- Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 - Euklid, 29.03.2004, 21:18
- Re: Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 (mit Link) - Euklid, 29.03.2004, 21:20
- Re: Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 (mit Link) - bernor, 29.03.2004, 23:18
- Re: Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 (mit Link) - Euklid, 30.03.2004, 08:43
- Re: Märchenhaft treffend, bernor, Danke - dottore, 30.03.2004, 11:27
- Re: Märchenhaft treffend, bernor, Danke - Euklid, 30.03.2004, 11:44
- Re: Märchenhaft treffend, bernor, Danke - dottore, 30.03.2004, 12:40
- Re: Märchenhaft treffend, bernor, Danke - Euklid, 30.03.2004, 11:44
- Re: Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 (mit Link) - bernor, 29.03.2004, 23:18
- Re: Ich empfehle insbesondere die Seiten 170 (mit Link) - Euklid, 29.03.2004, 21:20
Re: Märchenhaft treffend, bernor, Danke
-->Hi,
wie schaut's aus, wenn man auf dem letzten Loch pfeift? So schaut's aus.
Es geht im Kern um zweierlei:
1. Ankauf von Langläufern und 2. Ankauf von Sachvermögen durch die ZBs.
Zu 1.: Offenbar hat die BIZ noch nicht bemerkt, dass die Bonitätsabschläge der Staatstitel von den Euro-ZBs massiv angehoben wurden (siehe früheres Posting). Aber vielleicht kauft ja die BIZ selbst? Nur womit, wenn sie ihre Passivseite nicht selbst basteln kann?
Zu 2.: Sogar die SNB hatte mal ein privates Hotel. War kein gutes Geschäft. Das wär doch was: Alle Hotels aufkaufen oder den Einzelhandel gleich mit. Die entsprechenden Abschreibungen laufen dann in die Verlustrechnung mit ein und die Verluste deckt der Staat mit weiteren Langläufern, die dann noch größere Bonitätsabschläge kriegen. Vom Markt und den ZBs.
Das Ganze hat aber auch eine EU-Komponente. Die ZBs dürfen lt. tier-2 zwar auch Aktien kaufen (was die BoJ schon vorgemacht hat), so könnten wir eine fast risikolose Spekulation auf die Titel geschenkt kriegen. Nächste bubble?
Mit dem Kauf von sonstigem Sachvermögen ist es so eine Sache. Auch ZBs können nicht alles auf einmal kaufen, selbst wenn sie"große Summen" dafür einsetzen. Ein Unternehmen, das einer ZB gehört, ist ein Staatsbetrieb. Die Verluste stellen sich flugs ein und müssten wiederum von den ZBs gedeckt werden. Dagegen (öff. Subventionen für laufenden Geschäftsbetrieb) stehen nicht nur Subito-Klagewellen von Konkurrenten, sondern auch das schöne EU-Recht. Kann natürlich auch geändert werden und Herr Monti fliegt raus und seine Abteilung wird geschlossen.
Verbrauchsgüter wie Boxer-Shorts sind kein Sachvermögen. Also blieben am Schluss nur Metalle in ware houses übrig. Kaufen die ZBs Metalle, kaufen alle Metalle. Ideal wäre Gold- und Silberkauf, was ich schon ausgeführt hatte und worauf ich nur warte. Ein Schwenk von Goldver- zu Goldkäufen der ZBs wäre wirklich die sehenswerteste Nummer seit langem.
Die Seite 166 hat' auch in sich:
"Ein potenzieller drastischer Anstieg der langfristigen Zinssätze mit entsprechend negativen Konsequenzen für Institute, die im Wesentlichen kurzfristige Mittel aufnehmen und langfristige Mittel vergeben.... So könnten auf bestimmte Bereiche begrenzte Schocks durchaus für das ganze System von Bedeutung gewinnen." Wer denkt da nicht an JPM & Co.?
Und die Seite 168 f.:
"Zinserhöhungen, die groß genug sind, um allzu überschwängliche Erwartungen in einigen Wirtschaftszweigen zu dämpfen [wir nehmen an: asset bubble im Haus- und Aktienmarkt], könnten in anderen massiven Schaden anrichten.... Außerdem gibt es immer noch sehr wenig Informationen über die Verlagerung von Kreditrisiken innerhalb des Finanzsystems." Erwartungen, Schaden, Informationen, Risiken - was wissen die eigentlich?
Ganz besonders beachtlich ist 172:
"Wichtig ist auch, auf welche Weise die Regierung die Wirtschaft stimuliert. Beispielsweise dürften Ausgaben ohne praktischen Nutzen [was heißt das?] weniger geeignet sein, das Vertrauen zu stärken und die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben zu stützen [stützen also reicht für das"kapitalistische System", von dem 169 die Rede ist? Von wegen!], als Ausgaben mit einer positiven sozialen Rendite".
Was, bitte, ist eine"positive soziale Rendite"? Leider erfahren wir dazu nichts, auch nicht den Ansatz einer Erklärung oder gar ein Berechnungsbeispiel. Oder hat den Bericht J.M. Keynes selig formuliert: Staat legt kreditfinanzierte öff."Beschäftigungsprogramme" auf und hofft, mit der Rendite daraus (= mehr Steuern) die Kredite eines Tages zu tilgen. Wie gut das funktioniert, wissen wir seit 50 Jahren: überhaupt nicht.
Der dort ebenfalls zu lesende Hinweis auf benötigte"Insolvenz" und"Abschreibung von Schulden" heißt was? Und wie soll (Japan) die erforderliche"Rekapitalisierung des Finanzsystems" erfolgen? Die Privatbanken als BoJ-Töchter? Sind nicht just die Banken jene"Unternehmen", die lt. BIZ"ermittelt" werden sollen, die insolvent sind und die ihre Schulden"abschreiben" müssen (was bei Passiva schwierig genug ist).
Die Seite 173 schließlich ist völlig kryptisch:
"In der Tat sollte die Last der Korrektur internationaler Ungleichgewichte stärker von den Gläubigerländern als Gruppe (!) getragen werden, wenn die Deflation mehr gefürchtet wird als die Inflation."
Heißt das, die Gläubigerländer sollen per Umbuchung in ihre Passiva (= noch höhere Staatsschulden und wie die dann finanzieren, da die Schulden doch bedient und getilgt werden müssen?) operieren oder sollen die verlorenen Kredite gleich bis zum Sparer durchgebucht werden? Und diese"Um-Lastung" soll nicht deflationär wirken nach dem Motto: Mein Nachbar hat jetzt keine Schulden mehr, dafür habe ich sie? Oder nach dem: Die Bank hat dem Nachbarn die Schulden erlassen und hat das Geld dafür von meinem Konto abgebucht?
Der ganze BIZ-Bericht ist eine Vorab-Bankrotterklärung für das"Staatssystem", wobei noch nicht klar ist, ob die ZBs oder die Staaten selbst als erste beim Amtsrichter erscheinen dürfen. Bis dahin darf man sich die Verluste bekanntlich"teilen".
Nee, nee...
Großen Dank an bernor + Gruß!

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