- The Daily Reckoning - Treacherous Myopia (Mogambo Guru) - Firmian, 15.03.2004, 18:17
- Dt. Fassung - Firmian, 16.03.2004, 22:07
Dt. Fassung
-->Die Bärenmarkt-Rally ist vorbei!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzte Woche hat der Dow Jones in 4 Tagen 467 Punkte verloren. Und
dann am Freitag konnte er 111 Punkte steigen. Ich denke, dass wir das
Topp der großen Bärenmarkt-Rally des Jahres 2002-2004 gesehen haben.
Das ist nicht das erste Mal, dass ich das sage, und vielleicht ist es
auch nicht das letzte Mal. Der Bärenmarkt ist zurückgekehrt... fast
genau 4 Jahre nachdem er im März 2000 an der Nasdaq begonnen hatte.
Warum sollten die Aktienkurse fallen? Es gibt zwei Gründe - einen
emotionalen und einen rationalen. Sie erinnern sich: Zu Beginn eines
Bullenmarktes kaufen die Leute aus den richtigen Gründen, denn die
Aktien sind noch günstig bewertet. Aber am Ende eines Bullenmarktes
kaufen die Leute aus den falschen Gründen - weil"jeder weiß, dass man
mit Aktien eine Menge verdienen kann." Aber was"jeder weiß", basiert
auf der Erinnerung an die jüngste Vergangenheit. Und auf dem Höhepunkt
eines Bullenmarktes erinnern sich die Investoren nicht daran, dass zu
Beginn des Bullenmarktes jeder dachte, mit Aktien sei kein Geld zu
verdienen. Erst nach einer langen Periode mit steigenden Aktienkursen
glauben die Leute, dass man mit Aktien Geld verdienen kann... egal,
wie teuer diese inzwischen geworden sind.
Mit der linken Seite ihres Gehirns berechnen die Investoren, wieviel
sie mit einer Aktie verdienen können, und das wiegen sie dagegen ab,
was sie verlieren könnten. Wenn die Aktien sehr teuer sind, so wie sie
es jetzt sind... dann sieht das Chance/Risiko-Verhältnis nicht gut
aus. Jahrelanges spektakuläres Wachstum bei Umsätzen und Gewinnen wäre
notwendig, um die heutigen Kurse rechtfertigen zu können. Wo soll
dieses Wachstum herkommen, könnte sich ein rational denkendes Hirn
fragen?
Letzte Woche konnte ich lesen, dass in den USA die Zinsen für
Hypotheken mit flexiblem Zinssatz auf das Rekordtief von 3,41 %
gefallen sind. Die Amerikaner und ihre Regierung geben schon jetzt
erheblich mehr aus, als sie sich leisten können... und sie
verschulden sich zu den niedrigsten Zinssätzen seit einem halben
Jahrhundert. Was bleibt da noch, um sie zu noch höheren Ausgaben
motivieren zu können? Die realen Einkommen stagnieren oder fallen
sogar. Es ist schwer, gute Jobs zu finden. Woher werden die Amerikaner
zusätzliche Kaufkraft erhalten können?
Auf der rechten Seite des Gehirns ziehen sich Wolken zusammen. Aus
keinem besonderen Grund... außer der Tatsache, dass dies nach einer
langen, glücklichen Periode einfach passiert. Irgendein Instinkt...
ein natürlicher Impuls... zieht uns zum Verhängnis hin. Vielleicht
muss es nach 20 Jahren einfach einmal regnen. Die Dinge waren zu lange
zu gut. Vielleicht sind die Organe, die die optimistische Stimmung
produzieren, erschöpft. Vielleicht haben wir zu lange von der
Zufriedenheit von Morgen geliehen... und wenn dann Morgen kommt, gibt
es keine mehr.
Ich weiß nicht, wie das alles funktioniert. Aber es gibt keinen Grund
dafür, dass die Aktien in einem Jahr ein KGV von 5 haben und zwei
Jahrzehnte später eins von 30. Keinen Grund, außer der Tatsache, dass
die rechte Seite des Gehirns die gleichen Dinge anders bewertet. Das
Gehirn wendet die Dinge hin und her... und hört damit nicht auf, bis
wir so verwirrt sind, dass wir hinfallen.
Und das passierte im März 2000. Der Nasdaq-Composite kollabierte, und
der Dow Jones stolperte. Seitdem haben die Leute auf eine"Erholung"
gesetzt. Und sie schafften es, auf zwei Füßen stehen zu bleiben, und
sich die folgenden 18 Monate"durchzuwurschteln"... dabei halfen
ihnen künstlich niedrige Zinssätze, Steuersenkungen und öffentliche
Ausgaben. Aber jetzt dreht sich die rechte Seite des Gehirns in die
andere Richtung. Ein Derwisch der Negativität hat begonnen,
herumzuwirbeln. Und der wird wahrscheinlich nicht so schnell mit dem
Herumwirbeln aufhören... bis die Aktien... irgendwann in der
Zukunft... wieder ein KGV von 5 haben werden. Und man alle im Dow
Jones enthaltenen Aktien für den Preis einer einzigen Feinunze Gold
kaufen kann.
Aber während wir warten... ist hier Addison, mit mehr News:
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Dienstag, 16. März 2004
Schrott zu Geld!
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
"Wissen Sie... Bush, Bin Laden... die spielen ihre Spiele", so
begann ein Mitreisender ein Gespräch mit mir, offensichtlich begierig,
einen Kommentar abzugeben,"aber es sind die Zivilisten, die den Preis
zahlen müssen."
Natürlich war das Thema der Terroranschlag in Madrid. Der Ort des
Gesprächs? Ich saß im Zug, war gerade auf dem Weg vom Pariser
Flughafen Charles de Gaulle in unser Pariser Büro. Aber die
französischen Sicherheitsbeamten wollten nicht, dass der Zug nahe am
Flughafen anhielt, weshalb sie uns in Busse verfrachteten, die uns
erst einmal in die Stadt fuhren und dann an einer Bahnhaltestelle raus
ließen. Der Zug, in den ich dann einstieg, wurde an zwei Haltestellen
wegen"verdächtigen Paketen" aufgehalten. In Châtelet, der größten
Haltestelle dieser Linie, waren die üblichen Pendler in Anzügen und
Penner in nach Bier stinkenden Lumpen durch Polizeihunde ersetzt
worden...
"Spanier, Palästinenser, Israelis... egal. Die meisten Leute dort
kümmern sich kaum um Politik; sie wollen arbeiten und eine Familie
aufbauen. Aber jetzt sterben sie. Und die, die übrig bleiben, leben in
Angst." Nun, ich wollte mit ihm nicht diskutieren. Deshalb schaute ich
nur freundlich... und sagte"bon courage", als ich ging.
Wir leben in einer kalten Welt, liebe(r) Leser(in). Der Dow Jones
verlor letzte Woche 355 Punkte (die Rally am Freitag inbegriffen).
"Der Markt ist extrem sensibel", so ein Trader in Boston gegenüber
USAToday,"und diese Geschichten (damit meinte er offensichtlich den
Terroranschlag) können einen Handelstag sehr schnell ruinieren."
Sowohl Nasdaq als auch S&P gewannen am Freitag, aber per saldo
verloren sie letzte Woche über 3 %.
Während ich das hier schreibe, stehen die Ergebnisse der heutigen
Fed-Sitzung noch nicht fest. Seit Januar sagt Alan Greenspan stolz,
dass es ein Erfolg der Fed war, die"Symptome" der Spekulationsblase
zu behandeln, und nicht die Spekulationsblase direkt anzugehen.
Natürlich gibt es ein Symptom, bei dem die Fed völlig machtlos ist,
etwas zu tun: Jobs. Das habe ich schon so oft betont, dass ich sogar
schon begonnen habe, die Besitzer der Patisserie unter unserem Büro zu
nerven.
Es gibt mehr Amerikaner, die arbeiten wollen, als Amerikaner, die
tatsächlich arbeiten. Auch die Fed konnte nichts daran ändern, dass
die Differenz zwischen beiden Gruppen so groß wie seit einem Jahrzehnt
nicht mehr ist. Natürlich wird als Grund dafür das Verlagern von
Arbeitsplätzen ins Ausland genannt. In einem Wahljahr ist es besonders
einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber mein Freund John
Mauldin betont: Von den 2,7 Millionen Jobs, die in den USA seit dem
Ende der Rezession abgebaut worden sind, gingen nur rund 300.000 nach
Übersee. Das sind nur 11 %. Die anderen 89 % sind wegen eines
"strukturellen" Wechsels der Wirtschaft - die fast völlig von
Konsumausgaben abhängt - abgebaut worden. Und wegen des von Greenspan
so genannten"Produktivitätswunders".
Dennoch - man muss sich heute nur die Schlagzeilen ansehen, und dann
weiß man, wo NEUE Jobs geschaffen werden - zu Löhnen, für die die
Amerikaner noch nicht einmal ihre Hunde arbeiten lassen würden.
"Chinas Wachstum erhöht die Nachfrage nach Ã-l", so die Financial
Times."Chinas Wirtschaftsmotor braucht Power", berichtet die New York
Times. Und Michael Vaupel von Optionsschein-Profits schreibt:"Im Jahr
2002 musste China bereits 69,4 Millionen Tonnen Erdöl einführen. Im
letzten Jahr waren es schon 88 Millionen Tonnen, ein Plus von 26,8 % -
für Rohstoffe ein gewaltiger Zuwachs! Im laufenden Jahr könnten es 120
Millionen Tonnen werden, was ein weiteres Plus von 36,4 % bedeuten
würde. Selbst wenn das Plus tatsächlich nur bei 25 %-30 % liegen
sollte, wäre dies ein beachtliches Plus."
Selbst die chinesische Nachfrage nach Schrott ist so hoch, dass der
Preis für Schrott (Metall) auf 300 Dollar pro Tonne gestiegen ist,
nach 156 Dollar vor 3 Monaten und 77 Dollar noch ein Jahr früher. Die
chinesischen Schrott-Importe haben sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt,
auf fast 12 Millionen Tonnen. Fast 30 % des weltweiten Schrotts gehen
nach China.
"Wir senden alles nach China", so ein Schrotthändler gegenüber der New
York Times."Die nehmen Hämmer, Meißel und alles andere, und dann
sortieren sie es nach den unterschiedlichen Metallen." Und was dann?
Nun, der Kreislauf geht weiter. Die mit diesem Metall hergestellten
neuen Waren werden in die USA verschickt.
Ich muss mich wundern. Kann die Fed in ihrer heutigen Pressemitteilung
nicht eine Phrase verwenden, die diese Schrott-Verschiffung nach China
unterbrechen könnte? Derzeit sind die amerikanischen Investoren
einfach nur froh, dass sie ihr Geld in überteuerte Aktien und Häuser
stecken können.
Währenddessen verwandeln die Chinesen selbst Müll in Produkte, die für
den niemals satt werdenden Rachen des Konsumentenbauchs bestimmt
sind...
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Dienstag, 16. März 2004
Neue Arbeitsplätze gibt es... in Indien!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Laut offiziellen Zahlen ist in den USA die Zahl der Leute mit
Uni-Abschluss, die seit mindestens 6 Monaten ohne Arbeit sind, um mehr
als 300 % gestiegen. Die amerikanischen Firmen stellen Leute ein...
aber nicht in den USA. IBM stellt in Kalkutta ein, aber nicht in
Kalifornien. General Motors stellt in Bangalore ein, aber nicht in
Detroit. Was kann man da tun?
Robert Dunn, ein 55jähriger IT-Spezialist, sucht nach Arbeit - in
Indien. Laut einem CNN-Bericht folgen immer mehr Amerikaner ihren
Jobs, nach Übersee. Indische Firmen finden es sehr nützlich, dass
Amerikaner die Kundenkontakte mit ihren amerikanischen Kunden pflegen.
*** Der Goldpreis hat sich derzeit bei Kursen um die 400 Dollar
festgefahren. Letzte Woche fiel er auf 395 Dollar. Natürlich könnten
wir uns in einer völlig neuen Ära der menschlichen Geschichte
befinden... in der die Menschheit herausgefunden hat, wie man
Papierwährungen, Kreditrisiken und Inflation perfekt handhabt. Man
kann sich über Derivate gegen fast alles absichern... gegen den
Verfall des Dollars... gegen einen Kollaps am Anleihenmarkt... einen
Anstieg des Ã-lpreises - fast alles. Und das kann man, ohne Gold im
Garten vergraben zu müssen.
Aber was für eine Sicherheit hat man, wenn man entsprechende Derivate
kauft, dass sich die Gegenseite auch an die Vereinbarung halten wird?
Der Gesamtwert aller Derivate soll sich auf 70 bis 100 Billionen
Dollar belaufen. Der Gesamtwert aller amerikanischen Aktien und
Immobilien hingegen liegt bei"nur" 50 Billionen Dollar. Was würde mit
all diesem"Reichtum" in einer richtigen Krise passieren? In der
Weltwirtschaftskrise gingen alleine in den USA über 10.000 Banken
Pleite. Und heute sind es Banken, die Fonds und Derivate verkaufen.
Wie viele von diesen Banken werden überleben?
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Dienstag, 16. März 2004
Mit Gold bezahlen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
Jeder glaubt, dass der Dollar weiter fallen wird. Es hat mich eine
Zeitlang gestört, dass diese Ansicht so allgemein verbreitet ist. Denn
auch ich dachte, dass der Dollar fallen wird. Und gleichzeitig weiß
ich aber, dass Dinge, die alle erwarten, nur sehr selten genauso
eintreten.
Aber dann erklärte mir Dan Denning:"Die Leute sind nicht wirklich
pessimistisch für den Dollar gestimmt. Sie stehen nur auf der
Bärenseite, weil es gerade in Mode ist. Sie sagen, dass der Dollar
fällt... aber sie glauben es nicht wirklich."
Was noch bemerkenswerter als diese allgemeine Einschätzung war, war
die fast universelle Zufriedenheit mit dem Kursverfalls des Dollars.
Die meisten Leute in den USA dachten, dass das gut für die
US-Wirtschaft sei. Und hier - denke ich - liegt die allgemeine Meinung
daneben. Es wird keine Überraschung sein, dass der Dollar weiter
fallen wird. Aber es wird die Amerikaner überraschen, wenn sie auf
ihren Kopf fallen werden. Die Ã-konomen werden sich dann den Kopf
reiben und sagen, dass sie das erwartet hatten. Aber das wird die
Aktien und Anleihen hart treffen.
Gold ist eine Art"sicherer Hafen". Evan Pickworth, unser
Korrespondent in Südafrika, hat mir geschrieben:
"2.630 Jahre lang wurde Gold als Geld genutzt. Und eine aktuelle
Entscheidung der Firma Durban Roodepoort Deep könnte dazu führen, dass
das wieder so sein wird, wenn auch in einem nicht-konventionellen
Sinn. Lassen Sie mich das erklären..."
"Es sind Ereignisse wie der 11. September und die Schwäche des Dollar
und die steigenden Defizite in den USA und die massive
Verschlechterung der Aussichten am Arbeitsmarkt, die hervorheben,
warum die Leute für weitere 2.630 Jahre lang Gold kaufen werden."
"Die Individuen realisieren, dass sie lieber reales Geld (=Gold) haben
wollen, als Papiergeld, das von korrupten Regierungen ausgegeben
wird."
"Die Individuen werden zunehmend unzufrieden mit dem inflationären
Druck, den sie gesehen haben, seitdem die Zentralbanken und
Regierungen damit begonnen haben, wertloses Papiergeld zu drucken."
"Sehen Sie, die endlos wachsende Geldmenge, die wir in der Moderne
gesehen haben, hat die Kaufkraft des Geldes verringert. Die
Konsumentenpreise stiegen in den ersten 114 Jahren nach der Gründung
Amerikas um insgesamt magere 13 %, da die Währung goldgedeckt war.
Aber in den folgenden 90 Jahren explodierten die Konsumentenpreise um
1.500 %!""Der Kopf hinter dem Druck von Papiergeld ist die
US-Zentralbank, die Fed. Diese Institution wurde 1913 gegründet..."
"Aber jetzt hat Durban Deep eine Entwicklung in Kraft gesetzt, die es
uns erlaubt, Waren mit Gold zu bezahlen. Denn diese Firma hat einen
strategischen Anteil von 1,4 % an einer amerikanischen
Gold-Vermarktungs-Homepage gekauft, an GoldMoney.com."
"Das Ziel ist es, den Investoren zu ermöglichen, mit 'Goldkarten' zu
bezahlen, und der Rechnungsbetrag wird dann direkt vom eigenen
Goldbestand abgebucht. Das würde wie eine Kreditkarte funktionieren,
nur dass mit richtigem Gold bezahlt wird."
"Das wird dann eine sehr reale Möglichkeit sein, wie man in der
Zukunft seinen Reichtum horten kann (diese 'Goldkarte' ist noch nicht
verfügbar, aber sie soll bald verfügbar sein)."

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