- Stephen Roach:" Märkte brauchen Entziehungskur vom 'süßen Gift' der Mini-Zinsen" - kizkalesi, 14.03.2004, 14:15
- Re: Stephen Roach:" Märkte brauchen Entziehungskur vom 'süßen Gift' der Mini-Zinsen" - Diogenes, 14.03.2004, 14:43
Stephen Roach:" Märkte brauchen Entziehungskur vom 'süßen Gift' der Mini-Zinsen"
--><font size ="5">Finanzmärkte brauchen eine Entziehungskur vom"süßen Gift" der Mini-Zinsen </font>
Stephen Roach ist für seine abweichenden Meinungen bekannt. Weil er meist etwas skeptischer ist, als seine Kollegen, gilt der Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley als berüchtigter Wall-Street-Bär.
Wenn andere das wirtschaftliche Umfeld schönreden, dann übt sich der promovierte Ã-konom gerne in der Rolle des Spielverderbers. Erst vor ein paar Tagen hat er Fed-Chairman Alan Greenspan aufgefordert, die Zinsen anzuheben. Und zwar nicht in homöopathischen Dosen von 0,25 oder 0,5 Punkten, sondern am besten gleich um zwei volle Punkte auf dann drei Prozent.
In einem Brief an die Kunden liefert Roach die Begründung gleich mit. Es müsse endlich wieder Normalität an den Finanzmärkten einkehren.
Knapp vier Jahre nachdem die Internetblase platzte und die Welt in eine Rezession stürzte, sieht er sich bereits wieder überall von Luftballons umzingelt. Dennoch sollte Roach nicht damit rechnen, dass Doktor Greenspan auf der turnusmäßigen Fed-Sitzung in der kommenden Woche eine hochdosierte Zinsspritze aufzieht. Zwar sind die Häuserpreise zuletzt wieder zweistellig gestiegen, doch von einer Inflation ist weit und breit noch immer nichts zu sehen. Die Kernrate verharrt weiter zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Außerdem würde ein so drastischer Zinsanstieg den gerade erst wieder angelaufenen Konjunkturmotor abwürgen, warnt Ethan Harris, Chefvolkswirt bei Lehman Brothers.
Andererseits war es niemand anderes als der Fed-Chairman höchstselbst, der schon vor acht Jahren vor einem"irrationalen Überschwang" an den Börsen gewarnt hatte, also lange bevor die Neue-Internet-Ã-konomie für kurze Zeit volkswirtschaftliche Gesetze wie das Auf und Ab von Konjunkturzyklen außer Kraft zu setzen schien. Nun nachdem die US-Wirtschaft wieder wie zu besten Zeiten mit Wachstumsraten von vier Prozent glänzt, ist die Gefahr in der Tat groß, dass sich die Finanzmärkte an die Niedrigzinsen gewöhnen. Roach, der vor seiner Zeit bei Morgan Stanley sechs Jahre bei der Federal Reserve geforscht hat, spricht von einer Wirtschaft, die von dem"süßen Gift" abhängig geworden sei. Zwar habe Greenspan mit seinen 13 Zinssenkungen in den vergangenen vier Jahren Amerika kurzfristig aus der Rezession geführt. Dafür sei die US-Wirtschaft heute viel stärker auf"Asset markets" wie die Immobilien, Aktien- und Bondmärkte angewiesen als Ende der 90er Jahre. Da der Aufschwung aber bislang weitgehend am Arbeitsmarkt vorbeigegangen ist, bekommt die konsumlastige US-Wirtschaft die größten Wachstumsimpulse nur noch von den Hauseigentümern.
Millionen Amerikaner haben ihre Hypotheken in den vergangenen zwölf Monaten umfinanziert und das gesparte Geld - immerhin 130 Mrd. Dollar - für neue Autos, Möbel und Urlaubsreisen ausgeben. Dagegen werden Investoren, die im vergangenen Jahr glänzend verdient haben, die Wirtschaft im kommenden Jahr nicht noch einmal ankurbeln können. Von erneut zweistelligen Kursgewinnen geht im Finanzdistrikt nach der jüngsten Korrektur kaum noch jemand aus.
Roach empfiehlt der Fed,"die Kanonen wieder zu laden." Denn welchen Spielraum hat die Fed, sollte die Wirtschaft erneut unvorbereitet von einem ökonomischen Schock heimgesucht werden - so nennen Ã-konomen zum Beispiel rasant steigende Ã-lpreise oder die Terroranschläge vom 11. September 2001.
Außerdem wäre die Fed beileibe nicht die erste Notenbank, die die geldpolitischen Zügel wieder anzieht. Die Bank of England und die australischen Währungshüter haben ihre jüngsten Zinsschritte ausdrücklich mit den ins Kraut schießenden Immobilienpreisen begründet, die inzwischen bedrohliche Ausmaße angenommen haben und jederzeit wie zuletzt Anfang der 90er Jahre platzen könnten. Und von der EZB sind trotz des zunehmenden Drucks von politischer Seite zumindest keine Zinssenkungen zu erwarten.
Otmar Issing, der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, hat vor kurzem in einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal ebenfalls laut darüber nachgedacht, dass Notenbanker bitteschön nicht nur auf die noch immer niedrigen Verbraucherpreise schauen sollten, sondern zur Abwechslung auch einmal die Preise von Wertpapieren und Immobilien berücksichtigen sollten.
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