- The Daily Reckoning - Make It Stop Hurting! (Gary North) - Firmian, 16.03.2004, 20:38
- Hallo Firmian - Euklid, 16.03.2004, 21:28
- ReHi Euklid ;-) - Firmian, 16.03.2004, 22:03
- Re: ReHi Euklid ;-) - Firmian, 16.03.2004, 22:11
- Hi Firmian - Euklid, 16.03.2004, 22:41
- Re: ReHi Euklid ;-) - Firmian, 16.03.2004, 22:11
- ReHi Euklid ;-) - Firmian, 16.03.2004, 22:03
- Dt. Fassung - Firmian, 18.03.2004, 01:44
- Hallo Firmian - Euklid, 16.03.2004, 21:28
Dt. Fassung
-->Phase II hat begonnen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der US-Aktienmarkt scheint in die Phase II des großen Bärenmarktes
eingetreten zu sein. Letzte Woche verlor er in 4 Tagen 467 Punkte. Und
kaum jemand nahm davon Notiz.
Der nationale amerikanische Charakter war auf die Phase I gut
vorbereitet. Dieser Charakter war gekennzeichnet durch die Worte
"blasiert, sorglos,... von Geburt an relaxed." Diese Gedanken kamen
mir gestern Abend, als ich in Paris in der Metro saß und eine laute
Gruppe amerikanischer Teenager auf Klassenfahrt einstieg. Die Frau,
die die Gruppe begleitete - entweder eine Lehrerin oder ein Elternteil
- sah so aus, als ob sie einmal hübsch gewesen war. Aber sie hatte
kein Make-up benutzt. Sie war so gekleidet, als ob sie auf dem Weg ins
Fitness-Studio sei. Sie war zwar offensichtlich eine Aufsichtsperson
für diese Schulklasse, aber sie hing faul, dumm, gewöhnlich in ihrem
Sitz herum. Und auf einer anderen Bank saß ein weiterer Erwachsener,
der diese Gruppe begleitete. Dieser junge Mann hatte sich nicht darum
gekümmert, sich die Schnürsenkel zu binden, oder seine Haare zu
kämmen.
In Amerika würde das keinem auffallen. Jeder ist so locker, leben und
leben lassen. Im Vergleich dazu sind die Franzosen - und
wahrscheinlich auch die Deutschen - anders: Hier gibt es einen
allgemeinen Respekt für Kultur, Klasse und Stil. Die Briten hingegen
tendieren zu Geschmacklosigkeit, Rowdytum oder unsicherer Anti-Kultur
- zumindest ist das der Eindruck, den man erhält, wenn man Zeitung
liest oder eine Kunstausstellung in London besucht oder die Londoner
Oxford Street lang spaziert. Auch die Amerikaner waren einmal für ihre
Geschmacklosigkeit bekannt. Aber das war eine naive, energiegeladene,
barocke Geschmacklosigkeit... unschuldig und fast attraktiv. Jetzt
sind die Amerikaner zu weich und zu schlaff, um geschmacklos zu sein.
Sie nehmen alles hin... weil sie sich nicht darum kümmern, darüber
nachzudenken.
Heute Morgen saß ich wieder im Zug, auf dem Weg nach London. Da saß
mir ein fetter junger Mann in T-Shirt gegenüber, mit einer ziemlich
dünnen Frau an seiner Seite. Er zog seine Schuhe aus und legte seine
stinkenden Füße auf den Sitz. Als er seinen Mund öffnete, hörte ich,
dass er - wie ich - Amerikaner ist. Ein Fettsack. Ich studierte ihn
ausgiebig. Ich fragte mich, ob er wohl weiß, wie abstoßend er wirkt?
Oh nein... er begann, die grantige französische Frau, die seine Frau
gewesen sein muss, zu küssen. Und dann griff sie unter sein T-Shirt,
um seinen Rücken zu reiben. Uh oh... sie sahen sich gegenseitig tief
in die Augen... sie müssen beide frisch verheiratet gewesen sein...
oder beide blind... sie umarmten sich... ich dachte, dass mir
schlecht werden könnte.
Ich bin ja selbst Amerikaner. Ich will gut über Amerikaner denken. Und
außerdem will ich nicht wegen Äußerlichkeiten Vorurteile haben...
denn was für einen Unterschied macht es, wie Leute aussehen, oder wie
sie sich anziehen? Aber dennoch: Im Atem des amerikanischen nationalen
Charakters rieche ich - schwach - unser verfallendes nationales
Schicksal. So hätte es vielleicht Aristoteles ausgedrückt, wenn er
darüber nachgedacht hätte.
Vier Jahre im 21. Jahrhundert sind vergangen. Und die Amerikaner sind
so im Reinen mit sich und mit dem Leben im allgemeinen... sie
ignorieren die Probleme des Lebens so konsequent... dass sie fast ihr
Bewusstsein verloren haben. In den 1970ern stieg das amerikanische
Leistungsbilanzdefizit auf 1 % des BIP. Die Volkswirte waren
alarmiert. Der Dollar fiel. Die Aktienkurse fielen. Die Nation war so
aufgeschreckt und der Dollar so schwach, dass die Zinsen auf 15 % für
US-Staatsanleihen stiegen. Eine normale Aktie - die ein KGV von 6
hatte - hatte eine Dividendenrendite von über 5 %.
Heute liegt das Leistungsbilanzdefizit bei über 5 % des BIP, und die
Ã-konomen sehen kein Problem. Derzeit leiht sich die US-Regierung
fleißig Geld in einer Währung, die sie selber kontrolliert. Und die
ausländischen Zentralbanken scheinen immer noch glücklich zu sein, den
USA Geld leihen zu können. In den letzten 3 Monaten stiegen ihre
Bestände an US-Staatsanleihen mit einer Jahresrate von über 50 % auf
über 1 Billion Dollar.
Aktien, Immobilien, Beschäftigung, Zinsen, Staatsausgaben... alle
Dinge, auf die die Amerikaner setzen, um ihre fetten und glücklichen
Leben fortsetzen zu können, hängen von den Ausländern ab... und die
könnten weniger locker als die Amerikaner sein. Alleine die Japaner
gaben im Januar 70 Milliarden Dollar ihrer eigenen Währung aus, um die
amerikanische Fantasie-Wirtschaft am Leben zu erhalten. Selbst das war
nicht genug; der Dollar fiel trotzdem. Im selben Monat sprach der
japanische Finanzminister Sadakazu Tanigaki laut aus, dass Japan es
seiner Meinung nach damit übertreiben würde. Vielleicht wäre es
besser, wenn die japanische Zentralbank noch andere Dinge im Safe
hätte als US-Staatsanleihen, so sein Vorschlag.
Die Bedrohungen für den amerikanischen"way of life" werden in Amerika
selbst kaum bemerkt. Nehmen wir den Aktienmarkt: Sobald er einmal in
Bewegung ist, dann fällt er so lange weiter, bis er zu stark gefallen
ist. Der Kursrückgang hört nicht etwa auf, wenn die Aktien vernünftig
bewertet sind - sondern erst dann, wenn sie günstig bewertet sind.
Auch eine Währung fällt nicht auf ihren fairen Wert... sondern
deutlich tiefer. Dann ist sie wiederum aus dem Gleichgewicht, aber
dieses Mal von der anderen Richtung aus gesehen.
In Phase I war der Rückzug ordentlich und ruhig. Aber Phase II könnte
weniger ruhig und mehr störend sein. Sie könnte vielleicht sogar die
Amerikaner aus ihren sorglosen Träumen aufwecken...
Jetzt zu Eric mit mehr News...
Mittwoch, 17. März 2004
Sorgenlose Amerikaner
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
"Der Sieg der Sozialisten (bei der Wahl in Spanien) ist ein Schlag
gegen die globale Unterstützung des Irakkriegs von Präsident Bush", so
CBS Marketwatch,"da der neugewählte Premier verspricht, die
spanischen Truppen vor Ende Juni aus dem Irak nach Hause zu holen."
Trotz der allgegenwärtigen Terrorbedrohung - oder vielleicht gerade
DESHALB - leben die Amerikaner weiterhin"für Heute", und nicht für
Morgen. Sie leihen sich weiterhin Geld, das sie nicht haben, um Dinge
zu kaufen, die sie wahrscheinlich nicht brauchen. Währenddessen
ermuntert der Fed-Vorsitzende die Bevölkerung:"Leiht Euch Geld, gebt
es aus und seid glücklich, denn morgen werden wir sterben!"... oder
so ähnlich. Das ist derselbe Mann, der einst gegen"irrationale
Übertreibungen" Stellung bezog, und jetzt befürwortet er übermäßigen
Konsum.
Denn Greenspan ermuntert die Amerikaner, ihre Hypotheken mit festen
Zinssätzen in Hypotheken mit flexiblen Zinssätzen zu wechseln, da
diese günstiger seien. Das Risiko steigender Zinsen soll man
ignorieren.
Vor zwei Wochen sagte Greenspan vor der"Credit Union National
Association" in Washington:"Aktuelle Untersuchungen der Fed sprechen
dafür, dass die Hausbesitzer im letzten Jahrzehnt Zehntausende Dollar
hätten sparen können, wenn sie Hypotheken mit flexiblen Zinssätzen
gehabt hätten, obwohl dies natürlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn
die Zinsen stark gestiegen wären."
Sicherlich. Und viele Investoren hätten auch Zehntausende Dollar
verdienen können, wenn sie Anfang 1991 Nasdaq-Aktien gekauft und diese
10 Jahre später verkauft hätten, obwohl sie natürlich Geld verloren
hätten, wenn der Aktienmarkt gefallen statt gestiegen wäre.
Während Greenspan die Kleinanleger dazu ermuntert, die letzten Cents
aus ihren Häusern zu quetschen, ermuntern auch die großen
amerikanischen Autobauer die Konsumenten, sich Geld zu leihen, um sich
Autos zu kaufen, die sie sich eigentlich nicht leisten können.
"Dank den ultra-niedrigen Zinssätzen und der Verlängerung der
Auto-Finanzierungen haben immer mehr Amerikaner auf ihren Autos höhere
Schulden lasten, als diese wert sind", beobachtet Jim Grant. Er hat
herausgefunden, dass"die Länge der durchschnittlichen
Auto-Finanzierung von 46,3 Monaten auf 61,3 Monate angestiegen ist.
2001 liehen sich die neuen Auto-Käufer für durchschnittlich nur 55
Monate Geld... und Automotive News (...) berichtet, dass die Banken
im letzten Jahr den Rubikon überschritten haben, indem sie 100,9 % des
Kaufpreises von Autos und Trucks finanzierten. 1997 lag die
Beleihungsgrenze noch bei 89 %."
Kann man da wirklich von einer"gesunden Wirtschaftserholung"
sprechen?
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Mittwoch, 17. März 2004
Geben Sie es nicht aus...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, im Zug...
*** Die Zinssätze für Hypotheken mit flexiblem Zinssatz stehen in den
USA bei 3,71 %. Aber es gibt sogar noch niedrigere Zinsen. So wurde
vor kurzem ein Haus in Atlanta für 1 Million Dollar zum Verkauf
angeboten. Mit einer Hypothek, bei der monatlich nur Zinszahlungen zu
leisten sind, und zwar Zinsen in Höhe von 2.291,67 Dollar. Das würde
einem Zinssatz von 2,25 % entsprechen.
*** Man ist versucht, sich Geld zu leihen. Die Gläubiger vergeben sehr
freigiebig Geld. Der Tag wird kommen, an dem eine Hypothek mit 2,25 %
Zinssatz wie eine Amazon-Aktie zum Kurs von 400 Dollar aussehen wird -
ein Geschenk der Götter des Marktes. Und klug war es, die Amazon-Aktie
zu diesem Kurs nicht zu kaufen... sondern zu verkaufen. Noch besser:
Eine eigene Amazon zu gründen und deren Aktien an die Ã-ffentlichkeit
zu verkaufen. Die Investoren vergeben sehr freigiebig Geld. Aber man
hätte das Geld in den Zeiten des Internet-Booms lieber sparen sollen.
Nach dem Crash hätte man dann eins der überlebenden
"dotcom"-Unternehmen kaufen können.
Aber wie kann man von der heutigen Freigiebigkeit der Gläubiger
profitieren? Soll man das angebotene Geld annehmen. Vielleicht. Aber
vergessen Sie nicht: Geben Sie es nicht aus.
*** Reisen ist nicht mehr so einfach, wie es einmal war. Meine Reise
wurde heute Morgen durch verdächtige Pakete unterbrochen... ich
musste eine Stunde warten, bis der Sicherheitsdienst die dreckige
Wäsche von irgendjemandem entschärft hatte.
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Mittwoch, 17. März 2004
Paul Volcker und Alan Greenspan - zwei unterschiedliche Denkschulen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich habe bereits oben erwähnt, dass die Zinsen für Hypotheken mit
flexiblem Zinssatz derzeit in den USA auf 3,71 % gefallen sind. Der
Leitzins steht bei 1 %. Die Fed fährt immer noch eine Politik des
"leichten Geldes". Das war einmal anders. Vor ziemlich genau 24
Jahren, nämlich am 15. Februar 1980, erhöhte die Fed die Zinsen um
einen vollen Prozentpunkt - auf 13 %. Und am 14. März wurden die
Reserve-Verpflichtungen noch einmal erhöht und der Kreis der von
dieser Maßnahme betroffenen Banken ausgeweitet. Schließlich wurde ein
freiwilliges Programm zur Selbstbeschränkung von Kreditvergaben
angekündigt, dass die Banken dazu nötigte, ihre Ausleihungen -
insbesondere für spekulative Zwecke - einzuschränken. Warum verhielt
sich die Fed damals so? Nun, sie hatte ein anderes Problem - das heute
als Ziel gesehen wird. Inflation. Und der Fed-Vorsitzende hieß damals
nicht Greenspan, sondern Volcker.
Die geballten Maßnahmen zur Einschränkung der Kreditvergaben zeitigten
schließlich den gewünschten Effekt: Die Inflationsrate begann zu
sinken und hörte damit daraufhin im Verlauf der folgenden 22 Jahre
nicht mehr auf.
Die Begleiterscheinungen von Volckers schlagartiger Geldverknappung
waren schmerzhaft. Die Aktienkurse gaben kräftig nach. Die
Arbeitslosenzahlen stiegen. Spekulanten wurden in den Ruin getrieben.
Die Rendite langfristiger Staatsanleihen stieg bis auf 15 %. Auf den
Stufen des Capitols versammelte sich der Mob, um Bilder von Volcker zu
verbrennen.
Volckers Programm war jedoch erfolgreich. Zusammen mit der
Inflationsrate gaben auch die langfristigen Zinsen unter Schwankungen
im Verlauf der nächsten zwanzig Jahre kontinuierlich nach. Ebenso das
Gold: Vom historischen Hoch von 850 US$, das am 19. Januar 1980
markiert wurde, sank der Preis bis zum Juli 1999 auf das zyklische
Tief von 253 US$. Zu den Spitzenpreisen Ende der Siebziger war eine
einzige Unze Gold genauso viel Wert wie die 30 Aktien des Dow Jones!
Aus diesem Grund zog es beispielsweise die Komödiantin Bette Milder
vor, ihre Tantiemen lieber in Form südafrikanischer Goldmünzen als in
US$ zu beziehen!
Im Januar 1980, an den ersten beiden Handelstagen des Jahres, machte
der Goldpreis einen unglaublichen Satz: Er stieg um 110 US$ auf 634
US$! Dieser Anstieg war so heftig, dass die Zentralbanker darüber zu
sinnieren begannen, ob Gold seine Rolle als Anker des internationalen
Finanzsystems nicht doch wieder spielen könne. G. William Miller,
Staatssekretär im US-Schatzamt, kündigte an, dass die USA in Zukunft
keine Gold-Auktionen mehr durchführen würden. Er ließ die Presse
wissen, dass er die aktuelle Situation"für weitere Gold-Auktionen für
ungeeignet" hielt. 30 Minuten nach dieser Ankündigung war der
Goldpreis um weitere 30 US$ bis auf 715 US$ pro Unze nach oben
geschnellt. Tags darauf wurde das gelbe Metall bei 760 US$ notiert, um
schließlich am 21. Januar den historischen Höchststand von 850 US$ pro
Unze zu markieren.
Damit war der Goldpreis in den zwölf Jahren bis 1980 mit einer
durchschnittlichen Jahresrate von 30 % gestiegen! Die Inflation wies
dagegen im gleichen Zeitraum lediglich eine durchschnittliche
jährliche Steigerungsrate von 7,5 % auf. Die 30 %ige Rendite, die mit
dem Gold in diesen 12 Jahren erzielt werden konnte, war mehr, als mit
Aktien auf Sicht von 12 Jahren jemals zu verdienen gewesen war. 1980
war die Summe des in Gold angelegten Kapitals höher als die gesamte
Marktkapitalisierung des US-Aktienmarkts. Zu diesem Zeitpunkt waren
viele Anleger überzeugt, dass Gold das einzig Wahre sei und seine
Kurse den Höhenflug fortsetzen würden."Gold ist unzerstörbar", hieß
es. Und:"Gold ist ewig!" Im Chor:"Beherzige die goldene Regel: Wer
das Gold hat, hat die Macht!"
Also kauften viele Anleger weiter Gold... und bedauerten diese
Entscheidung die nächsten zwanzig Jahre lang.
In diesen zwei Jahrzehnten trennten sich die Wege von Gold und Dow
Jones. Sie marschierten in komplett andere Richtungen. Der Dow
beendete das Jahrhundert am 31. Dezember 2000 auf dem Stand von 10.787
Punkten - die Unze Gold kostete am gleichen Tag 273 US$.
An dem Tag, als Greenspan seine Arbeit in Washington aufnahm, stand
der Dow gerade einmal bei 785 Punkten. Alan war immer noch nicht ganz
trocken hinter den Ohren, als der Dow seinen Siegeszug antrat. Am 9.
Dezember 1974 markierte der Dow auf 570 Punkten ein zyklisches Tief.
Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis der im
Standard&Poor's-Index zusammengefassten Aktien lag damals bei 7,3.

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