- The Daily Reckoning - The Short Happy Life Of Fiat Currency (Christopher Mayer) - Firmian, 18.03.2004, 20:55
- Dt. Fassung - Firmian, 19.03.2004, 22:07
Dt. Fassung
-->Freuen Sie sich: Das Ende kommt!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Sie werden sich daran erinnern, dass ich in den letzten Wochen zwei
wichtige Einschätzungen abgab. Ich schätzte, dass wir vielleicht das
letzte Mal in unserem Leben einen Goldpreis von unter 400 Dollar pro
Feinunze gesehen haben werden. Und ich schätzte - erst diese Woche -,
dass die Bärenmarkt-Rally von 2002-2004 endlich vorbei ist. In beiden
Fällen sicherte ich meine Einschätzung durch die Einleitung"Ich
denke" ab.
Ich war mit meinen Einschätzungen glücklich. Und noch glücklicher war
ich mit meiner Absicherung. Denn kaum hatte ich meinen Text
abgeschickt, da fiel der Goldpreis unter 400 Dollar... auf 395
Dollar. Jetzt steht er wieder deutlich über der Marke von 400 Dollar,
wo er auch sein sollte. Aber ich behalte das"Ich denke" vor meiner
Einschätzung, dass er über 400 stehen sollte, bei - für alle Fälle.
"Die Nachfrage nach neuen Hypotheken steigt um 40 %", so CNN. Die Zahl
der Anträge ist letzte Woche um 25 % gestiegen. Und überall aus den
USA kommen Anzeichen dafür, dass der Immobilienboom noch nicht
komplett vorüber ist. In Arizona haben die Hausverkäufe neue
Rekordwerte erreicht. Und in Orange County in Kalifornien sind die
Immobilienpreise im letzten Jahr um 23 % gestiegen.
Aber mir fällt auf, dass alle größeren Indizes zwischen Januar und
März ihre Höchstkurse gesehen haben... genauso wie das vor 4 Jahren
in den USA und vor 14 Jahren in Japan der Fall gewesen war. Ich denke
- und dabei kreuze ich meine Finger - dass diese Rally vorbei ist.
Der Ã-lpreis stieg gestern auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Der
Dollar ist wieder gefallen. Es gibt jede Menge Schulden, aber nur
wenige Jobs.
Sollte es wirklich so sein, dass mich über die Fortsetzung des
Bärenmarktes freuen würde, so mögen sich einige Leser(innen) fragen?
Würde ich mich darüber freuen, wenn die Investoren am Aktienmarkt Geld
verlieren würden? Würde ich Schadenfreude haben... wenn die
Amerikaner höhere Schulden für ihre Häuser und Autos aufgenommen
hätten, als diese wert sind?
Nun... ja... es ist nur Geld... und es ist so eine große Komödie!
Und nebenbei gesagt - welche herzlose Bestie würde schon mit ansehen
wollen, wie sich die Amerikaner weiter ruinieren? Auf Rat von Alan
"Spekulationsblasen" Greenspan verschulden sich die armen kleinen
Leute immer weiter, womit sie für ihr Geld ein immer tieferes Grab
schaufeln. Sie erhöhen die Hypotheken auf ihre Häuser, um das kaufen
zu können, was sie sich nicht leisten können und was sie nicht
brauchen. Und sie setzen darauf, dass Alan Greenspan die richtigen
Dinge tun wird, damit sie niemals für ihre Fehler zahlen müssen.
Tag für Tag verliert die gesamte Nation ihre Jobs, ihre Fähigkeiten,
ihr Kapital... und sie riskiert, auch ihre Seele zu verlieren... an
die leichten Kredite. Die Staatsverschuldung steigt in den USA um 2
Milliarden Dollar PRO TAG. Und das amerikanische Handelsbilanzdefizit
liegt bei 500 Milliarden Dollar pro Jahr. Ben Bernanke von der Fed hat
versprochen, die kurzfristigen Zinsen so niedrig wie notwendig zu
lassen, so lange wie notwendig... um sicherzustellen, dass diese
Kreditblase weitergeht.
Je eher das vorbei ist, desto besser. Also freuen Sie sich, liebe(r)
Leser(in). Das Ende kommt... denke ich.
In der Zwischenzeit ist hier unser Korrespondent in New York, Eric
Fry, mit dem, was dort gerade passiert:
Freitag, 19. März 2004
Sicherer Hafen Gold
von unserem Korrespondenten Eric Fry, vom Herz der Wall Street...
Nach deutlichen Verlusten im Handelsverlauf schaffte es der Dow Jones
gestern ja doch noch fast in die Gewinnzone. Die Aktienkäufer schienen
durch die News, dass die Inflation steigt, nicht besonders stören
lassen. Und auch nicht durch die Tatsache, dass es eine Woche nach den
tödlichen Anschlägen in Madrid im Irak wieder einen größeren Anschlag
gab.
Beim Goldpreis spiegelte sich das allerdings schon wider, der steht
jetzt bei rund 410 Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Kurs dieses
"sicheren Hafens" seit rund einem Monat. Vielleicht ist das auch eine
Reaktion auf die steigende Inflation in den USA, die sich allerdings
in den offiziellen Zahlen noch nicht deutlich zeigt. Der
Konsumentenpreis-Index ist demnach im Februar um 0,3 % gestiegen, was
gegenüber dem Vorjahreswert ein Plus von nur 1,2 % bedeutet.
Aber für die unter uns, die in den USA leben und dort essen, Häuser
haben und Autos fahren - da sind die Preissteigerungen im realen Leben
deutlich fühlbarer. Einige Anzeichen für Inflation sind
offensichtlich.
So stiegen zum Beispiel die Energiepreise im Februar um 1,7 %, während
die Kernrate der Inflation um 0,2 % anstieg. Das war der erste Anstieg
seit 18 Monaten. Und natürlich sind die Kosten für medizinische
Versorgung im Februar wieder doppelt so stark gestiegen wie die
allgemeine Inflationsrate. Zeichen für eine Wiederbelebung der
Inflation sind so zahlreich wie Akne im Gesicht eines Teenagers. Der
Ã-lpreis ist auf über 38 Dollar gestiegen, während die Benzinpreise an
den Tankstellen fast auf neue Allzeithochs gestiegen sind.
Die Raffinerien arbeiten rund um die Uhr, um die Nachfrage befriedigen
zu können - aber die Benzinpreise steigen trotzdem. Die amerikanischen
Raffinerien hatten im Februar eine Kapazitätsauslastung von 90,5 % -
"was nur ein einziges Prozent unter der höchsten Kapazitätsauslastung
in einem Februar liegt, die wir 1998 gesehen haben", so API.
Vielleicht sind teure Benzinpreise noch keine allgemeine Inflation -
aber das bedeutet nicht, dass es weniger schmerzvoll ist, wenn man
sein Auto auftankt.
Und dann sehen wir auch eine"Inflation" bei den Anträgen auf neue
Hypotheken. Letzte Woche haben diese den höchsten Wert seit Juli 2003
erreicht, laut einer Umfrage der Vereinigung der amerikanischen
Hypothekenbanken. Der entsprechende Index dieser Vereinigung stieg in
der Woche, die am 12. März endete, um 25,6 %. Ich nehme an, dass ein
Teil der frischen Hypotheken seinen Weg zu den Shopping Malls und
Autohändlern finden wird. Denn, wie Sie wissen: Die Amerikaner erhöhen
auch Hypotheken auf bestehende Häuser, um dieses Geld dann konsumieren
zu können. Also kann man damit rechnen, dass die Konsumenten auch
zumindest im zweiten Quartal das Geld anderer Leute ausgeben werden,
was die Konsumausgaben steigen lassen wird.
Was soll man von der Wiederauferstehung des Goldes halten? Kevin Kerr,
Herausgeber von"Kwest Market Edge", meint dazu:"Der Goldpreis wird
sehr bald wieder über die Marke von 425 Dollar gepusht werden. Gold
ist ein sicherer Hafen... und angesichts der omnipräsenten und
wachsenden Terrorangst zu Hause und im Ausland schlafen viele
Investoren besser, wenn sie ein paar Goldbarren unter ihrem
sprichwörtlichen Kopfkissen haben."
Laut Kerr hat die Entscheidung Spaniens, seine Truppen aus dem Irak
abzuziehen, den Terroristen der Welt die Botschaft gesendet, dass es
"effektiv ist, Dinge in die Luft zu sprengen". Die Implikationen
dieser Botschaft sind den Gold-Investoren bewusst.
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Freitag, 19. März 2004
Eindrücke aus Tokio, London und Paris
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** In Japan müssen Mr. Mizoguchi und seine Mitarbeiter langsam zu
schwitzen anfangen. Denn sie haben in den letzten 14 Monaten rund 320
Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen investiert, um den Dollar zu
stützen. Auf Yen-Basis verringert sich der Wert dieser Anlage fast
jeden Tag. Wenn sie aufhören, US-Staatsanleihen zu kaufen, dann können
die japanischen Unternehmen kein Geld mehr mit dem Verkauf von
Produkten an die Amerikaner verdienen. Aber was hat man schon davon,
wenn man Geld verdient... das man dann aber seinen bettelarmen Kunden
leihen muss, damit diese weiter Waren kaufen können?
*** Und hier ist ein Bericht aus erster Hand, von Merryn Somerset-Web,
der für die MoneyWeek aus dem Land des rohen Fischs berichtet:"Tokio
hat sich verändert, seit ich das letzte Mal hier war - das Ausmaß der
Bauarbeiten ist beeindruckend. Die Bauarbeiten bei den Roppongi-Hügeln
haben das Zentrum so verändert, so dass sich jeder, der das alte Tokio
kennt, nicht mehr zurechtfindet. Viele alte Häuser sind schon lange
weg, und die Stadt, die von Natur aus eigentlich ziemlich
runtergekommen ist, sieht jetzt viel glänzender aus. Es ist auch
billiger hier - viel billiger als in London (aber teurer als in
Deutschland) -, alles von Taxis bis Wein. Die Ausländer sind wegen der
Bodenbildung am Immobilienmarkt aufgeregt (das ist schon etwas, wenn
man bedenkt, dass die Immobilienpreise viele Jahre lang um 1-2 % pro
Jahr gefallen sind). Die Einheimischen sprechen schon von einer
Mini-Blase."
"Es gibt immer noch Anzeichen, die für eine Stadt in einer Rezession
sprechen, obwohl das neue Prada-Gebäude ziemlich schön ist, und jeder
berichtet von der 2 km langen Warteschlange vor einem neu eröffneten
Luis Vuitton-Geschäft. Aber es ist einfacher als früher, ein Taxi zu
bekommen... und das ziemlich schöne, neue Restaurant, in dem ich
gestern aß, war bis auf meine Gruppe leer."
*** London ist ziemlich teuer. Ein einfaches Mittagessen für zwei
Personen - das in Paris weniger als 30 Euro kostet - kostet in der
britischen Hauptstadt schnell 70 Euro. Ich weiß nicht, wie die
Engländer damit klar kommen. Die Löhne in England sind vergleichbar
mit den französischen und amerikanischen Löhnen. Aber die Lebenskosten
scheinen deutlich höher zu sein. Eine Beobachtung: Die Engländer
scheinen nicht so gut zu leben.
"Ich fühle mich so, als ob ich in die Zukunft blicke... ich
verringere meine Ausgaben", sagte mir mein Kollege Dan Denning, der
vor kurzem nach London gezogen ist."Ich muss hier einfach
zurückstecken. Alles ist so teuer... deshalb muss ich aufpassen,
wofür ich Geld ausgebe. Ich erwarte, dass ich genau das auch für
Amerika erwarte, wenn der Dollar fallen wird und die Zinsen steigen
werden. Die Leute werden ihre Gürtel enger schnallen müssen, und ihren
Verstand werden sie schärfen müssen."
*** Frankreich, oder zumindest Paris, befindet sich im Alarmzustand.
Islamistische Terrorgruppen haben Drohungen geschickt. Wenn das
ernsthafte Drohungen sind, dann wäre das eine üble Wendung in der
Geschichte des islamistischen Terrors. Bis jetzt schien es so, als ob
die Terroristen durch das Verlangen motiviert waren, ihre eigenen
heiligen Länder gegen ausländische Okkupanten zu schützen. Deshalb
waren die Angriffe gegen die USA und Spanien möglicherweise das
Ergebnis der Präsenz der Truppen dieser Länder in muslimischen
Ländern.
Für die Franzosen - die eine große islamische Minderheit haben -
schien die Lösung einfach zu sein: Sich nicht im Mittleren Osten
engagieren. Aber plötzlich ist eine dunkle Wolke über der Stadt des
Lichts aufgetaucht... als eine Gruppe, die sagt, dass sie im Namen
Allahs auftritt, mitteilte, dass sie die Franzosen angreifen will,
weil Frankreich an öffentlichen Schulen das Kopftuch verboten hat. Oh
là là . Frankreich hat dieses Verbot erlassen, um zu versuchen,
religiöse Konflikte an öffentlichen Schulen zu vermeiden. Wenn die
Drohungen zu Taten werden... dann wird das einen großen und
unheilverkündenden Meilenstein setzen: Dann werden die Terroristen
nämlich versuchen, die Innenpolitik eines nicht-islamischen Landes zu
ändern.
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Freitag, 19. März 2004
Das kurze glückliche Leben von Papierwährungen
von Christopher Mayer
Im Buch"Triumph of the Optimists: 101 Years of Global Investment
Returns" habe ich aufschlussreiche Grafiken gefunden, die zeigen, wie
die Inflation den Papierwährungen geschadet hat. Dort kann man sehen,
wie nicht nur der Dollar, sondern alle Papierwährungen, zum Boden
rasen - was ihre Kaufkraft angeht.
Inflation ist hauptsächlich ein Problem des 20. Jahrhunderts, das sich
bis heute fortgesetzt hat. Vorher, also vor dem System des ungedeckten
Papiergelds, gab es Geld, das durch gewisse Wertgegenstände wie Gold
gedeckt war. Da gab es Inflation meist nur dann, wenn der Goldstandard
vorübergehend aufgehoben wurde, z.B. während Kriegen oder allgemeiner
Panik.
Und Inflation trat auch dann auf, wenn das Angebot an Gold und Silber
anstieg. Als z.B. in Kalifornien der Gold-Rush einsetzte und sich das
Angebot an Gold erhöhte, da kam es auch zu Inflation. Aber insgesamt
gesehen hat ein Dollar des Jahres 1900 im großen und ganzen noch die
Kaufkraft eines Dollars aus dem Jahr 1800 gehabt.
Im 20. Jahrhundert änderte sich das. Wie die Autoren des oben
genannten Buches schreiben:"Ein Dollar, den man sich vor 101 Jahren
unter die Matratze gelegt hätte, hätte heute nur noch 4,2 % seiner
Kaufkraft von 1900. Das bedeutet, dass 4 Cents im Jahr 1900 die
gleiche Kaufkraft hatten wie ein Dollar im Jahr 2000." Oder anders
gesagt - das ist ein Verlust von 95 %.
Hinzu kommt, dass die Preise in den USA besonders im Zeitraum nach
1970 besonders stark gestiegen sind. In diesem Buch steht, dass die
Preise nach 1970 durchschnittlich um 5,1 % pro Jahr gestiegen sind,
verglichen mit 2,4 % Anstieg in den ersten 70 Jahren des Jahrhunderts.
Was besonders Angst macht - der Dollar ist die Währung, die die
drittbeste Performance der Welt erzielt hat! Nur der Schweizer Franken
und der holländische Gulden waren besser. In den USA stiegen die
Preise in den gesamten letzten 101 Jahren um durchschnittlich 3,2 %
pro Jahr, in Großbritannien lag dieser Wert bei 4,2 %. Das klingt
nicht nach einem großen Unterschied. Aber es bedeutet dennoch, dass
sich die britischen Preise in diesen gesamten 101 Jahren um Faktor 55
vergrößert haben - was mehr als das Doppelte des Wertes in den USA
beträgt!
Die deutsche Mark fällt wegen der Hyperinflation der frühen 1920er aus
dem Rennen, da sie damals wirklich wertlos wurde. Denken Sie dran: Der
Dollar hat 95 % seiner Kaufkraft verloren, und dennoch hat er damit
besser als die meisten anderen Papierwährungen abgeschnitten. Die
Performance von Papierwährungen im letzten Jahrhundert war furchtbar.
Lassen Sie sich nicht durch die jüngste Preisstabilität irritieren.
Auch wenn es natürlich sehr schwer ist, die Zukunft von
Papierwährungs-Systemen vorauszusagen. Es gibt jede Menge Dinge, die
dazwischen kommen können. So passierte es, dass vor nicht allzu langer
Zeit -1996, um genau zu sein - der Ã-konom Steven Hanke eine Analyse
schrieb, mit dem Titel:"Argentinien, das Deutschland Südamerikas". Er
meinte damit das Deutschland der Nachkriegszeit, in dem die harte
Marke eine der stabilsten Währungen der Welt war. Seine Studie berief
sich auf harte Gesetze und ein Währungssystem, das in Argentinien die
eigene Währung fest an den Dollar gekoppelt hatte.
Aber seine Prognose erwies sich natürlich als sehr falsch, denn das
heutige Argentinien erholt sich gerade von seiner jüngsten
finanziellen Katastrophe. Es war in den letzten Jahren weit davon
entfernt, das Deutschland zu sein, das Hanke gemeint hatte.
Stattdessen wurde es mehr wie das Deutschland der frühen 1920er - mit
seinen Wirtschaftsproblemen und der Hyper-Inflation.
Damit will ich nicht sagen, dass den USA eine Hyper-Inflation
bevorsteht, diese ist noch nicht einmal wahrscheinlich. Aber ich
möchte auf die Gefahren der Notenpressen hinweisen. Und ich möchte auf
die Schwäche des Dollars - oder jeder anderen Währung - als
langfristiges Investment hinweisen.

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