- Neues vom Spatz - VictorX, 15.03.2004, 23:28
Neues vom Spatz
-->Über Geld und Hunger: 14.03.2004
Wie, und mit wem aus der Krise?
Die Hälfte der Weltbevölkerung, etwa 3 Milliarden Menschen, verdient weniger als 2 US$ pro Tag, und für 500 Millionen sind es weniger als einer. Nach dem FAO Bericht von 2002 hungern 815 Millionen Menschen ständig und sind daher deutlich unterernährt. Das sind 13,5% der Weltbevölkerung. 11 Millionen Kinder sterben jährlich aus"leicht zu vermeidenden Gründen", denn 600 Millionen Kinder leben in ärmlichen Verhältnissen und 150 Millionen sind stark unterernährt, so daß ihre körperliche und geistige Entwicklung darunter leidet. Selber schuld oder Ergebnis der die Welt beherrschenden westlichen"Freiheit". Eine tolle Erfolgsbilanz nach über 50 Jahren Völkergemeinschaft und Demokratie-Propaganda. Aber, werden die Betroffenen oder, die von ihnen, die anders können, sich damit auf Dauer abfinden? Würden Sie es?
Nein, ich will Ihnen kein schlechtes Gewissen machen und Sie auch nicht zum Spenden aufrufen, damit Sie mit ihrem Geld ein paar Bürokraten finanzieren und etwas davon der notleidenden Finanzwirtschaft zu Gute kommen und natürlich auch etwas zu den wirklich Notleidenden hindurchtröpfeln zu lassen. Hier geht es um die materielle Basis der westlichen Wertegemeinschaft, um die Weltfinanzen und wie die zu sanieren wären. Ich will mit den obigen Zahlen nur sagen, zu tun gäbe es wirtschaftlich gerade genug. Zu den Hungernden kommen ja noch die tatsächlichen Umweltschäden, die Bodenerosion, die Vergiftung der Grundwässer durch fehlende und eingesparte Filter, Kläranlagen, mangelnde Meerwasserentsalzung, Aufforstung um nur die gröbsten Dinge zu nennen, hinzu. Denkt man zum Beispiel an eine vernünftige Infrastruktur, nur um den innerstädtischen Verkehr der Ballungsräume vernünftig zu regeln, dann könnte einem über das, was zu tun, ich meine wirtschaftlich zu tun wäre, Angst und Bange werden. Aber es wird nicht getan. Dafür ist einfach kein Geld vorhanden. Und wofür - bitte schön - ist Geld vorhanden? Für Unterhaltungsdienstleistungen der blödesten Art, einen Rausch der Häßlichkeit, der als"Kunst und Kultur" verkauft wird, ein paar Luxuspaläste für die erfolgreichsten Abzocker und gehobenen Lebensstandard für ihre willfährigsten Helfershelfer, dazu etwas für diejenigen, die noch etwas Spielraum an Kreditwürdigkeit haben, um sich noch etwas zusätzlich verschulden zu können. Der Rest der Menschheit und ihre dringendsten und interessantesten Probleme sind wirtschaftlich schon längst tot, uninteressant und bereits auf dem Abfallwagen der Weltmüllentsorgung namens"Krieg gegen den Terrorismus".
Betriebe haben nichts zu tun, entlassen Leute und heben, weil sie aufwendiger produzieren müssen, heben die Preise an - oder beuten Drittweltler zu Hungerlöhnen aus. Sie tun das auch, weil ihre Kapitalkosten trotz der niedrigen Zinsen immer weiter steigen. Um die Preise anheben zu können, bedarf es marktgerecht einer gewissen Verknappung, die sich dank der Konzentration der Wirtschaft, der Oberaufsicht der Finanzwelt und der Umweltbehörde über die Wirtschaft recht einfach bewerkstelligen läßt. Gleichzeitig werden die Kosten gesenkt, damit sich das Ganze rentiert. Die Folgen sind bekannt: Weniger zahlungsfähige Nachfrage auf den Gütermärkten, erneuter Preisdruck nach unten, erneute künstliche Verknappung und ein wachsendes Heer an Arbeitslosen und mehr Humanabfall - und mehr Wut auf diesen bei jenen.
Offensichtlich läuft etwas schief. Wie soll man es ändern? Sollen die Betriebe ihre Güter verschenken? Sie wären bald Pleite, sie sind es in der Regel schon:"überschuldet". Sollen die Banken mehr Geld drucken - noch mehr? Sie drucken ja schon wie die Weltmeister, um das notleidende Finanzsystem aufrechtzuerhalten. Woher - meinen Sie - kommen die Zinsen der 8.750 Billionen (deutsche, nicht amerikanische) Dollar allein an Derivatpapieren, die zur Zeit bei einem weltweiten Nettojahresprodukt von 41 Billionen US$ Jahres auf den Weltfinanzmärkten über oder unter der Hand verschoben werden? Das Nettoprodukt der Welt entspricht weniger als einem halben Prozent allein der Derivatzinsen, dabei sind all die anderen Wertpapiere nicht mitgerechnet. Wer wollte ein Wertpapier kaufen, das nur ein halbes Prozent pro Jahr abwirft? Und das nur, wenn niemand anderes sonst etwas vom Nettojahresprodukt bekäme. Täglich werden - konservativ geschätzt - 3 Milliarden US$ Wertpapiere verschoben. Wer kommt für die Provisionen auf, die dabei fließen und wer für die Zinsen, mit denen die Papiere locken und die - jedenfalls bisher in den meisten Fällen ja auch noch fließen, wenn auch mit zunehmend mehr Hängen und Würgen. Geld wird im Übermaß gedruckt, um damit den Dollar und die wachsenden Defizite nicht nur der USA zu finanzieren. Aber dieses Geld saugen die unersättlichen Finanzmärkte mit der Gier eines Erstickenden weg. Und hinter diesen Märkten steht die Horde derer, die brüllen: Where is my money, I want my money back. Z.B."Investoren" in Argentinien-Obligationen. Was haben die"investiert"? Sie sind leere Versprechungen von Abzockern und Kettenbriefverkäufern auf den Leim gegangen, die sich als Bankiers und Experten ausgegeben haben.
Die meisten dieser Leute wissen nicht mehr, was sie sonst noch kaufen könnten, weil sie alles andere schon haben: Häuser, Autos, Perversitäten, Politiker - alles was die Gier begehrt (ein paar wollen für später und inflationsbereinigt etwas Geld auf die hohe Kante legen). Sie wollen Geld zurückhaben, weil sie wissen, daß sie, wenn sie es nicht mehr haben, wie die Hälfte der Weltbevölkerung, wirtschaftlich nicht mehr existent sind, zur Überbevölkerung zählen, die einfach verschwinden soll. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist wertlos, weil sich damit kein mehr Geld machen läßt (weil sie keines haben) - das ist das Finanzsystem, für das sich die Politiker mit Hängen und Würgen ins Zeug legen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Die Einsicht, daß das Ganze im Grunde nur ein Mafiabetrug war und ist, daß ihm die Ideologie der Früh-Mafia zu Grunde liegt. Wissen Sie, wer die Mafia war? Es waren die Jäger, d.h. die Aufseher über die Leibeigenen, die sowohl diese wie ihre Arbeitgeber, die Adeligen, übers Ohr gehauen haben, die den Bauern abgepreßtes und den Adeligen veruntreutes Getreide zu Spaghetti weiter verarbeitet haben. Diese"bürgerliche" Mittelschicht entwickelte sich in Zeiten des Absolutismus in vielen Ländern. Nicht überall konnten sie sich (mit Hilfe einer Adelsclique gegen eine andere) als gesellschaftlich bestimmende Kraft durchsetzen.
Diese Ideologen suchten die"Emanzipation vom Druck der Moral", und hielten sich dafür Hoftheoretiker wie einen Hobbes, Locke, einen Bentham und viele andere"progressive" Rationalisten und Deisten bis hin zu Aufklärern wie Walter Benjamin (von dem das Zitat stammt) oder dem 68er Guru und CIA Agenten Herbert Marcuse, der"die Befreiung des Denkens, Forschens, Lehrens und Lernens von dem bestehenden System der Werte und Verhaltensweisen" betrieb (Kultur und Gesellschaft 2, 1965, S. 161).
Der Mensch darf schweinisch sein, wie er will oder wie es ihm die"die Natur" einbläst. Der Markt sorgt dafür, daß etwas herauskommt, das dem neuen (alten) Gott, nämlich der Mutter Natur mit ihren heiligen Trieben zur Ehre gereicht. Hat das nicht der Professor für"Moraltheorie", Adam Smith so gelehrt? Auf ihn geht die ganze geistige Dünnbrettbohrerei zurück, die uns als"Freiheit" verkauft wurde und wird. Wie viele Wissenschaftler, Experten, Priester, Kirchenleute und"Künstler" gaben sich dafür her, diesen Betrug als selbstverständlichen und richtigen Lauf der Dinge zu rechtfertigen? Wie viel Rot-grüne jammern zwar über das Elend in der Welt und lehren, genau das im Namen der Umwelt in Kauf nehmen zu müssen, und versprechen das Paradies auf Erden - wenn, nun was? - wenn die Überbevölkerung erst einmal weg ist. Das sind die Leute, die Sie sich im Fernsehen ansehen, die ihren"Protest" auf die Mühlen des Establishments umlenken dürfen, denen Sie Beifall klatschen und deren Absonderungen Sie als Stand des Wissens nachbeten und an die Sie sich klammern. Warum? Damit es so bequem weiterginge wie bisher. Betrogene Betrüger!
Und wie soll's weitergehen? Fragen Sie ihre Experten und Politiker. Was hören Sie von denen:"Schwierige Zeiten, gewiß! Aber eine Krise? Nein, die gibt es nicht. Eine vorübergehende Rezession, dont worry, be happy, der Aufschwung ist schon in Sicht! Alles ist in guten, in unseren Händen! Aber hinter den schalldichten Konferenztüren kann man, wenn man will und nicht nur das hören will, was so bequem wäre, sie sich anschreien hören, kann man erfahren, wie sie sich anbrüllen und Prügel androhen oder gar umbringen, wenn einer droht aus der Reihe zu tanzen, wie vor Jahren der letzte von der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, danach war es bald eine britische Bank...
Verlassen sie denn nicht schon das sinkende Schiff? Horst Köhler vom IWF konnte nicht schnell genug die Fliege machen. Damit es nicht so auffällt, schlupft er schnell als Bundespräsidentschaftskandidat unter, und rührt die"Reform"-Trommel:"Solang Reform die Groschen zwingt, der Schlendrian sich weiter bringt!" Tim Frost, der 16 Jahre für J.P. Morgan den Derivate-Schacher betrieb,"The World's Largest Derivate Trader", schmiß Hals über Kopf die Brocken hin, wahrscheinlich um in England etwas Ähnliches zu werden. Es gibt andere (in den dreißiger Jahren sprangen sie aus dem Fenster - doch von denen erfährt man heute nichts mehr).
Für die Antwort fehlt uns der Platz, aber ohne daß der ganze Papierplunder, die ganze, unbezahlbare Finanzabzocke in den Papierkorb wandert, wird es keine Wende geben. Die Schwierigkeit ist, wessen Rente und Ersparnisse sollen davon ausgenommen werden, und, wo packen wir zu erst an, damit schnellst möglich wieder eine an der Versorgung der Menschen, Verbesserung der Umwelt und Erweiterung unseres geistigen und technischen Horizonts orientierte Wirtschaft in Gang kommt. Bei den derzeitigen"Experten" und Politikern werden Sie darauf keine Antwort finden. Trotzdem wird die Antwort eine politische, möglichst eine demokratische sein. Doch wer ist noch so moralisch lebenstüchtig, daß er dazu vernünftige, nachvollziehbare Gedanken hat. Die etwas geboten haben wollen, werden sich wieder ihre Gebieter wählen, und die führen nach wie vor zur Schlachtbank.

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