- The Daily Reckoning - Something Wicked This Way Comes, Part II (Bonner) - Firmian, 27.03.2004, 09:30
- Re: D.R. Dt. Fassung - Firmian, 30.03.2004, 10:15
Re: D.R. Dt. Fassung
-->Das sollte Sie interessieren!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Der Handelsboom in Asien hilft Japan", so BBC.
"Der japanische Außenhandelsüberschuss ist so hoch wie seit 5 Jahren
nicht mehr", so die Financial Times.
"Wenn ich falsch liege, dann wäre das nicht das erste Mal", so mein
Kollege Merryn Somerset-Webb, der gerade aus Tokio zurückkehrt,"aber
es sieht so aus, als ob sich Japan endlich doch erholt."
Die Welt dreht sich.
Als der japanische Aktienmarkt vor 14 Jahren zusammenbrach... da
konnten es die Finanzexperten der Welt zuerst nicht glauben. Japan war
immer noch DIE"Wunderwirtschaft". Sie dachten, dass Japan vielleicht
einen temporären Rückschlag erleiden könnte, aber sie brauchten lange,
bis sie in Frage stellten, dass Japan immer in der ersten Reihe des
wirtschaftlichen Fortschritts stehen würde.
Aber anstatt sich zusammen zu reißen und wieder ihren Platz als
Finanzgenies einzunehmen... schien es den Japanern immer schlechter
zu gehen. Während Amerika boomte und seine eigene Spekulationsblase
schuf, da fiel die japanische Wunderwirtschaft in eine deflationäre
Stagnation... und niemand in Japan schien dagegen etwas tun zu
können. Sie senkten die Zinsen... die Regierung erhöhte ihre
Ausgaben... sie taten alles, was die Amerikaner 10 Jahre später tun
würden.
Und eine Zeitlang sah es aus, als ob sie Erfolg haben würden. Dann
fielen die Aktienkurse wieder, und alles wurde noch viel schlimmer. In
wenig mehr als einem Jahrzehnt verloren die japanischen Aktien und
Immobilien rund 75 % ihres Wertes... und die japanischen
Wirtschaftspolitiker wurden von den größten Genies der Welt zu den
größten Inkompetenten. Aber jetzt endlich sieht es so aus, als ob die
"Wunderwirtschaft" ein ziemlich ordinäres Comeback hinlegen könnte...
genau so eine Erholung, wie man sie nach einer langen Periode des
Abschwungs und der Stagnation erwarten würde. Die Sonne hat gerade
erst begonnen, über Japan aufzugehen.
Währenddessen sind die News aus den USA immer noch gut. Die"Party am
Immobilienmarkt" geht weiter - im letzten Monat wurden mehr alte und
neue Häuser verkauft als im Monat davor. Die Auftragseingänge für
langlebige Güter stiegen im Februar. Die Zahl der Erstanträge auf
Arbeitslosenhilfe verschlechterte sich nicht. Und der Dollar ist
gegenüber dem Euro sogar ein bisschen gestiegen.
Ich weiß nicht, ob es die News waren, das Wetter oder nur der
Zufall... aber die amerikanischen Indizes gingen letzten Freitag fast
unverändert ins Wochenende."Alles ist gut", sagen sich die Amerikaner
gegenseitig."Es wird nichts passieren. Alles wird immer gut sein...
für immer und ewig... Amen."
Die US-Wirtschaft ist jetzt schon so lange erleuchtet... und Japan
befindet sich jetzt schon so lange in einem dunklen Schatten... dass
die Leute kaum glauben können, dass sich das Licht einmal verändern
könnte. Aber die Erde dreht sich... und die Sanftmütigen werden sie
gewinnen.
Merkwürdigerweise hängen die amerikanischen Aktienkurse, die
amerikanische Beschäftigung, die amerikanischen Zinsen und die
amerikanischen Staatsausgaben - also all die Dinge, auf die die
Amerikaner setzen, wenn sie ihre fetten und glücklichen Leben so
weiterführen wollen - von den Ausländern ab, besonders von den
Japanern. Alleine die Bank of Japan hat im Januar auf dem Devisenmarkt
fast 70 Milliarden Dollar gekauft, um diesen gegenüber dem Yen zu
stützen. 2003 hatte Japan über 250 Milliarden Dollar gekauft. Aber
selbst das war bekanntlich ja nicht genug; der Dollar fiel trotzdem.
Vor kurzem berichtete das Wall Street Journal, dass die Japaner
derzeit bessere Verwendungsmöglichkeiten für ihr Geld finden, als
damit US-Papiere zu kaufen. Diese Gerüchte führten dazu, dass der
Dollar gegenüber dem Yen fiel. Dieser Trend wird sich sehr
wahrscheinlich fortsetzen. Japan wird mehr von seinem Geld für sich
selbst behalten. Amerika - dem dann seine ausländische Finanzierung
wegfallen wird - wird in einen langen Abschwung fallen, eine
Fortsetzung des Bärenmarktes, der im Januar 2000 begann.
Natürlich könnte ich damit Unrecht haben. 90 % der Investoren und
privaten Haushalte in den USA setzen darauf, dass ich Unrecht habe.
Denn sie haben Rekord-Schulden... und sie setzen auf niedrige Zinsen,
damit das Geld weiterhin fließt. Aber wenn die Ausländer aufhören, den
Amerikanern Geld zu leihen, dann werden die Zinssätze nicht mehr lange
so niedrig bleiben. Die Kreditnehmer werden den letzten Cent aus dem
Markt ziehen... überall auf der Welt werden die Zinsen steigen...
und eine ungewohnte Dunkelheit wird sich in den USA ausbreiten.
Ob diese Dinge passieren werden oder nicht - das weiß ich nicht. Und
ob sich Japan jetzt endlich zusammengerauft hat oder nicht, das wird
den meisten Lesern egal sein. Aber ob die USA zusammenfallen oder
nicht - das sollte sie schon interessieren...
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Montag, 29. März 2004
Die Welt verändert sich
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Am Devisenmarkt ist derzeit nicht viel los. Der Euro notiert gegenüber
Dollar und Yen fast unverändert, bei Kursen um 1,21. Aber beim
britischen Pfund ist etwas los... der Vorsitzende der britischen
Zentralbank, Mervyn King, sagte, dass das starke Pfund für die
britischen Exporteure"das Leben schwer mache".
*** Der Ã-lpreis hat sich ein bisschen abgekühlt, ist ein ganz kleines
bisschen zurückgekommen.
Aber die Aussichten für die Sommerreise durch die USA per Auto, die
wir planen, sind weiterhin schlecht. Den dritten Tag in Folge haben
die amerikanischen Benzinpreise ein neues Allzeithoch erreicht.
"Wir befinden uns jetzt in einer neuen Ära für den Ã-lpreis", so Phil
Flynn von Alaron Trading,"Ich glaube, dass ein Ã-lpreis von 40 Dollar
pro Barrel durchaus drin ist."
Und mein Freund Lord Rees-Mogg denkt, dass er den Schuldigen für die
höheren Ã-lpreise gefunden hat: China.
Er schreibt:"Die Motorisierung von China treibt bereits jetzt den
Ã-lpreis, der schon bei 37,50 Dollar je Barrel steht. Er wird
wahrscheinlich noch weiter steigen und zu einer weltweiten
Ã-lverknappung führen."
"China ändert alles. Es ändert den Ausblick für den weltweiten
Ã-lpreis, und deshalb auch die Prognosen für die Inflation. Es ändert
die Zukunft der Technologie; es könnte sogar das Ende der 100jährigen
Herrschaft des Verbrennungsmotors und seine Ersetzung durch eine
neuartige Technologie bedeuten..."
"Alles passiert schneller, als man es erwartet. Die Welt ändert sich
vor unseren Augen..."
*** Armer Jamie Olis. Der ehemalige Finanzberater erhielt eine
Haftstrafe von 24 Jahren, dafür, dass er Investoren betrogen hatte. So
hart sind die Strafen in den USA; in Deutschland wäre er vielleicht
freigesprochen worden. Er hätte besser jemanden töten sollen; denn
dann hätte er eine geringere Strafe bekommen.
*** Das ist alles ein bisschen verrückt, oder? Wenn Sie einen
Waschsalon gekauft hätten und dann entdecken würden, dass der Laden
nicht soviel einbringt, wie der Verkäufer Ihnen mitgeteilt hatte, dann
könnten Sie den Verkäufer verklagen und ihr Geld zurückerhalten. Der
Verkäufer müsste vielleicht sogar eine Strafe zahlen... aber Sie
würden doch sicher nicht erwarten, dass er hinter Gittern landen
würde, oder? Denn schließlich geht es doch letztlich nur um Geld...
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Montag, 29. März 2004
Irgendetwas Schlechtes passiert
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Bush ist nicht besonders intelligent, weil er sein
Wirtschaftsprogramm in Ohio vorgestellt hat. ER hätte dahin gehen
sollen, wo sein Plan wirklich zu mehr Beschäftigung geführt hat.
Indien, Thailand oder China..."
- Jay Leno
Letzte Woche habe ich meine Recherchen zur nächsten großen
Investment-Story fortgesetzt: Ich war zum Abendessen in einem
indischen Restaurant.
Die freundliche Kellnerin erklärte mir, dass sie aus der
Kerala-Provinz im Süden Indiens stamme.
"Und ich gehe dahin zurück", sagte sie mir."Indien boomt..."
Sie servierte mir viele scharfe Spezialitäten; sie waren essbar,
wirklich pikant... und führten dazu, dass ich an diesem Abend die
ganze Zeit über in meinem Bett hin und her warf und Visionen hatte.
Von Millionen und Abermillionen schwarzhaariger, dunkelhäutiger
Arbeiter... die Tag und Nacht arbeiten... die die Periodentafeln der
Chemie auswendig lernen... Computer abholen und die neu
zusammensetzen... Codes schreiben...
Alan"Spekulationsblasen" Greenspan und George W. Bush und all die
großen Positiv-Denker versichern uns, dass wir nichts fürchten müssen.
Mein Lieblings-Kolumnist (über seine abstrusen Gedanken kann ich immer
wieder herzhaft lachen), Thomas L. Friedman von der New York Times,
erklärte, dass"der nächste große Trend immer aus Amerika kommt...
(weil)... Amerika es ermöglicht, die eigenen Gedanken zu erforschen."
Friedmans Ansicht basiert auf ein paar Schlüssel-Illusionen. Er glaub,
dass die Welt ein besserer Platz wäre, wenn Amerika aggressiver
vorgehen würde beim"Aufbau von Demokratien" und der"Verbesserung der
Lage der Frauen". Er denkt auch, dass technische Innovationen Amerika
einen permanenten Vorteil geben werden. Die Amerikaner erfinden alles,
sie haben sogar das"Outsourcing" erfunden, sagt Friedman:
"Sicherlich hat Bangalore (im südlichen Indien) viele
Ingenieurs-Schulen, aber die lokale Regierung ist sehr korrupt; in der
Hälfte der Stadt gibt es keine Bürgersteige; es gibt regelmäßige
Stromausfälle; die Flüsse sind total verschmutzt; das öffentliche
Schulsystem funktioniert nicht; im Straßenverkehr laufen Bettler
herum, die von den Fahrern Geld erbeten..." und so weiter.
Ich würde diesen Platz wahrscheinlich mögen - bis auf die
Ingenieurs-Schulen erinnert mich diese Beschreibung an meine
Heimatstadt Baltimore.
Innovationen sollen zur Gründung von neuen Geschäften führen, zu neuen
Technologien, neuen Industriezweigen... und neuen Jobs. Aber was ich
vom US-Arbeitsmarkt höre, das ist nicht gerade ermutigend.
Aber das macht den republikanischen Ã-konomen keine Sorgen. Wie alte
Kleidung und alte Schulbusse, so werden auch die Jobs von gestern in
arme Länder exportiert... während die neuen, glänzenden Jobs in
Amerika geschaffen werden. Aber was für neue Jobs? Ich weiß es nicht,
aber die versichern uns, dass Amerika so innovativ sei, so dass
Amerika da schon was einfallen wird. Das war schon immer so, wie
Greenspan vor kurzem vor dem US-Kongress erklärte.
"Diesmal könnte es anders sein..." sagte mein Kollege Dan Denning
letzte Woche dazu."Niemals zuvor seit dem Beginn der industriellen
Revolution (...) gab es so viele Leute außerhalb der westlichen Welt,
die so wettbewerbsfähig- und willig zu uns (den USA) waren. Niemals
zuvor hatten die soviel Geld. Während die Amerikaner all ihr Geld
ausgeben - und mehr als das... spart der durchschnittliche
chinesische Arbeiter mehr als 20 % von allem, was er verdient."
Es gibt mehr Ingenieure in Indien als in den USA. Sie arbeiten gut...
und billig, denn sie verdienen im Jahr durchschnittlich nur ca. 6.000
Dollar. Und sie scheinen so innovativ wie ihre amerikanischen
Gegenstücke zu sein. Die Software für DVDs wurde in Bangalore
entwickelt, und nicht im amerikanischen Silicon Valley, so die
französische Zeitung Libération. Das Philips Forschungszentrum in
Bangalore hat in den 7 kurzen Jahren seit seiner Gründung schon 1.500
neue Erfindungen hervorgebracht.
Diese Trends mögen den Demokraten nicht mehr Sorgen bereiten als den
Republikanern... aber es ist ein Wahljahr, und deshalb werden die
Wähler beschwindelt. Die Demokraten bieten an,"etwas zu tun", um"die
amerikanischen Jobs zu schützen". Was sie tun würden, das wäre
entweder vergeblich oder schädlich, aber das ist das, was man erwarten
kann.
Es gibt eine Menge Dinge, die zu den Wählern gesagt werden, wenn die
Kameras an sind. Aber niemand wird dem amerikanischen Arbeiter direkt
ins Gesicht sehen und ihm sagen, dass er für das, was er tut, zuviel
verdient. Ein Politiker könnte genauso gut Benzin über seinen Kopf
schütten und dann ein Feuerzeug anmachen; die Medien würden ihn
innerhalb von Minuten zerschmettern... seine Karriere in der Politik
wäre zerstört... und er müsste sich einen ehrlichen Job suchen.
Ich mag es nicht, meine Leser(innen) zu enttäuschen. Und wenn ich
durch irgendein Unglück in ein öffentliches Amt gewählt würde... dann
würde ich sofort zugeben, dass ich die Nacht mit einer Prostituierten
verbracht hätte... und dann eine Nachwahl verlangen. Ich schreibe
lieber für den Investor's Daily. Denn hier kann ich ohne großes Risiko
schreiben... ich habe nichts außer meinem Ruf zu verlieren. Mit
anderen Worten: Ich habe wenig zu verlieren.
Jahrelang hatten die Amerikaner am internationalen Arbeitsmarkt
leichtes Spiel. Das Spielfeld war zu ihrem Vorteil angelegt, dank den
Fähigkeiten, des Kapitals, der Infrastruktur und der Institutionen und
Gewohnheiten, die sich in vielen Generationen aufgebaut hatten. Die
Amerikaner werden noch für viele Jahre einen Vorteil haben... aber
ihre Vorteile bauen sich jeden Tag weiter ab.

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