- Hier kommt die Nachlieferung (o.Text) - Firmian, 14.03.2004, 23:37
- The Daily Reckoning - The Modern-Day Poverty Syndrome (Marc Faber) - Firmian, 14.03.2004, 23:39
- Dt. Fassung - Firmian, 14.03.2004, 23:41
- Re: The Daily Reckoning - Imperial Over-Stretch Marks (Bill Bonner) - Firmian, 14.03.2004, 23:43
- Dt. Fassung - Firmian, 14.03.2004, 23:46
- Re: The Daily Reckoning - The People's Business (Mogambo Guru) - Firmian, 14.03.2004, 23:49
- Re: Seit dieser Ausgabe gibt es leider keine Übersetzung mehr (o.Text) - Firmian, 14.03.2004, 23:50
- Das ist sehr schade - also Dank Dir herzlich für das bisherige. Gruss (o.Text) - Tofir, 15.03.2004, 00:15
- Re: The Daily Reckoning - Pulling Out The Rug (Kurt Richebächer) - Firmian, 14.03.2004, 23:53
- Re: The Daily Reckoning - Make It Stop! (John Myers) - Firmian, 14.03.2004, 23:55
- Re: The Daily Reckoning - The Value Of Garbage (Dan Ferris) - Firmian, 14.03.2004, 23:58
- Re: The Daily Reckoning - Debt And Dying (Bill Bonner) - Firmian, 15.03.2004, 00:01
- Re: Und ich suche einen Longeinstieg in DAX-Standartwerte ;-) - Firmian, 15.03.2004, 00:04
- Dt. Fassung - Firmian, 15.03.2004, 18:45
- Re: The Daily Reckoning - Debt And Dying (Bill Bonner) - Firmian, 15.03.2004, 00:01
- Re: The Daily Reckoning - The Value Of Garbage (Dan Ferris) - Firmian, 14.03.2004, 23:58
- Re: The Daily Reckoning - Make It Stop! (John Myers) - Firmian, 14.03.2004, 23:55
- Re: Seit dieser Ausgabe gibt es leider keine Übersetzung mehr (o.Text) - Firmian, 14.03.2004, 23:50
- The Daily Reckoning - The Modern-Day Poverty Syndrome (Marc Faber) - Firmian, 14.03.2004, 23:39
Dt. Fassung
-->Anschläge in Spanien
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ende letzter Woche fuhr ich mit dem Eurostar von Paris nach Köln.
Niemals zuvor gab es so lange Warteschlangen und einen so intensiven
Sicherheits-Check. Das Gepäck wurde durchsucht... die Reisenden
sprangen herum... und die Passagiere sahen sich gegenseitig
misstrauisch an und fragten sich, wer wen in die Luft jagen könnte.
"Ich hätte genauso gut fliegen können", sagte jemand, der vor mir in
der Schlange stand.
Der wahrscheinliche Grund für diese Sicherheitsmaßnahmen waren -
natürlich - die Bombenanschläge in Madrid.
"Das wird der 11. September Europas genannt", so Kommentatoren im
britischen Fernsehen letzten Freitag.
Ich bezweifle, dass dieses Datum in den Geschichtsbüchern mit dem 11.
September gleichgesetzt werden wird. Aber wie am 11. September ist es
fast sicher, dass die Aktien der Terroristen über ihren Buchwert
hinaus steigen werden.
Die europäischen Aktien fielen nach den Anschlägen. Amerikanische
Analysten nannten als Grund für die Kursrückgänge"Angst vor weiteren
Terror-Zwischenfällen". Vielleicht... aber bereits vorher war der Dow
Jones nach Süden gerichtet gewesen, und er wird noch deutlich tiefer
fallen, bevor er da ist, wo ich denke, dass er hingehört.
Die wirtschaftliche"Erholung" in den USA war ein Schwindel, das habe
ich immer wieder gesagt. Die Fed und die US-Regierung haben genug Geld
und Kredite geschaffen, um das Schuldenmachen und Geldausgeben der
Konsumenten zu stimulieren."Wenn man mir eine Billion Dollar gibt,
die ich ausgeben kann, dann werde auch ich Ihnen eine gute Zeit
zeigen", wie Warren Buffett gesagt hat. Diese Aktivität sah wie
"Wachstum" aus. Aber es war eigentlich nicht mehr als eine temporäre
Beschleunigung auf der Straße zum Ruin.
Wie in Japan vor 10 Jahren... scheint sich die Rally festgefahren zu
haben... sie hat ihren Höchstpunkt erreicht... und ist jetzt wieder
auf dem absteigenden Ast. Der Bärenmarkt ist zurück... oder zumindest
sieht das heute für mich so aus. Dennoch stehen die Investoren,
Analysten und Ã-konomen weiterhin auf der Bullenseite... fast ohne
Ausnahme. Sie sind sich sicher, dass die guten Zeiten für immer
anhalten werden. Sie sagen sich: Wenn es die Terroristen nicht geben
würde, dann wäre alles ok.
Montag, 15. März 2004
USA: Anleihenkurse steigen deutlich
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Hier eine kleine erschreckende Zahlenspielerei. Die Anschläge in
Madrid ereigneten sich 911 Tage nach dem 11. September 2001. Zufall?
Was auch immer - den Aktienmärkten Markt gefiel das nicht. Ein
Beispiel: Als die Welt noch dachte, dass die Anschläge das Werk der
ETA waren, da beachtete der Dow Jones den Terrorangriff kaum... aber
als dann die Nachricht kam, dass ein Brief gefunden wurde, der auf die
islamistische Terroristen als Täter hinwies, da sackte der Dow Jones
durch.
Überraschenderweise fiel der Goldpreis leicht zurück, auf unter 400
Dollar. Aber ein anderer traditioneller"sicherer Hafen" wurde
beflügelt: Der Schweizer Franken. Er gewann gegenüber dem Dollar fast
2 %, und gegenüber dem britischen Pfund und dem Euro stieg er auf
4-Wochen-Hochs.
Die Toten in Madrid kommen zum einjährigen Geburtstag des
Bullenmarktes 2003/2004. Aber diese Rally litt auch ohne die
Terroranschläge unter ihrem eigenen Gewicht. Man hätte übrigens
erwarten können, dass auch der Euro Federn gelassen hätte. Aber er
hielt sich relativ stabil bei 1,22. Warum? Nun, ist das nicht
offensichtlich? Zumindest für Dan Denning ist das offensichtlich:
"Das monatliche (...) Bulletin des US-Finanzministeriums brachte eine
ziemliche Überraschung", so Dan Denning letzten Freitag in London.
"Natürlich hatte die US-Regierung letzten Februar wieder ein
Haushaltsdefizit, wie man erwarten konnte, aber die Größe war
überraschend... 96 Milliarden! In einem Monat! Und auch noch in so
einem kurzen Monat wie dem Februar. Ich glaube, dass das das größte
monatliche Haushaltsdefizit ist, das die USA jemals hatten..."
Und weiter:"15,2 Milliarden Dollar der neuen Schulden mussten als
Zinsen für alte Schulden aufgewendet werden. Mit anderen Worten: 8 %
der neuen Schulden wurden nur gemacht, um alte Schuldner zu bezahlen.
Und die Gesamtausgaben der ersten fünf Monate des laufenden
Fiskaljahres (Start: 30.09.2003) sind gegenüber ihrem Vorjahreswert um
4,2 % gestiegen, von 898 Milliarden Dollar auf 937 Milliarden Dollar.
Das Defizit ist im gleichen Zeitraum um 16,4 % gestiegen."
Und auch Chuck Butler von der Everbank betonte letzten Freitag in
einer Analyse, dass die Devisenabteilung von Lehman Brothers meint,
dass es"Zeit ist, den Dollar gegenüber dem Euro zu verkaufen, und
dass die aktuelle Rally des Dollar einfach nicht gerechtfertig
ist..."
"Gut!" meint Chuck Butler,"das ist die Botschaft, von der ich will,
dass die Märkte sie hören... und wenn die anderen großen Jungs auch
dasselbe Lied singen könnten, dann wäre das schon etwas!"
"Wenn man keine anderen Daten als nur eine Grafik der Renditen der
US-Staatsanleihen hätte", schreibt Caroline Baum von Bloomberg,"dann
würde man denken, dass die US-Wirtschaft ziemliche Probleme hätte."
"Niemals zuvor war die Zeitverzögerung zwischen Wirtschaftswachstum
und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen so groß wie derzeit", so
Baum weiter. Von den geschätzten 21.000 Jobs, die im letzten Monat
geschaffen worden waren, kam nicht ein einziger neuer Job aus dem
Privatsektor. Denn es war der erste Monat seit August, dass alle neuen
Jobs nur der Regierung zu verdanken waren. Diese Arbeitsmarktzahlen
führten zu einer explosiven Rally bei den Kursen der
US-Staatsanleihen. Der Kursanstieg, den wir unmittelbar nach
Bekanntgabe der Zahlen sahen, war der größte Tagesgewinn seit 13
Jahren.
Die Anleihen-Investoren denken, dass die weiterhin schlechten News vom
Arbeitsmarkt bedeuten, dass"die Wirtschaft in den nächsten Monaten
durchsacken wird." Das würde zu tendenziell sinkenden Renditen und
damit zu steigenden Anleihenkursen führen. Und die Terrorangriffe in
Madrid verstärken diese Tendenz noch...
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Montag, 15. März 2004
Wenn ich Recht habe...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Wenn ich Recht habe... wenn wirklich gerade die nächste Phase des
großen Bärenmarktes (2000 bis??) begonnen hat... dann wäre ich nicht
überrascht, wenn wir dieses Mal Panikverkäufe sehen werden. Sie werden
sich daran erinnern, dass die erste Phase durch"Ruhe" geprägt war.
Die Papiergewinne bei den Titeln der Nasdaq und des Dow Jones lösten
sich zwar in Luft auf... aber wen kümmerte das schon wirklich? Das
war nur ein temporärer Rückschlag auf dem Weg zum Reichtum. Die
Amerikaner glaubten immer noch, dass der durchschnittliche Anleger -
ohne Wissen über bestimmte Aktien oder bestimmte Unternehmen - reich
werden könnte, wenn er einfach nur"langfristig investieren" würde.
Alles, was man tun musste, war, in Aktienfonds zu investieren. Die
Genies bei den Aktienfonds würden für alles Weitere sorgen.
Diese neue Phase sollte diese komfortable Ansicht herausfordern. Die
Leute wissen jetzt, dass die Aktienkurse deutlich fallen können...
und dann Jahre brauchen, um sich wieder zu erholen. Dieses Mal werden
sie nicht so lange warten wollen.
Gustave le Bon erklärt, wie sich eine Panik entwickelt:
"Der genaue Moment, an dem der allgemeine Glaube zusammenbricht, ist
leicht erkennbar; das ist der Moment, wenn der dahinter stehende Wert
in Frage gestellt wird. Jeder allgemeine Glaube ist nur wenig mehr als
eine Fiktion, die nur solange überleben kann, solange sie nicht allzu
genau untersucht wird... schließlich, wenn dieser allgemeine Glaube
seine Macht komplett verloren hat, dann liegt alles, auf dem er
beruhte, bald in Trümmern."
Irgendwann in den nächsten paar Jahren werden die Leute beginnen,
Fragen zu stellen. War es wirklich so eine gute Idee, seine ganzen
Ersparnisse - die den Ruhestand sichern sollten - in Aktien zu
stecken? Was, wenn dieser Bärenmarkt länger anhalten wird, als wir
erwartet haben? Was wissen wir schon vom Aktienmarkt? Was wäre, wenn
das alles ein großer Schwindel wäre... was wissen wir eigentlich
wirklich über das Geschäft mit Computer-Chips?
Wenn diese Fragen gestellt werden, dann werden die Antworten
wahrscheinlich nicht beruhigend ausfallen.
*** Dan Dorfman:"Was ist billig? In den letzten Jahrzehnten lag das
durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei ungefähr 15, und
der durchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,7... Heute haben
die Aktien ein KGV von durchschnittlich 23 und ein
Kurs-Buchwert-Verhältnis von 3,4. Diese Kennziffern sind nach
historischem Maßstab hoch."
*** Nachdem ich einen Tag in Deutschland und einen Tag in London
gewesen war, bin ich jetzt wieder zurück in Paris, liebe(r) Leser(in).
Ich genieße es, zu reisen... und zu schreiben. Gerade habe ich einen
längeren Artikel zum Thema"Schulden" verfasst - siehe nächster
Artikel!
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Montag, 15. März 2004
Schulden und Tod
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Tony war so ein guter Mann, er hatte so ein großes Herz. Er glänzte
wie Gold." - Lou
Was das für ein Zitat ist? Nun, wie üblich las ich heute Morgen zuerst
die Todesanzeigen... und ich fand in ihnen guten Humor und gute
Ratschläge.
Denn das war ein Nachruf für Tony Lambrianou, einen Gangsterboss in
London. Zu seiner Beerdigung kamen die Gangs aus Ost-London zusammen -
mit schwarzen Sonnenbrillen, schwarzen Ledermänteln und auffälligem
Goldschmuck. In einem Artikel zu der Beerdigung konnte ich lesen, dass
die Beerdigung selbst für Journalisten wenig ergiebig war. Denn heute
ist die Aufmerksamkeit der Welt auf die Terroristen gerichtet;
altmodische Gangster werden so beerdigt, wie ein Buchhalter zur
Waschmaschine geht. Niemand kümmert sich darum. Die lokalen Geschäfte
blieben offen, so der britische"Daily Telegraph". Kaum jemand nahm
von dieser Beerdigung Notiz.
Tony wurde als"Gentleman" und"guter Mann" bezeichnet. 1969 halfen
Tony und sein Bruder Chris ihren Kumpels, den Kray-Brüdern. Die hatten
einen anderen Gangster, Jack"The Hat" McVitie, mit einem Messer
bearbeitet, und Tony und Chris schafften ihn weg. Aber als Dank dafür,
dass sie ihren Freunden halfen, wurden sie verhaftet und für 15 Jahre
ins Gefängnis geschickt.
Mich interessierte, wieso"The Hat" überhaupt solche Probleme bekommen
hatte. Offensichtlich hatte er es versäumt, seine Schulden in der
Unterwelt zu bezahlen, wie es die Ehre der Unterwelt verlangt. Die
Kray-Brüder - die in der Praxis der modernen Kreditvergabe nicht
ausgebildet waren - hatten ihre eigene Art, wie sie mit säumigen
Schuldnern umgingen.
Tony, der mit 61 Jahren plötzlich starb, wird diesmal nicht
zurückkommen. Er wird jetzt andere Dinge zu regeln haben, und ich
wünsche ihm viel Glück dabei.
Währenddessen scheinen in Großbritannien auch andere Leute Probleme
mit Schulden zu haben. Ich las in der Zeitung, dass der
durchschnittliche britische Schuldner zwar deutlich weniger Schulden
als der durchschnittliche amerikanische Schuldner hat. Es gibt aber
dramatische Einzelfälle. Wie Stephen Lewis, der es schaffte, Schulden
anzuhäufen, die das Dreifache seines Jahreseinkommens erreicht hatten.
Als er mit 37 Jahren starb, da hatte er Schulden im Wert von 71.913
Pfund - erheblich über 100.000 Euro. Verteilt auf 19 Kreditkarten.
Er wurde als"beliebter Mann mit liebenswürdigen Eigenschaften"
beschrieben. Aber er kam mit der modernen Kreditindustrie nicht
zurecht. Meiner Ansicht nach nahm er das alles zu ernst. Statt seine
dummen Gläubiger zu betrügen, wie es jeder tut, tötete er sich letzten
Juli. Er muss gedacht haben, dass er seine Schulden zurückzahlen muss;
jemand hätte ihm das erklären sollen. Aber jetzt ist seine schöne Frau
in der Zeitung zu sehen, und sie schlägt vor, dass es für die
Kreditindustrie nicht so einfach sein sollte, die Leute in den
Schuldensumpf zu ziehen.
Nun, bis jetzt erleichtern die Schulden wahrscheinlich eher die Leben
der Leute, als dass sie sie erschweren. Solange die Zinsen im Keller
sind und weiter fallen... und die Aktienkurse und Immobilienpreise
nicht fallen... aber wenn sich das ändert, dann wird der Ärger
beginnen. Dann wird man sich wünschen, dass man sich nicht so stark
verschuldet hätte... und dann wird man sich ein bisschen so fühlen,
als ob man sich das Gehirn weggepustet hätte.
Aber bei der Beerdigung des Gangsters Tony Lambrianou verwies sein
überlebender Bruder auf die positive Seite des Lebens. Er wärmte die
Herzen mit seiner Rede darüber, wie sie beide zusammen ins Gefängnis
gingen:
"Wir gingen für eine lange, lange Zeit weg. Wir waren im Dunkeln, und
wir begannen zu verstehen, was passiert. Man findet da im Dunkeln
etwas; es gibt Leben dort. Dort ist immer Hoffnung, eine Zukunft."
Keine Angst, liebe(r) Leser(in)... es gibt ein Leben... sogar nach
den Schulden.

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