- Gedanken zum Wochenausklang - Dr. Quandt, 17.11.2000, 19:40
- Re: Gedanken zum Wochenausklang - Rumpelstilzchen, 17.11.2000, 20:26
- Re: Gedanken zum Wochenausklang - nereus, 17.11.2000, 22:56
- Re: Zahnspangen.. erwachsene Sprinter *lach* - Georg, 18.11.2000, 00:57
- Re: Zahnspangen.. erwachsene Sprinter *lach* - nereus, 18.11.2000, 10:03
- Re: Zahnspangen.. erwachsene Sprinter *lach* - Georg, 18.11.2000, 00:57
- Eine Anmerkung von mir: - Taktiker, 17.11.2000, 23:51
- Re: Gedanken zum Wochenausklang - nereus, 17.11.2000, 22:56
- Re: Ich denke nicht so kompliziert - Freddi, 17.11.2000, 22:42
- Re: Ich denke nicht so kompliziert ------- toller Vergleich:-)))) oT mfg - Baldur der Ketzer, 17.11.2000, 22:49
- Re: Gedanken zum Wochenausklang - Rumpelstilzchen, 17.11.2000, 20:26
Eine Anmerkung von mir:
>Ich persönlich halte diese These ("efficient markets") für den größten Unsinn.
>Sie ist in etwa so wahr wie die Behauptung, dass Hertha die beste deutsche Fussballmannschaft sei, weil sie Tabellenführer sind.
Halt! Ich widerspreche! Hertha IST die beste deutsche Fußballmannschaft! Erstens bin ich ihr Anhänger und zweitens: wenn es eine derzeit bessere gäbe, so müßte sie VOR Hertha stehen. Steht sie aber nicht. Somit IST Hertha geglättet über soundsoviel Spieltage derzeit die beste deutsche Fußballmannschaft.
Herr Dr. Quandt hat irgendwie Recht.
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>> Zum anderen ist die Börse ein Antizipationsmechanismus. Sie ist also immer ihrer Zeit voraus. Ihr Wissen führt zu Entscheidungen der Martteilnehmer, die Zukunft zu deuten. Die Börse ist dabei ein Widerspruch in sich. Wenn nämlich alle alles wissen, wie kann es da noch Käufer und Verkäufer geben, warum irrt sich also grundsätzlich jeder zweite Marktteilnehmer? Denn der Käufer irrt sich, wenn die Aktie anderntags fällt, der Verkäufer, wenn sie steigt.
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>Kauf und Verkauf kommen zustande, weil beide keine Ahnung vom wahren Wert ihrer Aktien haben, aber dennoch davon überzeugt sind, diesen einschätzen zu können.
>> Es liegt an den unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen reagiert, gedacht, gehandelt, gelitten wird. Die Experten nennen das Arbitrage. Es ist das Nutzen von Differenzen. Früher war es die Arbitrage zwischen Orten. Im ersten gedruckten Werk zum Thema Wirtschaft (Chiarini, 1481), liegt die Arbitrage zwischen Siena und Florenz bei 5 Prozent. Und das für eine Strecke von 70 km. Dann gibt es die Arbitrage zwischen Zeiten. Terminkurse weichen von den Kassanotizen ab, was aber nicht diskutiert werden muß, weil die Differenz inzwischen logisch ausgefuchst ist ("Backwardation" usw.).
>>+++++
>> Heute geht es um die Arbitrage zwischen der Intelligenz der Marktteilnehmern, Klartext: Ihrer Computer. Sie arbeiten zwar allesamt gleichschnell, aber die programmierten Bewertungen der unterschiedlichen Daten divergieren noch. Wie geht es weiter?
>>+++++
>Alle Computer sind gleich schnell. Jedenfalls haben sie keinen ausreichenden Geschwindigkeitsvorteil vor der Konkurrenz.
>Mit reiner Arbitrage läßt sich heutzutage kein Geld verdienen.
>Hat man jemals wirklich an Arbitrage verdienen können?
>Ich glaube nicht.
>Wer wirklich so gut ausgestattet ist und sich einen Informationsvorsprung erarbeiten kann, kann diesen nur dann effizient zu Geld machen, wenn er ihn nutzt, um die anderen in die Irre zu führen. Die anderen sind nämlich auch nicht blöd.
>Beispiel: Nathan Rothschild nach der Schlacht von Waterloo. Wusste wie sie ausgegangen ist. Hat in London trotzdem erst mal verkauft. Als die anderen dann dachten, dass sei ein Zeichen, dass die Schlacht verloren ist und in Panik gerieten, hat er gekauft.
>> Otto Liebmann schreibt 1904:"Gesetzt den Fall, es verliefe jedes Geschehen mit genau derselben Geschwindigkeit, so würde gar kein Zeitmaß vorhanden sein. Der Strom des Geschehens wäre dann uferlos."
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>Oops, da muss ich noch nachdenken. Scheint so ein typischer Konfusionssatz zu sein. Man grübelt und grübelt und am Ende kommt raus, dass er gar nichts aussagt.
>Wussten Sie, dass an ihren Füssen, die Gravitation höher ist, als an ihrem Kopf und dort nach der Einsteinschen Relativitätstheorie die Zeit deswegen langsamer verläuft? Drüber nachgedacht? Konfus geworden?
>Die Geschwindigkeiten der Computer und ihrer Software gleichen sich immer mehr an. Irgendwann wird rund um die Uhr in allem zur Kasse und per Termin gehandelt.
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>Wen interessieren heute noch Kassa-Kurse?
>> Die Börse ist auch die Erinnerung an andere Zeiten. Schon im alten Rom gab es Börsen. Gehandelt wurden Anteile an großen Steuerpacht-Compagnien. Cicero weist in seiner Rede über den Oberbefehl des Pompeius auf"partes" hin, die"in illo tempore carrissimae" waren. In jener Zeit vor der Katastrophe, die der große Mithridates den Römern bereitete.
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>Und selbst für die Römer war es wohl schon kalter Kaffee. Auch die alten Griechen hatten wohl schon vor den Römern richtige Spekulationsblasen (so weit ich weiß Grundstückspekulation).
>> In der Offenbarung schreibt der Apostel Johannes (12, 12):"Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu Euch herab und hat einen großen Zorn. Denn er weiß, daß er wenig Zeit hat."
>>+++++
>Dem schliesse ich mich an.
>> Der Religionshistoriker Benz schreibt, dass allen Heilserwartungen eins gleich sei: Sie würden beinhalten, dass alle in der noch verfügbaren Zeit alles erleben würden, was es überhaupt zu erleben gibt. Und dass die Zeit bis hin zum ersehnten Moment dabei immer schneller abläuft. Erfüllt sich die Heilserwartung nicht, zerstreuen sich die Adepten schnell.
>Die ersten Christen waren auch davon überzeugt, noch zu ihren Lebzeiten die Wiederkehr Christi erleben zu dürfen.
>Sie durften nicht.
>Die Kirche gibt es heute noch.
>"Ihr wisst nicht den Tag, noch die Stunde..."
>Ganz so einfach ist es also wohl nicht.
>> So erscheint mir das große Bild der Börsen, das ich zu sehen vermeine.
>> Mit freundlichem Gruß
>> Qu.
>Viele Grüße
>R.
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