- Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS? - Lullaby, 19.11.2000, 17:59
- Re: Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS? - Utopia, 19.11.2000, 21:24
- Re: Wieso nicht perfekt?- - Georg, 19.11.2000, 23:30
- Bisch jetzt au undr die Käpsele ganga? Heilix Blächle! Et schlecht! (owT) - Rumpelstilzchen, 19.11.2000, 22:36
- Re: Bisch jetzt au undr die Käpsele ganga? Ja, bin ubiquitär ;-) (owT) - Lullaby, 19.11.2000, 22:46
- Einige kleine Antworten - HG, 20.11.2000, 09:26
- Re: Einige kleine Antworten - Ja, Zins ist n i e m a l s"Preis" für Geld! - dottore, 20.11.2000, 13:53
- WAS IST DER ZINS? - eine vorweggenommene Strafe? - Hardy, 20.11.2000, 10:02
- Re: Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS? - Utopia, 19.11.2000, 21:24
Re: Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS?
> 8. Wie erklären wir die Höhe des Zinses? Die einzige Erklärung, die ich - für den historischen Start-up - gefunden habe ist die:
> Mann A hat in Periode t eine Mißernte und braucht dringend Saatgetreide, um in Periode t + 1 weiterleben zu können. Mann B hat
> Saatgetreide, das er abgeben könnte. Warum gibt er es A nicht unverzinslich? Ganz einfach: Weil sich der Preis für Saatgetreide in t +
> 1 verändert haben wird, und zwar nach unten. Denn A wird in t + 1 eine gute Ernte einfahren, wie alle anderen auch, das Getreide ist
> nicht mehr so knapp wie in t, also billiger.
> Wir rechnen: In t besteht ein Verhältnis 1 Sack Getreide = 100 Shekel. In Periode t + 1 lautet es 1 Sack = 80 Shekel. Damit B für
> diesen Preisverfall (Überschuss-Situation) entschädigt wird, muss er 20 Shekel als Zusatzleistung ("Zins") einfordern. Das wird jeder
> verstehen, denn warum sollte er sich durch den Leihvorgang verschlechtern? Er will post festum nur gleich gut dastehen wie ante.
Oder will er vielleicht auch besser dastehen?
Genau hier liegt die Ursache von Sieg und Niederlage, Freude und unermeßlichem Leid. Was sagt uns obiger Absatz? Die ganze Menschheitsgeschichte, was rede ich, das ganze Leben (Evolution) ist eine einzige Spekulation. Wer gibt mir denn die Garantie für die angemessene Höhe des Zins, genauer, für einen Überschuß und den daraus resultierenden Preisverfall in Periode t+1? Natürlich niemand. Jetzt überlege ich, warum es die Menschheit überhaupt so weit gebracht hat? Immerhin ist es eine Eigenart unserer Psyche, erhebliche Risiken in Aussicht auf eine erfolgreiche Spekulation einzugehen. Stimmt es also, wer wagt gewinnt? Oder ist es nicht vielmehr so, daß wir auf den ersten Blick zwar viel gewonnen haben, aber das dicke Ende erst noch kommt, wir also gnadenlos in die Wälder (bzw. Wüsten, Wälder sind ja mittlerweile Mangelware) zurückgeprügelt werden, aus denen wir einst kamen?
Natürlich bin ich ein Freund der Spekulation, sie macht das Leben erst interessant und damit lebenswert. Trotzdem kann man weiterdenken, wie es den möglich wäre, sozusagen zum Wohle der Gesellschaft, die Spekulation in irgendeiner Form zu reduzieren. Es geht zwar letztlich gegen die Natur des Seins (siehe Sozialismus), aber gibt es denn wirklich keinerlei realisierbare Ansätze? Müßte wohl ein Geschmack von Revolution in der Luft liegen. Ha, der Kampf des Menschen gegen sein eigenes"Ich". Und das ausgerechnet in einer Zeit der Hochleistungsgesellschaft, in der jegliche Form von Schwäche zum Tabuthema erklärt worden ist. Diese Vorstellung hat irgendwie was von Raumschiff Enterprise, da gibt es kein Geld mehr, der Mensch arbeitet lediglich mit dem Ziel sich selbst zu verbessern - Utopie pur.
Was mir an diesem Forum übrigens aufgefallen ist, neben dem angenehmen Ton, ein Wissen fast aller Beteiligten um die Unmöglichkeit, Perfektion zu erreichen aber trotzdem danach zu streben, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Das hat uns anscheinend die Börse beigebracht. Etwa schon ein Umdenkprozess im Gange?
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