- The Daily Reckoning - Crazy-Making Cognitive Dissonance (Mogambo Guru) - Firmian, 30.03.2004, 10:08
- Dt. Fassung - Firmian, 30.03.2004, 23:24
Dt. Fassung
-->Steinigung
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Steinigung."
Eine Frau war in flagranti mit einem Mann, der nicht ihr Ehemann war,
erwischt worden. Der Mob wollte sie steinigen, als Jesus vorbei kam.
"Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein", sagte der Nazarener.
Das ließ die Menge verstummen. Sie müssen sich darauf gefreut haben,
jemanden zu steinigen, aber die Bemerkung von Jesus nahm ihnen den
Spaß daran. Niemand von ihnen konnte jetzt einen Stein werfen, ohne
dass seine Nachbarn ihn ausgelacht hätten.
Steinigung hat nichts mit der heutigen Lage an den Börsen zu tun. Ich
habe einfach gerade gelesen, wie dieser Begriff auf Englisch heißt -
"lapidation" -, und da das für mich neu war, wollte ich das Wort
einfach einmal anbringen.
Ich habe heute eigentlich keine neuen Erkenntnisse zum Thema Finanzen.
Und unsere anderen Korrespondenten sind heute anderweitig beschäftigt
(obwohl Eric Fry versprochen hat, Morgen wieder ein Update über den
New Yorker Handel zu schreiben). Ich kann nur feststellen - nicht
besonders hilfreich -, dass Trends generationenlang fortbestehen
können, und dass sie oft viel länger laufen können, als man sich das
vorstellen kann.
Ich befinde mich mit meiner Familie derzeit in Rom. Vorgestern waren
wir in einer Messe, in einer großen Kirche, über den spanischen
Stufen, errichtet vom französischen König Ludwig XV. zur Ehre
Gottes... und seiner eigenen Ehre, natürlich. Typisch für viele
Kirchen der damaligen Zeit ist, dass sie mit Goldblättern, Bildern,
Fresken, Bögen und jeder Menge weiterer Details überladen sind. Man
könnte fast gar nichts mehr hinzufügen... jeder Quadratmeter ist
belegt.
Unser Sohn Henry hat gestern im Petersdom seine Firmung erhalten. Er
ist mit seiner Pariser Schulklasse nach Rom gefahren, wo sie einem
Gottesdienst in Französisch beigewohnt haben. Meine Frau und ich waren
auch anwesend. Henry war Messdiener und sah so aus, als ob er an dem
Weihrauch ersticken würde.
Als die Messe vorbei war, da suchten wir nach Henry. Aber er ist 3
Tage voll eingespannt... und die Jungs waren schnell weg, bevor die
Eltern eine Chance hatten, auch nur Hallo zu sagen. Hier am Tiber
sieht man überall Überbleibsel aus der Antike. Selbst nach 1500 Jahren
Plünderung, Erosion und Vernachlässigung stolpert man auf Schritt und
Tritt über irgendetwas Altes. Alte Steine sind überall, sie sind so
verbreitet wie die Sünden, die sie eigentlich bestrafen sollten.
Es gab eine Zeit, als diese Steine die wertvollsten auf dem Planenten
waren. Denn Rom war das Zentrum des Imperiums... und das Imperium war
das Zentrum der Welt. Zumindest der westlichen Welt. Es gab kein
Investment, das sicherer war, als der Kauf von Land rund um das
Kolosseum oder das Forum Romanum.
Wer hätte gedacht, dass dieser Ort einem Bärenmarkt entgegensteuerte,
der über 1000 Jahre andauern würde? Wer hätte das gedacht, als Rom
unter der Regierung von Trajan seinen Höhepunkt erreicht hatte?
Der heutige Rom-Besucher kann sich die Stadt weder auf ihrem Zenit
noch auf ihrem absoluten Tiefpunkt vorstellen... denn heute ist sie
nur noch eine Stadt wie viele andere, auch wenn es ungewöhnlich viele
Ruinen, Kirchen und schöne Frauen gibt. Aber im ersten Jahrhundert
nach Christus hatte diese Stadt 1,5 Millionen Einwohner - die sie
zugleich zur größten, reichsten und spektakulärsten Stadt der Welt
machten. Keine andere Stadt konnte Rom während der folgenden 18
Jahrhunderte das Wasser reichen.
Aber Rom hatte ein Problem. Einst war Rom eine Stadt der ehrlichen
Bauern und Händler. Aber zur Zeit von Julius Cäsar war Rom eine
imperiale Stadt, mit einem ernsten Zahlungsbilanzdefizit. Das Imperium
im Allgemeinen und Rom im Besonderen verdiente nicht mehr das, was es
ausgab. Stattdessen lebte Rom von Tributen, die die Besitzungen
lieferten. Besonders wichtig war Getreide, das die Massen ernährte.
Außerdem waren Sklaven sehr wichtig, denn die boten Muskelkraft und
Unterhaltung.
Roms"Brot und Spiele"-Politik wurde durch Importe ermöglicht, die
sich die Römer nicht leisten konnten und die deshalb nicht auf Dauer
haltbar waren. Rom war eine Konsumenten-Gesellschaft geworden - wie
das heutige Amerika, es lebte über seine Verhältnisse.
"Es gibt eine Menge Ruin in jeder Nation", sagte Keynes. Rom war ein
großes Imperium. Es hatte so viel Ruin in sich, dass es 7 Jahrhunderte
brauchte, um den komplett herauszuquetschen. Als das schließlich
geschafft war, also als Rom endlich den Boden seines Bärenmarktes
erreicht hatte - im 7. oder 8. Jahrhundert nach Christus -, da hätte
Trajan die Stadt nicht wieder erkannt. Wo einst über eine Million
Menschen gelebt hatten... gab es nur noch ein paar Tausend. Wo einst
immense Stadien, Villen, Monumente, Statuen und Paläste gewesen waren
- da gab es nur noch Ruinen. Die Leute, die einst die Frauen der
Sabiner geraubt hatten und von ausländischem Tribut gelebt hatten -
die waren jetzt selbst von sogenannten Barbaren erobert worden, die
alles weggetragen hatten, was sie tragen konnten... und das meiste
von dem, was übrig blieb, hatten sie zerstört.
Im 8. Jahrhundert grasten auf den 7 Hügeln Roms wieder Schafe. Der
Marmor war von den Gebäuden abgeschlagen worden... alte Säulen lagen
im Schutt vergraben... die Nasen, Arme und sonstige Teile von Statuen
waren abgefallen.
Rom war heruntergekommen.
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Dienstag, 30. März 2004
Vorsicht beim Kauf von Goldmünzen!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Für unseren Urlaub in Rom buchten wir ein Zimmer im Hotel
"Locarno". Das soll laut Reiseführern einen"Agatha Christie"-Charme
haben. Aber wir zogen schnell ins Hotel"Piranesi" um, das uns besser
gefällt.
*** Alle Hotels in Rom sind teuer. Alles andere ist im Vergleich zu
London oder Paris vom Preis her ganz ok. Aber die Hotels sind doppelt
so teuer.
*** Der Goldpreis ist wieder auf 420 Dollar gestiegen. Aber hier ist
eine kleine Warnung meines Freundes Jim Cook für
Möchtegern-Goldmünzen-Käufer:
"Nur deshalb, weil ein Münzhändler von einem Newsletter empfohlen
worden ist, bedeutet das nicht, dass er Sie nicht betrügen kann und
mit ihrem Geld verschwindet. Ich bin manchmal überrascht, wenn ich
sehe, wie Leute in einem Münzladen für sechsstellige Beträge
Goldmünzen kaufen, wenn der Ladenbesitzer Probleme hat, seine Schulden
zu bezahlen..."
"Das Verrückte dabei ist, dass die meisten der großen Betrügereien und
Pleiten in der Vergangenheit dann stattfanden, wenn Gold- und
Silberpreise stiegen und das Geschäft gut lief. Viele dieser
Münzhändler zockten am Future-Markt und verloren alles. Die
menschliche Natur ist nun einmal so, viele Menschen können einen
plötzlichen Geldzustrom nicht verkraften. Sie werden dann
größenwahnsinnig und investieren das Geld sehr dumm oder geben es aus.
Der Religions-Philosoph C. S. Lewis schrieb, dass 'Stolz die größte
Sünde ist'. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich weiß, dass es in
meinem Leben wirklich der Stolz war, der mich dazu geführt hat, die
dümmsten Dinge zu tun."
"Ein sicheres Signal dafür, dass ein Münzhändler bald scheitern wird,
ist, dass diese Firma konstant Niedrigpreisangebote macht. Man kann
mit so niedrigen Margen nicht überleben. Vor Jahren war ich mit meiner
Frau beim Schluss-Bankett einer Investment-Konferenz in Kalifornien.
Wir saßen mit mehreren anderen Ehepaaren an einem Tisch. Neben mir saß
ein dreister Hollywood-Produzent ohne das geringste Anzeichen von
Bescheidenheit. Im Laufe des Abends fand er heraus, dass ich ein
Goldhändler bin, und er verkündete laut, dass er niemals Geschäfte mit
mir machen würde. Denn er könnte seine Krügerrand-Goldmünzen erheblich
billiger erhalten bei einer Firma namens Jonathan's, einem bekannten
Händler in Los Angeles. Diese Firma war sehr berühmt geworden und
hatte sogar eine eigene Radiosendung. Manchmal schien es, dass sie
beim Verkauf von Goldmünzen gar nichts verdiente, sondern nur Umsatz
erzielen wollte. Meine Skepsis vermehrte sich, als bestätigt wurde,
dass diese Firma nicht ein Gramm des im Januar bestellten und
bezahlten Goldes auslieferte, und der Firmengründer Jonathan wurde
verhaftet. Seine Kunden verloren Millionen. Ich fragte mich immer, ob
dieser Hollywood-Produzent auch zu denen gehörte."
"Normalerweise gibt es keine Hoffnung für die Kunden, etwas zu
erhalten, wenn der Münzhändler Pleite geht. Ich habe Hunderte Anrufe
erhalten, von Leuten, die mich gefragt haben, wie sie denn zu den
Münzen kommen, die sie schon bezahlt haben. Also: Bevor Sie eine
Überweisung tätigen an jemanden, den Sie nicht kennen - da sollten Sie
zumindest Ihre Bank fragen oder glaubwürdige Finanzinformationen
beziehen."
*** Letzten Freitag hatte meine Frau Elizabeth Geburtstag. Wir
feierten im Restaurant des Hotels"Hasler", die eine Dachterrasse
haben. Das Essen war ziemlich gut... und die Aussicht spektakulär.

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