- Normalisierung - Emissionär, 20.05.2000, 19:39
- Viele Fragen... - JüKü, 20.05.2000, 20:21
- Re: Viele Fragen... - NickLeeson, 21.05.2000, 01:23
- Nur kurz... - JüKü, 21.05.2000, 01:40
- E-mail updates - Emissionär, 21.05.2000, 08:32
- Re: E-mail updates / Zahlweise - JüKü, 21.05.2000, 09:58
- An Emissionär: Börse Wien? - NickLeeson, 22.05.2000, 17:35
- Re: Börse Wien? - Black Elk, 22.05.2000, 19:36
- E-mail updates - Emissionär, 21.05.2000, 08:32
- Zu Fannie Mae & Freddie Mac (we all love them now) mT - Schlangenfuchs, 21.05.2000, 02:35
- Nur kurz... - JüKü, 21.05.2000, 01:40
- Re: Viele Fragen... - Schlangenfuchs, 21.05.2000, 02:50
- Danke für Deinen Kommentar - Dieter, 21.05.2000, 12:04
- Re: Viele Fragen... - Das Orakel, 21.05.2000, 14:33
- Re: Viele Fragen... - Schlangenfuchs, 21.05.2000, 19:59
- Genau so scheint es... - JüKü, 21.05.2000, 20:46
- Re: günstige Aktien - Black Elk, 21.05.2000, 22:22
- Re: günstige Aktien - Das Orakel, 21.05.2000, 23:22
- Fundamentals und Elliott-Wellen: Der absolute Widerspruch - JüKü, 21.05.2000, 23:43
- Re: Fundamentals und Elliott-Wellen: Der absolute Widerspruch - Das Orakel, 21.05.2000, 23:46
- Kein Problem - Das Orakel, 21.05.2000, 23:58
- Re: gute Story - Black Elk, 22.05.2000, 07:57
- Fundamentals und Elliott-Wellen: Der absolute Widerspruch - JüKü, 21.05.2000, 23:43
- Re: günstige Aktien - Das Orakel, 21.05.2000, 23:22
- Widerspruch! - NickLeeson, 23.05.2000, 00:23
- Re: Widerspruch! - Schlangenfuchs, 24.05.2000, 00:12
- Re: Widerspruch! - NickLeeson, 25.05.2000, 02:34
- Re: Widerspruch! - Schlangenfuchs, 25.05.2000, 23:32
- Re: Widerspruch! - NickLeeson, 25.05.2000, 02:34
- Re: Widerspruch! - Schlangenfuchs, 24.05.2000, 00:12
- Re: Viele Fragen... - Schlangenfuchs, 21.05.2000, 19:59
- Re: Präzise Marktprognose - goggy, 21.05.2000, 21:35
- Re: Präzise Marktprognose - Sirjojo, 21.05.2000, 23:00
- Re: Präzise Marktprognose, Titel - goggy, 22.05.2000, 21:50
- a/d-Linie / Sehe ich anders - JüKü, 21.05.2000, 23:31
- Re: Präzise Marktprognose - Sirjojo, 21.05.2000, 23:00
- Toll; übersichtlich und klar... - LaoTse, 24.05.2000, 09:38
- Re: Viele Fragen... - NickLeeson, 21.05.2000, 01:23
- Viele Fragen... - JüKü, 20.05.2000, 20:21
Re: Widerspruch!
Hallo Nick,
ich begrüße deinen Widerspruch grundsätzlich, jedoch nicht inhaltlich. Ich sehe auch, daß du dir wesentliche Fragen stellst, und darum will ich hier kurz antworten. Ebenfalls finde ich aber, daß du die Antworten nach meinem Geschmack in der Vergangenheit (siehe Japan) suchst und nicht in der Zukunft. Nicht verschweigen darf ich, daß ich durch deinen Widerspruch viel gelernt habe über die Strukturen des heutigen Kapitals und auch ich versichere dich meiner Solidarität, wenn es um die aufrichtige Erörterung solcher Inhalte und der bestmöglichen finanziellen Reaktionsweise geht.
Ich persönlich betrachte fundamentale Analyse und Charttechnik als gleichwertig, sowohl in den Schwächen als auch in den Stärken, letztendlich sogar als ununterscheidbar. Religion kenne ich dabei nicht, da mir die Fragen um Leben und Tod an einem anderen Ort angesiedelt zu sein scheinen.
Vieldeutigkeit ist nun mal das Wesen der Welt, und alle sind davon betroffen: sowohl Banken als auch wir Kleinen. Wie sollte man da der Charttechnik oder der fundamentalen Analyse den Vorwurf machen, daß sie alles erst im Nachhinein erklären kann? Die Elliotttheorie ist ja gerade dafür berühmt!
Nun jedoch zur Sache, deinem Widerspruch:
1.
Seit Jahren ist die Nachfrage in den USA größer als das Angebot. Durch die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung würde dieses Problem in Zukunft noch weiter verstärkt werden. Soweit wird es jedoch nicht kommen, denn der Creditcrunch steht bereits vor der Tür. Die niedrige Inflationrate in den letzten Jahren ist vor allem auf die extrem niedrigen Zinsen in Japan (seit 1995) und die dadurch verursachte schwere Depression zurückzuführen (siehe meine letzten Postings zu Thema Japan). Ferner kam 97/98 die Asienkrise als weiterer positiver (!) Faktor hinzu. Die Asienkrise hat zwar die Finanzmärkte durcheinandergewirbelt, hat letztlich aber den Wirtschaftsboom in den USA sowohl angeheizt als auch verlängert. Das klingt zunächst paradox, genauso ist es aber! Man muß bedenken, daß die betroffenen Länder Nettoexporteure in die USA sind. Durch die Abwertung der Landeswährungen wurden die dort hergestellten Güter für die Konsumenten in den USA deutlich billiger, während sie für die einheimische Bevölkerung deutlich teurer, um nicht zu sagen unbezahlbar wurden. Das alles ermöglichte es der amerikanischen Notenbank, über Jahre hinweg eine extrem expansive Geldpolitik zu verfolgen, ohne daß dies, wie sonst üblich, zu Preissteigerungen führte (Die Inflation hat sich im Handelsbilanzdefizit versteckt). Ich würde von einer"retardierten Inflation" sprechen, denn sobald die Wirtschaft, und damit die Nachfrage in anderen Teilen der Welt ebenfalls anspringt, z.B. in Europa, fällt dieser Effekt weg und die Inflation in den USA wird wieder sichtbar. Das ist es, was zur Zeit passiert. Deswegen haben die USA auch ein ausgesprochen starkes Interesse an einem schwachen Euro, denn das verbilligt die Importe aus Europa und hält somit die Inflation in Zaum.
Die Einwände mit Japan finde ich in der Sache richtig, man darf dabei jedoch nicht vergessen, daß Japan einen jahrelangen Wirtschaftskrieg gegen ein verkommenes amerikanisches System geführt hat. Dabei ist den Japanern selber die Luft ausgegangen. Die zentrale Frage war uns ist: Investition oder Besitz. Das Geld, das auf dem Konto ruht und als Zahl das Bewußtsein des Besitzers erfreut, ist wenig wert in einer Welt die sich wandelt, weil es keine Rendite abwirft. In einer globalen Welt ist dieses Geld mit den in deinem Text beschriebenen Konsequenzen für eine nationale Volkswirtschaft an einem anderen Ort in kurzer Zeit einsetzbar, wo es bei entsprechendem Risiko eine Rendite erwirtschaften kann: die Alten haben das Ersparte und die Jungen machen was daraus! Ich habe den Text von Chih Kwan Chen genau gelesen und dabei festgestellt, daß in den näheren Erläuterungen Recht hat, im großen Grundansatz jedoch nicht: Wenn man seine Gedanken von der Yen-perspektive aus anschaut, hat er recht. Zieht man jedoch diese nationale Perspektive von seinen Erläuterungen ab, dann fällt einem auf, daß die japanische Bevölkerung zugunsten einer größeren Rendite bereit ist, den nationalen Yen zu vergessen und in den Dollar zu tauschen. Es scheint damit, daß das Gewinnstreben global ist und daß dabei weder Dollar noch Yen eine feste Entität darstellen, sondern nur in Beziehung auf einander bestehen. Heute ist es Dollar, morgen der Yen und heute fragt man sich mit recht, wo denn der Euro dabei bleibt.
Glaube mir, ich habe die größte Wertschätzung für die japanische Kultur, die mir bis jetzt als die sublimste vorkommt. Im seit dem Zweiten Weltkrieg laufenden Wirtschaftskrieg scheinen sie mir aber im Moment an einem Tief angelangt zu sein, denn eine Gesellschaft, die nur auf das Sparen sich orientiert ist ebenso wenig ideal wie eine, die auf Konsum und Kredit basiert. Die 'verrentete' Gesellschaft führt dabei in eine Deflation, wie ich es in meinem Text genannt habe und das ermöglichte es der amerikanischen Notenbank unter anderem, die geldpolitischen Zügel lockerer zu führen, ganz klar. Andererseits muß man genau sehen, dass mit einer restriktiveren Fed die Sparer in Japan und die Exportmeister in Europa nicht weiter gekommen wären und das in der Asienkrise, die dann schwerste deflationäre Konsequenzen gehabt hätte.
Man sieht: in der Wirtschaft herrscht nicht einfach Deflation oder Inflation, sondern beides ist im Moment als jeweiliges Moment vorhanden und die Fed muß dabei einen guten Mittelweg finden. Dass sie dies im amerikanischen Interessen tun muß, ist mir klar und ringt mir keine Träne ab. Daß sie es aber im Zusammenhang des gesamten mondialen Kapitals tun muß, ist nur im Interesse der Amerikaner selbst. Da ist sich dann jeder selbst der Nächste, ist ja klar.
2. Pyramidenschema:
Es ist überraschend, daß dieses Pyramidenschema von der Weltöffentlichkeit über so lange Zeit hinweg nicht als solches erkannt wurde. Vielleicht würde es sogar noch über Jahre hinaus unentdeckt bleiben, aber ich glaube, daß jetzt der Punkt erreicht ist, an dem die Pyramide von ihrem eigenen Gewicht in sich selbst zusammenstürzt.
Die Weltwirtschaft basiert auf Schulden und Krediten. Dabei werden Werte verwendet, die selber nicht fix sind, sondern im System der wechselseitigen Relationen immer variabel. Der Moment, wo einer den Check fordert, ist dabei wesentlich. 'Den Check fordern' heißt hier, mit politischem Druck oder gar militärischem eine zu Relation fixieren. Daß dieser Zeitpunkt unter Umständen bald kommen wird, ist möglich. Dabei wird zählen, wer die besten Karten hat. Ich persönlich bevorzuge den friedlichen und fließenden Handel.
Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre war ein sich selbstverstärkender Prozeß. Gleiches gilt für den Abschwung, der jetzt begonnen hat. Das"Softlanding", von der Allen Greenspan immer wieder redet, ist pure Illusion. Eine schwere Rezession ist unvermeidlich."
Ob ein Softlanding Illusion ist oder nicht, darüber sind sich die Geister nicht einig. Kashriel von Northerntrust jedenfalls meint, daß die Chancen 50:50 stehen. Eine Rezession wäre nicht unbedingt das, was uns Europäern nützen würde, zumal wir gerade etwas in Form kommen nach der Asienkrise, die uns schwer getroffen hat. Greenspan versucht sein Bestes, indem er inflationäres und deflationäres Potential gegeneinander aufwiegt. Ich hoffe, daß es ihm gelingt, dabei größere Verwerfungen für alle zu vermeiden.
Die Aktienkurse in New York können nur dann wieder ansteigen, wenn weiter Geld aus dem Ausland einströmt und die Geldmenge weiter ansteigt. Zur Zeit kann ich nicht erkennen, wie das geschehen könnte. Dafür müßte ein neuer Effekt in Erscheinung treten, den noch niemand auf der Rechnung hat.
Ich habe keinen Zweifel, daß sowohl die gegenwärtige Administration als auch die FED alles daransetzen werden, bis zu den Wahlen einen Bullmarket zu inszenieren. Allein, ich glaube nicht, daß der Prozeß des"deleveraging" noch gestoppt werden kann wenn er erst einmal in Gang gekommen ist. Man kann ihn vielleicht verlangsamen, aber nicht stoppen.
In der Tat findet im Moment 'deleveraging' statt, was dazu führt, dass die Aktienkurse im Moment wenig erfreulich für die Bullen sind. Greenspan hat mit seinen Zinserhöhungen dazu beigetragen, daß verschiedene Kreditnehmer heute teurere Zinsen bezahlen müssen auf das aufgenommene Kapital. Das fordert nun die Gegenseite heraus, äußerst zurückhaltend im Kauf von Aktien zu sein. Dies ist der Grund, warum ich in meinem Text im Juni einen erneuten und unter Umständen sogar heftigen Einbruch der Aktienkurse erwarte. Solche Prozeß des Abbaus von Kreditpotential dauern länger und sind das, was man die momentane Magenverstimmung des Marktes nennen könnte. Ohne Rezession kann man danach mit steigenden Kursen rechnen und ich bin noch ganz optimistisch in diesem Sinne.
Noland verfolgt in seinem Text aber eine viel fundamentalistischere Sichtweise, wenn er indirekt auf den vollständigen Abbau des Leverage im momentanen Finanzwesen dringt. Dazu bemüht er sogar die Crash-Prognose.
Auf einem amerikanischen Bord hat mal einer geschrieben, daß Noland 11 von 2 Crashes vorausgesagt habe. Es ist nicht auszuschließen, daß er einmal recht bekommen wird. Was aber seit März in Bezug auf gezielten Abbau von Leverage geschieht, ist in meinen Augen gesünder und konkreter, als seine Derivatespekulationen, die auch er nicht wirklich durchschauen kann.
Niemand weiß dabei, wer welche Position hat, und ketzerisch gesagt: vielleicht sind auch einige Nullsummenspiele dabei, die jedoch Macht bedeuten und Respekt einfößen.
PS: aber vielleicht habe ich auch einfach nur zuviel CreditBubbleBulletin gelesen...
Nein, das ganz sicher nicht, denn all die hier diskutierten Fragen sind enorm wichtig und vermitteln am Ende vielleicht nicht die Wahrheit, aber beleuchten doch wichtige Teile der heutigen Finanzwelt. Banken sind, wie JFO das treffend auf seiner Page ausdrückt, keine Sozialinstitutionen. In meinen Augen sind es wirkliche Raubtiere, die jeden Cent des Kunden fressen möchte, wenn es eine legale Möglichkeit dazu gibt. Deutschland bildet dabei keine Ausnahme und die öffentliche Werbung lügt.
Mit freundlichen Grüßen, Schlangenfuchs
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