- Völkermord im Kosovo unter den Augen von UN und NATO? - RK, 19.03.2004, 20:20
- Der Krieg der Gutmenschen muss gerecht bleiben - mguder, 19.03.2004, 20:46
- Re: Der Krieg der Gutmenschen muss gerecht bleiben - Clarius, 19.03.2004, 22:31
- Sehr interessant... - RK, 20.03.2004, 00:45
- Re: Sehr interessant... - Karl52, 20.03.2004, 02:26
- Sehr interessant... - RK, 20.03.2004, 00:45
- Re: Der Krieg der Gutmenschen muss gerecht bleiben - Clarius, 19.03.2004, 22:31
- Auch hier: Scholl-Latour warnt schon lange!!! - YooBee, 20.03.2004, 14:49
- Der Krieg der Gutmenschen muss gerecht bleiben - mguder, 19.03.2004, 20:46
Völkermord im Kosovo unter den Augen von UN und NATO?
-->http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/17007/1.html
Terror im Kosovo
Stefan Tenner 19.03.2004
Auch in der zweiten Gewaltnacht setzten die Kosovo-Albaner den Terror gegen die serbische Minderheit fort - Völkermord unter den Augen von UN und NATO?
Vor fĂŒnf Jahren war die serbische Provinz"Kosovo und Metohien" ein Top-Thema fĂŒr viele westliche Politiker und MilitĂ€rs. Ăber den Krieg der NATO gegen Jugoslawien wurde im MĂ€rz 1999 entschieden ( Die NATO zieht in den Krieg). Als es vorbei schien und NATO und UN die Kontrolle ĂŒbernahmen, versprachen sie ein multiethnisches Zusammenleben. Oder sie hofften es wenigstens. Ein Leben ohne Gewalt, ohne Krieg, ohne ethnische Konflikte. Ein friedliches Nebeneinander in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz. Die Probleme schienen schwierig, aber erst einmal lösbar zu sein und das Thema verschwand wieder von der medialen Tagesordnung ( Der vergessene Krieg).
Doch der Frieden im Kosovo war ein herbei gebombter Frieden. Und er war scheinheilig, wurden doch Terroristen und in Kriegsverbrechen verstrickte MilitĂ€rs zu hofierten politischen GröĂen. Die Vertreibung von Serben und anderen Minderheiten wurde ebenso hingenommen wie die Schaffung von aufwĂ€ndig bewachten ethnischen Gettos, die nötig wurden, um Ăbergriffe zu vermeiden.
Die Ereignisse, die nun seit dem 17. MĂ€rz 2004 das Kosovo bestimmen ("Kristallnacht" im Kosovo), zeigen dass auch die internationale PrĂ€senz weder die viel beschworenen Standards erreicht, noch die KlĂ€rung der Statusfrage in Sicht ist. Mindestens 31 Tote, 500 Verletzte, darunter 96 Polizei- und KFOR-KrĂ€fte und 14 zerstörte serbisch-orthodoxe Kirchen oder Klöster und angezĂŒndete WohnhĂ€user in Orten mit serbischer Bevölkerung offenbaren, dass UN und NATO nicht Herr ĂŒber die ethnischen, wirtschaftlichen und soziale Probleme der Provinz sind.
Der unwahre Auslöser
Die monatelangen Warnungen blieben bis zum Schluss ungehört. Immer wieder gab es Hinweise aus Belgrad oder dem Kosovo, die UNMIK (die Zivilverwaltung) und KFOR (NATO-Truppe) auf die prekĂ€re und gefĂ€hrliche Lage der Minderheit der Serben und anderer Ethnien hinwiesen. Man lockerte lieber den Schutz von Klöstern und Ortschaften und sorgte damit fĂŒr Unsicherheit und Proteste der Serben. Hinzu kamen AnschlĂ€ge, die selten aufgeklĂ€rt und somit oftmals als ethnisch motiviert gewertet wurden. Und so konnte nun eine kleine, bildhafte und dazu fĂŒr viele durchaus denkbare Geschichte die Proteste auslösen. Oder vielleicht hatte man nur auf eine passende Gelegenheit gewartet? Die Gewalt, die sich nun Bahn brachfolgte, war seit 1999 nicht mehr so schlimm gewesen.
Eine Gruppe von vier albanischen Jungen sei am Dienstag von einem Serben mit Hunden in einen Fluss getrieben worden, schrieb zunĂ€chst die albanischsprachige Zeitung Zoki. Die Ausschreitungen begannen, nachdem am Mittwochnachmittag eine zweite Leichen dieser Jungen gefunden wurden. Erst am Abend stellte UNMIK-Sprecher Derek Chappel klar, dass die Geschichte nicht wahr sei und die Jungen freiwillig ĂŒber den Fluss geschwommen und drei von ihnen dabei abgetrieben seien. Doch das Dementi kam zu spĂ€t, der Terror war lĂ€ngst im Gange. Chappel sagte weiter in der Nacht gegenĂŒber dem ORF ĂŒber die eskalierte Gewalt:
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Es gab zuvor bereits Gewalt im Kosovo, aber dieses Mal war das eine koordinierte Aktion. Die Gewalt brach in einer Vielzahl von Orten zur gleichen Zeit aus, das zeigt, dass das geplant war.
Auch internationale Polizeivertreter gaben gegenĂŒber der Provinzregierung an, dass die ĂberfĂ€lle auf die serbischen Enklaven zentral organisiert wurden, berichtete die Nachrichtenagentur SRNA. Die Vertreter sagten, dass die Attacken nicht spontan seien.
Die Kristallnacht
Die Geschichte mit den ertrunkenen albanischen Jungen wurde von den Albanern als ein serbischer Racheakt fĂŒr einen am Montag verĂŒbten Anschlag aufgefasst. Dabei war in dem unweit von Pristina gelegenen Dorf Caglavica, ein Serbe lebensgefĂ€hrlich verletzt worden. Die serbischen Einwohner des Dorfes hatten danach eine nahe gelegene FernverkehrstraĂe blockiert und einen besseren Schutz gefordert. Und so zogen am Mittwoch mehrere Tausend gewaltbereite Albaner zum Ort der Proteste.
Zuvor kam es zu den ersten ZusammenstöĂen in der Stadt Kosovo Mitrovica. Albaner hatten gegen die VorfĂ€lle mit den albanischen Jungen protestiert. Die BrĂŒcke, die die ethnisch geteilte Stadt verbindet, war zuvor von der KFOR geschlossen worden. Albaner durchbrachen jedoch ohne groĂe Probleme die Sperren. In einem von Serben bewohnten Teil im Norden der Stadt wĂŒteten Albaner zunĂ€chst 15 Minuten lang, zerstörten Autos und warfen Steine auf Serben. Die Albaner wurden jedoch zurĂŒckgedrĂ€ngt. Wenig spĂ€ter wurde eine Serbin auf der Terrasse ihres Hauses von einem HeckenschĂŒtzen erschossen. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Albanern und sich verteidigende Serben, wobei ein weiterer Mensch getötet wurde.
Zur gleichen Zeit durchbrachen die Albaner in Caglavica Sperren der KFOR. Die Serben verteidigten dort teilweise mit Heugabeln ihre HĂ€user. In Lipljan wurde zunĂ€chst ein 70jĂ€hriger Serbe auf offener StraĂe von Albanern angegriffen. Wenig spĂ€ter demolierten mehrere hundert Albaner dort HĂ€user. In Pec attackierten Albaner ein UN-Quartier und zerstörten deren Autos. Zwei Serben wurden in Kosovo Mitrovic mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Verletzungen hatten ihnen Albaner mit einer Axt zugefĂŒgt. In Kosovo Mitrovica kam es zu Schusswechseln ĂŒber den Fluss hinweg zwischen den beiden ethnisch unterschiedlichen Stadtteilen. Eine gröĂere Gruppe von Albanern setzte im von Serben bewohnten Stadtteil eine Schule, ein leeres Krankenhaus und ein Cafe in Brand.
In Prizren kam es zum ZusammenstoĂ zwischen Albanern und der UN-Polizei. Bewaffnete Albaner aus Pristina und Kosovo Polje rĂŒckten auf das Dorf Bresje vor, wo bis zum Abend 30 serbische HĂ€user angezĂŒndet wurden. 13 vollbesetzte Busse mit bewaffneten Albanern verlieĂen Drenica Richtung Kosovska Mitrovica, mit dem Ziel UNMIK und KFOR zu attackieren. Eine von deutschen KFOR-Truppen bewachte orthodoxe Kirche wurde in Prizren angezĂŒndet. UN-Mitarbeiter flohen aus ihren BĂŒros in Gnjilane, Prizren und Pec. GegenĂŒber Radio B92, sagte ein UNMIK-Offizieller, der anonym bleiben wollte:
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Im Kosovo findet eine Kristallnacht statt. [...] Was hier passiert muss unglĂŒcklicherweise als Progrom gegen Serben beschrieben werde: Kirchen brennen und Leute werden attackiert. Und das fĂŒr keinen anderen Grund als deren ethnischen Hintergrund.
Reaktionen aus Belgrad
Die Nachrichten aus dem Kosovo verhieĂen nichts Gutes. Im serbischen Fernsehen waren die Ereignisse das einzige Thema der Nachrichtensendungen. Die wenigen verfĂŒgbaren Bilder wurden immer wieder gezeigt. Per Telefon meldeten sich Reporter, lokale Politiker oder Geistliche aus dem Kosovo, um ĂŒber die aktuelle Situation zu berichten. Um ihre SolidaritĂ€t mit den Serben im Kosovo zu demonstrieren, hatten sich spontan Tausende von Einwohnern am Mittwochabend in vielen StĂ€dten Serbiens versammelt. In der serbischen Hauptstadt unterstĂŒtzten Taxi- und LKW-Fahrer die Proteste.
Derweil hatte die erst seit zwei Wochen bestehende serbische Regierung unter Vojislav Kostunica ihre erste Probe zu ĂŒberstehen. Es wurde versprochen, alles zu tun, um die Sicherheit in der Provinz zu gewĂ€hrleisten. Doch die Möglichkeiten dazu sind beschrĂ€nkt und so konnte Kostunica lediglich anbieten:
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Unsere SicherheitskrĂ€fte sind fĂŒr jegliche Kooperationen mit internationalen KrĂ€ften bereit.
Die UN-Mission wurde aufgerufen, die Gewalt zu beenden. Auch die Botschafter der MitgliedslÀnder des UN-Sicherheitsrates trafen sich noch in der Nacht mit den Vertretern der serbischen Regierung. WÀhrenddessen kam es aber auch in verschiedenen zentral-serbischen StÀdten zu Ausschreitungen von randalierenden Jugendlichen. So wurden, weitab von den friedlichen Versammlungen, auch die Moscheen in Belgrad und Nis in Brand gesetzt. Mehrere Polizisten wurden dabei in Belgrad zum Teil schwer verletzt. Mehrere Autos, darunter Polizeiwagen oder Fahrzeuge der UN, brannten aus. Gegen Demonstranten vor der US-amerikanischen Botschaft, setzte die Polizei TrÀnengas ein.
Am Donnerstag besuchte der Kosovo-Beauftragte der serbischen Regierung die Provinz. Vojislav Kostunica und sprach sich fĂŒr die Ausrufung des Ausnahmezustandes im Kosovo aus, um die dortigen Serben vor ethnischen SĂ€uberungen zu bewahren. Er rief den UN-Sicherheitsrat auf, eine Resolution ĂŒber den albanischen Terrorismus zu verabschieden. Bei einem SolidaritĂ€tsmarsch fĂŒr die Serben im Kosovo fanden sich am Freitagmittag Zehntausende in der Hauptstadt ein. Alle serbischen Rundfunkstationen unterbrachen um 12 Uhr fĂŒr drei Minuten ihr Programm.
Die Medien und Reaktionen
Die Berichte ĂŒber die Ereignisse sind in westlichen Medien derzeit skandalös. CNN stellte die Attacken der Albaner als logisch dar. Westliche Medienberichte sprachen von Ausschreitungen zwischen Serben und Albanern, obwohl der Terror von der albanischen Seite ausging und serbisch bewohnte Gebiete und KulturgĂŒter systematisch angegriffen wurden. Die falsche Geschichte ĂŒber die albanischen Jungen und die brennenden Moschee in Nis und der wĂŒtende Hooligan-Mob vor der Moschee in Belgrad kehrten das eigentliche Bild ĂŒber die Ereignisse im Kosovo um. Selbst die linksliberale deutsche Presse zeigte sich, mit einigen wenigen Ausnahmen, nicht gewillt, die Lage sachgemÀà zu beschreiben.
Die internationalen Organisationen beschrĂ€nkten sich bisher auf Mahnungen, die Gewalt zu beenden. Die NATO mit einer PrĂ€senz von bislang 27.000 Soldaten verstĂ€rkte ihre Truppen. Auch Deutschland schickt 600 zusĂ€tzliche Soldaten in den Kosovo. Der UN-Sicherheitsrat rief Serben und Albaner gemeinsam auf, die Gewalt zu beenden. Ein Aufruf allein gegen die Kosovo-Albaner wurde abgelehnt. Lediglich Russland unterstĂŒtzte die Position Serbiens und Montenegros. Obwohl die Definition fĂŒr Völkermord die Situation im Kosovo erfĂŒllen dĂŒrfte, schaut die"Internationale Gemeinschaft" dem separatistischen Treiben der Albaner weiterhin zu. Die Situation im Kosovo radikalisiert die Gesellschaft auch in Zentralserbien und der Vojvodina, die vor allem die Jugend ergreift. Der derzeitige Konflikt schafft einen NĂ€hrboden, der fĂŒr die Zukunft der Region nur Böses ahnen lĂ€sst.
Inzwischen gingen auch am zweiten Tag die AnschlĂ€ge im Kosovo weiter. In Prizren wurden ein Kloster und eine Kirche durch ein Feuer zerstört. Zwei Kirchen in der NĂ€he von Prizren wurden vom Feuer beschĂ€digt. In Knjazevac wurden auf ein serbisches Haus zwei Molotow-Cocktail geworfen. In Kosovo Mitrovica steckten Albaner die Kirche St. Sava in Brand, andere kirchliche GebĂ€ude folgten. In Lipljan hatten Albaner eine Polizeistation mit Granaten beworfen und versucht, ein Kloster im Zentrum der Stadt anzuzĂŒnden. Polizei und Armee evakuierten alle Serben aus der Stadt. Die Liste dĂŒrfte sich in den nĂ€chsten Tagen fortsetzen lassen...

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