- Norbert Walter: Die Zehn Gebote für die Einwanderung - marocki4, 01.04.2004, 12:32
Norbert Walter: Die Zehn Gebote für die Einwanderung
-->Die Zehn Gebote für die Einwanderung
Norbert Walter
1. Zur sachgerechten Analyse der Wanderung sollte man über Zu- und Abwanderung reden. Wir brauchen beides. In einer globalisierten Welt sind Schüler-, Lehrer-, Studenten-, Arbeitnehmer-, Politiker- und Theologen-Austausch (um nur einige wichtige zu nennen) notwendige Grundlagen für gegenseitiges Lernen, kennen- und schätzen lernen.
2. Wegen der Geburtendefizite der letzten 40 Jahre und des Nachkriegsbabybooms haben wir bald viele Rentner und wenige Erwerbskräfte. Deshalb brauchen wir per saldo Einwanderung. Wir brauchen qualifizierte Ärzte und Pflegepersonal sowie junge Unternehmer, die die kinderlosen Mittelstandsunternehmer"beerben".
3. Viele Widerstände gegen Einwanderer resultieren aus der Vermutung, dass diese kaum einen Beitrag zur wirtschaftlichen Leistung erbringen, sondern vor allem die Sozialsysteme belasten und damit hohe Steuern und Sozialbeiträge für die leistungsbereite inländische Bevölkerung bedeuten. Deshalb sollte die Einwanderung in den Wohlfahrtsstaat ausgeschlossen werden.
4. Stattdessen gilt es, entsprechend unseren derzeitigen, mehr noch aber unseren künftigen Bedürfnissen, ausländischen Menschen die Möglichkeit zu geben, in unser Arbeitssystem und in unser Bildungssystem zu kommen. Für jene, die Arbeit finden und jene, die die Aufnahmeprüfungen in unsere Ausbildungs- und Bildungseinrichtungen bestehen (diese müssen für alle eingeführt und obligatorisch sein), sind Aufenthaltsgenehmigungen und Einbürgerung zu gewährleisten.
5. In einem Binnenmarkt, einem Gebiet ohne Binnengrenzen, ist es nicht möglich, nationale Wanderungspolitik fortzusetzen. Die EU muss die Freizügigkeit im Innern mit einer gemeinsamen Sicherung der Außengrenze, gemeinsamer Polizei- und Rechtspolitik und einer gemeinsamen Einwanderungspolitik ergänzen. Wer das nicht will und den Binnenmarkt anstrebt ist schizophren.
6. Erfahrungen in geübten Einwanderungsländern zeigen, dass die Integration von mehr als einem halben Prozent der Bevölkerung pro Jahr selbst integrationswillige Länder überfordert.
7. Nettoeinwanderung wird wohl nicht aus Ländern kommen, die ähnlich oder mehr als Deutschland schrumpfen werden, sondern aus Ländern mit Bevölkerungsüberschuss. Zudem wird Wanderung immer bevorzugt auf alten Trampelpfaden erfolgen. Zuwanderung aus Mittel- und Osteuropa dürfte kaum erfolgen, wohl aber aus dem Nahen Osten und Nordafrika, für Deutschland aus der Türkei.
8. Um die Integration in den kommenden Dekaden zu erleichtern, sollten Kinder in potentiellen Auswanderungsländern Sprach- und Kulturkenntnisse ihres künftigen Gastlandes durch Lehrer aus der EU bekommen.
9. Sprachkompetenz, Akzeptanz der Regeln und Integrationswille sind Voraussetzung für Partizipation. Sie sind deshalb von allen, auch den Einwanderern, zu fordern.
10. Um die Belastung öffentlicher Kassen zu vermeiden, brauchen jene Einwanderer, die diese Bedingungen nicht erfüllen, einen inländischen Bürgen.
Beitrag für Rheinischer Merkur, März 2004
25. März 2004
Deutsche Bank Research
Autor: Norbert Walter (+49 69 910-31810)
<ul> ~ Quelle: Deutsche Bank</ul>

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