- The Daily Reckoning - Waves Of Commodities (Marc Faber, again) - Firmian, 30.03.2004, 23:14
- Dt. Fassung - Firmian, 31.03.2004, 22:49
Dt. Fassung
-->Ohne Nachrichten ist man besser dran!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Gestern habe ich nicht über Investments nachgedacht. Ich habe keine
Zeitungen gelesen... nicht im Internet gesurft... und noch nicht
einmal den Fernseher eingeschaltet...
.. was mich besonders qualifiziert dafür macht, eine Meinung dazu
abzugeben, was derzeit passiert...
Meine Meinung ist, dass die Flut wieder zurückgeht; nach 20... oder
fast 50 Jahren... Flut, geht sie jetzt wieder zurück. Fast alle Boote
- also Preise von Vermögensanlagen - werden tiefer sinken, während das
schuldengefütterte Wachstum absinkt.
In den USA haben die Leute im letzten halben Jahrhundert graduell von
der Produktion hin zum Konsum gewechselt. Jetzt hängt es von den
Krediten der Welt ab, dass sie weiter Geld ausgeben können. Während
die Amerikaner älter werden... und sich darauf freuen, mit ihren
Ersparnissen, die sie nicht haben, in Ruhestand zu gehen... bieten
jüngere und kräftigere Arbeiter in China, Indien und sonst wo an, ihre
Jobs zu niedrigeren Löhnen zu übernehmen.
Die Rally, die die Fed und die US-Regierung durch niedrigere Zinsen
und erhöhte öffentliche Ausgaben gebracht haben, kann den Wechsel von
Ebbe und Flut nicht dauerhaft verhindern. Jetzt sieht es so aus, als
ob die Aktienkurse ihr Topp erreicht haben. Die Aktienkurse und der
Dollar sind jetzt abwärts gerichtet.
Das ist nur meine Meinung. Aber zumindest ist das eine uninformierte
Meinung. Es gibt viele"Fakten", die man gegen meine Meinung verwenden
könnte. Wenn ich die Zeitungen gelesen oder ferngesehen hätte, dann
würde ich wissen, dass in den USA letzten Monat sehr viele Häuser
verkauft worden sind. Die Leute kauften sie fast schon Dutzendweise -
als ob es Viagra-Tabletten wären. Die amerikanischen Konsumenten gaben
weiterhin wie verrückt Geld aus.
Die International Herald Tribune zitiert jemanden, der sagt, dass
"Aktien ziemlich attraktiv sind, da das Wachstum der
Unternehmensgewinne ziemlich gut ist." Nun, da haben wir es: Aktien
sind attraktiv. Alles ist gut. Dann habe ich gelesen, dass erwartet
wird, dass der Dollar steigen und nicht fallen wird... und dass der
Goldpreis die Investoren"enttäuschen könnte".
Aber das ist das Problem mit den"News". Die Leute nehmen sie ernst.
Sie lesen die Zeitungen und denken, dass sie etwas wissen. Aber was
sie wissen, ist nicht mehr als die Vorurteile und Illusionen, die alle
anderen Investoren und die Medien haben... die sie fälschlicherweise
für die Realität halten.
Man ist besser dran, wenn man diese News ignoriert, liebe(r)
Leser(in). Aber wenige Leute können das. So denkt zum Beispiel fast
jeder Investor, dass er sich"informieren muss". Wenn er seine
Investments nicht beobachtet, dann fürchtet er, dass er die Kontrolle
über sie verlieren kann.
Dieser Investor wäre besser dran, wenn er angeln gehen würde. Denn
wenn er sich mit den Finanznachrichten beschäftigt, dann findet er nur
das heraus, was die anderen Leute bereits wissen... und das, was
andere Leute schon denken. Wenn er eine Aktie findet, die sich gut
anhört, dann ist das normalerweise eine Aktie, die das"smarte Geld"
bereits verkauft.
Der typische Investor informiert sich selbst nicht real - er
analysiert keine Jahresberichte und studiert Geschäftsmodelle, wie es
vielleicht Warren Buffett tun würde. Stattdessen absorbiert er nur die
jüngsten Massen-Gefühle, und er sieht keine Notwendigkeit, selbst
nachzudenken.
Der Mann ohne Information durch die Massenmedien ist dagegen in einer
besseren Position. Er weiß nichts. Er er weiß, dass er nichts weiß. Er
kann kaufen und verkaufen, in kompletter Ignoranz der aktuellen
Investment-Moden. Immun gegenüber dieser Mode... hat er zumindest
ausgeglichene Chancen.
Aber dennoch ist hier Eric Fry mit News aus Manhattan... aber ich
rate Ihnen, diesen News nicht zu viel Aufmerksamkeit zu widmen:
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Mittwoch, 31. März 2004
Der, der Geld zum sparen hat, soll es sparen
von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan
Hier im Nordosten der USA weicht der Winter endlich. Dieses Jahr
begann der März ziemlich kalt, aber er geht mild wie ein Schaf... was
die Versammlung von Schafen in der Gegend der Wall Street erklären
könnte.
Während die Hirten ihre Schafe direkt in die Gefahr führen, blöken die
Schafe wiederholt...
Der Dow Jones und der Nasdaq haben seit Jahresbeginn per saldo
verloren. Aber den Schafen ist das egal. Sie denken sich, dass es
besser sei, gemeinsam geschlachtet zu werden, als alleine rum zu
wandern.
Und jetzt ein bisschen Lesevergnügen... mit diesem Beitrag von Dr.
Marc Faber, der regelmäßig bei"Strategic Investment" schreibt:
"Er ist der Kopf einer monetären Autorität, die es nicht nur geschafft
hat, eine Reihe von Spekulationsblasen in ihrer heimischen
Volkswirtschaft zu kreieren, sondern auch sonst wo - beim
neuseeländischen und australischen Dollar, bei den Schulden der
Emerging Markets, bei US-Staatsanleihen, Rohstoffen, Aktien der
Emerging Marktes und Investitionen in China."
"Lautet der Name des gesuchten Mannes: A) Alan Alda; B) Allen Iverson;
C) Alan Abelson oder D) Alan Greenspan?"
"Die gesuchte Antwort ist natürlich D), Alan Greenspan. Die monetären
(Machenschaften) von Mr. Greenspan kennzeichnen eine Errungenschaft,
die niemand sonst in der Geschichte des Kapitalismus erreicht hat. Das
ist auch eine Leistung, die die Investoren niemals vergessen werden,
und die - sobald die kreditgefütterte, universale Spekulationsblase
einmal geplatzt ist - ganze Kapitel von Finanzgeschichtsbüchern mit
wirtschaftlichen und finanziellen Horrorgeschichten füllen wird."
"Ich tendierte zu der Ansicht", so Faber weiter,"dass einige
Vermögensanlagen 2004 weiter im Wert steigen würden, während andere,
so wie Anleihen, beginnen würden, in einen neuen längerfristigen
Bärenmarkt zu fallen. Nach reiflicher Überlegung bin ich jetzt
zunehmend überzeugt davon, dass irgendwann 'alles' entwirrt werden
könnte. Wenn die Zinsen steigen, dann ist es möglich, dass Anleihen,
Aktien, Rohstoffe und Immobilien alle gleichzeitig an Wert verlieren
werden."
"Wie ich bereits im Asien der 1990er festgestellt habe, war es nicht
wichtig, dass man vor der Krise von 1997 voll investiert war - sondern
es war wichtig, viel Cash zu haben, als die Werte der Finanzanlagen
nach der Krise um 90 % gefallen waren und es unglaubliche Schnäppchen
bei allen Anlageklassen gab."
Einen hohen Cash-Anteil zu haben, ist derzeit keine schlechte
Position. Ich habe vor kurzem geschrieben:"Legendäre Investoren
ertrinken regelrecht in Cash... es ist wirklich bemerkenswert, wie
viele Topp-Fondsmanager derzeit einen Bargeldbestand von über 20 %
haben, und sie sagen, dass sie kaum bis gar keine exzellenten
Kaufmöglichkeiten sehen."
Erinnern Sie sich daran, liebe(r) Leser(in), dass Warren Buffett seine
Milliarden dadurch verdient hat, dass er billig gekauft und teuer
verkauft hat. Ist es da nicht aussagekräftig, dass Buffett - das
Orakel von Omaha - derzeit fast keine kaufenswerten Titel findet? Ende
2003 hatte seine Anlagegesellschaft einen Cash-Anteil von 23 % - in
den vorigen vier Jahren hatte diese Kennziffer noch im einstelligen
Bereich gelegen.
"Wenn so viele respektierte Fondsmanager vorsichtig sind, dann macht
es Sinn, auf die zu hören", so Greg Wolper vom Morningstar."Selbst
die größten Fondsmanager können nicht einheitlich die Richtung er
Märkte voraussagen - und größtenteils versuchen sie es derzeit auch
gar nicht. Aber derzeit sprechen ihre Aussagen - und Taten - Bände."
Der, der Geld zum sparen hat, soll es sparen.
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Mittwoch, 31. März 2004
Eindrücke aus Rom
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Und wieder einmal bin ich unterwegs... gerade bin ich im
Eurostar, auf dem Weg nach London. Ich wäre eigentlich schon dort,
aber ich hatte ganz vergessen, meinen Wecker auf Sommerzeit
umzustellen - weshalb er 1 Stunde zu spät klingelte.
*** Gestern war ich noch in Rom, bei einer Messe im Petersdom. Unser
Sohn war mit seiner Pariser Schulklasse dort - die Schüler sollten
dort ihre Firmung erhalten. Wir kamen früh an, aber wir mussten leider
entdecken, dass Tausende Touristen ebenfalls in den Petersdom wollten.
Man musste sich mit Metall-Detektoren untersuchen lassen, und das
dauerte. Bis wir dran gewesen wären, wäre die Firmungs-Zeremonie
vorüber gewesen.
Wir wollten uns gerade unserem Schicksal ergeben und uns ganz hinten
anstellen, als wir andere Eltern bemerkten, die in der gleichen
Situation wie wir waren. Dieses französische Ehepaar sprach die
Sicherheitsbeamten an:
"Wir werden drinnen erwartet... sie warten auf uns für eine spezielle
Zeremonie in der Hauptkapelle", so die Französin. Zumindest war es
das, was ich verstehen konnte... begleitet von Gesten und Ausdrücken,
die überall in der romanischsprachigen Welt verstanden werden. Wir
gesellten uns rasch dazu, und nach ein paar Minuten Verhandlung wurden
wir durchgelassen.
Die Klasse von unserem Sohn Henry wurde nach der Größe der Schüler
ausgerichtet, sehr gewissenhaft, und Henry stand fast ganz am Ende,
bei den Größten. Alle Schüler waren in blau und weiß gekleidet und
verhielten sich ruhig, Mädchen wie Jungen. Henry, der seit Dienstag
mit seiner Klasse in Rom ist, sah aus, als ob er nicht geschlafen und
seine Haare nicht gekämmt hätte. Und er sah für uns auch nicht
besonders glücklich aus. Aber da schien er nicht der Einzigste gewesen
zu sein:
"Louis hat uns kaum angesehen", sagte eine Mutter."Foucauld schien es
peinlich gewesen zu sein, als wir auftauchten", so eine andere.
Der Petersdom ist das, was er vorgibt, zu sein: Die wichtigste
Kathedrale der Welt... die Mutterkirche der gesamten katholischen
Welt. Engel und Erzengel blicken von der bemalten Decke, aus Fresken
und Statuen auf die fotografierenden Touristen. Der üppige Luxus
dieser Kathedrale muss für Baptisten erschreckend sein. Aber für uns
war das eine Freude. Wir blickten nach oben, bis uns der Nacken weh
tat.
*** Leser mit geistlichen Tendenzen mögen sich fragen, wie die
Zeremonie abgelaufen ist. Diese Zeremonie sei, wie der Priester
erklärte, eine Bestätigung der Taufe... einzigartig für Katholiken,
die das die Firmung nennen. Er nannte das das"Glaubensbekenntnis".
Die Eltern nahmen in der Hauptkapelle Platz. Die Zeremonie fand in
Französisch statt, und es hörte sich wie eine Wiederholung der
Taufzeremonie an. Sowohl die Eltern als auch die Schüler stimmten zu,
dem Teufel zu entsagen. Dann, nachdem dem Teufel mehrmals entsagt
worden war, marschierten die Kindern nach draußen, gefolgt von den
Eltern, während die Touristen das fotografierten und sich
wahrscheinlich fragten, was da vor sicht geht.
Wir gratulierten Henry und machten ein paar Fotos. Dann, kaum 10
Minuten später, sammelten sich die Schüler und wurden in eine Pizzeria
geführt.
Meine Frau Elisabeth und ich schlenderten eine Zeitlang herum... wir
gingen durch den alten Teil Roms. Schließlich fanden wir einen sehr
schönen kleinen Platz, direkt westlich von der Piazza Navona. Dort
aßen wir direkt vor dem kleinen Hotel"Raffael" zu Mittag.
"Haben wir nicht Glück", sagte Elisabeth."Wer hätte gedacht, dass
unser Sohn seine Firmung im Petersdom haben würde."
"Ja", antwortete ich,"besonders, wo wir noch nicht einmal katholisch
sind."
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Mittwoch, 31. März 2004
Die Hypothese der effizienten Märkte
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich denke immer noch darüber nach, wie die"News" den Investoren
schaden... und auch den Wählern.
Ein paar Volkswirte haben den Nobelpreis dafür gewonnen, dass sie
beschrieben haben, wie Märkte auf News reagieren. Die Idee war, dass
der Aktienmarkt"perfekt" sei... oder"effizient". Demnach sind in
einem Aktienkurs bereits alle bekannten Nachrichten enthalten.
Diese"Hypothese der effizienten Märkte" war nicht exakt falsch, sie
war eher exakt absurd. Sie stellte sich einen Markt ohne Herz vor,
ohne Seele, ohne Geist. Sie bezog sich nur auf Informationen, so wie
ein Buchhalter eine Bilanz aufbaut. Sie nahmen an, dass der Markt eine
große Maschine sei, der jede Minute oder sogar Sekunde neue
Nachrichten aufnehmen würde und die dann perfekt verarbeiten würde...
ohne jemals auch nur eine Stelle nach dem Komma falsch zu setzen.
Es war demnach unmöglich, mehr als diese Maschine zu wissen. Denn
diese Maschine - der Markt - wusste laut dieser Theorie alles, was es
zu wissen gab. Deshalb lieferte sie jeden Tag den"perfekten" Kurs für
jede Aktie, für jede Sekunde des Tages. Kein Investor konnte das
besser als diese Maschine. Deshalb hätte er die Enron-Aktie kurz vor
Bekanntwerden des Bilanzskandals kaufen können... und wer hätte sich
beschweren können? Denn hatte er die Aktie nicht zum perfekten Preis
gekauft? Hatte nicht jede Aktie zu jeder Minute ihren perfekten Preis?
Einen Tag später könnte sich ein Aktienkurs zwar halbiert haben, aber
das ist nur der Charme der Hypothese der effizienten Märkte - denn
auch der neue Preis war perfekt!
Ich muss lächeln. Ich wünsche, ich hätte mir das ausgedacht. Elegant.
Konsistent. Nutzlos.
Stellen Sie sich den armen Investor vor, der den Aktienkurs von Enron
steigen sieht. Aufwärts und aufwärts... jeder Tag mit steigenden
Kursen hätte die Zuversicht dieses Investors erhöht. Der Markt sagte
ihm klar, dass diese Aktie mit jedem Tag besser würde. Der Kurs
stieg... und im Kurs spiegelte sich doch alles wider, was bekannt
sein konnte. Der Markt macht keine Fehler. Wenn ein Kurs steigt...
dann deshalb, weil dieser Kurs steigen SOLLTE. In der Demokratie der
Märkte gab es keine höhere Autorität als den Wähler selbst. Der Markt
zählte nur die Stimmen und proklamierte den Gewinner des Tages.
Nein, der Markt macht keine Fehler. Aber er kann seine Meinung ändern.

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