- Palästina/Israel/Irak: Pipeline und Ã-l!! Zusammenhänge aus 'Zensor USA' - marsch, 25.03.2004, 13:18
- Danke, wieder spannend ;-) (o.Text) - stocksorcerer, 25.03.2004, 15:03
- dazu die Asian-Times - EM-financial, 25.03.2004, 17:08
Palästina/Israel/Irak: Pipeline und Ã-l!! Zusammenhänge aus 'Zensor USA'
--><table><table border="0" width="600"><tr><td><font face="Arial"><font size=5> ZENSOR USA </font></font><div align="Justify">
Wie die amerikanische Presse zum Schweigen gebracht wird
Kristina Borjesson (Hg.)
Pendo Verlag; ISBN: 3-85842-577-X
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Charlotte Dennet
Das große Spiel ums Ã-l: die bruchstückhafte Berichterstattung im Kampf gegen den Terror
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Pipelinepolitik
Auch Amerikaner, die sich für gebildet und gut informiert halten, wissen nichts von diesem Hintergrund. Sogar ich selbst weiß nur davon, weil mein Vater, als einer der ersten amerikanischen Meisterspione im Nahen Osten, in das Große Spiel verwickelt war und ihm als einer der ersten Amerikaner zum Opfer fiel. Sein rätselhafter Tod nach einem geheimen Besuch in Saudi-Arabien im März 1947 ist das Thema des Buches, das ich 2005 mit Gerard Colby veröffentlichen will. Im Folgenden ist eine kurze Zusammenfassung unserer Rechercheergebnisse abgedruckt. Ein Referat, dem wir den Titel »Pipelinepolitik: Wie die amerikanische Außenpolitik durch das Ã-l im Nahen Osten beeinflusst wird« gegeben haben.
Wir begannen unser Projekt, indem wir untersuchten, was in dem Monat vor dem Tod meines Vaters im Nahen Osten und in Saudi-Arabien geschehen war. Ein Artikel der New York Times vom 2. März 1947 entpuppte sich als hervorragender Einstieg. »Pipeline for U. S. Adds to Middle East lssues« lautete seine Überschrift. Daneben war eine Karte abgedruckt, die »Eine neue Pipeline für den Nahen Osten« zeigte.
»Bis 1950«, begann der Artikel, »werden über 100 Millionen amerikanische Dollar in einer Pipeline verbaut. Sie führt durch die arabische und syrische Wüste und die Territorien von vier Ländern im Nahen Osten und wird an der Mittelmeerküste enden.« Der Schutz dieser Investition, hieß es in dem Artikel weiter, »und die da- für erforderlichen militärischen und wirtschaftlichen Garantien werden unvermeidlich eines der Hauptziele der amerikanischen Außenpolitik in dieser Region werden, die schon jetzt ein Dreh- und Angelpunkt der Weltpolitik und eines der Zentren des Ost-West-Konflikts ist« [Hervorhebung der Autorin].
Der Artikel wird unter der Überschrift »Pipelines and Politics« fortgesetzt: »Der Bau einer Pipeline, einer der größten und längsten der Welt, bedeutet auch, dass außer Großbritannien nun auch Amerika starke Interessen im Nahen Osten hat. Die angloamerikanische Partnerschaft, die diese Woche erneut durch kleinliche Kritik in der Palästinafrage erschüttert wurde, wird entweder weiter gefestigt werden oder - eine andere Möglichkeit -, es werden neue Konfliktbereiche zwischen den beiden Ländern aufbrechen. Wenn es zu einer Festigung der Partnerschaft kommt, steht nicht zu erwarten, dass sich andere Mächte widerspruchslos mit einem angloamerikanischen de facto Monopol über das Ã-L im Nahen Osten abfinden werden.«
Als ich diesen Artikel las, erkannte ich, dass mehrere Staaten, darunter insbesondere Frankreich und die Sowjetunion, aber vielleicht auch Großbritannien, keineswegs glücklich darüber waren, dass die Amerikaner sich in Saudi-Arabien engagierten, um die Pipeline zu schützen. Genauso faszinierend wie der Artikel selbst war die neben ihm abgedruckte Karte. Sie zeigte nicht nur die geplante Route der transarabischen Pipeline, sondern auch eine ältere, verzweigte Pipeline, die das Ã-l des Irak zu zwei Häfen im Ã-stlichen Mittelmeer brachte: nach Tripoli im nördlichen Libanon und nach Haifa in Palästina. Kurz gesagt, in nur einem Artikel erführen wir, dass das saudi-arabische und das irakische Ã-l über Pipelines direkt in den Libanon und nach Palästina flössen, zwei der konfliktträchtigsten Regionen der Erde.
Diese Erkenntnis brachte uns auf den Gedanken, den Ursprung der Pipelines zu erforschen, die das irakische Ã-l ans Mittelmeer transportierten. Wie sich herausstellte, hatten sich Briten und Franzosen, nachdem sie mit dem ehemals osmanischen Besitz auf der arabischen Halbinsel und seinen mesopotamischen (irakischen) Ã-lvorräten den wertvollsten Preis für den Sieg im Ersten Weltkrieg errungen hatten, nicht auf einen einzigen Endpunkt der Pipeline einigen können, die das Ã-l ihrer neu gegründeten Irakischen Erdölgesellschaft auf die europäischen Märkte pumpte. Deshalb verzweigte sich die Pipeline in zwei Leitungen: Die nördliche transportierte das französische Ã-l durch das neu geschaffene französische Mandat Syrien und endete im christlich beherrschten Libanon, und die südliche transportierte das britische Ã-l durch die neu geschaffenen britischen Mandate Irak. Jordanien und Palästina. Sie endete in der Hafenstadt Haifa, die ab 1948 unter der Kontrolle europäischer Juden stehen sollte.
Später erfuhren wir, dass die Grenzen von Jordanien eigens so gezogen wurden, dass die Pipeline auf jordanischem Gebiet verlief." Deutschland, wo man schon 1901 erkannt hatte, dass Mesopotamien ein »See von Petroleum« war,» förmlich durchtränkt mit Bitumen, Naphta und gasförmigen Kohlenwasserstoffen«, war natürlich der große Verlierer, gemeinsam mit seinem Verbündeten, der Türkei. So viel zur ersten Runde des Großen globalen Spiels, dem Kampf um die Beutestücke aus dem besiegten Osmanischen Reich.
Die beiden Zweige der Pipeline, durch die das irakische Ã-l ans Mittelmeer gepumpt wurde, waren 1935 fertig. Vor ihrem Bau hatten die Europäer das Ã-l mit Tankern zu ihrer Industrie und ihren Kriegsmaschinen transportiert. Im Ersten Weltkrieg war die Verschiffung mit Tankern gefährlich geworden: Die Briten verloren in der ersten Hälfte von 1917 doppelt so viel Tonnage durch deutsche U-Boote wie im selben Zeitraum 1916. Die US-amerikanische Standard Oil of New Jersey verlor insgesamt sechs Tanker, und dass die Deutschen den für Shell fahrenden Oltanker Murex versenkten, war für sie nicht nur ein materieller, sondern auch ein psychologischer Erfolg: Die Murex war als erster Tanker durch den Suezkanal gefahren. Der Kanal war das geistige Kind des jüdischen Kaufmanns Marcus Samuel aus Ostlondon. Samuel tat sich 1882 mit den Rothschilds zusammen, einer der mächtigsten Bankiersfamilien Europas, die nördlich des Iran, im russischen Baku, gewaltige Ã-lreserven besaß. Samuel und die Rothschilds wollten beim Verkauf von Kerosin in Asien gegenüber Rockefellers Standard Oil einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Indem sie ihre Tanker durch den Suezkanal schickten, verkürzten sie deren Weg um 6400 Kilometer. Sie reduzierten ihre Transportkosten gewaltig und konnten so die Amerikaner unterbieten, die mit ihrem in Dosen abgefüllten Kerosin immer noch das afrikanische Kap der Guten Hoffnung umschifften.
Im Jahr 1917 waren die im Weltkrieg eng verbündeten Briten und Franzosen sehr besorgt über die wachsende Ã-lknappheit. Der amerikanische Botschafter in London schickte im Juli ein verzweifeltes Telegramm nach Washington. Darin hieß es: »ln letzter Zeit wurden so viele Ã-ltanker mit Treibstoff versenkt, dass dieses Land bald in eine gefährliche Lage geraten könnte. Selbst die britische Flotte wird dann vielleicht nicht mehr genug Treibstoff haben... Es handelt sich um eine sehr schwere Bedrohung.« Der britische Kolonialminister richtete im Oktober einen ähnlich leidenschaftlichen Appell an das britische Unterhaus: »Sie haben vielleicht genug Männer, Munition und Geld, aber wenn Sie kein Ã-l haben... sind all Ihre anderen Vorteile von vergleichsweise geringem Wert.« Der Ã-lmangel in Großbritannien wurde so schlimm, dass die britische Regierung erstmals eine Ã-lpolitik entwickelte. Sie fand eine einzige Lösung für das Problem: mehr Tanker, und zwar amerikanische Tanker. Dies löste zwar das Versorgungsproblem, aber die Verschiffung von Ã-l, insbesondere aus dem Nahen Osten, war immer noch ein gravierendes Sicherheitsproblem.
An dieser Stelle kommt ein zusätzlicher Kontext ins Spiel. Er hat mit Geographie und Ã-lbaronen zu tun und wirft ein neues Licht auf das Gelobte Land. Just in jenem Sommer 1917 verdoppelten nämlich einige der mächtigsten zionistischen Führer in Großbritannien ihre Anstrengungen. Sie hatten bei der britischen Regierung früher stets erfolglos um Unterstützung für die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina geworben. Nun jedoch betonten sie, dass ihr Projekt im strategischen und imperialen Interesse Großbritanniens liege. Der Suezkanal wäre nutzlos, sagten sie, wenn Mesopotamien den Deutschen in die Hände fiele. Die Juden in Palästina hatten sich bereits als verlässliche Informanten erwiesen, was die türkischen Truppenbewegungen betraf, und ihr Ring von Siedlungen um Haifa konnte sich als ähnlich nützlich erweisen. Am 19.Juni 1917 stattete Chaim Weizman, Präsident der Zionistischen Weltorganisation und der Jewish Agency, die die Interessen der Juden in Palästina vertrat, gemeinsam mit Lord Rothschild, einem großen Förderer der jüdischen Besiedlung Palästinas, dem britischen Außenminister Sir Arthur Balfour einen Besuch ab. Balfour war Churchills Nachfolger als Erster Lord der Admiralität gewesen, bevor er sein neues Amt angetreten hatte. Weizman und Rothschild sagten ganz offen, es sei höchste Zeit, dass sich die britische Regierung in einer offiziellen Erklärung für eine nationale Heimstätte der Juden in Palästina ausspreche. Balfour entsprach ihrem Willen, und der Rest ist Geschichte. Im November verabschiedete das britische Kriegskabinett auf Empfehlung der Regierung Ihrer Majestät die berühmte Balfour-Deklaration, die sich für »die Gründung einer nationalen Heimstätte des jüdischenvolkes in Palästina« aussprach.
Premierminister Churchill gab später zu, dass die Balfour-Deklaration weniger von humanitärer Besorgnis über das Schicksal der europäischen Juden als von den strategischen Überlegungen der Kriegszeit motiviert war. Sie betrafen damals wie heute den Schutz des Suezkanals und der britischen Handelswege nach Indien. Balfours Vergangenheit als Erster Lord der Admiralität und seine Besorgnis über die Ã-lknappheit in den Jahren 1916/17 werden in den Geschichtsbüchern kaum je erwähnt, und normalerweise ist den Lesern der Balfour-Deklaration nicht bewusst, dass sie eigentlich ein Brief an Lord Rothschild war, der aus einer der reichsten Familien Europas stammte. Meines Wissens wurde auch die Tatsache, dass die britischen Handelswege auch Tankerrouten waren, nie genauer erforscht, vermutlich weil Großbritannien genau wie die USA seine Ã-l-Interessen stets unter Berufung auf die nationale Sicherheit geheim hielt.
Zwei Beispiele für diese Geheimhaltungspolitik mögen genügen: Als Briten und Franzosen im so genannten Sykes-Picot-Abkommen das alte Osmanische Reich (einschließlich Mesopotamiens) unter sich aufteilten, blieb alles geheim, bis es durch die Russische Revolution ans Licht kam. Das Abkommen fiel den Bolschewiki in die Hände, und sie ließen seinen Inhalt an einen Reporter des Manchester Guardian durchsickern. Wie Philip Knightley in seinem Buch The First Casualty berichtet, »war die Veröffentlichung des Abkommens den Briten sehr peinlich, da sie den Arabern als Belohnung für deren Aufstand bereits die Unabhängigkeit versprochen hatten. T. E. Lawrence musste versuchen, den Arabern zu erklären, warum die Briten sie betrogen hatten.« 1920 schloss der alliierte »Rat der Vier« mit der Türkei einen Vertrag, durch den die Parzellierung der potenziell lukrativen arabischen Länder offiziell bestätigt wurde. Er wird in den meisten Geschichtsbüchern als Abkommen von San Remo bezeichnet, obwohl in zeitgenössischen Dokumenten des US-amerikanischen Außenministeriums von einem Ã-l-Abkommen von San Remo die Rede ist.
Palästinas Bedeutung für die nationale Sicherheit Großbritanniens wurde, zumindest für die britische Regierung, noch größer, als sie sich für Haifa als Endpunkt der irakischen Pipeline entschied und dort die größte Raffinerie im östlichen Mittelmeer errichtete. Auch dieser Umstand wird von der Geschichtswissenschaft kaum oder gar nicht beachtet.
Einig sind sich die Historiker allerdings darüber, dass Großbritannien, um seine Herrschaft im Nahen Osten zu sichern, im Ersten Weltkrieg das Gelobte Land zwei verschiedenen Völkern versprach: den Juden in der Balfour-Deklaration und den Arabern als Dank für ihre Unterstützung bei der Vertreibung der Türken (unter Führung der abenteuerlichen Gestalt des Briten »Lawrence von Arabien« und des Arabers Prinz Faisal).
Hier liegt die Wurzel des gesamten Nahost-Konflikts. Sein Ursprung ist die Rivalität zwischen Kolonialmächten, deren Industrie — und deren Kriegsmaschinen — vom Ã-l und der Kontrolle über die Fördergebiete abhängig waren. Wenn wir nun noch einmal die New York Times vom 2. März 1947 zur Hand nehmen (den Artikel, der zwei Wochen vor dem Tod meines Vaters erschien), finden wir dort eine Weltkarte, die in verblüffendem Schwarz-Weiß-Druck zeigt, dass Großbritannien damals auf beiden Seiten des Persischen Golfs und bis hinauf zum Suezkanal fast jeden Quadratzentimeter Land kontrollierte — mit nur einer wichtigen Ausnahme: der Küste Saudi-Arabiens. Sie wurde von den »New Kids on the Block« kontrolliert, den Amerikanern.
Trotzdem könnte man in einer amerikanischen Universitätsbibliothek Hunderte von Büchern aus den Regalen ziehen, die über den Nahost-Konflikt geschrieben wurden, und würde in ihren Registern verblüffend wenig Verweise auf Erdöl finden. Die meisten Amerikaner stellen nicht in Frage, dass das Ã-l sich in der Golfregion befindet und Israel keine Ã-lvorräte besitzt, obwohl Ã-lmächte häufig Ã-lquellen vertraglich geschlossen halten, bis eine bessere Zeit für ihre Ausbeutung anbricht. Dies gilt zum Beispiel für die Ã-lfelder im Westen des Irak, die jetzt als die große Beute des 21. Jahrhunderts betrachtet werden. Aber selbst wenn es wirklich kein Ã-l in Israel gibt, haben die amerikanischen Medien die Tendenz, unsere Aufmerksamkeit auf einzelne Staaten zu lenken, anstatt uns zu zeigen, dass deren Grenzen kaum eine Rolle spielen, wenn man sie wie die Ã-lbarone des 20.Jahrhunderts als eine einzige Ã-lregion betrachtet.
Auch können die Amerikaner die Schuld am Nahost-Konflikt nicht allein den Europäern in die Schuhe schieben. Schon 1919 fragte Walter Teagle, der damalige Präsident von Standard Oil of New Jersey, ganz offen, »ob es irgendeine Möglichkeit gibt, sich an dem Ã-lförderspiel in Mesopotamien zu beteiligen«. Laut Aussage eines hohen Angestellten von Gulf Oil waren bis 1920 alle führenden Ã-lindustriellen in das amerikanische Außenministerium bestellt worden, wo man ihnen empfahl, »sich das Zeug [das Ã-l in Mesopotamien] doch zu holen« 1924 erklärte der neu gewählte Präsident Calvin Coolidge, dass »die Überlegenheit von Völkern auf dem Besitz des verfügbaren Petroleums und der daraus hergestellten Produkte beruhen kann«. Inzwischen stand Washington, wie die New Republik schrieb, »bis zu den Schultern im Ã-l... Die Auslandskorrespondenten berichten von nichts anderem mehr. In den Hotels, auf den Straßen, beim Dinner ist Ã-l das einzige Gesprächsthema. Und im Kongress bleiben alle anderen Aufgaben liegen.«
Am Ende wurde John D. Rockefellers Standard Oil of New Jersey als Belohnung für die amerikanischen Kriegsanstrengungen ein Anteil an der Irakischen Erdölgesellschaft zugesprochen. Doch erst im Zweiten Weltkrieg, in dem mein Vater als einer der amerikanischen Spionageabwehrexperten des Office of Strategie Services (OSS) im Libanon stationiert war, wurden die USA selbst zu einer großen Ã-lmacht im Nahen Osten. Dies hatten sie der Erschließung und Ausbeutung der saudischen Ã-lfelder durch die brillanten Ingenieure von Standard Oil of California zu verdanken. Inzwischen hatte man im (damals so genannten) Kriegsministerium, im Außenministerium und beim OSS begriffen, dass eines der wichtigsten Kriegsziele der USA die »Kontrolle des Ã-ls um jeden Preis« sein musste. Es wurde nicht nur zur Versorgung ihrer Industrie, sondern auch als Treibstoff für ihre moderne Militärmaschine gebraucht, ein Punkt, der von Umweltschützern und Pazifisten oft übersehen wird, wenn sie sich für alternative Energiequellen einsetzen, um die USA aus ihrer Abhängigkeit vom Ã-l zu befreien. Wie es in der mitten im Zweiten Weltkrieg von der US-Regierung veröffentlichten Publikation World Oil, Fact und Policy richtig heißt, war »der Zweite Weltkrieg ein Krieg mit Ã-l und um Ã-l. Das Erdöl ist eine der wichtigsten Waffen in einem modernen militärischen Konflikt.« Noch prägnanter formulierte es der Präsident des American Petroleum Institute im November 1943 vor Kongressmitgliedern: »Ã-l ist Munition. Es ist das Geheimnis hinter den Geheimwaffen dieses Krieges... Wir schweben in diesem Krieg nicht dem Sieg entgegen, wir erkämpfen jeden Zentimeter unseres Weges mit Ã-l — zu Lande, auf den sieben Meeren und in der Luft. Millionen Tote, ganze Völker, die in Armut gestürzt werden, und ganze Königreiche, die mit mechanischen Mitteln in die Erde gestampft werden, führen mit grausamer Klarheit vor Augen, dass in diesem Kampfmehr als jede andere Waffe das Ã-l über Leben und Tod der Zivilisation entscheidet.«
Ein Großteil dieser Dokumente kam erst kürzlich ans Licht, als Akten des OSS und des Militärs freigegeben wurden, weil sie über 50 Jahre alt waren. Zum Teil sind die Informationen jedoch auch in den gebundenen Bänden der Foreign Reports of the United States (FR.US) enthalten, die in jeder großen amerikanischen Bibliothek oder Universitätsbibliothek stehen. Sie enthalten Berichte und Memoranden des US-amerikanischen Außenministeriums, in denen zahlreiche offizielle Berichte von Diplomaten an Washington zitiert werden. Zum Beispiel findet sich dort eine Einführung in die Politik des Nahen Ostens, die 1947 von einem britischen Diplomaten verfasst wurde. Darin heißt es: Der Nahe Osten ist »ein zentrales Ziel für jede Macht, die an globalem Einfluss oder globaler Vorherrschaft interessiert ist«, da die Kontrolle der Welt-Ã-lreserven auch die Kontrolle der Weltwirtschaft bedeutet. John D. RockefellerJr., der Erbe des großen Standard-Oil-Vermögens, formulierte es 1947 ein wenig anders: »ln den nächsten zehn Jahren könnte Europa von einer Kohle- zu einer Ã-lwirtschaft wechseln, und deshalb kann, wer immer im Nahen Osten am Ã-lhahn sitzt, das Schicksal Europas bestimmen.« lm Jahr 1956 war der Kampf zwischen Briten und Amerikanern um die Kontrolle des Ã-ls im Nahen Osten so hart geworden, dass sich das Wall Street Journal veranlasst sah, folgende sensationelle Enthüllung zu veröffentlichen: »lm Unterhaus vertreten sowohl Sozialisten als auch Konservative die Ansicht, dass ein Großteil der Unruhen im Nahen Osten durch die >Rivalität< zwischen amerikanischen und britischen Ã-linteressen verursacht ist. Außenminister Selwyn Lloyd besteht eisern darauf, dass dies nicht der Fall ist, aber privat räumen die Parteiführer ein, dass ihm die meisten Mitglieder des Parlaments nicht glauben. Auch in Gesprächen mit wichtigen Briten aus dem Ã-lgeschäft ist die Abneigung gegen die Aramco (Arabian American Oil Company) deutlich zu. Was wir heute erleben, ist Phase drei des »Großen Spiels um das Ã-l«. Es hat ursprünglich in den USA begonnen. Der Begriff wurde vom Gründer der Standard Oil,John D. Rockefeller, geprägt, als er Ende des 19. Jahrhunderts in den USA das Monopol bei der Raffinierung und dem Vertrieb von Ã-l zu erringen suchte. Zur gleichen Zeit wurde das Spiel in Übersee von den Briten und Russen um die Kontrolle der Ã-lfelder von Baku am Kaspischen Meer gespielt, bis ihm die Russische Revolution von 1917 ein Ende setzte. Danach waren die dortigen Ã-lfelder 70 Jahre lang für den Westen unzugänglich und wurden erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder interessant. Jede wichtige Phase des Großen Spiels fiel mit einem Weltkrieg zusammen, bei dem um die Anteile an einem geschlagenen Reich gekämpft wurde. Phase l folgte auf den Sieg der Alliierten im Ersten Weltkrieg und endete mit der Niederlage des Osmanischen Reichs, das mit Mesopotamien seine wertvollste Ã-lregion an die Briten und Franzosen und zu einem geringeren Teil auch an die Amerikaner verlor. Phase II war der Kampf um die Nachfolge des britischen Weltreichs während und nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Vereinigten Staaten ersetzten, vor allem dank ihrer Kontrolle über Saudi-Arabien, das stark geschwächte Britische Empire als wichtigste Ã-lmacht im Nahen Osten. In Phase III geht es um die weitere Expansion der US-amerikanischen Macht im Nahen Osten und in Zentralasien (wobei Großbritannien, das kein Weltreich mehr besitzt, nun eine Unterstützerrolle spielt). Diese Phase wurde durch den Zusammenbruch des sowjetrussischen Imperiums ausgelöst, und die amerikanische Expansion trifft auf den Widerstand der wieder erstarkten Industrienationen Frankreich und Deutschland, eines sich modernisierenden Russland und eines erwachten, sich industrialisierenden China.
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Das Große Spiel um den Irak
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Schon lange bevor der Krieg begann, versuchte die Regierung Bush ihr Interesse am irakischen Ã-l herunterzuspielen. »Das einzige Interesse der Vereinigten Staaten an der Region besteht darin, die Sache des Friedens und der Stabilität zu fördern«, sagte der Regierungssprecher Ari Fleischer vor einem Jahr. Er wolle »nicht einmal Vermutungen darüber anstellen, was das Militär tun oder lassen wird«, wenn die irakischen Ã-lfelder von Saddam Hussein befreit sind. Wie die Welt erfahren sollte, steuerte das amerikanische Militär jedoch schnurstracks auf die Ã-lfelder zu, sobald die Invasion begonnen hatte, und der frühere Chef von Shell und heutige amerikanische Staatsbürger Philip J. Carroll wurde zum Aufseher über die irakische Ã-lindustrie gekürt.
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Und wie wird das Ã-l auf den Markt kommen? Durch Pipelines, natürlich. Und eine der Pipelines, die heute in der Diskussion sind, könnte vielleicht die wieder geöffnete zwischen Kirkuk und Haifa sein, die 1935 gemeinsam von amerikanischen, britischen und französischen Ã-lfirrnen erbaut und im Israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 geschlossen wurde oder eine neue Pipeline, die parallel dazu verläuft.
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http://www.cooperativeresearch.org/wot/iraq/mosulhaifapipeline.html
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