- The Daily Reckoning - Selling The Pao Mo (Steve Sjuggerud) - Firmian, 25.03.2004, 21:32
- Dt. Fassung - Firmian, 26.03.2004, 20:57
Dt. Fassung
-->Am meisten passiert - nichts!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Bei Gold und Dollar passiert derzeit nicht viel. Der Goldpreis pendelt
sich im Bereich 415 Dollar ein - immerhin liegt das rund 20 Dollar
über dem Kurs von vor 2 Wochen.
Der Dollar steigt ein bisschen, dann fällt er wieder ein bisschen...
ohne klaren Trend oder richtiges Elend in Sicht.
Derzeit passiert das, was meistens passiert - nichts.
Aber ich erinnere Sie daran, dass es nicht immer eine gute Wette ist,
wenn man darauf setzt, dass"nichts" passieren wird. Die
durchschnittliche Person kann sich einfach nicht vorstellen, was alles
passieren könnte. Deshalb setzt die durchschnittliche Person ihr Geld
darauf, dass nichts passieren wird - in der Annahme, dass das, was
gestern passiert ist, mehr oder weniger auch morgen wieder passieren
wird. Die Preise spiegeln immer eine Entwicklung ohne Überraschungen
wider. Das emotionale Momentum der Investoren bildet nur eine gerade
Linie... von gestern übers heute und ins morgen... wo nichts als
immer so ziemlich das Gleiche passiert. Am Ende eines langen
Bärenmarktes sind die Kurse im Keller... weil die Investoren
erwarten, dass die Kurse weiter fallen werden. Am Ende eines langen
Bullenmarktes sind die Kurse auf schwindelerregende Höhen
geklettert...
Aber wenn die Leute schon sehr lange erwarten, dass immer"mehr vom
Gleichen" passieren wird... dann ist es nicht unbedingt eine gute
Idee, auch darauf zu setzen. Das ist dann"überkauft". Die Leute haben
darauf gesetzt. Sie sind davon abhängig geworden. Wenn z.B. die Zinsen
jahrelang fallen, dann stellen sich die Leute vor, dass die Kredite
immer billig und leicht zu haben sein werden. Wenn die
Immobilienpreise nur zu steigen scheinen... dann kaufen sich diese
Leute ein größeres Haus... und sie setzen darauf, dass weitere
Preissteigerungen und niedrige Hypothekenzinsen ihnen das erlauben.
"Stabilität führt zu Instabilität", sagte der Ã-konom Hyman Minsky. Die
Leute sind widerwillig, Geld zu verleihen, wenn die Zukunft gefährlich
aussieht."Es könnte was passieren", sagen sie sich dann. Aber wenn
lang genug nichts passiert ist... dann werden sie zuversichtlicher.
Sowohl die Gläubiger als auch die Schuldner denken, dass sie ihr Geld
"arbeiten lassen" sollten, was für beide Seiten besser wäre. Sie
erweitern ihre Häuser, kaufen neue Autos, kaufen Technologieaktien;
die Wirtschaft boomt.
Wenn für eine lange, lange Zeit nichts passiert... dann beginnen die
Leute zu denken, dass niemals wieder irgendetwas Unerwartetes
geschehen wird. Ein Investor, der darauf setzt, dass etwas
Überraschendes passieren WIRD, der wird fast jeden Tag falsch liegen.
Seine Freunde werden sich über ihn lustig machen... und er wird ein
bisschen Geld verlieren. Er hätte auch wie jeder andere
Technologieaktien kaufen können. Er hätte sich auch ein größeres Haus
kaufen können, oder die Hypothek auf sein altes Haus erhöhen können,
um mehr Geld für den Konsum zu haben. Er hätte sich mehr Geld leihen
können, mehr Geld ausgeben können, und besser leben können.
Aber dieser Mann wird seine Rache haben. Die Wahrscheinlichkeit ist
auf seiner Seite. Er mag zwar an den meisten Tagen mit seiner
Einschätzung daneben liegen... aber dann, eines Tages, wird
IRGENDETWAS passieren.
Im Januar 2000 begann so ein"irgendetwas". Die Aktienkurse fielen.
Ein Jahr später begann eine Rezession. Aber es gab eine große
offizielle Kampagne, die verhindern sollte, dass etwas passiert - es
wurden so viel neues Geld und neue Kredite in die Wirtschaft gepumpt,
dass die Leute sich weiterhin Geld leihen und es ausgeben konnten, so
wie sie es vorher getan hatten."Nichts hat sich geändert", sagten die
Investoren."Es ist immer noch dasselbe", sagten die Konsumenten."Die
Party geht weiter", sagte Alan"Spekulationsblasen" Greenspan.
Die Neuigkeiten dieser Woche bringen nichts, was ihnen widerspricht.
Die Verkäufe von Häusern steigen. Die Hypotheken werden weiter erhöht.
Der Druck, Geld loszuwerden, ist so groß, dass sogar den Kunstgalerien
die Werke ausgehen, laut einem Bericht der New York Times (mehr dazu
in meinem zweiten Beitrag heute, weiter unten). Und in der New York
Times steht auch, dass Betrüger im Internet (sogenannte"Phister")
derzeit Überstunden machen.
Nichts scheint sich geändert zu haben. Und dennoch sah es letzte
Woche... oder war es die Woche davor... so aus, als ob etwas
beginnen würde.
Es gingen Gerüchte um, dass Mr. Mizoguchi, der führende monetäre
Stratege Japans, genug davon habe, den USA Geld zu leihen. Er
dementierte die Gerüchte... aber die Leute wundern sich immer noch
ein wenig.
Und jetzt sehe ich, dass die Aktienmärkte überall auf der Welt so
aussehen, als ob sie den Wendepunkt erreicht haben.
"Heute Morgen habe ich mir vielleicht 100 Charts angesehen", schrieb
mir gestern Richard Russell,"und was ich sehe, ist eine weltweite
Bewegung HINAUS AUS den Aktien. Überall, wo ich hinsehe, sehe ich
Topps - mittlere Topps, kleinere Topps, auch kleine Topps. Diese
Charts sagen mir, dass die amerikanischen und auch die weltweiten
Investoren sich aus dem Aktienmarkt hinaus bewegen." Das ist kein
großes Thema für die Finanzpresse - zumindest bis jetzt noch nicht.
Keine Panik. Derzeit scheint das noch niemand bemerkt zu haben. Aber
irgendetwas muss früher oder später passieren. Da kann es auch direkt
passieren.
Jetzt zu Eric mit mehr News:
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Freitag, 26. März 2004
Was ist, wenn die Zinsen steigen werden?
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City
Wenn die Wall Street wirklich einen kraftvollen neuen Bullenmarkt
will, dann ist die Lösung einfach: Sie muss einfach Käufe von
Technologieaktien mit 0 %-Finanzierungen ermöglichen. Stellen Sie sich
die Werbe-Slogans vor:
"Halten Sie nicht einfach nur mit ihren Nachbarn mit... treten Sie
denen in den Hintern!"..."Kaufen Sie jetzt Technologieaktien, ohne
dafür Eigenkapital haben zu müssen!"..."Finanzierungen zu 0 % Zinsen,
ein Leben lang!"
Der Aktienmarkt gleitet auf dem leichten Geld so dahin. Und die
amerikanischen Konsumenten wissen, dass es"Schuldenmachen und
Konsumieren" sind, die Amerika groß gemacht haben. Sind wir Amerikaner
(ich gehöre ja auch dazu!) nicht mit mehr Geld als jedes andere Land
der Welt verschuldet? Und haben wir nicht auch die Wirtschaft Nummer
1, weltweit?
Wenn wir amerikanischen Konsumenten uns nicht mehr verschulden würden,
dann hätten wir auch kein Geld zum Ausgeben, und wenn wir kein Geld
zum Ausgeben hätten, dann wären wir arm, oder?
Das Problem ist, dass uns nicht nur die Ersparnisse ausgehen. Auch die
Häuser lassen sich nicht immer weiter beleihen. Aber keine Sorge, es
gibt zum Glück verstärkt unkonventionelle Hypotheken:
"Gläubiger wie Countrywide Financial Corp. bieten Hypotheken an, die
den Schuldnern erlauben, bis zu 10 Zahlungen während der Laufzeit der
Hypothek ausfallen zu lassen", so das Wall Street Journal. Dieses
Entgegenkommen bei den Hypotheken kommt zu einem Zeitpunkt, an dem es
die himmelhohen Immobilienpreise für viele Häuslebauer schwieriger
gemacht haben, sich ihr Traumhaus - oder jedes Haus - zu leisten...
Aber was wird passieren, wenn die Zinsen steigen werden?
James Grant vom Grant's Interest Rate Observer schreibt dazu:"Als die
Fed die Leitzinsen 1994 erhöhte, da wurde dadurch viele Hedgefonds und
Zins-Spekulanten hart getroffen. Wenn sie die Zinsen das nächste Mal
erhöht, dann werden dadurch Mr. und Mrs. America (die ganz normalen
durchschnittlichen US-Konsumenten) getroffen werden."
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Freitag, 26. März 2004
Kunst als Anlageobjekt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Gemälde und andere Kunstgegenstände erzielen derzeit Rekordpreise.
Ein Aktgemälde aus dem Jahr 1917 von Modigliani ist z.B. für 27
Millionen Dollar verkauft worden. Das erinnert mich an die Zeit, als
die Japaner auf dem Höhepunkt ihrer Spekulationsblase in den 1980ern
Millionen für westliche Kunst ausgegeben hatten. Ich erinnere mich
daran, dass die Japaner damals die Impressionisten bevorzugten; sie
dachten, dass dies besser mit der Einrichtung ihrer modernen Büros
harmonieren würde. Reiche Amerikaner tendieren heute dazu, ihr Geld in
weniger moderne Werke anzulegen.
Aber die Verkäufe bei den großen Auktionshäusern Sotheby's und
Christie's gehen zurück. Die Auktionshäuser sagen, dass sie nicht
genug Material angeboten bekommen, um mit der Nachfrage mithalten zu
können.
Eine Reproduktion des berühmten Werkes von Modigliani wäre schon
schlecht genug. Aber zumindest wäre eine solche Reproduktion billig.
Welchen Charme das Original hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Aber
vielleicht ist es ein großartiges Investment. Jeder weiß, dass
Modigliani ein großartiger Maler ist - denn schließlich hat ja jemand
27 Millionen Dollar für dieses Bild von ihm bezahlt! Und jeder weiß,
dass großartige Kunst im Wert nur steigen kann.
(Ich war vor ein paar Tagen auch bei einer bei einer
Kunstversteigerung beim Auktionshaus Drouot's. Ich wurde mitgerissen
und kaufte ein schönes kleines Gemälde, auf dem Apfelbäume zu sehen
sind. Aber ich zahlte zuviel -350 Dollar, und danach fühlte ich mich
so, als ob ich ausgeraubt worden wäre.)
Das muss alles zu Gottes Plan gehören, so stelle ich mir das vor. Und
was für eine wunderbar einfache Funktionsweise das ist: Ein Mann
verdient ein bisschen Geld... und dann erscheinen plötzlich viele
Wege, wie er dieses Geld wieder loswerden kann.
Er könnte zum Beispiel mit Rotwein in Plastikkanistern völlig
zufrieden sein, und die Tatsache, dass diese Kanister wieder
verschließbar sind, für eine praktische Erfindung halten. Aber dann,
wenn sein Reichtum wächst, ermuntert ihn jeder, mehr Geld für"einen
besseren Wein" auszugeben - denn er mit einem Korkenzieher öffnen
muss! Zunächst will er das nicht, aber dann kommen die vielen Gründe
dafür, dass der"bessere" Wein mehr Nuancen habe, einfach besser
schmecke... und so weiter... und ziemlich bald gratulieren die Leute
ihm zu seinem besonderen Geschmack... und er beginnt plötzlich, die
ganze Sache ernst zu sehen... er studiert Weinlisten, als ob er
wissen würde, was er tut... und er nimmt lieber einen '96 als einen
'97, weil er irgendwo gelesen hat, dass es im Sommer '97 in der Gegend
um Bordeaux ziemlich bewölkt war und ihm jemand gesagt hat, dass das
die Weine im Anbaugebiet Pomerol etwas negativ beeinflusst hat.
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Freitag, 26. März 2004
Der Unterschied zwischen George W. Bush und Martha Stewart
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die Zeitungen sind voll von großartigen Plänen für den Aufbau und den
Schutz von Demokratien. Da werden Demokratien geschützt. Dort werden
sie gestärkt und perfektioniert. Die Welt-Verbesserer scheinen an
nichts anderes zu denken können als daran, wie sie das heranzüchten
und exportieren können, was sie"Demokratie" nennen.
Aber warum? Das erklären sie nicht. Was ist Demokratie? Warum ist die
besser? Auch in der Sowjetunion haben die Leute gewählt. Und in
Amerika haben die Wähler für den Vietnamkrieg gestimmt... und die
Golfkriege... fast überall scheinen die Wähler höhere Steuern, mehr
Regierung, mehr Waffen, mehr Kriege, mehr Schulden und weniger
Freiheit zu wählen - denn das sind die großen Trends des
"demokratischsten" Jahrhundert der Geschichte.
Dan Denning hat mir dazu etwas geschrieben:
"Zwei Wahlen in Folge... (Spanien, Taiwan)... zwei Mal Gewalt. Wer
sagt, dass Wahlen durch Wahlkämpfe gewonnen werden? Vielleicht
befinden wir uns jetzt in einem Zeitalter, in dem sie durch geschickte
Manipulation der demokratischen Massen in der Wahlurne beeinflusst
werden, vielleicht durch Gewalt, wie man auch durch einen
Pistolenschuss eine Herde in die Richtung lenken kann, die man will."
"(Robert) Prechter stellte letzten Mittwoch folgende Frage - die er
selbst nicht beantwortete: Denken Sie, dass die Welt in 50 Jahren mehr
oder weniger demokratisch sein wird?"
"Meine Prognose: Mehr demokratisch, weniger frei."
*** Als die Japaner im Jahr 1990 noch Millionen ausgaben, um Gemälde
mit Blumen zu kaufen... da schwitzte der heutige US-Präsident wegen
eines möglichen Bankrotts.
Das habe ich gelesen, in einer unangeforderten Email:
"Bei einem Treffen des Vorstands (von Harken Oil) im Mai 1990 - an dem
auch George W. Bush teilnahm - wurde eine Kapitalerhöhung diskutiert,
von der man hoffte, dass sie genug Geld einbringen würde, um die
Gesellschaft solvent zu halten."
"Bush wurde dem sogenannten 'Fairness Committee' zugeteilt, das die
Auswirkungen eines möglichen Bankrotts für die Kleinaktionäre
bestimmen sollte. Ende Mai 1990 warnten interne Memos davor, dass es
keine Quelle für sofortige Finanzierungen geben würde, und dass die
Banken Sicherheiten für bestehende Kredite verlangen würden."
"Als Vorsitzender dieses Überwachungs-Komitees wusste Bush ganz genau,
wie düster die Schlussfolgerungen waren. Er war am 25. Mai in einem
Memo gewarnt worden - genau wie andere Vorstandsmitglieder -, dass es
illegal sei, wenn die Unternehmens-Insider eigene Aktienbestände am
Unternehmen verkaufen würden. Aber im Juni verkaufte Bush, für 848.560
Dollar, ohne das der Börsenaufsicht mitzuteilen.""Am 22. August stand
im Harken-Quartalsbericht für das zweite Vierteljahr eine Prognose
über Verluste von 23 Millionen Dollar. Sobald dies bekannt wurde, fiel
der Aktienkurs umgehend von 4 US$ auf 2,57 US$. Den Boden erreichte
der Kurs erst bei 22 Cents."
"Also Martha Stewart steht vor Gericht und George Bush ist Präsident."
Anmerkung dazu: Martha Stewart steht in den USA vor Gericht - sie soll
bei einer bestimmten Firma ihr Insiderwissen dazu genutzt haben, um
vor Bekanntgabe einer abzusehenden schlechten Nachricht (die den Kurs
einbrechen ließ) ihre Aktien zu verkaufen.

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