- A: Es ist etwas sehr faul an den optimistischen Konjunkturerwartungen - Sorrento, 30.03.2004, 16:32
- Re: Ach Hildebrandt, du Berufsbulle, der zu spÀter Einsicht gekommen ist - Theo Stuss, 30.03.2004, 17:42
- Re: Es ist etwas sehr faul..IWF beginnt auch schon was zu merken:Anleigencrash? - kizkalesi, 31.03.2004, 08:31
- Re:Es ist etwas sehr faul...IWF merkts auch schon und warnt vor Anleihencrash... - kizkalesi, 31.03.2004, 08:37
- Re: IWF merkts auch schon und warnt vor Anleihencrash...dazu - Popeye, 31.03.2004, 09:38
- Re: Ob das mit dem fast fluchtartigen Wegang von Herrn Dr. Köhler zusammenhÀngt? (o.Text) - Easy, 31.03.2004, 09:41
A: Es ist etwas sehr faul an den optimistischen Konjunkturerwartungen
-->Es ist etwas sehr faul an den optimistischen Konjunkturerwartungen - Der Weltwirtschaft droht akut ein neuerlicher synchroner Abschwung - Die sinkenden Kapitalmarktzinsen sind ein Fanal
(30.03.2004)
Wir mĂŒssen seit einiger Zeit im Abstand von nur wenigen Tagen vernehmen, wie enttĂ€uschend die konjunkturelle Erholung im Euroraum verlĂ€uft. Wir mĂŒssen ferner feststellen, dass die britische Wirtschaft die FlĂŒgel hĂ€ngen zu lassen beginnt. Wir mĂŒssen auch und vor allem zur Kenntnis nehmen, dass die amerikanischen Konjunkturzahlen mehr und mehr nicht erfĂŒllen, was sich die Auguren zunĂ€chst von ihnen erwartet hatten.
Das klingt nicht nur nicht gut, sondern es ist auĂerordentlich beunruhigend. Es beginnt sich zu bestĂ€tigen, was kritische Ă-konomen bereits seit einiger Zeit zu erkennen glauben: Die FrĂŒhindikatoren fĂŒr die Weltwirtschaft kippen.
In letzter Zeit sind zuhauf Darstellungen erschienen, die davon sprechen, dass die japanische Volkswirtschaft, die zweitgröĂte der Welt, in eine dauerhafte, sich beschleunigende Erholung eingetreten sei. Daran knĂŒpfen sich Hoffnungen, dass sich Japan unter anderem wegen aufgestauten Bedarfs zu einer Ersatz- Lokomotive fĂŒr die Weltwirtschaft erweisen könne, die in der Lage sei, den Konjunkturzug nach Ausfall der amerikanischen Ă-konomie weiterzubefördern. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die japanische Wirtschaft in bedeutenden Teilen eine Exportwirtschaft ist und bleibt.
Schon zuvor wurde behauptet, das" boomende" China sei zu einer bedeutenden treibenden Kraft fĂŒr die Weltwirtschaft geworden. Das kann im Grunde nicht bestritten werden, doch beschrĂ€nkt sich der Einfluss dieses Landes, wie ĂŒbrigens der japanische auch, auf eine verhĂ€ltnismĂ€Ăig kleine Palette von Erzeugnissen, fĂŒr die dort Nachfrage herrscht. Das sind vorwiegend Rohstoffe.
Auf den ersten Blick verbleiben also nur zwei bedeutende Volkswirtschaften, nÀmlich die japanische und die chinesische, um die Weltkonjunktur auf Trab zu halten. Bedenkt man, dass die Konjunktur in Japan stark von Exporten in die USA abhÀngt und dass die amerikanische Wirtschaft auf zunehmend wackeligen Beinen steht, so ist es mit den in Japan gesetzten Erwartungen wohl nicht weit her (siehe"Wussten Sie schon � vom 30.3.2004).
Und wenn wir auf China blicken und feststellen mĂŒssen, dass die FĂŒhrung in Peking die monetĂ€ren Bedingungen Schritt fĂŒr Schritt verschĂ€rft, um den gefĂ€hrlich ausufernden Konjunktur-Boom zu dĂ€mpfen, bleibt nicht mehr viel, was von dort in ĂŒberschaubarer Zukunft an zusĂ€tzlich belebenden Impulsen fĂŒr die Weltwirtschaft erwartet werden kann.
Wohin kann das alles laufen? In einen synchronen, sich von allen Seiten her wechselseitig verstÀrkenden Abschwung der Weltwirtschaft. Mit neuen deflationÀren Tendenzen, versteht sich.
Zur Erinnerung: Es ist noch nicht lange her, da traten die Optimisten und die opportunistischen Politiker mit der These auf den Plan, es stĂŒnde ein synchroner, sich dynamisch ausbreitender Aufschwung der Weltkonjunktur bevor.
Es ist immer gut, solche Visionen oder Phantasien kritisch zu hinterfragen. Selbst Zweiflern hĂ€tte ein Blick auf die MĂ€rkte fĂŒr Staatsanleihen in der westlichen HemisphĂ€re beziehungsweise auf die Kapitalmarktzinsen schon vor Monaten zeigen können, wohin die Reise geht.
Doch kaum jemand hat hingeschaut, ganz abgesehen davon, dass vielerorts aus Unkenntnis oder Ăberheblichkeit ignoriert wird, wie stark die prognostischen FĂ€higkeiten der MĂ€rkte fĂŒr Staatsanleihen gewöhnlich sind. Bereits im August 2003 begannen die Kapitalmarktzinsen nach einem kurzen, heftigen Anstieg wieder zu sinken. Dieser RĂŒckgang fĂŒgt sich nahtlos in die AbwĂ€rtsbewegung ein, die Anfang 2000 einsetzte und nunmehr als"sĂ€kular" bezeichnet werden kann.
Fazit: Die AnleihemĂ€rkte sagen uns schon seit lĂ€ngerem, dass etwas sehr faul ist an den optimistischen Konjunkturerwartungen. Jetzt werden die fundamentalen BegrĂŒndungen erst in dĂŒnnen und dann in immer dicker werdenden Scheiben nachgereicht.
Arnd Hildebrandt
Quelle: www.taurosweb.de

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