- Auszug eines Interview mit Peter-Scholl-Latour (Quelle: FOCUS, 8. MĂ€rz 2004) - LeCoquinus, 10.03.2004, 15:37
- Re: Auszug eines Interview mit Peter-Scholl-Latour (Quelle: FOCUS, 8. MĂ€rz 2004) - Karl52, 10.03.2004, 17:20
- Re: die Peter Scholl-Latour Nacht - bonjour, 10.03.2004, 17:47
- Re: die Peter Scholl-Latour Nacht - Karl52, 10.03.2004, 18:55
- Lutz Kleveman wĂ€re einer davon, hat leider frĂŒh das Weite gesucht.... - kingsolomon, 10.03.2004, 18:06
- Re: Lutz Kleveman wĂ€re einer davon, hat leider frĂŒh das Weite gesucht.... - Karl52, 10.03.2004, 23:59
- Re: die Peter Scholl-Latour Nacht - bonjour, 10.03.2004, 17:47
- Das volle Interview mit Scholl-Latour gibts hier mL (o.Text) - Sorrento, 10.03.2004, 19:33
- Frage: PSL gestern im ZDF, hat er sich dort wirklich so geĂ€uĂert? - prinz_eisenherz, 10.03.2004, 20:04
- Re: Frage: PSL gestern im ZDF, hat er sich dort wirklich so geĂ€uĂert? - Ja! - bernor, 10.03.2004, 20:56
- Mehr von PSL heute um 22.15 Uhr, ZDF:"Das Trauma Amerikas" (o.Text) - bernor, 10.03.2004, 21:09
- Re: Auszug eines Interview mit Peter-Scholl-Latour (Quelle: FOCUS, 8. MĂ€rz 2004) - Karl52, 10.03.2004, 17:20
Auszug eines Interview mit Peter-Scholl-Latour (Quelle: FOCUS, 8. MĂ€rz 2004)
-->Scholl-Latour: Wir erleben heute den Verfall der Demokratie, hin zur Plutokratie. Schauen Sie sich die Schamlosigkeit dieser Manager an, die auch noch fachlich schlecht sind. Die entlassen Arbeiter und reiĂen sich, wie bei Mannesmann, 60 Millionen Euro unter den Nagel! Gerhard Schröder ist nur von reichen Leuten fasziniert. Von Industriebossen. Mich Ă€rgert immer dieses GeschwĂ€tz: Man muĂ die Wirtschaftsbosse in die Politik bringen. Um Gottes willen!
FOCUS: Welche Auslandberichterstattung im Fernsehen halten Sie fĂŒr gelungen?
Scholl-Latour: Wenn ich die Wahl habe zwischen CNN und deutschen Sendern, sehe ich lieber CNN. Bei dem Ă-ffentlich-Rechtlichen gibt es ja leider kaum noch Auslandsberichterstattung. Der alte Höfer-Presseclub war phantastisch im Vergleich dazu, was man heute sieht. Dieses SozialgewĂ€sch! Da sagt mir diese sehr hĂŒbsche Frau Reiche (CDU-Bundestagsabgeordnete, d. Red.), die mir physisch ja gut gefĂ€llt: Wir jungen Leute haben auch Anspruch auf unsere Rente!
Gott, ich hatte nie eine Lebensversicherung, ĂŒber meine Pension habe ich mir nie Gedanken gemacht. Wenn man mir in Indochina ein Bein abgeschossen hĂ€tte, hĂ€tte ich keinen Pfennig bekommen. Meine Generation dachte nicht an Pensionen, sondern ans Ăberleben. Ich habe lieber BĂŒcher geschrieben, das hielt mich auch jung im Kopf. Wer heute mit 25 Jahren meint, mit der Rente mal fĂŒr den Lebensabend sorgen zu können, muĂ bescheuert. Die Leute sollen lieber zusehen, daĂ sie eine anstĂ€ndige Bundeswehr aufbauen. Damit sie sich verteidigen können. Sonst flieĂt irgendwann alles in die neuen EU-LĂ€nder rein.
FOCUS: Bald vielleicht auch in die TĂŒrkei, vor deren EU-Aufnahme Sie warnenâŠ
Scholl-Latour: Ich kenne die TĂŒrkei gut. Ich habe mit Professoren in Ankara darĂŒber gesprochen, was freies Niederlassungsrecht bedeutet. Die sagten: Sie glauben, da kommen fĂŒnf Millionen TĂŒrken nach Deutschland? Zehn Millionen kommen! Dann gibt es BĂŒrgerkrieg. Ich habe nichts gegen die TĂŒrken, man kann ihnen auch nicht mit dem blöden Argument kommen: Ihr seid nicht demokratisch genug. Das ist eine Beleidigung. Man muĂ ihnen sagen: Ihr seid eine Ordnungskultur im Nahen und Mittleren Osten, ihr habt eine ganz andere Perspektive! Aber doch keine Fusion mit der EU! Schröder versĂŒndigt sich aus wahlpolitischen GrĂŒnden an der Nation.
.
.
.
.
FOCUS: Sie bestĂ€tigen auch in Ihrem neuen Buch âWeltmacht im Treibsandâ Ihren Ruf als Pessimist. Kein Funken Hoffnung, daĂ es kluge politische Köpfe gibt, die die Probleme der Welt lösen können?
Scholl-Latour: Nein. In Deutschland sehe ich kaum einen intelligenten Politiker. AuĂer Helmut Schmidt und Helmut Kohl. Kohl kenne ich seit Ewigkeiten, er hat meine Meinung geschĂ€tzt. Er ist eine ganz joviale Persönlichkeit. Mit Schmidt hatte ich immer ein gutes VerhĂ€ltnis. Er mochte ja keine Journalisten, aber mit mir hat er, wenn er in Paris war, immer ein separates GesprĂ€ch gefĂŒhrt. In der EinschĂ€tzung der Dummheit der Menschheit stehe ich Schmidt ziemlich nahe.
FOCUS: Konsultiert Sie die Schröder-Regierung?
Scholl-Latour: Schröder kenne ich gar nicht. Er ist ja ohne jeden historischen Instinkt. Das ist das Erschreckendste bei dieser Nachkriegsgeneration: diese Unkenntnis der Geschichte und der Welt! Eine Form von SelbsthaĂ. Mit Fischer habe ich mal in einer Talk-Show zusammengesessen, als er noch jovial und dick war. Damals hatten wir schon keine AffinitĂ€t zueinander. Mit seiner SchâŠpolitik, zu meinen, die Deutschen mĂŒĂten humanitĂ€r am Hindukusch wirken und die Demokratie da einfĂŒhren! Das Schlimme ist, daĂ er noch im Nebel von 68 hĂ€ngt. Verteidigungsminister Struck hat mich mal zum GesprĂ€ch gebeten, von ihm war ich angenehm ĂŒberrascht.
FOCUS: Haben Sie mit Ihrer oft isolierten Meinung je hinter dem Berg gehalten?
Scholl-Latour: Nein. Ich hatte die Wahl zwischen Altersmilde und Alterszorn. Ich habe mich fĂŒr den Alterszorn entschieden. Ich bin immer gegen den Strom geschwommen. Anfangs mit meinen Afrika-Berichten gabâs keine Probleme, keine Ideologiefragen. Nach meinem Buch âTod im Reisfeldâ, das ein immenser Erfolg war, wurde ich fĂŒr die nĂ€chsten BĂŒcher nur noch verrissen. Oder ganz totgeschwiegen. In den Printmedien ist meine Meinung heute auch nicht sehr gefragt. Wenn ich ein junger Journalist wĂ€re und mich so Ă€uĂerte, wie ich es tue - mit der Karriere wĂ€re es vorbei.
FOCUS: Werden in unserem Medienzeitalter mehr Informationen geheim gehalten als beispielsweise zu Zeiten des Kalten Krieges?
Scholl-Latour: Der Zuschauer bekommt weniger Informationen. Das liegt auch an seinen Interessen. Schauen Sie sich die deutschen Nachrichten an. Als Hauptmeldung lĂ€uft das Dosenpfand! Die Wertigkeiten haben sich verschobenâŠ
Tjaja, es gibt keine Systempresse, nein, nein, nein! Bezeichnend, daĂ ausgerechnet ein 80ig-jĂ€hriger Knacker derart dagegenhalten muĂ. Gibt es den bei den Jungen keine Leute mit Format? Hat man die denn schon alle mundtod gemacht?
Wenn die Deutschen nur noch bestimmte Neuigkeiten hören wollen und damit den Inhalt der Presse schon vordiktieren, warum wird dann ein derartiger Querdenker von so vielen Leuten geschĂ€tzt? Es gibt anscheinend doch einen Markt fĂŒr Systemkristisches, sonst hĂ€tte PSL nicht einen derartigen Erfolg. Wo bleiben die kritischen Artikel in den Medien?

gesamter Thread: