- OT: Gregorian Calendar! - Emerald, 13.03.2004, 17:34
- Re: OT: Gregorian Calendar! / Blöds... - JüKü, 13.03.2004, 18:49
- Freitag der 13, Gregorianischer Kalender, Kuriosität - thomas, 13.03.2004, 19:18
- Re: OT: Gregorian Calendar! - Rechnen müßte man können... (und noch ein Rätsel) - bernor, 13.03.2004, 20:58
- Re: Genau um diese Frage geht's bei Illig & Co. - dottore, 13.03.2004, 21:49
- Bin jetzt warm...."Alle Urkunden waren also gefälscht"..soso:-) - Buche, 13.03.2004, 22:17
- Re: Tja, manchmal kommt's halt ganz dumm - dottore, 13.03.2004, 22:52
- Wie tatsächlich beurkundet wurde... - bernor, 13.03.2004, 23:44
- Re: Der Urkundenschwindel - dottore, 14.03.2004, 13:31
- Re: Der Urkundenschwindel - bernor, 14.03.2004, 21:50
- Re: Der Urkundenschwindel - Uwe, 14.03.2004, 22:00
- Danke! (o.Text) - bernor, 14.03.2004, 22:13
- Re: Der Urkundenschwindel - dottore, 15.03.2004, 10:29
- Re: kein Börsenthema: Der Urkundenschwindel - Uwe, 16.03.2004, 01:29
- Re: kein Börsenthema: Der Urkundenschwindel - dottore, 16.03.2004, 13:41
- Re: kein Börsenthema: Der Urkundenschwindel - Uwe, 16.03.2004, 01:29
- Re: Der Urkundenschwindel - Uwe, 14.03.2004, 22:00
- Re: Der Urkundenschwindel - bernor, 14.03.2004, 21:50
- Re: Der Urkundenschwindel - dottore, 14.03.2004, 13:31
- Bin jetzt warm...."Alle Urkunden waren also gefälscht"..soso:-) - Buche, 13.03.2004, 22:17
- Äquinoktium und Konzil von Nicäa - fridolin, 14.03.2004, 11:33
- Re: Genau um diese Frage geht's bei Illig & Co. - dottore, 13.03.2004, 21:49
- Re: OT: Gregorian Calendar! / Blöds... - JüKü, 13.03.2004, 18:49
Re: kein Börsenthema: Der Urkundenschwindel
-->Hi Uwe,
>Wenn Du, dottore, darauf hinweist, das es sich hier
>
>[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
>so meine ich, dass in dem Prüfstück, die in dem Vergleichsexemplar so charakteristische dreiecksförmige Weitungen der Oberlängen fehlen. Diese Weitungen der Oberlänge ist ja typisch für die"insularen" Minuskeln (irische Regionalschrift; irische Halbunziale?).
Ja, die fehlen. Die Oberlängen gehören eigentlich dazu. Es kann auch sein, dass zwei Zeilen gewählt wurden, wo die gerade fehlen. In diesem Text (wohl selbe Quelle?):
>Sie sind auch noch, wenn auch nicht mehr in dieser starken Ausprägung, wie in dem von Dir vorgestellten Beispiel, im Reichenauer Schulheft vermutlich aus dem 9.Jh. zu entdecken.
>Diese"insularen" Minuskeln fanden durch die KlostergrĂĽndungen eine weite Verbreitung in Europa...
Ja. So jedenfalls offizieller Forschungsstand. Allerdings ist nicht klar, warum die St. Galler sowohl BĂĽcher in der Antiqua und der Insularen hatten und die Letzteren (obwohl sie vermutlich"heilige" Texte enthielten) dann zu Makulatur machten. Zu lesen war die Schrift ohne Probleme.
>
>Daher meine Frage: Habe ich einen unzulässigen Vergleich angestellt, denn die vorkarolingischen Minuskel datieren vom 6. bis zum Beginn des 9.Jh., wo sie von den karolingischen Minuskeln, die zu diesem Zeitpunkt in nahezu vollendeter Prägung vorhanden waren, ersetzt wurden. Nur der irische"Zweig" der insularen Minuskel blieb erhalten.
Das Problem ist: Warum wurde die klassisch einfache karolingische Minuskel ab dem 9. Jh. allmählich quasi wieder vergessen und von den Humanisten im 13./14. Jh. wieder"neu entdeckt"? Es ist und bleibt die klassische"Antiqua.
In dem berĂĽhmten Alphabettraktat"um 800" (Diez B 66, heute in Berlin, ediert 1973) lese wir als Schrifttypen:
"Coequaria et antiquaria manus et Virgilica manus, qua nunc Romani utunter, et epistolaris; cui adjacet Schottica manus et Britthanica manus"
Die Coequaria ist die zeitgenössische, die antiquaria (alte) lässt sich nicht ermitteln, vermutlich ist es die klassische Antiqua, die Virgilica ist jene, in der Virgiltexte überliefert sind (existiert), die epistorais ist die Briefschrift und die beiden restlichen eben die"insularen".
Lt. eine Text aus Corbie (angebl. 9. Jh.) haben wir nur vier Arten: Antiquaria, Virgiliaca, iactiaca, coequaria. Dabei fehlt also die Insulare.
Meine Deutung dazu: Die Antiquaria ist die Antica, die Virgiliaca wie oben, die Iactiaca lässt sich nicht deuten (ist auch in der Literatur offen), die coequaria muss eine normale Kursive oder Textschrift ("Gotica" usw.) gewesen sein.
>Doch allgemein zu Dokumentenfälschungen, die sich ja auf Ereignisse der"Nichtzeit" (8./9.Jh.) beziehen, stellt sich mir die Frage - unabhängig davon, dass es bestimmt"Betrügereien" durch Fälschung von Urkunden gegeben hat -, ob nicht bei einer Vielzahl von Dokumenten, für die spätere Entstehungszeiten angegeben werden können, als es die Dokumenteninhalte vermuten lassen, Abschriften vermutet werden können?
Die Dokumente sind zumeist präzise datiert. Es gibt freilich Abschriften, auch für den"internen" Gebrauch, die umfangreichste ist der Codex Eberhardi
Er schenkte es dem Hl. Bonifatius - und wo sind die Zeugen? Das"tradere" (ĂĽbertragen) war eben so einfach nicht.
>Denn durch den Wechsel von den vorkarolingischen Schriften
Welche? Das ist eben das Problem. An Papyri hatte damals niemand denken können, da diese in Ägypten (muslimisch) lagen und erst in der Neuzeit gefunden wurden.
>zu den karolingischen Minuskeln, wurde es immer problematischer, die alten Dokumente, in so unterschiedlichen Schriftarten, noch lesen zu können, unabhängig von anderen Gründen, wie vielleicht die Beständigkeit des Trägermaterials.
Pergament? Noch dazu in den Klöstern (als"Berechtigten) wohl verwahrt?
>Wie viel werden heute noch Informationen in (regionaler) Sütterlin-Schrift lesen können? Werden unsere Bits und Bytes noch in 100 Jahren lesbar sein, wenn sie nicht ständig umkopiert werden?
>Wie also wird bei Dokumenten zwischen"legaler" Abschrift und gefälschtem Schriftstück unterschieden, wo der Sachverhalt nicht gegengeprüft werden kann?
Doch der kann überprüft werden. So erhält Fulda Land, das ihm nie gehört hat (zahlreiche Beispiele), und das auch nicht weiter"tradiert" wurde. Wie hätte es auch?
>Denn allein aus der Diskrepanz zwischen dem Zeitpunkt des (vermeintlichen) Geschehens des dokumentierten Ereignis und der Entstehungszeit des Dokuments, kann ja noch nichts endgeültiges geschlossen werden, ja sogar der"Anfangsveracht" wird geschwächt, wenn man mein obiges Argument gelten läßt.
Das genau ist der Punkt! Man hat"später" Dokumente ausgefertigt und diese möglichst weit"zurück" datiert und einem möglichst"hohen" und ergo indisputablen Herrn zugeschrieben (am besten eben KdG und ähnlichen, sagenhaften Herrschern), um einen rechtsfesten Titel zu haben."Gutes Recht muss alt sein" - war die Devise. In Nonantola (Oberitalien) habe ich zwei Urkunden von KdG gefunden, die exakt die selbe Schenkung beinhalten: Einmal als Schenkung und dann nochmals als Bestätigung derselben. Die Stücke wollen sie schon seit Jahren ins Web stellen, aber bis heute steht dort nur gequollener Text, vgl.:
Letzter Absatz, schwer zu lesen
Danke fĂĽr Dein Interesse, die unermĂĽdliche Hilfe (St. Paul) + GruĂź!

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