
- Re: Frage zu"Menschenmärkten" - dottore, 09.03.2004, 15:02
- www.schwabenkinder.de (o.Text) - LenzHannover, 09.03.2004, 00:49
- Re: Frage zu"Menschenmärkten" - bernor, 09.03.2004, 01:37
- Re: Was zu"Schweizer Söldnern" um 1500 - JoBar, 09.03.2004, 15:34
- Re: Was zu"Schweizer Söldnern" um 1500 -- Link - JoBar, 09.03.2004, 15:35
- Re: Interessant? Röm. Soldaten als Geldverleiher - JoBar, 09.03.2004, 16:02
- Re: Frage zu"Menschenmärkten" - XERXES, 08.03.2004, 17:11
Frage zu"Menschenmärkten"
-->Hi,
ein zentraler Punkt in der Beantwortung der Frage, warum das Machtmittel Geld"kursiert", ist der"Markt für Menschen", konkret für Soldaten fremder Mächte, Beutemacher und vor allem Söldner.
Diese wurden in Edelmetall bezahlt, was den bekannten"Machtkreislauf" des Geldes ermöglicht. Das Metall wurde als Tribut (später Steuer) abgefordert und wanderte in die Tresore der Mächtigen (u.a. Tempelbanken, Schatzhäuser). Um sich Machterhalt, Expansion usw."leisten" zu können, waren die Machthalter auf physisch zu leistende Hilfe, Klartext: Truppen aus anderen Gebieten angewiesen. Diese wiederum konnte mit Nahrungsmitteln u.ä. allein nicht bezahlt werden, aus naheliegenden Gründen: Wer zog schon - nach gewonnenen Schlachten - mit 10 Tonnen Getreide zurück in die Heimat. Die üblichen Waffenmetalle (Bronze, Eisen) nutzten wenig, sie zurückzuführen war a) riskant und b) pflegeaufwendig.
Also war Edelmetall der ideale Stoff fĂĽr diese Transaktionen. Beispiele fĂĽr"Hilfstruppen" usw., die damit bezahlt wurden, existieren en masse. Das funktionierte natĂĽrlich nur so lange wie es andere Gebiete gab, aus denen Tribute bestehend aus diesem Stoff abgefordert wurde. Der mit Edelmetall bestĂĽckte Heimkehrer konnte sich aus diesen Gebieten das beschaffen, was ihm diese Zug und Zug gegen das Edelmetall, das sie selber schuldig waren, offerieren konnten.
Nun fanden sich nicht Mächtige und ihre potenziellen Hilfstruppen nicht per Zufall, sondern es muss dafür wiederum Märkte gegeben haben. Auf solche Märkte für Söldner hatte schon Polanyi in seinen"Early Empires" hingewiesen, allerdings mehr deduktiv.
Bei Diodor (Griechische Weltgeschichte) finden sich nun ganz konkrete Beschreibungen des größten griechischen Söldnermarktes. Er lag an der Südspitze der Peloponnes bei Tainaron ("Cape Tenaro") siehe
[img][/img]
mittlerer"Finger" unten (Diod, Kap. 17, - 19).
Dort boten sich u.a. jene Söldner feil, die Alexander der Große nach seinen Asienfeldzügen entlassen hatte (mit üppigem Sold, die Alexanderprägungen wurden hier schon vorgestellt und umfassen Hunderte von Tonnen, aber warum nicht im angestammten Gewerbe noch eine Zeitlang weitermachen, vielleicht mussten sie auch, weil das Silber durch die Massenprägungen stark entwertet war?).
Die Sache wird umso interessanter als wir es im Falle von Sparta, das nicht weit weg liegt (siehe Karte"Sparti") es mit einer"Militärmacht" zu tun haben, die letztlich ebenso vom Krieg lebte wie andere"Landsknecht-Vorkommen" auch (Schweiz usw.). Der spartanische Söldner ist Standard der antiken Geschichte und die spartanische"Hilfsbereitschaft" (z.B. gegen die Perser) sollte in banalerem Licht gesehen werden als es die historische Hagiographie gemeinhin tut ("Wanderer kommst du...").
Sparta selbst hatte keine Ausmünzungen, dennoch war das Geld dort Standardthema. Kriegsbeuten 479 und vor allem 404 sprechen eine deutliche Sprache. Laut Herodot wurde die persische Kriegsbeute an die Herrschaften verteilt, es war auch die Rede davon, dass es nirgends mehr Geld in Griechenland gab als in Sparta, wo es zu der bekannten Ungleichverteilung und Aufständen der"eigentlichen" Spartiaten gekomen ist. Dieses Thema bedarf noch detaillierter Aufarbeitung.
Die berühmte Lykurg-Stelle bei Plutarch ("Verachte Gold..."), auf die sich sog."Geldreformer" immer wieder gern berufen hatte offensichtlich nichts mit einem Geniestreich a priori zu tun, sondern damit, dass das Edelmetall in die falschen Hände gekommen war. Außerdem war Korruption, so Thukydides, gerade in Sparta an der Tagesordnung. Selbst deren Könige wurden einschlägig ertappt.
Interessanterweise wurde Gold danach nur noch dem Staat erlaubt, es privat zu halten, war verboten. [Tja, Herr Roosevelt, wer hätte das gedacht?]
Worum es mir zunächst geht, ist die Frage, ob jemandem zufällig andere"Menschenmärkte" dieser Art untergekommen sind, zuvörderst natürlich solche für Kriegsknechte. Ich erinnere mich auch an einen Film, der zeigte, wie Kinder aus Südtirol in langen Zügen über die Alpen gewandert sind, um dann in Südwestdeutschland an"Herrschaften" verkauft zu werden.
Notabene: Es geht hier nicht um klassische Sklaven und Sklavenmärkte, zu denen reichlich Literatur existiert.

gesamter Thread: